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Fundi-Debatte

Theologische Beiträge zur Phänomen ologie und Hermeneutik des christlichen Fundamentalismus
Christ

​​Copyright Thomas Plaßmann​

Die Beiträge von werkstattgespräche-fundamentalismus.de beleuchten das Spektrum des christlichen Fundamentalismus, beginnend mit progressiven bis hin zu konservativen Perspektiven. ​ > Literaturverzeichnis

"In der Öffentlichkeit redet man vom Fundamentalismus erst seit etwa Ende der siebziger Jahre. … Ursprünglich wurde der Begriff »Fundamentalismus« im bejahenden Sinne von Leuten verwandt, die sich selber Fundamentalisten nannten. Sie prägten das Wort im Jahre 1910 in den USA, um damit ihre eigene Form von christlicher Gläubigkeit zu kennzeichnen. 

Der polemische Gebrauch des Wortes »Fundamentalismus« wiederum hatte ursprünglich nichts mit dem zu tun, was man heute unter »Fundamentalismus« versteht; er bezog sich nicht auf die beiden Bereiche, in denen man ihn heute meist ansiedelt: auf Religion und Politik, sondern auf die Wissenschaftstheorie und geht auf Hans Albert zurück, einen Vertreter der philosophischen Schule des Kritischen Rationalismus.

Albert verstand unter Fundamentalisten Philosophen, die seinen radikalen Skeptizismus in Bezug auf endgültige Wahrheitserkenntnis nicht teilten und die im Gegensatz zu ihm behaupteten, es dürfe für jeden Erkenntnisbereich nur eine wahre Theorie geben.

Inzwischen hat sich das negative Vorzeichen für das Wort »Fundamentalismus« weitgehend durchgesetzt. Heute benutzt man den Begriff hauptsächlich als (aggressiv oder ironisch gehandhabte) geistige Keule, die man seinen Gegnern um die Ohren schlägt, entweder um sie wegen ihrer vermeintlichen Rückständigkeit lächerlich zu machen oder um ihre angebliche Gefährlichkeit zu kennzeichnen.

Dabei operiert man oftmals mit bloßen äußerlichen Analogien. Auf diese Weise ist zum Beispiel der Begriff »islamischer Fundamentalismus« in die Welt gesetzt worden, wobei man von gewissen angeblichen Gemeinsamkeiten zum amerikanischen Fundamentalismus ausging, obwohl dem sorgfältigen Beobachter eher die Unterschiede ins Auge springen. …

Angesichts der Tatsache, dass man inzwischen bereits vom christlichen, islamischen, zionistischen, hinduistischen, marxistischen, ökologischen und nationalistischen Fundamentalismus spricht, wobei sich diese Aufzählung ohne Schwierigkeit noch weiter vervollständigen ließe, fragte auch er [Thomas Meyer, Politikwissenschaftler] sich, ob diese verschiedenartigen Richtungen mit völlig unterschiedlichen Lebensformen, Zielsetzungen und inneren Gewissheiten, »Junge und Alte, Bauern, verelendete Slumbewohner, Intellektuelle und prosperierende Bürgerkinder, die nichts zu verbinden scheint als die äußere Zeit ihres Lebens, Gebildete und Ungebildete in den entlegensten Orten der Erde«, wirklich ein gemeinsames Fundament besitzen, das es rechtfertigt, auf sie alle den einen Oberbegriff »Fundamentalismus« anzuwenden.

Dass Meyer dennoch an der These von einer inneren Gemeinsamkeit aller Fundamentalisten festhält, hängt damit zusammen, dass er hinter allen diesen unterschiedlichen Formen dennoch eine sie verbindende Grundlage zu sehen meinte: einen antiaufklärerischen Impuls im Sinne eines Antimodernismus.

Tatsächlich spielt dieser bei der Entstehung des Fundamentalismus eine wesentliche Rolle, ja er ist sogar ein Angelpunkt des Problems. Aber er geht darin nicht auf. Auch Gandhi war zum Beispiel ein Antimodernist, ohne dass man ihn deswegen als Fundamentalisten bezeichnen könnte. …

Daher ist es präziser zu sagen, Fundamentalismus ist nicht nur Kampf gegen die Moderne, sondern zugleich eines ihrer typischen Gesichter: Beide stehen sich durch die Entwurzelung ihrer Vertreter und durch deren Verdrängung ihrer Zweifel und durch ihre Hilflosigkeit gegenüber scheinbar unlösbaren Problemen sehr viel näher, als das die einen und die anderen wahrhaben wollen."

Dr. Werner Huth, Facharzt für Psychiatrie u. Neurologie, Psychoanalytiker, 1973-1991 Lehrbeauftragter an der Münchner Hochschule für Philosophie.

​​Huth, W. (1995). Flucht in die Gewissheit: Fundamentalismus und Moderne (S. 26–27, 33–34). Claudius-Verlag. 

"Der Begriff Fundamentalismus diente ursprünglich als Selbstbezeichnung einer Bewegung, die sich in den 70er Jahren des 19. Jh. als Zusammenschluss prot.-konservativer Gruppen in den USA formierte und sich 1919 zur »World’s Christian Fundamentals Association« vereinigte.
Von Fundamentalismus ist schriftlich zum ersten Mal die Rede im Titel einer Schriftenreihe, die von 1909-1915 in den USA unter dem Titel »The Fundamentals - A Testimony to the Truth« erschien.

Unter Berufung auf die Verbalinspiration und absolute Irrtumslosigkeit der Hl. Schrift verstanden sich diese nordamerikanischen-protestantische Fundamentalisten als offensive Gegenbewegung zu Liberalismus und Modernisierung, die auch die prot.-christliche Welt ergriffen hatten. … Seine Lehren, »die fünf Fundamente« 


Irrtumslosigkeit der Bibel, -
Jungfrauengeburt, Gottheit Jesu Christi, 
stellvertretendes Sühneopfer und
leibliche Auferstehung und
Wiederkunft Christi [Parusie],

werden - insbesondere, weil sie biblischen Vorstellungs- und Darstellungsformen wörtlich entsprechen - aus der traditionellen Lehrbildung herausgegriffen, ohne dass der theologische Zusammenhang beachtet wird …

Eine genaue Beschreibung des Fundamentalismus in den prot. Kirchen wird dadurch erschwert, dass die Zuordnungen dabei durcheinandergehen. Häufig wird »fundamentalistisch« mit den Bezeichnungen »evangelikal«, »pietistisch«, »biblizistisch«, »bibeltreu« oder »konservativ« gleichgesetzt. Wenigstens eine grobe Abgrenzung wäre hier vonnöten.

Unbestreitbar gibt es zw. Fundamentalisten, Evangelikalen und Pietisten einige Gemeinsamkeiten: v.a. die grundlegende Bedeutung der Schrift und die persönliche Frömmigkeit.
Gemeinsam ist allen drei Gruppierungen bis heute der Kampf gegen liberale theologischen Strömungen. Hier spielt bes. die Auseinandersetzung mit der seit der Aufklärung in der protestantischen Theologie vorherrschenden historisch-kritische Exegese eine entscheidende Rolle:

Es wird die buchstäbliche Irrtumslosigkeit der Schrift behauptet (Verbalinspiration), mit Ausnahme der Textkritik die wissenschaftlichen Methoden der Auslegung der Schrift verworfen, die Forderung nach Hermeneutik im Umgang mit einem geschichtlichen Text verneint.

Das wohl bekannteste Ergebnis dieses fundamentalistischen Schriftlesens ist der sogenannte »Kreationismus«: das unbedingte und wortwörtliche Festhalten an der biblischen Schöpfungsgeschichte und zugleich das strikte Ablehnen jeder Form einer Theorie der Evolution, sei es im Sinne Ch. R. Darwins oder einer seiner Nachdenker."

Religion in Geschichte und Gegenwart - RGG 4 | Prof. Dr. Gottfried Küenzlen | PD Dr. Joachim Zehner | Katinka Lutze M.A. | Prof. Dr. Bernhard Dressler.

 

​Küenzlen, G., Zehner, J., Lutze, K., & Dressler, B. (2000). Fundamentalismus. In H. D. Betz, D. S. Browning, B. Janowski, & E. Jüngel (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart: Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft (4. Aufl., Bd. 3, S. 414 ff.). Mohr Siebeck. 

Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG 4)

 

 


"„Fundamentalismus“ ist eine der großen Herausforderungen der modernen Welt und zugleich einer der am häufigsten missbrauchten Begriffe der Gegenwart.

Ein schillerndes Phänomen, aber alles andere als eine bloße Schimäre. Höchst real in Geist und Motivation rücksichtsloser Kollektive, die im Namen ihrer selbsterkorenen Gewissheiten strafen, unterwerfen, herrschen und töten, nicht selten aber auch von den jeweiligen Benutzern des Begriffs nach Belieben zur vernichtenden Etikettierung missliebiger Ideen, Personen oder Gruppen verwandt.

Der Begriff ist also mit Vorsicht zu genießen. Er klärt oder rüttelt auf, wo er am Platze ist, aber vernebelt und verwirrt, wo er als bloße Diffamierungswaffe eingesetzt wird. Folglich kann er, um Missbrauch zu vermeiden, nicht einfach zu den Akten gelegt werden. ...

Fundamentalismus, im wohlverstandenen Sinne, ist im Grunde ein Paradox. Er will in der modernen Welt mit den Mitteln der modernen Kultur, Wissenschaft, Technologie und Waffenarsenale, sowie Massenorganisation und -kommunikation, die Normen und Orientierungen, die der modernen Kultur und all diesen Errungenschaften zugrunde liegen, radikal aus der Welt schaffen.

Sein Auftreten in den öffentlichen Arenen der Welt lässt sein Hauptkennzeichen deutlich werden. Es handelt sich bei ihm gerade nicht primär um eine religiöse Lebensform, sondern um eine politische Ideologie, die auf die Rechtfertigung eigener Macht und Herrschaft im öffentlichen Raum gerichtet ist.

Der Bezug des Fundamentalismus zur Religion besteht vor allem darin, dass er sich ihrer nach Belieben zur Rechtfertigung seiner Vormachtsansprüche über die Lebenswelt und das Gemeinschaftsleben bedient. ... (S. 7)

Er ist aber, um dieses verbreitete Missverständnis von vornherein zu zerstreuen, keineswegs identisch mit der Rückkehr des Bedürfnisses nach Religion ins private und öffentliche Leben überhaupt, denn dieses kann viele, vor allem auch rechtsstaatlich-demokratische Formen annehmen. Er ist vielmehr eine sehr spezielle Form ins öffentliche Leben gewendeter absoluter Heilsgewissheit. (S. 9)

Tatsächlich hat sich auch gezeigt, dass fundamentalistische Strömungen unter geeigneten Bedingungen in allen Kulturen der Welt entstehen und mächtige politische Energien freisetzen können.

Den protestantischen Fundamentalismus in den USA, den Hindu-Fundamentalismus in Indien, den evangelikalen Fundamentalismus im ehedem katholischen Guatemala, den jüdischen Siedler-Fundamentalismus in Israel, den buddhistischen Fundamentalismus in Sri Lanka, den islamischen Fundamentalismus im Iran oder in Algerien, den konfuzianischen Fundamentalismus in Südasien, den römisch-katholischen Fundamentalismus in Europa und den USA, um mit den maßgeblichsten Fällen die unbegrenzte kulturelle Bandbreite sichtbar zu machen (S. 16)

In der Sache hat es Fundamentalismus seit dem Beginn der kulturellen Modernisierung als deren immanenten Gegenimpuls schon immer gegeben.

Das Wort trat zuerst im Zusammenhang mit einer religiösen Schriftenreihe in Erscheinung, die in den Jahren 1910 bis 1915 in den USA unter dem Titel „The Fundamentals“ erschien. Sie trug den kennzeichnenden Titel „A Testimony to Truth“ - Ein Zeugnis der Wahrheit .

1919 gründeten die protestantischen Christen, die die Reihe herausgegeben hatten, eine weltweit tätige Organisation, die „World's Christian Fundamentals Association“. Damit war die Bezeichnung „Fundamentalismus“ für diese Art christlicher Glaubensüberzeugung geprägt und hat sich zunächst für sie im allgemeinen und im wissenschaftlichen Sprachgebrauch durchgesetzt.

Allmählich wurde sie auch auf andere Ideologien und Bewegungen zunächst im Katholizismus und dann in anderen Kulturbereichen bezogen, wenn sie die charakteristischen Merkmale teilten. (S. 17)

Dieses Gründungsdokument des modernen protestantischen Fundamentalismus war vor allem gegen die historisch-kritische Bibelauslegung gerichtet, die sich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa und Amerika ausbreitete." (S. 18)

Prof. Dr. Thomas Meyer, Prof. em. für Politikwissenschaft, Technische Universität Dortmund.

 

Meyer, T. (2011, Juli 15). *Was ist Fundamentalismus? Eine Einführung* (S. 7, 9, 16–18). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

​Julian Nida-Rümelin. Thomas Meyer. Gert Heidenreich. Frankfurter Buchmesse (Oktober 2009)

"Soweit man von einer fundamentalistischen Theologie sprechen kann, handelt es sich in den Grundzügen um die Behauptung reformatorischer Tradition in ihrer altprotestantischorthodoxen Gestalt.
Dabei treten allerdings in weiten Bereichen vor allem des angelsächsischen Fundamentalismus die innerprotestantischen konfessionellen Unterscheidungen zurück; soweit der Fundamentalismus von der Erweckungsbewegung her bestimmt ist, hat er keinen betont konfessionalistischen Charakter, verhält sich allerdings der ökumenischen Bewegung gegenüber ablehnend.


Alles Gewicht fällt auf einige Brennpunkte, die als elementare Glaubenswahrheiten verstanden werden und in deren unbedingter Bejahung der Prüfstein echten Glaubens gesehen wird. Die fundamentalistische Bewegung hat eine Reihe von Erklärungen hervorgebracht, in denen solche „Essentials“ aufgezählt werden, an ihrer Spitze das sog. Niagara Creed von 1878, eine ziemlich ausführliche bekenntnisartige Formulierung, in der die Niagara Conference (USA) sich über ihre Basis verständigte (abgedruckt bei Sandeen im Appendix).

Solche Erklärungen stimmen nicht in allen Einzelheiten überein (das Niagara Creed z. B. enthält einen eschatologischen Artikel mit einer chiliastischen Färbung, die nicht zum Allgemeingut des Fundamentalismus gehört). … Gemeinsam ist aber die Nennung etwa folgender unabdingbarer Glaubenswahrheiten:


die Trinität; die wahre Gottheit Jesu Christi; seine jungfräuliche Geburt;
die Versöhnung durch sein Blut;
seine leibliche Auferstehung;
seine ebenso leibhaftig zu erwartende Wiederkunft auf diese Erde zum Gericht"


Theologische Realenzyklopädie (TRE) | Prof. Dr. Wilfried Joest, 1956-1981 Prof. für Systematische Theologie an der Universität Erlangen-Nürnberg.

 

Joest, W. (1983, Oktober). Fundamentalismus. 3. Zur Theologie. In Theologische Realenzyklopädie TRE (Band 11, S. 732 ff.). Berlin, New York: Walter de Gruyter. TRE Online, 2010.

Theologische Realenzyklopädie (TRE)

"Um von Fundamentalismus im engeren Sinn des Wortes sprechen zu können, reicht das Motiv der Verbalinspiriertheit und Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift als Definitionskriterium noch nicht aus.
Es müssen weitere Motive hinzukommen: die konservative politische Gesinnung und der Wille, religiös begründete Überzeugungen auch politisch durchsetzen zu wollen, also die Verbindung von Politik und Religion.

Der christliche Fundamentalismus in diesem engeren Sinn ist in Europa kein politisch einflussreicher Faktor. Hier stellen sich fundamentalistische Strömungen in ihren protestantischen oder katholischen Spielarten vor allem als kirchenpolitische, seelsorgerliche und ökumenische Herausforderung dar. …


Der Bibelfundamentalismus meint dem Streit um die rechte Auslegung der Bibel entfliehen zu können, indem er die Bibel gleichsam ins Credo mit aufnimmt und sagt: „Wir glauben an die Bibel als das von Gott gegebene ,irrtumslose' und unfehlbare' Wort Gottes." …

Die Bibel wird missverstanden, wenn ihr Charakter als Glaubenszeugnis verleugnet wird. In ihr lässt sich kein Vorrat unfehlbarer Fakten finden: zur Welterschaffung, zum Endzeitablauf, zur Strategie, Krankheiten schnell und wirksam zu heilen.


Fundamentalistische Strömungen verleugnen christliche Freiheit und sind von der Angst bestimmt, das Fundament christlicher Glaubensgewissheit könnte durch die Offenheit gegenüber moderner Wissenschaft und die Einsicht in die Geschichtlichkeit der christlichen Wahrheitsgewissheit ins Wanken geraten
Man kann sich bemühen, den Fundamentalismus als Antwortversuch auf die Vergewisserungssehnsucht des Menschen in komplexen, unübersichtlichen Lebenskontexten zu verstehen. Dieser Versuch ist jedoch erfolglos. Glaubensgewissheit ist ein unverdientes Geschenk und menschlicher Verfügung entzogen."


Dr. Reinhard Hempelmann, seit 2003 Lehrbeauftragter Theologische Fakultät d. Uni Leipzig, 1999-2019 Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen EZW, Berlin.​

​​Hempelmann, R. (2011, Oktober). Neue christliche Religiosität – Protestantischer Fundamentalismus. In R. Hempelmann u. a. (Hrsg.), Quellentexte zur neuen Religiosität (EZW-Texte 215, S. 88–90). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.​

​Dr. Reinhard Hempelmann (2012)

 

 


"Religionen können Gewalt hervorrufen und legitimieren. Und sie können vor Gewalt warnen. Dazu sind alle Religionen in der Lage. Dazu ist der Islam in der Lage, aber das Christentum auch. Der große Bernhard von Clairvaux hat im zwölften Jahrhundert zu Kreuzzügen aufgerufen, und er hat seine Gefolgsleute angestachelt mit der Parole: Gott will es! Das hat es auch bei bedeutenden Christen gegeben.

Nur, eines muss ich sagen: Wir haben unsere Lektion gelernt. Die furchtbaren Gewaltausbrüche im Mittelalter haben dazu geführt, dass wir gesagt haben, Gewalt und Religion gehen nicht zusammen, und da kam es in unserem Land am Ende zur Trennung von Staat und Kirche, damit die Kirchen nicht mehr die staatliche Gewalt zur Durchsetzung ihrer Interessen nutzen können. Die Lektion haben wir gelernt.

Das ist in islamischen Ländern anders. Eine christliche Republik Deutschland wäre undenkbar. Eine islamische Republik Iran gibt es aber! Da sind die Entwicklungen sehr unterschiedlich verlaufen.

Da, wo ein Glaube fundamentalistisch verstanden und gelebt wird, hat er eine Tendenz zur Gewalt, Weil es in allen heiligen Büchern, auch in der Bibel, Passagen gibt, die Gewalt legitimieren. Und die werden von Fundamentalisten als Selbstermächtigung genutzt, um andere mit Gewalt zu überziehen."

Dr. h.c. Nikolaus Schneider, 2010-2014 Ratsvorsitzender der EKD, 2003-2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

​Schneider, N. (2010, Oktober 17). „Tacheles“ - die Talkshow der evangelischen Kirche: Marktkirche Hannover, Streit über Religion und Gewalt: Von Diskriminierung und Fundamentalismus. Phoenix. Abgerufen 2010, von tacheles.tv/streit-um-religion-und-gewalt.php

Evangelische Kirche d. Pfalz | Protestantische Landeskirche

 

 


"Die Protestation zu Speyer von 1529

 Geburtsstunde des Protestantismus"

"Sie ist protestantisch und ganz besonders stolz darauf: Die «Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)» ist die einzige evangelische Landeskirche in Deutschland, die in Erinnerung an die Protestation auf dem Speyerer Reichstag von 1529 das Prädikat «protestantisch» im Namen trägt.

Am 19. April 1529 erhob eine evangelische Minderheit von sechs deutschen Fürsten und 14 Reichsstädten Einspruch gegen einen Mehrheitsbeschluss des Reichstags, der die Reformation zum Stillstand bringen wollte. Mit zahlreichen Veranstaltungen feiert die pfälzische Landeskirche in diesem Jahr das 475. Protestationsjubiläum."


Dr. Alexander Lang, Redakteur Evangelischer Pressedienst epd, Speyer.

 

Lang, A. | epd. (2004, April 16). Die Protestation zu Speyer von 1529: Geburtsstunde des Protestantismus. epd. Abgerufen 2004, von ekd.de/news_archiv_2004/die-protestation-zu-speyer-1529.php

 


"Der Zweite Reichstag zu Speyer 1529 [Protestation zu Speyer] ist ein Meilenstein auf dem Wege zu neuzeitlicher Gewissensfreiheit. Er ist auch eine Wegmarke in der Geschichte der Intoleranz gegenüber Andersgläubigen und Nonkonformisten, sofern diese ohne politischen Schutz und Rückhalt waren.
Auf der einen Seite steht die mutige Protestation der neunzehn evangelischen Reichsstände, die sich ihr religiöses Gewissen politisch nicht binden ließen, und auf der anderen Seite steht das Mandat, das die Todesstrafe gegen die Täufer reichsrechtlich verfügte. …

Das Wiedertäufermandat wurde vielmehr einmütig zum Reichsgesetz erhoben und dem Reichsabschied einverleibt. Der Speyerer Reichstag ist die Geburtsstunde des Protestantismus genannt worden.
Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass mit diesem Reichstag auch die Sterbestunde des Täufertums eingeläutet wurde. Einige Gruppen konnten die schweren Verfolgungen zwar überstehen, der vitale Schwung des Aufbruchs wurde aber gebrochen und verflüchtigte sich zu Kümmerformen täuferischer Gemeindebildungen.

Das Wiedertäufermandat von Speyer

Der Inhalt des Wiedertäufermandats, genauer der »Konstitution«, die dem Reichsabschied beigefügt wurde, ist schnell zusammengefasst:

1. Wer wiedertauft oder sich der Wiedertaufe unterzogen hat, ob Mann oder Frau, ist mit dem Tode zu bestrafen, ohne dass vorher noch ein geistliches Inquisitionsgericht tätig zu werden braucht.

2. Wer sein Bekenntnis zu den Wiedertäufern widerruft und bereit ist, für seinen Irrtum zu sühnen, soll begnadigt werden. Er darf jedoch nicht Gelegenheit erhalten, sich durch Ausweisung in ein anderes Territorium einer ständigen Aufsicht zu entziehen und eventuell rückfällig zu werden. Die hartnäckig auf der täuferischen Lehre beharren, werden mit dem Tode bestraft.

3. Wer die Wiedertäufer anführt oder ihre Ausbreitung vorantreibt (Fürprediger, Hauptsacher, Landlauffer und die aufrührerischen Aufwiegler), soll »keines wegs«, also auch bei Widerruf nicht, begnadigt werden.

4. Wer nach einem ersten Widerruf rückfällig geworden ist und abermals widerruft, soll nicht mehr begnadigt werden. Ihn trifft die volle Strafe.

5. Wer die Taufe für seine neugeborenen Kinder verweigert, fällt ebenfalls unter die Strafe, die auf Wiedertaufe steht.

6. Wer von den Täufern in ein anderes Territorium entwichen ist, soll dort verfolgt und der Bestrafung zugeführt werden.

7. Wer von den Amtspersonen nicht bereit ist, nach diesen Anordnungen streng zu verfahren, muss mit kaiserlicher Ungnade und schwerer Strafe rechnen.

 

(Kühn, J., Bearb., 1963. Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., VII. Band, 2. Halbband. Vandenhoeck & Ruprecht, S. 1325 ff.)

Mit der Wiedertaufe ist ein Strafbestand so eindeutig gegeben, dass ohne Umschweife und Verzögerung zur Bestrafung geschritten werden kann. Eindeutigkeit und schnelles Aburteilen sollen langwierige und laxe Gerichtsverfahren gegen die Täufer gar nicht erst weiter einreißen lassen. Was noch alles hinzukommen, zur Entlastung oder Milderung der Strafe beigebracht werden mag, Wiedertaufe ist ein eindeutiger und ausreichender Strafbestand. Sie ist Ketzerei und wird mit dem Tode bestraft."

Prof. Dr. Hans-Jürgen Goertz, mennonitischer Theologe u. Historiker, 1975-2002 Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg. 

 

​Goertz, H.-J. (1980). Die Täufer: Geschichte und Deutung (2. erw. Aufl., S. 121 f.). C. H. Beck Verlag, 1988.

​"Die rechtliche Grundlage der Täuferverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert bildete das sogenannte Wiedertäufermandat, das 1529 auf dem Reichstag zu Speyer [Protestation zu Speyer] beschlossen worden war.

Auch das nach wie vor gültige Augsburger Bekenntnis der lutherischen Kirchen legitimierte die Verfolgungen, indem es die Täufer ausdrücklich verdammte. An den Verfolgungen waren die jeweiligen Landesherren und gleichermaßen die Römisch-katholische Kirche, die lutherische und reformierte Geistlichkeit beteiligt."

Wikipedia. (2024). Märtyrer der Täuferbewegung. In Wikipedia. Abgerufen am 15. August 2024, von de.wikipedia.org/wiki/Märtyrer_der_Täuferbewegung

 


"Etwa 1000 namentlich erfasste Täufer ließen im 16. und 17. Jahrhundert aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen ihr Leben. Davon finden sich etwa 800 Namen allein im mennonitischen Märtyrerspiegel. … Die Täuferforschung geht davon aus, dass die dokumentierte Opferzahl mindestens verdoppelt werden muss. …

An den Verfolgungen waren neben den staatlichen Behörden die römisch-katholische Kirche, die lutherische und die reformierte Geistlichkeit beteiligt. … Nahezu 25 Prozent der Hinrichtungen in protestantischen Territorien des Reiches fanden in Kursachsen statt. Hier hatte sich bereits 1531 Philipp Melanchthon in einem Gutachten für die Todesstrafe für aufrührerische Täufer ausgesprochen. 

Im Erzbistum Salzburg wurde am 23. April 1523 bekannt, dass sich in Salzburg neben den Anhängern Luthers auch Wiedertäufer befänden. … Man spürte eine Versammlung von 32 Täufern auf. Von ihnen wurden drei verbrannt, fünf durch das Schwert hingerichtet, eine Frau und ein sechzehnjähriges Mädchen ertränkt. Vier Tage später wurden wieder vier Täufer zum Scheiterhaufen geführt, vier Widerrufende enthauptet und fünf mitsamt dem Versammlungshaus verbrannt, darunter ein Geistlicher. …


Der Täuferforscher Wolfgang Krauß spricht im Blick auf das Ausmaß des Martyriums, das die Täufer durchlitten haben, von einem „Ekklesiozid“."

​Wikipedia. (2024). Täufer, Ausmaß der Verfolgung. In Wikipedia. Abgerufen am 15. August 2024, von de.wikipedia.org/wiki/Täufer

 


"Für Menschen, die sich in Kirchengeschichte ein bisschen eingelesen haben, ist es kein Geheimnis mehr, dass die allgemeine Taufe, der eigentliche Taufzwang für jedermann („jedes-kind“), zu einem Instrument der Macht mutierte oder gemacht wurde. In der einen Waagschale lagen die Interessen der grosskirchlichen Gebilde, in der andern die seelisch-geistlichen Bedürfnisse der zahllosen Mitglieder.

Denn bekanntlich sehnen sich alle Menschen nach dem Seelenheil und nach einem Rechtsein vor Gott. Dieses bekamen sie stets zugesprochen, jedoch zum Preis der Kirchenmitgliedschaft durch Taufe und Kirchensteuer. Es war ein ausgeklügeltes Spiel der Kräfte und Bedürfnisse. Es überlebte sogar die Reformation, die Grundlagenemeuerung der Kirche. Das Spiel ging weiter. Man erfand auch noch ein paar neue Regeln. …

Also schufen wir die Konfirmation, das lateinische Wort für die persönliche „Bestätigung“ der Taufe. Trotzdem verzichten verantwortungsvolle Geistliche darauf, von Sechzehnjährigen vor versammelter Gemeinde ein Bekenntnis abzuverlangen. Wer möchte sie schon zum Heucheln zwingen? … Ohne geistlichen Missbrauch."

Pfarrer Paul Veraguth, Theologe und Autor, bis 2014 Pfarrer der Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Wattenwil-Forst, Schweiz.

​​Veraguth, P. (2005, Februar 1). Sag mir, wo die Blumen sind: Das Anliegen der Wiedertaufe (S. 16-17). Winterthur, Schweiz: Schleife Verlag.

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"Fundamentalisten sind immer die Anderen."

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Dr. Raúl Páramo-Ortega, Mediziner und Psychoanalytiker.

 

Páramo-Ortega, R. (2008). *Fundamentalisten sind immer die Anderen: Freud im Zeitalter des Fundamentalismus*. Leibniz Institute for Psychology ZPID. Abgerufen am 17. August 2024, von doi.org/10.23668/psycharchives.10363

"Gottfried Kirschner … hatte ... plötzlich die Idee, die Bibel einmal für sich zu lesen. Als er feststellte, dass im Neuen Testament keine Babys getauft werden sondern Erwachsene, begann eine Entwicklung, die das Ende als praktizierender Theologe bedeutete. Gottfried Kirschner ließ sich wiedertaufen und wurde prompt vom Dienst suspendiert."

 

​​​​SÜDKURIER. (2003, April 15). Blumberg: Gott hilft nicht immer. Vortrag von Gottfried Kirschner: „Wenn die Seele streikt.“ SÜDKURIER. Abgerufen am 18. August 2024, von suedkurier.de/archiv/region/schwarzwald-baar-heuberg/blumberg/art1360155,378831

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"Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden."

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Jesus Christus (Markus 16,16)

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"Theologisch muss festgehalten werden, dass die Taufe nicht geeignet ist, Ausdruck einer aktiven Antwort des Glaubenden zu sein; sie setzt nicht die Mündigkeit und den Glauben voraus, sondern ruft ihn hervor. Die Taufe von Säuglingen ist von daher eine Anerkennung der Voraussetzungslosigkeit des Handelns Gottes."​

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Rat der EKD. Das von Synode und Kirchenkonferenz gewählte Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

​​Rat der EKD. (2008). Die Taufe: Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche (Hrsg. vom Kirchenamt der EKD, S. 43). Abgerufen am 18. August 2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/TaufeEKD.pdf

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"Erstmals hat die evangelische Kirche einen Pfarrer wegen einer Wiedertaufe gefeuert. Die Bischöfe fürchten eine Abkehr vom Prinzip der Babytaufe - und damit katastrophale finanzielle Folgen.

In der Pfarrgemeinde Schönstadt bei Marburg war Gottfried Kirschner allseits beliebt. Auch der Kirchenvorstand zeigte sich "äußerst zufrieden": "Ein fähiger Seelsorger."
Trotzdem wurde der Gefeierte gefeuert. Weil der Pastor, 38, sich Ende letzten Jahres noch einmal hatte taufen lassen, habe er, so das Kündigungsschreiben der protestantischen Kirchenoberen zu Kassel, "in schwerwiegender Weise gegen das Bekenntnis unserer Kirche verstoßen". ...​

Tatsächlich gibt es im Alten wie im Neuen Testament, das auch die Erwachsenentaufe Jesu durch Johannes den Täufer schildert, weder ein Gebot der Kindstaufe noch ein Verbot der Wiedertaufe - ein Umstand, der offenbar dazu beiträgt, dass die Kirchenleitung eine breite öffentliche Diskussion des Falles Kirschner scheut.

"Um weiteren Schaden von seiner Gemeinde abzuwenden", hat das Landeskirchenamt in Kassel den Schönstädter Pfarrer "dringend" aufgefordert, sich "in Gesprächen mit Gemeindegliedern" über den Grund seiner Entlassung "zurückzuhalten". Im übrigen möge Kirschner sich "eine Wohnung an einem anderen Ort" suchen."

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DER SPIEGEL. (1982, März 29). KIRCHE: Leichter rein als raus. DER SPIEGEL, 13/1982. Abgerufen am 18. August 2024, von spiegel.de/politik/leichter-rein-als-raus-a-08287f70-0002-0001-0000-000014339469

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"Wer sich wiedertaufen lässt, bezweifelt die Geltung der als Kind oder Erwachsener empfangenen Taufe und widerspricht der Lehre und Praxis der Taufe in der evangelisch-lutherischen Kirche. Dem ist seelsorgerlich nachzugehen, auch der bekundeten Absicht dazu.

Mit einer Wiedertaufe geschieht die Trennung von der Landeskirche, solange die Betreffenden sich nicht von der Wiedertaufe distanzieren und ihr Einverständnis mit Lehre und Praxis der Taufe in der evangelisch-lutherischen Kirche bekunden."

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, die EvLKS ist eine von 20 Gliedkirchen , Landeskirchen, der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD mit Sitz in Dresden.

 

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen. (2005, April 11). Taufordnung Nr. 188. *Amtblatt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens* (S. A 77, 10. Gültigkeit und Anerkennung der Taufe, S. 452). Abgerufen am 27. August 2024, von kirchenrecht-ekd.de/getpdffile/id/3589​​

"Die … vollzogene Taufe ist einmalig und unwiederholbar."​

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Rat der EKD. Das von Synode und Kirchenkonferenz gewählte Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

​Rat der EKD. (2008). Die Taufe: Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche (Hrsg. vom Kirchenamt der EKD, S. 7). Abgerufen am 18. August 2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/TaufeEKD.pdf

 


"Wenn sich jemand ein zweites Mal taufen lässt, stellt das aus der Sicht der Landeskirchen einen recht schweren Verstoß gegen ihre Lehre dar. Die Taufe ist für die evangelischen Landeskirchen in jedem Fall ein einzigartiger Akt, dem man niemals wiederholen soll.

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Wenn man es trotzdem tut und anschließend wieder in die Kirche eintreten will, so sollte man sich das gut überlegen und in einem Gespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer vor Ort deutlich machen, dass man diese zweite Taufe mittlerweile bereut."

 

Pfarrer Frank Muchlinsky, seit 2012 Redakteur bei evangelisch.de.

 

Muchlinsky, F. (2014, Juni 16). Eintritt nach zweiter Taufe? evangelisch.de. Abgerufen am 27. August 2024, von fragen.evangelisch.de/frage/3427/eintritt-nach-zweiter-taufe

 

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Pfarrer Geri Keller (2019)

 


"Es verstärkt sich der Eindruck, dass es bezüglich der Taufe offensichtlich gar kein Gespräch geben kann und darf. Alles ist in der Kirche und Theologie verhandelbar, selbst Gott; nur die [Baby] Taufe in ihrem bisherigen Verständnis als absolut einmaliger unwiederholbarer Akt ist davon ausgenommen. ...

Die Kirche hat den Schrei gleichgeschlechtlich Empfindender gehört; aber hört sie auch den Schrei jener Minderheit, die als wirksames Zeichen für ihr Leben mit Christus eine Taufe in den Tod und die Auferstehung Jesu brauchen!?"​


Pfarrer Geri Keller, Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Gründer der Stiftung Schleife. Winterthur, Schweiz.​

​​Keller, G. (2005, Februar 1). In P. Veraguth (Hrsg.), Sag mir, wo die Blumen sind: Das Anliegen der Wiedertaufe (S. 9-11). Schleife Verlag.​

 


"„Denken und reflektieren, verstehen können und fragen dürfen“, so Käßmann, sei und bleibe ein wichtiges „reformatorisches Anliegen“. Dieser wichtige Impuls konterkariere die Haltung „nicht fragen, schlicht glauben!“ ...

Jedweder Ausprägung von Fundamentalismus aber, so die Botschafterin weiter, stelle sich eine wichtige Kernbotschaft der Reformation entgegen, nämlich: „Selbst denken!“"

​Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, 2009-2010 Ratsvorsitzende der EKD, 1999–2010 Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover.

Käßmann, M. (2014, März 25). Kernbotschaft der Reformation: „Selbst denken!“ EKD-Botschafterin Margot Käßmann würdigt Jan Hus in Prag. Pressestelle der EKD. Abgerufen am 16. August 2024, von  ekd.de/pm48_2014_kernbotschaft_der_reformation_ kaessmann_in_prag.htm

think_for_yourself
Evangelikale

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"Fundamentalismus-Bashing, wie es inzwischen in Gesellschaft und Kirche üblich geworden ist … ist billig, unnötig und hilft nicht weiter. Ohnehin ist ja klar, dass Fundamentalisten immer nur die anderen sind."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor u. Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

Hempelmann, H. (2015, Juni 1). Warum der Bibelfundamentalismus gefährlich ist? heinzpeter-hempelmann.de. Abgerufen am 5. September 2024, von heinzpeter-hempelmann.de/wp-content/uploads/2015/06/kitavotum.pdf, S. 1.

"Kaum jemand in Politik und Gesellschaft weiß, mit christlich-fundamentalistischem Gedankengut wirklich umzugehen … dass … auch immer mehr weltoffene Menschen aus den etablierten Kirchen austreten.
So bleiben auch in den schrumpfenden Gemeinden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zwangsläufig jene zurück, denen der Glaube eine wirklich ernste Angelegenheit ist. Auch hier verschiebt sich das Verhältnis zugunsten reaktionärer Kräfte. …

Von den mittlerweile 1,3 Millionen Evangelikalen, die sich in der Deutschen Evangelischen Allianz sammeln, sitzen laut Angabe der EKD rund die Hälfte in den evangelischen Landeskirchen selbst, während sich der Rest auf Methodisten, Baptisten, Charismatiker, Pfingstgemeinden und andere verteilt. …

Christliche Fundamentalismus, der aus den USA zu uns herüberdringt, war eine Reaktion auf die schlüssige Beweiskraft der darwinistischen Evolutionstheorie, die das Weltbild der evangelikalen Protestanten in Bezug auf den biblischen Schöpfungsmythos tief erschüttert hatte.
Im Zuge dieser Affektreaktion schrieb die protestantisch-fundamentalistische Bewegung fünf Kernpunkte ihres Glaubens fest, die sich heute auch im Selbstverständnis der Deutschen Evangelischen Allianz finden.

Diese sind: die Irrtumslosigkeit der Bibel, die Jungfrauengeburt, das Sühneopfer sowie der Glaube an die Auferstehung und die Wiederkehr Jesu. ...

Der Übergang von einer liberalen Theologie zur Strenggläubigkeit und von einer Strenggläubigkeit zum Fundamentalismus verläuft immer fließend. Ein pauschaler Fingerzeig auf den oder die Fundamentalisten wird der Sache in den seltensten Fällen gerecht.

Will man dem christlichen Fundamentalismus ernsthaft begegnen, ist es immer besser, von fundamentalistischen Ansichten in Bezug auf einzelne Fragen der Lebensführung zu sprechen, diese argumentativ aufzuschließen und immer dann als solche zu verurteilen, wenn zum eigenen Schaden oder zum Schaden anderer an ihnen festgehalten wird.

Damit dies gelingt, brauchen wir eine freie Presse, mutige Politiker und emanzipierte öffentliche Stimmen, die christliche Alltagsfundamentalismen aus dem Tabu holen."


Jan-Christian Petersen, Schriftsteller und Journalist. 2018 Gründer Humanistische Initiative in Schleswig-Holstein ​

​Petersen, J.-C. (2020, Juni 5). Christlicher Fundamentalismus – erkennen und benennen! Humanistischer Pressedienst (hpd.de). Abgerufen am 17. September 2024, von hpd.de/artikel/christlicher-fundamentalismus-erkennen-und-benennen-18114

"Nicht alle Evangelikalen sind Fundamentalisten. Aber alle Fundamentalisten wollen Evangelikale sein."

Andreas Malessa, Theologe, Buchautor, Hörfunkjournalist, TV-Moderator u. Worthaus Referent.

 

Malessa, A. (2024, Februar 14). Und das soll man glauben? Warum ich der Bibel trotzdem vertraue (2. Ed.). Gütersloher Verlagshaus. S. 97.

 


"Evangelikale Gemeinden sorgen insbesondere in den Vereinigten Staaten und in Lateinamerika für Aufsehen. Aber auch in Deutschland ziehen etliche Gemeinden Christen an, die von der etablierten Kirche enttäuscht sind …

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sind die evangelikalen Glaubensbrüder ein Ärgernis. Viele von ihnen sind, wie Pastor Wenz mit seinem Gospel Forum [Stuttgart], in unabhängigen Freikirchen organisiert. Andere entwickeln innerhalb der evangelischen Landeskirchen ein scharfes Profil, das vom protestantischen Mainstream abweicht.
Fast hilflos müssen die Bischöfe der schrumpfenden Amtskirche beobachten, wie Evangelikale in Sachen Ehe, Sex und Erziehung erfolgreich erzkonservative Werte propagieren. ...

1,3 Millionen Anhänger sind nach eigenen Angaben in einem Dachverband zusammengeschlossen, der sich Deutsche Evangelische Allianz nennt und sich als Zentralorgan der Evangelikalen versteht. Wie ihre Glaubensverwandten in den USA nehmen sie die Bibel wortwörtlich. ...

Trotzdem fällt der EKD die Auseinandersetzung mit den evangelikalen Strömungen oft schwer. Zu unterschiedlich, zu bunt sind die Gruppen am Rand des Protestantismus. Neben vermeintlichen Wunderheilern und Charismatikern nach amerikanischem Vorbild gibt es fromme Pietisten, die sich auf Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts, etwa in Baden oder am Niederrhein, berufen. Mennoniten und Baptisten gehören ebenso dazu."

DER SPIEGEL | Mareike Ahrens, Jan Friedmann, Peter Wensierski.

Ahrens, M., Friedmann, J., & Wensierski, P. (2015, Mai 15). Religion: „Böse Geister sind Realitäten“. Evangelikale Gemeinden erleben in Deutschland großen Zulauf. DER SPIEGEL, 21/2015, S. 30–32.

 


"Man muss sich darüber im Klaren sein, dass der Pentekostalismus [Pfingstbewegung], also die pentekostalischen Bewegungen und die Pfingst-Kirchen, zahlenmäßig die zweitgrößte Realität in der Christenheit nach der römisch-katholischen Kirche sind. Man muss also von einer Pentekostalisierung des Christentums reden oder vielleicht sogar von einer vierten Form des christlichen Lebens: einer katholischen, einer orthodoxen, einer protestantischen und einer pentekostalischen Form."

Kardinal Prof. Dr. Kurt Koch, Schweizer Theologe, Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche, 1995-2010 Bischof von Basel, 1989-1995 Professor für Dogmatik, Ethik und Liturgiewissenschaft an der Universität Luzern.

Koch, K. (2014, September 26). Ein Papst, der Türen und Herzen öffnet. Die Tagespost. Abgerufen 2014, von die-tagespost.de

 


"Während die traditionellen Kirchen Mitglieder verlieren, sind die sogenannten Evangelikalen im Aufwind. Dahinter verbirgt sich ein breites Spektrum verschiedenster Glaubensgemeinschaften wie Pfingstgemeinden, Freikirchen, Gemeinschaften der charismatischen Bewegung oder Gemeinden evangelischer Landeskirchen."

NDR, ARD | Mareike Fuchs u. Sinje Stadtlich.

Fuchs, M., & Stadtlich, S. (2014, August 4). Die Story im Ersten - Mission unter falscher Flagge: Radikale Christen in Deutschland [TV-Dokumentation]. ARD, ausgestrahlt am Montag, 4. August 2014, um 22:40 Uhr.

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"Ein Wissenschaftler reist aus einem fernen Land nach Deutschland, um den religiösen Stamm der Evangelikalen zu erforschen. Gleich zu Anfang muss er feststellen, dass der Stamm kein geschlossenes Siedlungsgebiet hat, sondern dass in Deutschland Dutzende von religiösen und unreligiösen Stämmen durcheinander wohnen. Die evangelikalen Clans siedeln zwar vorwiegend im Süden und Westen des Landes, aber auch im Osten gibt es einige Reservate. …

Ihre Religion spielt für die Clans eine große Rolle, die meisten besuchen regelmäßig die religiösen Zeremonien. Die Priester zitieren dabei ständig aus einem Heiligen Buch, auch die übrigen Stammesangehörigen haben das Buch dabei. Sie blättern während der Zeremonie darin; warum sie das tun, ist unklar. Vielleicht misstrauen sie ihren Priestern und prüfen nach, ob diese das Heilige Buch richtig zitieren. 

Viele Evangelikale suchen andere Stämme auf, um ihnen von ihrer Religion zu erzählen. Das stört diese meist nicht weiter, aber manchmal gibt es deswegen Ärger. Evangelikale lieben Musik, es wird ständig gesungen und musiziert. Einen einheitlichen Musikstil kann der Wissenschaftler aber nicht finden; jeder Clan scheint andere Vorlieben zu haben. …

So weit läuft das Forschungsprogramm gut, aber dann stößt der Wissenschaftler auf verwirrende Widersprüche. Einige evangelikale Clans sind friedlich und bei anderen Stämmen angesehen, andere liegen ihrer Religion wegen mit der Umwelt im Streit. Die friedlichen Clans sind größer und stabiler als die streitsüchtigen, Letztere spalten sich häufig. Einige Clans haben bedeutende Wissenschaftler in ihren Reihen, andere bekämpfen die Wissenschaft. 

Viele Clans sind diskussionsfreudig und die Mitglieder vertreten in Glaubensfragen verschiedene Meinungen. Die Häuptlinge haben bei ihnen nur eine begrenzte Autorität. Bei anderen Clans haben die Häuptlinge viel Macht und die Meinungen sind auffällig gleichartig. Einige Clans geraten während ihrer religiösen Zeremonien in Ekstase, pflegen die Zungenrede und manche fallen in eine rituelle Ohnmacht. Andere Clans lehnen ekstatische Zustände scharf ab und bestehen auf gesammeltem Ernst während der Zeremonie. …

Wie soll man diese vielen Widersprüche als Wissenschaftler erklären? Noch verwirrender für den Forscher ist der Umgang mit dem Heiligen Buch. … Viele Clans sagen, dass die Welt vor 6000 Jahren entstanden sei, so stünde es im Heiligen Buch. Viele andere bestreiten, dass so etwas in dem Buch steht. Der Forscher findet noch viele andere Widersprüche dieser Art. Die einfachste Erklärung dafür ist, dass die Clans verschiedene Heilige Bücher verwenden. Doch das kann der Forscher durch sorgfältige Vergleiche widerlegen, alle Heiligen Bücher stimmen bis auf sprachliche Details miteinander überein.

Er fragt sich, wie unter diesen Umständen die Einheit des Stamms aufrechterhalten wird, trotz der gegensätzlichen Sitten und Gebräuche?"

Dr. Hansjörg Hemminger, Verhaltenswissenschaftler und Autor, bis 2013 Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Hemminger, H. (2016, August 29). Evangelikal: von Gotteskindern und Rechthabern. Brunnen Verlag Gießen.

"Welche Geschichten werden über Evangelikale erzählt?

•  Die Gefährlichen: Evangelikale sind frauenfeindlich und homophob. Weil sie den Pluralismus der modernen Welt nicht ertragen können, ziehen sie sich in eine Parallelwelt zurück, in der sie ihre Kinder indoktrinieren. Sie fallen leicht auf Verführer und Demagogen herein und stellen daher eine Gefahr für die Demokratie dar.

•  Die Intensiv Evangelischen: Evangelikale sind die wahren Jesusnachfolger. Sie lieben Jesus und vertrauen der Bibel; und darum werden sie in der Welt verachtet und verfolgt. Sie gehen den Weg konsequenter Nachfolge, ohne Kompromisse mit dem Zeitgeist.

•  Die Ewiggestrigen: Evangelikale nehmen die Bibel wörtlich. Sie lehnen die Evolutionslehre und die modernen Bibel Wissenschaften ab. Sie verweigern sich den modernen Wissenschaften und verachten die moderne Kultur. Böse sind sie nicht, eher herzensgut, aber naiv.

•  Die Exoten: Evangelikalismus ist die Religion der der sozialen Aufsteiger. Evangelikale erleben Zeichen und Wunder. Ihr Glaube ist radikal - und darum hat er die Kraft, das Leben von Menschen zu verändern. Der Evangelikalismus ist ein Laboratorium religiöser Entdeckungen und Erfahrungen. …

Wer sich vor Evangelikalen gruseln möchte, wird Belege finden. Ebenso wie diejenigen, die sie bewundern oder verachten wollen. Es wäre eine Illusion, zeigen zu wollen, wie Evangelikale wirklich sind … Evangelikalismus ist bunt. Sehr bunt."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

 

Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Edition, S. 7 ff.). SCM R.Brockhaus.

Angela-Merkel-Kirchentag

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Deutscher Evangelischer Kirchentag Stuttgart (2015)

"Deutscher Evangelischer Kirchentag in Stuttgart" by RegierungBW is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.

 

 

"Bundeskanzlerin Angela Merkel fürchtet nicht den Islam, sondern ein zunehmendes Nachlassen des christlichen Glaubens in Deutschland. Das sagte die Kanzlerin in einem Gespräch mit Vertretern der Deutschen Evangelischen Allianz ...

Zu der Frage des Selbstverständnisses der Evangelikalen sagte Merkel, dass sie die Evangelikalen in Deutschland als besonders „intensiv evangelische Christen“ wahrnehme."

Christliches Medienmagazin pro. (2010, Oktober 27). Merkel: Evangelikale sind "intensiv evangelische Christen". Christliches Medienmagazin pro. Abgerufen am 10. September 2024, von pro-medienmagazin.de/merkel-evangelikale-sind-intensiv-evangelische-christen

"Darf ich zuerst sagen, dass ich mit diesen "Pauschalisierungen" - auf der einen Seite "DIE verfasste Kirche" auf der anderen Seite "DIE Evangelikalen" nur wenig anfangen kann? Ich glaube, das Bild ist auf beiden Seiten viel, viel differenzierter. Die Landeskirchen sind genauso wenig wie die Menschen, die der Allianz nahestehen, monolithische Blöcke. …


Wie sehr wir uns gegenseitig brauchen, werden wir zukünftig noch merken."

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Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

 

Diener, M. (2012, Januar 19). Landeskirchen und Evangelikale kann man nicht trennen. evangelisch.de. Abgerufen am 2024, September 10, von evangelisch.de/inhalte/107484/18-01-2012

 

​​

"Die Spannungen zwischen Landeskirchen und Evangelikalen sind heute eher zu vernachlässigen, wenn so gar nicht mehr vorhanden.

Dies liegt zum einen daran, dass sich verschiedene Gemeinden innerhalb der Evangelischen Allianz aus der landeskirchlichen Gemeinschaft zurückgezogen haben, d.h. die Mitglieder sind nicht selten samt Prediger aus der Landeskirche ausgetreten."

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Landesbischof em. Prof. Dr. Friedrich Weber,  2002-2014 Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. 2004-2008 Lehrbeauftragter u. Honorarprofessor Kirchengeschichte, Evangelische Theologie und Religionspädagogik, TU Braunschweig.

 

Weber, F. (2009, März 7). Die Herausforderung konfessionsüberschreitender christlicher Strömungen. Vortrag zur Tagung „30 Jahre ACK Sachsen-Anhalt“ am 7. März 2009 in Magdeburg. Abgerufen am 2024, September 10, von oekumene-ack.de/fileadmin/user_upload/Predigten_Weber/Vortrag_Konfessionsueberschreitende_Stroemungen.pdf, S. 5.

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"Zwar kommt es auch ... zu massiven Konflikten zwischen liberalen und evangelikalen Christen innerhalb der Kirchgemeinden. Die meisten konservativen Christen indes sind in den von der Landeskirche unabhängigen Freikirchen «ausgelagert». Fundament des Fundamentalismus ist dort nicht die Institution Kirche, sondern eben die Heilige Schrift."

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Michael Meier, Schweizer Journalist.

 

Meier, M. (2005, Juli 13). Mit aggressiver Kulturkritik gegen die gottlose Welt. Tages-Anzeiger.

 


"Der Streit um die Bibel ist ein Streit um Jesus.

Die Konservativen halten dabei an der Jungfrauengeburt, am Opfertod, an Auferstehung und Wiederkunft Jesu Christi fest. Für Menschen mit einem schlichten Glauben sind die Deutungen dieser „Heilstatsachen", wie sie die historisch-kritische und existential-interpretierende Theologie versucht, schwer verständlich.

Für sie meint die Bibel, was sie sagt. Das wird zwar den schlicht Gläubigen nur zu oft von Ungläubigen bestritten. Daran gewöhnen sich die Kirchentreuen. Sie nehmen von dieser Seite Kritik als eine natürliche Erscheinung hin. 

Wenn aber der auf „Heilstatsachen" gründende Glaube auch von Theologen in Frage gestellt wird, weiß man nicht mehr, woran man ist.

Das kritische Rückfragen nach dem "Eigentlichen" der biblischen Botschaft wird nicht verstanden, schon weil ein abstrahierender Denkprozess nicht nachvollziehbar ist. Sie haben davor Angst und wehren sich darum heftig gegen alles, was sie in ihrem bisherigen Christenleben unsicher macht. ...


Es ist verwunderlich, dass man sich bisher die Unvermeidbarkeit des Konflikts zwischen der herrschenden Theologie und der Gemeindefrömmigkeit kaum klargemacht hat."

Pfarrer Rudolf Lindner, Evangelischer Theologe.

Lindner, R. (1971, März 15). Streit in der Kirche: Über Gegensätze zwischen konservativen und progressiven Kräften in der evangelischen Kirche. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Information Nr. 45. Stuttgart: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. S. 5.

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Dr. Michael Diener, GemeindeFerienFestival SPRING (10. April 2012)

"SPRING 2012 - Tag 6 - 4507-2.jpg" by GemeindeFerienFestival SPRING licensed CC BY-SA 2.0.

 


"Unsere Gesellschaft ist im Umbruch und die christlichen Kirchen auch. Total. Wir erleben Veränderungen, die so einschneidend und markant sind wie vielleicht seit der Aufklärung und dem Beginn der Industrialisierung nicht mehr. …

Die evangelikale Bewegung steht an einem Scheideweg, auch in unserem Land, und wer möchte, dass das Gute dieses Glaubensprofils in unserer Zeit und Gesellschaft fruchtbar wird, sollte mit dazu beitragen, dass Sackgassen vermieden und neue Wege gesucht werden. …

Ich bin überzeugt davon, dass die pietistische und evangelikale Bewegung nur dann aus diesen heutigen Sackgassen herauskommt, wenn sich hermeneutisch, im Ansatz des Bibelverständnisses, etwas ändert und deshalb glaubwürdige Pluralität gerade auch in ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen einkehrt. ...

Es ist religionssoziologisch belegt, dass es in jeder Religion und Glaubensrichtung fundamentalistische und bekenntniskonservative Gruppierungen gibt – das wird sich nie ändern. …
Sie stehen weder für den Pietismus noch für die evangelikale Welt und dürfen gern alle anders Geprägten als „abgefallen“ oder „irrend“ bezeichnen – das ändert nichts an der durchschaubaren Begrenztheit ihres Anliegens und ihres Ansatzes. …

Es könnte sein, dass die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin in einer Sache recht hatte. Sie sagte gern, dass man ein Schwein mit Lippenstift schminken kann, doch es bleibt immer noch ein Schwein. Vielleicht war der Evangelikalismus – in seinem Kern, seinem unveränderlichen Kraftzentrum – nie mehr als Fundamentalismus mit geschminkten Lippen. ...

Die pietistische und evangelikale Bewegung wird, um ihres Fundamentes und ihres Auftrages willen, in dieser Zeit neu zeigen müssen, dass sie nicht nur „geschminkter Fundamentalismus“ ist. …

Aus meiner Sicht und vielfältigen Erfahrung sind biblizistische und fundamentalistische Ansätze als hermeneutische Modelle ungeeignet zu einer sachgemäßen und ebenso zeitgemäßen Auslegung der Heiligen Schrift. … 


Biblizismus und Fundamentalismus müssen natürlich skeptisch sein, was die Rolle der Kultur und Zeit angeht, denn durch das biblische Wort ist vermeintlich ja alles Wesentliche – für jede Zeit – gesagt. 

Das ist aus meiner Sicht auch der tiefere Grund, warum „Modernitätsschübe“ sich im pietistischen und evangelikalen Raum immer nur mit Verzögerung und unter großem Wehklagen durchsetzen. … 

Ich möchte nicht mehr verantwortlich sein für Bewegungen, in denen eine von einigen vertretene fundamentalistische oder biblizistische Lesart der Heiligen Schrift oder eine geringe Gewichtung der Bedeutung kultureller Entwicklungen für ethische Entscheidungen zu den immer gleichen Diskussionen führt.

Und bei denen jedes Mal Menschen auf der Strecke bleiben. Das kann ich nicht mehr, das will ich nicht mehr. Da bin ich wortwörtlich herausgewachsen. Nicht über all das Gute in diesem Glaubensprofil an sich, aber über eine bestimmte Art und Weise, die Bibel zu lesen und deshalb die Welt so völlig anders zu betrachten, als ich das heute tue.

Ich schildere diese inneren Entwicklungen, die ich bisher nur ansatzweise öffentlich gemacht habe, deshalb in diesem Kapitel, weil es Ihr schwulen und lesbischen Menschen wart, die Ihr mit Eurer schonungslosen Offenheit, Eurer Geduld mit mir, Euren Gebeten diesen Weg für mich eröffnet habt. 
Und so fand ich einen Weg – ganz klar, weil ich ihn gesucht habe. Ich WOLLTE meine ablehnende Haltung gegenüber queeren Menschen aufgeben, weil ich felsenfest davon überzeugt war und bin, dass Gott das Elend, das Leid, die Not, die „wir Frommen“ diesen Menschen zugefügt haben, nicht will. ….

Es geht nicht um mich und es ist wahrlich kein Ruhmesblatt, dass ich so lange für diese Entwicklung gebraucht habe. Es geht um LSBTIQ-Menschen und um ihre Situation in der pietistischen und evangelikalen Bewegung. 
Ja, die meisten haben längst mit dem Herzen und den Füßen abgestimmt und sind nun in anderen Gemeinden und Kirchen beheimatet. Aber es gibt immer noch auch mir bekannte, etwa homosexuelle Ehren- und Hauptamtliche in der Gemeinschaftsbewegung, die weiterhin aushalten, trotz manchmal schwierigster diskriminierender Erfahrungen. … Bis sich das in allen Gemeinden, Verbänden, Werken durchsetzt, wird noch Zeit vergehen. …

Es wird die Aufgabe der nachfolgenden Generationen sein, die ich hiermit besonders und direkt anspreche, diesen Weg der Öffnung weiter voranzutreiben. Für viele kommt das zu spät, auch für viele queere Menschen in der pietistischen und evangelikalen Bewegung, aber wenn man die heftigen Kämpfe in anderen Glaubensgemeinschaften wie der anglikanischen, der katholischen, der methodistischen Kirche sieht, weiß man, wie heiß umstritten derlei Fragen immer noch sind." 

Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.​

​Diener, M. (2021, September 3). Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt. Aßlar: adeo Verlag. 

Homosexualität

Dr. Kerstin Söderblom (2017)

"Kerstin Söderblom ist Unipfarrerin und in der evangelischen Kirche ein Star." (taz.de | 9.06.24)

Bild: Gustav Kuhweide, FOTO-KUHWEIDE.DE, lic.CC BY-SA 3.0 de, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=70780080

 

 

 

"Der "Lackmustest" für christlichen Fundamentalismus ist laut Söderblom die Weise, wie Christinnen oder Christen mit nichtnormativer Sexualität umgehen. Wer als Christin mit einer anderen Frau zusammenlebt, wird mit Sicherheit immer wieder auf fundamentalistische Einwände stoßen. "Da muss man Gesicht zeigen", sagt Kerstin Söderblom."

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Pfarrer Frank Muchlinsky, seit 2012 Redakteur bei evangelisch.de.

 

Muchlinsky, F. (2017, Mai 26). Wir sind die Frommen! Strategien gegen religiösen Fundamentalismus. evangelisch.de. Abgerufen am 2024, August 20, von evangelisch.de/inhalte/143979/26-05-2017/feministinnen-suchen-strategien-gegen-fundamentalismus

"Ich bin davon überzeugt, dass der Umgang mit queeren Menschen und anderen Personen aus Minderheitengruppen ein Lackmustest ist für die Frage, wie Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Menschen umgehen, die aus welchen Gründen auch immer anders sind, und ob gleichberechtigte Teilhabe von ganz unterschiedlichen Menschen in kirchlichen Kontexten gelingt."

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Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.

 

​​Söderblom, K. (2024, Januar 29). Queersensible Seelsorge. In Gott ist … was? Herausforderungen und Chancen Queerer Theologie. Referat auf der Jahrestagung des Theologinnenkonvents vom 28. bis 31. Januar 2024 im Kloster Selbitz. Theologinnenkonvent. Abgerufen am 2024, August 20, von theologinnenkonvent.de/pdf/JT-2024/Soederblom_Queersensible-Seelsorge.pdf, S. 12.

"katholisch.de-Interview: Lässt sich aus der Bibel eine Abwertung von Homosexualität herauslesen?​

Dr. Ilse Müllner: Nein, aus der Bibel lässt sich überhaupt nicht ableiten, wie man sich heute als Christ oder als Christin mit Blick auf das Thema Homosexualität positionieren muss. Erstens, weil die Bibel nichts über Homosexualität, wie wir sie heute verstehen, aussagt. 

Und zweitens, weil die sexuellen Akte, die darin beschrieben werden, immer in ihrem jeweiligen kulturellen und sozio-historischen Kontext betrachtet werden müssen. Die Vorstellungen von einer homosexuellen Partnerschaft gab es damals noch nicht. Davon spricht man erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts. …

Man kann diese Stellen nicht gegen Homosexualität, wie sie heute verstanden wird, heranziehen, denn es geht darin nicht um eine auf Dauer angelegte Liebesbeziehung von Menschen gleichen Geschlechts. …

In der Antike ist ein sexueller Akt zwischen Männern durch ein Machtverhältnis definiert. Es geht nicht um eine Partnerschaft auf Augenhöhe, sondern darum, auszusagen, wer mächtig und reich ist und wer den anderen sexuell wie einen Sklaven beherrscht. Es wird hier vom erwachsenen Mann und dem Knaben gesprochen, vom Überlegenen und dem Unterlegenen. Sexualität kann auch zur Kriegswaffe werden, auch etwas, was wir bis in die heutige Zeit hinein kennen.

Gegen diese antike Praxis einer machtförmigen Sexualität zwischen Männern hat sich Paulus in seinem Brief an die Römer gewandt. Daher verurteilt er den Geschlechtsverkehr von Männern mit Männern als "gegen die Natur".

Was man aus der Beschäftigung mit biblischen Texten lernen kann, ist, dass es nicht um die Beurteilung einzelner sexueller Akte geht, sondern dass Sexualität immer in Beziehung und im Kontext von Gemeinschaften gelebt wird, also soziale Funktionen hat. …  Ich finde es alarmierend, wenn einzelne biblische Sätze aus einem komplexen System herausgerissen und in der Sexualethik angewandt werden. …
Die Aufgabe einer christlichen Kirche und ihrer Theologie ist immer, ins Gespräch mit den Texten der Bibel zu gehen und das in Sensibilität für die jeweils gegenwärtige gesellschaftliche Situation zu tun. … Wir müssen Abschied nehmen davon, einzelne sexuelle Akte zu be- und verurteilen. …

Ich versuche nur deutlich zu machen, dass man biblische Texte in ihrem Kontext verstehen muss und dass der antike Kontext ein anderer ist als der heutige. So müssen wir die Bibel lesen und nicht anders. … 
Einzelne Sätze aus ihrem Zusammenhang zu reißen und als unmittelbare Handlungsanweisung zu benutzen, geht einfach gar nicht."

Prof. Dr. Ilse Müllner, seit 2004 Professorin für Biblische Theologie / Altes Testament am Institut für Katholische Theologie der Universität Kassel.

 

Müllner, I. (2018, Oktober 16). An keiner Stelle verurteilt die Bibel Homosexualität! Die Kasseler Bibelwissenschaftlerin Ilse Müllner zur Causa Wucherpfennig. katholisch.de. Abgerufen am 2024, August 20, von katholisch.de/artikel/19245-an-keiner-stelle-verurteilt-die-bibel-homosexualitaet

"Für eine queersensible Seelsorge ist es nicht notwendig, alle Bibelverse zu kennen, die Homosexualität negativ beurteilen. Wichtig ist es aber, deutlich zu machen, dass diese Texte über zweitausend Jahre alt sind und in einer völlig anderen Zeit und in nicht vergleichbaren kulturellen und religiösen Kontexten entstanden sind. Sie lassen sich daher nicht wörtlich als moralische Orientierung und Handlungsanweisung für das 21. Jahrhundert nutzen.

 

Hilfreich ist es dennoch gerade in bibeltreuen Milieus, die sogenannten »Clobber Passages« (englisch für »Knüppelpassagen« oder »Totschlagtexte«) zu kennen. ... Dazu gehören: Genesis 19,1–13; Levitikus 18,22; Levitikus 20,13; Römer 1,18–32; 1. Korinther 6,9 f.; 1. Timotheus 1,9–10.

Die Verse werden wörtlich aus der Bibel zitiert, ohne in den historischen, kulturellen und sozialpolitischen Kontext der Entstehungszeit eingeordnet zu werden. Die wenigen Verse werden auf diese Weise unkritisch missbraucht, um die eigene abwertende Haltung gegenüber Homosexualität biblisch zu belegen und als unantastbares Gottesurteil zu markieren. Dadurch soll sie vor Gegenargumenten geschützt werden.

 

Problematisch ist, dass wissenschaftliche Ansprüche einer hermeneutisch reflektierten Bibellektüre dabei wider besseres Wissen unterlaufen oder ganz ignoriert werden. Moralische Verurteilung geschieht durch die wörtliche Zitierung von Einzelversen, die aus dem Zusammenhang gerissen werden. Dadurch werden Sätze wie »Aber in der Bibel steht doch …«, »G:tt verabscheut Homosexualität!« und »Das ist sündig und nicht gottgewollt!« zu brutalen Waffen gegen Menschen, die sich dagegen kaum wehren können und wogegen scheinbar nichts gesagt werden darf.

»G:tt verdammt Homosexualität!« Wie praktisch, dass Menschen, die das schreiben und sagen, G:tt so gut kennen, dass sie solche Sätze wie eine religiös geladene Waffe nutzen, mit denen sie Menschen ins Herz treffen können. Denn es steht doch so in der Bibel, oder?

 

Dagegen steht die historisch-kritische Bibelhermeneutik, die unter Bibelwissenschaftler:innen schon seit über hundert Jahren anerkannt ist und bis heute praktiziert wird. Es geht um die zeitliche, geografische, kulturelle, religiöse und sprachliche Kontextualisierung biblischer Verse und ganzer biblischer Bücher. ...

 

Dennoch haben die »Clobber Passages« nach wie vor inhaltlich und moralisch in vielen christlichen Gruppen und Gemeinden eine enorm hohe Autorität und eine konkrete Auswirkung auf individuelle und kollektive Haltungen und Positionen. Insofern ist es für eine queersensible Seelsorge bedeutsam, eine gründliche theologische Klärung der bekannten Textstellen anzubieten.

Wer nur auf den alle gleich liebenden G:tt verweist, missachtet die religiöse Not, die viele Seelsorgesuchende gerade im Hinblick auf die biblischen Aussagen mit sich herumtragen. Diese müssen ernst genommen und substanziell entkräftet werden."

​Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.​

 

Söderblom, K. (2023, März 6). Queersensible Seelsorge. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Stuttgarter Erklärungsbibel 2023 | Deutsche Bibelgesellschaft

shop.die-bibel.de/BIBELDIGITAL.-Stuttgarter-Erklaerungsbibel.-Download-Modul/2785

"25 Sie haben Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient statt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen. 

26 Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; 

27 desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen."

Römer 1,25-27 (LU)

Lutherbibel. (revidiert 2017). Römer 1,25-27. In Die Bibel, LUT. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

"Röm 1,24-32: V. 24-32 beschreibt die göttl. Reaktion auf dieses Fehlverhalten, die schon jetzt sichtbar ist. Untergliedert durch ein dreifaches hat Gott sie dahingegeben (V. 24.26.28) schildert Paulus, wie Gott den Menschen an sich selbst ausliefert, weil er – statt Gott zu lieben – um sich selbst kreist. In dieser Selbstbezogenheit vollzieht der Mensch selbst (V. 24.27) die Strafe für seine Ungerechtigkeit.

Auch ungezügelte sexuelle Begierden und Praktiken (V. 26-27) sind nicht Grund, sondern Gestalt des Strafens Gottes. Die Bezeichnung heterosexueller geschlechtlicher Liebe als natürlicher Verkehr entspricht den damals geltenden kulturellen Normen.

Für die heutige Bewertung von gleichgeschlechtlicher Sexualität kann der Text nicht pauschal herangezogen werden, weil er nur nach Praktiken, nicht aber nach homosexueller Identität fragt. Diese Frage ließe sich mit Paulus von Gal 3,28 her bedenken.

Der dritte Abschnitt zählt weitere Formen menschl. Fehlverhaltens in einem sog. Lasterkatalog auf (V. 29-31; vgl. 13,13; 1. Kor 5,11; 6,9-10; Gal 5,19-21). Auch dieser nennt nicht den Grund, sondern die Auswirkungen des Gerichts:

Das geschieht, wenn und weil Gott die Menschen ihrer Selbstbezogenheit überlässt. So fasst V. 32 zusammen, dass sie trotz ihres Wissens um Gottes Wahrheit (vgl. V. 18-20) an dieser Verirrung festhalten."

​Stuttgarter Erklärungsbibel 2023

 

Deutsche Bibelgesellschaft (Hrsg.). (2023, September 18). Röm 1,24-32. In Stuttgarter Erklärungsbibel, Neuausgabe 2023. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

 


20 "Du sollst auch nicht bei der Frau deines Nächsten liegen, dass du an ihr nicht unrein wirst.
21 Du sollst auch nicht eins deiner Kinder geben, dass es dem Moloch geweiht werde, damit du nicht entheiligst den Namen deines Gottes; ich bin der HERR.
22 Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel."

 

3. Mose (Levitikus) 18, 20-22 (LU)

 

Lutherbibel. (revidiert 2017). Levitikus 18,20-22. In Die Bibel, LUT. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

 


"3. Mose 18,19-21: In V. 20 wird der Ehebruch und in V. 21 die Weihe von Kindern für einen heidnischen Kult (->Moloch) verboten.
3. Mose 18,22-23: Im Alten Orient wurde gleichgeschlechtliche Sexualität unterschiedlich beurteilt, in manchen Kulturen galt sie als normale Form der Sexualität. Von solchen Praktiken anderer Völker soll sich Israel als Gottesvolk abgrenzen."​


Stuttgarter Erklärungsbibel 2023​​

Deutsche Bibelgesellschaft (Hrsg.). (2023, September 18). Levitikus 18,19-21. In Stuttgarter Erklärungsbibel, Neuausgabe 2023. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

​PD Dr. theol. Guido Baltes​​​ (Februar 2023)

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"Für Jesus und Paulus war die Frage der Gestaltung von Sexualität übrigens keine Nebensache, auch wenn es manchmal so zu lesen ist. …

Wer sich stattdessen die Mühe macht, die jüdische Welt von Jesus und Paulus besser kennenzulernen, der entdeckt, dass sich beide in diesen Fragen einig waren mit den meisten ihrer jüdischen Zeitgenossen. Und dass sie deshalb nicht viel dazu sagen mussten. Ein Thema, über das man nicht viel reden muss, ist entweder eine Nebensache oder eine Selbstverständlichkeit.

In dieser Frage gilt aber mit Sicherheit das Zweite: Das wird dort deutlich, wo Jesus und Paulus die wichtigsten Grundregeln eines gottgemäßen Lebensstils in kurzen Listen zusammenfassen.

 

In solchen Aufzählungen nennen sie stets das griechische Wort porneia (hebr. zenuth). Dieses Wort schließt nach jüdischem Verständnis alle sexuellen Beziehungen außerhalb der Ehe ein. Mehr Worte musste man deshalb in der jüdischen Welt gar nicht verschwenden, um eindeutig Position zu beziehen.

Diese Eindeutigkeit ist für viele Christen heute irritierend. Selbst solche, die sich in anderen Fragen radikal am Lebensstil Jesu orientieren, versuchen dem jüdischen Jesus an dieser Stelle auszuweichen: Er war eben ein Kind seiner Zeit und deshalb etwas engstirnig. Würde er heute leben, würde er das bestimmt anders sehen.

Aber ich glaube, auch das ist eines von vielen Missverständnissen: Jesus und seine jüdischen Zeitgenossen dachten in dieser Frage nicht nur deshalb so anders als wir, weil sie in einer anderen Zeit und in einer prüderen Welt lebten. Im Gegenteil: Die jüdische Ethik war schon damals ein ganz bewusster Gegenentwurf zu dem, was allgemein üblich war."
 

PD Dr. theol. Guido Baltes, PD für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg, Lehrauftrag am MBS-Bibelseminar Marburg und der Evangelischen Hochschule Tabor.

 

Baltes, G. (2013, September 1). Jesus, der Jude, und die Missverständnisse der Christen (1. Aufl.). Francke-Buch.

"Der Begriff der Unzucht (griechisch porneia) ist im Tanach vor allem durch 3. Mose 18 und 20 geprägt, sowie durch das sechste/siebente der Zehn Gebote („Du sollst nicht ehebrechen“). Im 3 Mose 18 geht es um Geschlechtsverkehr unter Verwandten (Inzest) (Lev 18,6 -18 ELB), Geschlechtsverkehr während der Menstruation (Lev 18,19 ELB), Geschlechtsverkehr unter Männern (homosexuelle Handlungen) (Lev 18,22 ELB) und Geschlechtsverkehr mit Tieren (Zoophilie) (Lev 18,23 ELB)."

(Wikipedia, 2024. Unzucht. In Wikipedia. Abgerufen am 20. Mai 2024, von wikipedia.org/wiki/Unzucht)

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"Porneia bezeichnet im Neuen Testament alle sexuellen Betätigungen außerhalb der Ehe des einen Mannes mit seiner Frau, also auch Ehebruch, Prostitution und homophile Beziehungen. Diese Definition bestätigen alle einschlägigen biblischen Wörterbücher und Kommentare."

Karl-Heinz Vanheiden, Physiker, Autor und Bibelübersetzer (NeÜ), Mitglied im Ständigen Ausschuss des Bibelbundes, von 1998 bis 2013 Schriftleiter der Bibelbund-Zeitschrift Bibel und Gemeinde.

(Vanheiden, K.-H., 2024. Abgerufen am 20. Mai 2024, von derbibelvertrauen.de/lexikon/bibel/porneia.html)

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"Wer homosexuellen Geschlechtsverkehr - unter bestimmten Bedingungen - befürworten will, muss dies im Widerspruch zu den Aussagen der Heiligen Schrift tun."

Prof. Dr. Andreas D. Baum, seit 2010 Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen FTH.

(Baum, A. D., 2024, März 29. Muss die traditionelle Deutung der biblischen Sexualethik revidiert werden? In Goddard, A., & Horrocks, D., Hrsg., Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven, ergänzte Edition 2024. Verlag für Glaube, Theologie & Gemeinde, VGTG)

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"Es ist dem Menschen nicht die Vollmacht verliehen, die offensichtliche Wahrheit der Bibel zu verändern."

Dr. Don Horrocks, von 2010-2015 Öffentlichkeitsreferent der britischen Evangelischen Allianz.

(Horrocks, D., 2024. In A. Goddard & D. Horrocks, Hrsg., Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven. VGTG. Zit. nach Chalke und Mann, 2010, S. 64)

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"Wer will denn hier Bibelstellen zitieren? Hört doch auf mit der Bibel konservative Irrtümer in eine moderne Gesellschaft zu setzen. Das hat keinen Wert. Wenn ihr in euren konservativen Gruppen glücklich seid - Gott segne euch und mache euch selig. Aber lasst den Rest der Christenheit in Ruhe."

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Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, 1993–2012 Professor für evangelische Theologie u. Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, 2010 Mitgründer von Worthaus e.V. u. Hauptreferent bei Worthaus.

(Zimmer, S., 2015, Juli 31. Christliche Sexualethik – Der Unterschied in den Paarbeziehungen zwischen antiken und modernen Gesellschaften | 5.8.1. Worthaus@Freakstock 2015 – Allstedt: 31. Juli 2015, 1:06:30 bis 1:06:52. Abgerufen am 28. Mai 2024, von worthaus.org/mediathek/christliche-sexualethik-der-unterschied-in-den-paarbeziehungen-zwischen-antiken-und-modernen-gesellschaften-5-8-1/)

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"Nirgends ist so auffällig wie in Fragen der Sexualmoral, dass ein fundamentalistisches Bibelverständnis an der realen Bibel vorbeigeht. ...

Das bedeutet nicht, dass Sexualmoral für Christen kein Thema ist. Es bedeutet, dass sie sich nach bestem Wissen und Gewissen aus der Nachfolge Jesu ergibt und dass sie ... nicht im Mittelpunkt dessen steht, was Nachfolge bedeutet. ... 

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Die Fähigkeit, an den eigenen, universalen Wahrheiten festzuhalten und gleichzeitig politische oder moralische Geltungsansprüche angemessen zu beschränken, ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Fundamentalisten und Nicht-Fundamentalisten. …​

Um den Punkt ganz klarzumachen: Universale Wahrheiten festzuhalten ist nicht fundamentalistisch, sondern einfach religiös … Allen Menschen die eigene Lebensweise aufzwingen zu wollen, ist nicht religiös, sondern fundamentalistisch, egal, was unsere protestantischen Fundamentalisten darüber denken mögen. ...

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Die Kirchenleitungen und die Funktionärsebenen werden als politisch und gesellschaftlich einseitig liberal bis libertär wahrgenommen ... dass konservative politische und moralische Positionen nicht mit kirchlicher Autorität unterstützt werden. ... Der „progressive“ oder liberale Flügel der evangelischen Kirche beteiligt sich völlig kritiklos an der Ausgrenzung von „Homophoben“. 

Viele Evangelikale reagieren ebenso unkritisch, indem sie den Satz „Homosexualität ist Sünde“ zu einem Prüfstein für den richtigen Glauben machen. In der Kampagne gegen den Allianz-Vorsitzenden Michael Diener war seine abwägende Haltung gegenüber Homosexualität der wichtigste Grund, ihm mangelnde „Bibeltreue“ vorzuwerfen. ...

Es gibt sicherlich eine Nähe zwischen vielen Evangelikalen und Rechtspopulisten bei bestimmten politischen Themen, unter anderem bei der Ablehnung der sogenannten Gender-Ideologie und der rechtlichen Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften.

Diese thematische Nähe führt aber meist (nach meiner Ansicht bei der Mehrheit) nicht zu einer politischen Nähe zur AfD ... Zum Beispiel sind die meisten Evangelikalen nicht bereit, die Flüchtlings- und Asylpolitik der AfD zu unterstützen. Rassismus wie in der AfD gibt es bei ihnen kaum.

Wenn es überhaupt eine politische Nähe der evangelikalen Mehrheit zu einem politischen Lager gibt, dann ist es die gute alte CDU/CSU. Nur der fundamentalistische Rand der Bewegung steht auch politisch der AfD nahe." 

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Helmut Hemminger, bis 2013 Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

(Hemminger, H., 2016. Evangelikal: Von Gotteskindern und Rechthabern. Brunnen Verlag Gießen)

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Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) | ekd.de

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EKD-Orientierungshilfe "Mit Spannungen leben" (1996) "Die wichtigsten alt- und neutestamentlichen Aussagen zum Thema "Homosexualität" finden sich in Lev 18,22 und 20,13 sowie in Röm 1,26f.; I Kor 6,9-11 und I Tim 1,10. Sie werten homosexuelles Verhalten ausnahmslos negativ als "Greuel", als "schändliche Leidenschaft", als Ungerechtigkeit, die vom Reich Gottes ausschließt, und als Verstoß gegen Gottes Gesetz …


Diesem eindeutigen Befund stehen jedoch zwei Beobachtungen gegenüber:

Im biblischen Gesamtzeugnis ist Homosexualität ein Nebenthema.
In der uns überlieferten Verkündigung Jesu spielt das Thema "Homosexualität" keine Rolle.

Dadurch werden aber die deutlichen Aussagen nicht aufgehoben, denen zufolge homosexuelle Praxis zwischen Männern (Lev 18 und 20; Röm 1,27), zwischen Frauen (Röm 1,26) sowie zwischen Männern und Knaben (I Kor 6,9; I Tim 1,10) dem Willen Gottes widerspricht. …​​

Verschiedene Auslegungsversuche haben sich als unzutreffend oder unzureichend erwiesen: So ist es nicht zutreffend, daß Homosexualität in der Bibel (und insbesondere im Alten Testament) nur abgelehnt werde, weil sie zum Kult anderer Götter gehört oder sofern Menschen durch spezifische homosexuelle Praktiken gedemütigt werden.

Die These, an keiner Stelle sei in der Bibel von anlagebedingter, vorwillentlicher Homosexualität (ausdrücklich) die Rede, trifft zwar zu, sagt aber nichts darüber aus, ob und inwiefern eine solche Sicht der Homosexualität die jeweiligen biblischen Aussagen modifizieren oder korrigieren würde. ...​​
Blickt man ... auf die biblischen Aussagen zur Homosexualität zurück, so muß man konstatieren, daß nach diesen Aussagen homosexuelle Praxis dem Willen Gottes widerspricht.

 

Zugleich muß man feststellen, daß die Frage nach einer ethisch verantwortlichen Gestaltung einer homosexuellen Beziehung vom Liebesgebot her an keiner dieser Stellen thematisiert wird. …

Da das Liebesgebot ausnahmslos und umfassend gilt, kann auch homosexuelles Zusammenleben nicht von seiner Geltung ausgenommen werden. Das heißt aber: Der im Liebesgebot ausgesprochene Wille Gottes gilt (auch) für die Gestaltung homosexuellen Zusammenlebens.

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Damit ergibt sich eine deutliche Spannung; denn das zuletzt Gesagte hebt nicht auf, daß es keine biblischen Aussagen gibt, die Homosexualität in eine positive Beziehung zum Willen Gottes setzen - im Gegenteil.

Die negativen Aussagen bedeuten aber im Lichte des Evangeliums, d.h. unter der Zusage der Gnade Gottes, keinen definitiven Ausschluß aus der Gottesgemeinschaft und beziehen sich im übrigen nur auf die homosexuelle Praxis als solche, nicht jedoch auf deren ethische Gestaltung.

Betrachtet man sie jedoch in dieser Perspektive, dann muß vom Gesamtzeugnis der Bibel her gesagt werden, daß für die Gestaltung einer homosexuellen (wie jeder anderen zwischenmenschlichen) Beziehung entscheidend ist, ob sie in Liebe zu Gott und Menschen gelebt wird, und d.h. auch: ob sie die Bereitschaft zur Annahme der Lasten einer Beziehung einschließt. ...

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Die Spannung zwischen dem biblischen Widerspruch gegen homosexuelle Praxis als solche und der Bejahung ihrer ethischen Gestaltung gemäß dem Willen Gottes verschwindet dadurch nicht, kann aber von daher verstanden und ausgehalten werden."

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Rat der EKD. Das von Synode und Kirchenkonferenz gewählte Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland.​​

 

​(Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland., 1996, Februar 26. Mit Spannungen leben: Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema „Homosexualität und Kirche“, EKD-Texte Nr. 57. Abgerufen am 28. Juni 2024, von ekd.de/spannungen_1996_homo.html)


"Der Rat der EKD hat 1996 unter dem Titel "Mit Spannungen leben" eine Orientierungshilfe zum Thema "Homosexualität und Kirche" veröffentlicht. Er hält darin am biblischen Widerspruch gegen homosexuelle Praxis als solche fest, setzt sich jedoch vom Liebesgebot her für ihre ethisch verantwortliche Gestaltung ein. …


Es ist ethisch geboten, Verlässlichkeit und Verantwortung im menschlichen Zusammenleben zu stärken. Die Verbesserung der rechtlichen Stellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften ist nach Auffassung der EKD dafür ein geeigneter und begrüßenswerter Weg. …

Aus der Sicht der EKD erscheint es ... vertretbar, sich für rechtliche Regelungen einzusetzen, die dem Ziel dienen, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften als Verantwortungsgemeinschaften zu festigen."

Prälat Dr. Stephan Reimers, 1999–2009 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union.

 

(Reimers, S., 2000, September 18. Stellungnahme zur Verbesserung der Rechtsstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften aus Anlass der Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages. Abgerufen am 28. Juni 2024, von ekd.de/23557.htm)

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"In der Orientierungshilfe der EKD "Mit Spannung leben" ... wird nicht mehr der Versuch gemacht, die biblischen Aussage so umzudeuten, dass man eine positive Wertung homosexueller Handlungen daraus ableiten könnte.  ... Das allumfassende Liebesgebot gäbe die Berechtigung zu einer "ethisch verantwortlichen Gestaltung einer homosexuellen Beziehung. ...

Alle, bis auf die württembergische Kirche, haben inzwischen Segnungen oder Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare ermöglicht." [Stand April 2017]

 

[2019 hat die 15. Landessynode ein Gesetz beschlossen, nach dem in den württembergischen Kirchengemeinden Gottesdienste zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare möglich sind. Vgl.: elk-wue.de/leben/gemeinde/homosexualitaet, Juli 2024]​

Pfarrer Ulrich Parzany, Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

(Parzany, U., 2017, November 8. Was nun, Kirche? Ein großes Schiff in Gefahr, 3. Ed.. SCM Hänssler)

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Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland | EKD (2021) 

Rat EKD 2021“ von Jens Schulze für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0.​​​​

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"Bei der Auslegung des Johannesevangeliums ... spielen erotische Elemente am ehesten im vierten Evangelium eine Rolle. ... Zugleich ist es auffallend, dass nur in diesem Evangelium Effeminierungstendenzen beobachtet werden, und zwar am Lieblingsjünger, der Jesus besonders nahekommt."

Prof. Dr. Peter Wick, evangelischer Theologe, seit April 2003 Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum, Worthaus-Referent.

(Wick, P., 2023. Das Geheimnis des Evangeliums: Kapitel 8 | Johannes, 2023. Ed., S. 366 f. Brill | Schöningh)

EKD-Orientierungshilfe "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit" (2013) "Deutet man die biblischen Aussagen, in denen Homosexualität als Sünde gekennzeichnet wird (3. Mose 18,22; 20,13; Röm 1,26-27), als zeitlos gültig, kann man zu der Meinung kommen, eine homosexuelle Partnerschaft sei mit einer heterosexuellen keinesfalls vergleichbar. 

Allerdings gibt es auch biblische Texte, die von zärtlichen Beziehungen zwischen Männern sprechen. Fragt man jenseits dieser einzelnen Textstellen nach dem, was menschliche Beziehung in Gottes Schöpfung ausmacht, dann ist zu konstatieren: Der Mensch wird von Anfang an als Wesen beschrieben, das zur Gemeinschaft bestimmt ist (1. Mose 2,18). Durch das biblische Zeugnis hindurch klingt als »Grundton« vor allem der Ruf nach einem verlässlichen, liebevollen und verantwortlichen Miteinander, nach einer Treue, die der Treue Gottes entspricht. 

Liest man die Bibel von dieser Grundüberzeugung her, dann sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften, in denen sich Menschen zu einem verbindlichen und verantwortlichen Miteinander verpflichten, auch in theologischer Sicht als gleichwertig anzuerkennen.

Nutzen homosexuelle Menschen heute die rechtliche Möglichkeit der eingetragenen Partnerschaft, dann erklären sie, wie heterosexuelle Menschen bei der Eheschließung, öffentlich ihren Willen, sich dauerhaft aneinander zu binden und füreinander Verantwortung zu tragen. …

Wo sich Menschen in den ihre Beziehungen entscheidenden Lebenssituationen unter den Segen Gottes stellen wollen, sollte sich die Kirche deshalb auch aus theologischen Gründen nicht verweigern, denn »nach reformatorischem Verständnis sind die Aussagen der Bibel zum Zusammenleben der Menschen in ihrer Vielfalt zu beachten und an der Nähe zur Botschaft von der Versöhnung der Welt in Christus und der Rechtfertigung der Menschen bei Gott durch Jesus Christus zu messen«."


Rat der EKD. Das von Synode und Kirchenkonferenz gewählte Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland.​​

  

(Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland., 2013. Zwischen Autonomie und Angewiesenheit: Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, EKD, Hg., Abgerufen im Juli 2024, von ekd.de/22588.htm)

"Wer einen Menschen desselben Geschlechtes liebt und kirchlich heiraten will, stößt je nach Landeskirche auf sehr unterschiedliche Regelungen. Am meisten ist bisher im Rheinland, in Berlin-Brandenburg, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, Baden, in der Reformierten Kirche und in der Nordkirche möglich.

 

Heiratswillige Homosexuelle haben in Deutschland grundsätzlich fast überall die Möglichkeit, sich von einem PfarrAer einen Segen zusprechen zu lassen. In welcher Form das geschieht, wird von den 20 Landeskirchen aber höchst unterschiedlich geregelt. ...

In den meisten Fällen überlassen sie den jeweiligen Pfarrerinnen, Pfarrern und Gemeinden die konkrete Ausgestaltung der Feier."

Markus Bechtold, Anne Kampf, und Johannes Süßmann, Redakteure bei evangelisch.de.

(Bechtold, M., Kampf, A., & Süßmann, J., 2023, Juni 2. Segnung Homosexueller: Bunt wie ein Regenbogen. Wie gehen die Landeskirchen mit der Trauung und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften um? Evangelisch.de. Abgerufen am 28. Juni 2024, von evangelisch.de/inhalte/111225/02-06-2023/segnung-homosexueller-bunt-wie-ein-regenbogen)

"Für Christen könnte es eine Definition eines gelungenen Lebensentwurfes sein: mit Dankbarkeit auf die Gaben und Talente zu antworten, die Gott in mich hineingelegt hat. Das ist ganz unabhängig gültig von der sexuellen Orientierung, weil auch diese integraler Bestandteil unserer schöpfungsmäßigen Ausstattung ist. …

Ich muss zugeben, ich fände es recht angenehm, wenn ich jetzt nicht allein, »auf eigene Rechnung«, Schlussfolgerungen daraus ziehen müsste. Mir wäre viel lieber, wenn wir Christen so wie beim Apostelkonzil in der Apostelgeschichte (15,1ff.) eine definitive, unsere Mitchristen entlastende, eindeutige Stellungnahme abgeben könnten. Aber das geht ja schon deshalb nicht, weil wir in so viele Konfessionen gespalten sind. …

So wäre nach allem Gesagten mein Vorschlag für eine Einigung der folgende: Homosexuelle Christen dürfen ebenso wie heterosexuelle Christen eine verbindliche, treue Ehe unter dem Segen Gottes und der Gemeinde eingehen und sind in der Gemeinde in jeder Hinsicht willkommen."

Dr. Martin Grabe, Psychiater und Psychotherapeut, seit 1998 Chefarzt der Klinik Hohe Mark in Oberursel.

(Grabe, M., 2020 Juni 30. Homosexualität und christlicher Glaube: Ein Beziehungsdrama. Francke-Buch)

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Ev. Theologe, Gott, die Kirche und der Regenbogen. Glaube und Homosexualität, Erwachsenenbildung Ev. KK Siegen-Wittgenstein (04.05.2023)

"Die EKD scheint dort angekommen, wohin sich andere gesellschaftliche Akteure schneller und zielstrebiger bewegt haben: Traditionelle Leitbilder gelte es zu überwinden, die Vielfalt der Lebensformen als Ausdruck der befreienden Wirkung des Evangeliums sei anzuerkennen, und zu segnen seien alle Menschen, die sich „in entscheidenden Lebenssituationen unter den Segen Gottes stellen wollen“, wie es die EKD-Orientierungshilfe aus dem Jahr 2013 sagt (Zwischen Autonomie und Verantwortung, 143).

 

Den Segen zu verweigern, sei theologisch nicht zu begründen. ...

 

Die Preisgabe der urchristlichen und über Tausende Jahre zumindest im Grundsatz durchgehaltene Überzeugung, dass die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau der einzig legitime Ort ist, für den Gott sexuelle Beziehungen gutheißt, mag im Moment zur Formulierung vorsichtig vermittelnder Neupositionierungen führen; diese werden sich jedoch - siehe die oben skizzierten Entwicklungen in der EKD - binnen weniger Jahre als nicht mehr zu haltende Zwischenetappen auf dem Weg zur vollen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe erweisen. ...

 

Die evangelikale Bewegung (und damit auch die meisten Freikirchen) hat die Diskussion mit einiger Verspätung, dafür aber mit voller Wucht erreicht.  … Die Sehnsucht von Evangelikalen, insbesondere im Umgang mit homosexuell empfindenden Menschen ein neues Kapitel aufzuschlagen, ist nur zu gut verständlich. Das „Sündenregister“ ist lang, Ausgrenzung, Verächtlichmachung und peinliche Witzeleien (um nur einiges zu nennen) waren und sind für betroffene Menschen Realität in evangelikalen Gemeinden, und dafür gilt es Buße zu tun"

Prof. Dr. Christoph Raedel, seit 2014 Professor für Systematische Theologie und Theologiegeschichte an der Freien Theologischen Hochschule Gießen FTH.

(Raedel, C., 2024. Vorwort. In A. Goddard & D. Horrocks, Hrsg., Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven, ergänzte Ed., S. 11 ff. VGTG)

 

"Wer als evangelischer Christ in Deutschland nach theologischer Orientierung sucht, sollte von den Verlautbarungen der EKD nicht viel erwarten. Denn er muss damit rechnen, nicht evangelisch-reformatorischer Theologie zu begegnen, sondern eher dem Zeitgeist des gegenwärtigen Neuprotestantismus! Dies gilt jedenfalls für das Studium der EKD-Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“. 

Dies kann nicht überraschen, ist doch die EKD keine „Kirche“ im eigentlichen Sinn, sondern nur ein Dachverband bzw. Verbund selbständiger evangelischer Landeskirchen, die ihre theologisch-bekenntnismäßige Ausrichtung selbst zu verantworten haben. Maßgeblich für die Identität und das Bekenntnis ist letztlich immer die jeweilige Landeskirche, deren Pfarrer durch ihre Ordination auf das Bekenntnis ihrer Kirche verpflichtet werden."

Pfarrer Dr. Werner Neuer, 2000-2016 Dozent für Systematische Theologie am Theologischen Seminar St. Chrischona.

(Neuer, W., 2024, Juni. Das gegenwärtige Eheverständnis der EKD und die Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen. In Die „Regenbogenkirche“ bricht mit dem Bekenntnis. Arbeitskreis Württemberg des Netzwerks Bibel und Bekenntnis. Abgerufen im Juli 2024, von bibelundbekenntnis.de/wp-content/uploads/2024/07/Broschuere-Bekenntnis_Digitalversion_komplett.pdf)

 


"Will die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden ihr Bekenntnis ändern, bedarf es dafür vielmehr des Konsenses der Kirche … des „magnus consensus“ … Trägerin des Konsenses ist die Kirche insgesamt und daher kann auch nur sie das Bekenntnis ändern. 

Die ganze Kirche besteht aber nicht nur aus einem einzelnen rechtssetzenden Organ (das Bekenntnis ist ja gerade nicht Gegenstand der Gesetzgebung …), sondern umfasst alle Organe der Kirchenleitung mit ihren je eigenen Aufgabenstellungen. Auch ist die Kirchengemeinde als Grundeinheit des kirchlichen Lebens zu berücksichtigen, so dass der Konsens auch nicht ohne Beteiligung der Kirchengemeinden gefunden werden kann."

Prof. Dr. Heinrich de Wall, Rechtswissenschaftler, seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht, Staats- und Verwaltungsrecht.

(de Wall, H., 2024, Juni. Segnungen/Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare im evangelischen Kirchenrecht. In Die „Regenbogenkirche“ bricht mit dem Bekenntnis. Arbeitskreis Württemberg des Netzwerks Bibel und Bekenntnis. Abgerufen im Juli 2024, von bibelundbekenntnis.de/wp-content/uploads/2024/07/Broschuere-Bekenntnis_Digitalversion_komplett.pdf)

"Es ist super wichtig, dass wir uns mit Diversität auseinandersetzen. Gerade der "Magnus Konsensus" bei Pfarrer*innen steht im Widerspruch mit der Charta der Vielfalt. Das muss sich ändern."

Benedikt Kalenberg, Evangelische Jugend Bayern Landesjugendkonvent, Evangelische Jugend Bayern (ejb), Amt für Jugendarbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.

(Kalenberg, B., 2023, November 28. LGBTQ und Kirche, Evangelische Jugend fordert Aktionsplan für queere Menschen in der Kirche. Sonntagsblatt. Abgerufen im Juli 2024, von sonntagsblatt.de/artikel/kirche/evangelische-jugend-fordert-aktionsplan-fuer-queere-menschen-der-kirche)

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"Weder nach dem Verständnis der protestantischen Kirchen noch der Katholischen Kirche kann die Wahrheit durch Abstimmung festgestellt werden.

Näher besehen gilt das auch außerhalb der Kirche: Dass wie immer qualifizierte Mehrheiten über die Wahrheit entscheiden können, hat nie jemand ernsthaft vertreten und vertritt auch gegenwärtig, soweit ich sehen kann, niemand. So eine Behauptung wäre auch sinnlos …

Die protestantischen Kirchen wissen sich nach ihren Grundordnungen durch das Evangelium verpflichtet, das in der Schrift gegeben und im Bekenntnis bezeugt ist. Diese Wahrheitsbindung unterliegt nicht der Meinungsbildung einer Synode und entspringt keiner Mehrheitsentscheidung."

Prof. Dr. Notger Slenczka, seit 2006 Professor für Systematische Theologie an der Theol. Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie.

(Slenczka, N., 2023, März 14. Die Unverfügbarkeit der Wahrheit. zeitzeichen. Abgerufen im Juli 2024, von zeitzeichen.net/node/10336)

Bild: „File:Lady Gaga as Jo Calderone at 2011 MTV Video Music Awards.jpgPhilip Nelson from San Antonio, lizenziert CC BY-SA 3.0.

Text: Stefani Germanotta, 2009, US-amerikanische Popsängerin und Songwriterin, Mauren Callahan, Lady Gaga: die Biografie, S.12 f.

"Fast überall in Deutschland können schwule oder lesbische Paare jetzt in einer evangelischen Kirche heiraten. Doch viele Paare machen von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch. … Der Bonner Pfarrer Oliver Ploch hat in den vergangenen zwölf Jahren seiner Dienstzeit zwei schwule Paare in einem Gottesdienst gesegnet - und das als offen schwul lebender Pfarrer in einer deutschen Großstadt, noch dazu im Rheinland, wie er selbst sagt. ... Das größte Hemmnis besteht für Oliver Ploch aber darin:

 

"Heutzutage ist es leichter zu sagen, schwul zu sein als evangelisch oder Christ",

 

sagt er. Kirchlich zu heiraten sei bis heute ein Bekenntnis, zu dem offenbar nur eine Minderheit in der schwul-lesbischen Community bereit sei - ebenso wie in der übrigen Gesellschaft. …Nur sieben Landeskirchen haben überhaupt Zahlen über gleichgeschlechtliche Trauungen und Segnungen erhoben. Aber diese lassen einen Trend erkennen: In der badischen Landeskirche, wo es die Trauung für gleichgeschlechtliche Paare seit 2016 gibt, ließen sich demnach jährlich zwischen 20 und 30 Paaren trauen. Damit liegt ihr Anteil bei unter einem Prozent.

In der Evangelischen Kirche von Westfalen, wo die Trauung für alle seit Januar gilt, ließen sich 27 Paare im Jahr 2018 segnen, 2017 waren es 25. In Hessen-Nassau können Paare gleichen Geschlechts seit 2013 kirchlich heiraten. Davon machten 218 Paare bis Ende 2017 Gebrauch. Im gleichen Zeitraum gab es dort rund 19.000 Trauungen heterosexueller Paare. Damit lag der Anteil gleichgeschlechtlicher Trauungen bei knapp über einem Prozent."
 

Franziska Hein, Redakteurin epd Zentralredaktion Frankfurt am Main.

(Hein, F., 2020, Februar 27. Trauung für alle? Nur wenige gleichgeschlechtliche Paare treten auch vor den Altar. epd, evangelisch.de. Abgerufen im Juli 2024, von evangelisch.de/inhalte/166348/27-02-2020/trauung-fuer-alle-nur-wenige-gleichgeschlechtliche-paare-treten-vor-den-altar)

"So viele Menschen sind in Deutschland laut den neuen Zensusdaten weder Mann noch Frau. Laut den Zahlen, die das Statistische Bundesamt auf Sonderanfrage der taz ausgewertet hat, lebten zum Stichtag im Mai 2022 in Deutschland genau 42.044.446 Frauen und 40.672.866 Männer. 1.259 Personen machten keine Angabe, 969 bezeichneten sich als divers. Prozentual sind also 0,001522 Prozent der Bevölkerung ohne Angabe und 0,001171 Prozent divers, zusammen 0,002693 Prozent. …

Die Deutsche Gesellschaft für Trans*- und In­ter*­ge­schlecht­lich­keit (dgti) schätzt, dass tatsächlich ca. 1,7 Prozent der Bevölkerung intergeschlechtlich sind. Die Option „divers“ gibt es erst seit Dezember 2018."

Alexandra Hilpert, Journalistin | taz.

(Hilpert, A., 2024, Juli 10. Zensus 2022: Nur 969 Menschen divers. taz. Abgerufen im Juli 2024, von taz.de/Zensus-2022/!6022108/)

"Wieder sind fast eine halbe Million Menschen aus den deutschen Kirchen ausgetreten. … Unter eine halbe Million „Kundenverlust“ im Jahr macht man es nicht. Jeder Vertriebschef, der derart desaströse Zahlen zu verantworten hat, wäre in der Wirtschaft schon dreimal gefeuert worden. …

Jesus Christus sagte einst zu Petrus: „Petrus, was bist du von Beruf?“ Und Petrus antwortete: „Ich bin Fischer.“ Daraufhin sagte Jesus: „Ab heute bist du Menschenfischer. Auf dir will ich meine Kirche bauen.“ Ein Menschenfischer zu sein, bedeutet, möglichst viele Menschen zu begeistern. …

Die Kirche versucht, sich dem linksgrünen Mainstream bis zur Selbstaufgabe anzubiedern. Kirchentage werden zu rot-grünen Politiker-Events, und die Kirche bemüht sich, attraktiv für Menschen zu sein, die für Religion und Kirche nur Verachtung übrig haben und auch niemals in die Kirche gehen. Somit richtet sich die Kirche an eine Zielgruppe, die gar nicht existiert, während sie gleichzeitig die Stammkunden vergrault.

Die Kirche hat ihre ursprüngliche Mission und ihren Markenkern komplett aus den Augen verloren. ... Von Seelsorge und Spiritualität keine Spur. …

Laut dem Experten liegt das Kernproblem nicht darin, dass die Kirche nicht zeitgemäß genug ist, wie es oft von kirchlichen Führern behauptet wird. Vielmehr sei das Problem, dass sie sich zu sehr an eine ideologische Agenda anlehnt, die wenig mit ihren eigentlichen Werten zu tun hat. Veranstaltungen wie Kirchentage, die eher politische Events sind, und Bemühungen, Personen anzusprechen, die der Religion skeptisch gegenüberstehen, zeigen, dass die Kirche sich zu weit von ihrer Basis entfernt hat."

Prof. Dr. Veit Etzold, Schriftsteller und Hochschullehrer für Marketing.

(Etzold, V., 2024, Juli 16. Kirchenaustritte auf Rekordhoch. Den Kirchen laufen die Gläubigen in Scharen weg, weil sie zu zeitgemäß sind. FOCUS online. Abgerufen am 27.08.2024, von  focus.de/experts/kirchenaustritte-auf-rekordhoch-den-kirchen-laufen-die-glaeubigen-in-scharen-weg-weil-sie-zu-zeitgemaess-sind_id_260131466.html)

 


"Ich hatte dazu vor einiger Zeit ein interessantes Gespräch mit Joaquín Navarro-Valls, dem ehemaligen Pressesprecher von Papst Johannes Paul II. Als der Papst einmal gefragt wurde, was denn die Kirche sei – sicherlich eine umfassende Frage –, kam dieser in seiner Antwort mit nur einem Wort aus: »Erlösung.«"

Prof. Dr. Veit Etzold, Schriftsteller und Hochschullehrer für Marketing.

 

(Etzold, V., 2018, Februar 21. Strategie: Planen - erklären – umsetzen, 2. Aufl.. GABAL Verlag.)

Deutscher Evangelischer Kirchentag 2011

Kirchentag: Kirche überfüllt“ von Onkel Erika ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

 

 

"Ich bin evangelisch. Ich erlebe hautnah, was ... Reinhold Scharnowski im Livenet-Gespräch gesagt hat: „Die Bibelkritik hat einen ziemlichen theologischen und geistlichen Kahlschlag in der Kirche angerichtet.“

[Relevanz der Bibel im 21 Jahrhundert | Gespräch mit Andreas Malessa, Interview Livenet Schweiz von Reinhold Scharnowski am 29.2.24, youtu.be/eE5rYmPjap0, 21:50] ...

 

Bei vielen evangelischen Gemeinden muss man eigentlich nur noch klären, wer als letztes das Licht ausmacht. Dabei wären die Voraussetzungen noch immer super. Vom Steueraufkommen und vom Gebäudebestand der Landeskirche können die meisten freien Gemeinden nur träumen. Trotzdem geht es ihnen im Schnitt weit besser. ... Ich werde den Eindruck nicht los: Liberale Theologie tut Kirchen und Gemeinden nicht gut. ...​​

Es geht in den aktuellen Debatten zwischen Progressiven und Konservativen im Kern nicht um Sex. Sondern um das Bibelverständnis. … Niemand von ihnen macht sich die Frage leicht, welche biblischen Aussagen kulturell zeitbedingt zu verstehen sind und welche zeit- und kulturübergreifend normativen Charakter haben. 
Viele Konservative würden liebend gerne bei den Sexualethikthemen dem Mainstream folgen und sich die Konflikte ersparen, die man sich mit einer konservativen Position einhandelt. Sie suchen sich dieses Thema nicht aus. …

Ich will dazu den Theologen N.T. Wright zitieren: „Während der gesamten ersten christlichen Jahrhunderte, als jede Art von Sexualpraktik, die in der Menschheit jemals bekannt war, in der antiken griechischen und römischen Gesellschaft weit verbreitet war, bestanden Christen wie Juden darauf, dass die ausgelebte Sexualität auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau zu beschränken sei. Heute wie damals denkt der Rest der Welt, das sei verrückt.“
[Auszug aus den Seiten 229 – 231: Tom Wright, Warum Christ sein Sinn macht © 2009 Johannis bei SCM Hänssler] ...

Paare, die streiten, ringen noch umeinander. Erst wenn der Streit aufhört, ist die Ehe tot. Meine Beobachtung ist: Wenn der Umgang mit der Bibel beliebig wird, dann geschieht etwas schlimmeres als Streit: Man entfremdet sich. Weil man nicht mehr weiß, was eigentlich das gemeinsame Anliegen ist. Weil es nichts mehr gibt, was man ganz selbstverständlich miteinander feiern, besingen und bezeugen kann.

 

So erlebe ich das in meiner evangelischen Kirche. Deshalb ahne ich: Wenn der EKD eines Tages die Kirchensteuermittel ausgehen, wird sie sich nicht streiten, nicht spalten, sondern sich ganz einfach auflösen."

Dr. Markus Till, Biologe am Universitätsklinikum Tübingen, Buchautor und Blogger, Stellv. Vorsitzender des Netzwerks Bibel und Bekenntnis.

(Till, M., 2024, Juli 14. Gedanken zu einem Buch über gefährliche Konservative. Blog: Aufatmen in Gottes Gegenwart. Abgerufen am 27.08.2024, von blog.aigg.de/?p=7288)

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"Trendforscher sehen in den "Bibeltreuen" sogar die Zukunft der Kirche; es spricht einiges dafür, dass innerhalb der protestantischen Christenheit in Deutschland jeden Sonntag mehr evangelikale als nichtevangelikale Christen an Gottesdiensten teilnehmen."

Gernot Facius, Journalist und Kirchenexperte.

(Facius, G., 2008, Februar 20. Die „Frommen“ sind auf dem Vormarsch. DIE WELT. Abgerufen am 27.8.2024, von welt.de/welt_print/article1702892/Die-Frommen-sind-auf-dem-Vormarsch.html)

Gottesdienste und Gottesdienstbesuch am Sonntag Invokavit 2022:
EKD insgesamt  |  Teilnehmende: 365.275


Durchschnittlicher Gottesdienstbesuch 2022:
EKD insgesamt  |  2,3 Prozent der Kirchenmitglieder (458.388 Teilnehmende) 

Durchschnitt aus der Anzahl der Teilnehmenden an Gottesdiensten der Sonntage Invokavit und 1. Advent 2022 mit der Wertung zwei zu eins ohne Berücksichtigung von Kindergottesdiensten.
 

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) – Referat Betriebswirtschaft, IT und Statistik.

 

(EKD-Statistik, 2022. Die Äußerungen des kirchlichen Lebens im Jahr 2022. Korrigierte Ausgabe Juli 2024. Abgerufen am 27.08.2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/kirch_leben_2022_r.pdf)

 

"Wir haben Mega-Kirchen auf dem Papier ... da ist ein Missverhältnis entstanden von Größe einerseits und Wenigen, die partizipieren und da sehe ich die große Gefahr, dass Fundamentalisten die Möglichkeit haben, gerade da einzubrechen."

Prof. Dr. Erich Geldbach, baptistischer Theologe, 1997-2004 Professor für Ökumene und Konfessionskunde, Evangelisch-Theologische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum.

(Geldbach, E., 2007, Oktober 7. Hardliner Gottes - die Diskussion. Diskussion mit Meinhard Schmidt-Degenhard über christliche Fundamentalisten in Deutschland. Hessischer Rundfunk, HR Horizonte, Fernsehsendung.)

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"Die Landeskirchen haben zwar nach wie vor deutlich mehr Mitglieder als die Freikirchen, aber die wenigsten sind in ihren Gemeinden aktiv. In Berlin besuchen nur 2,5 Prozent der Mitglieder regelmäßig einen evangelischen Gottesdienst, bei den Katholiken sind es immerhin fast zehn Prozent. Der Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden vermeldet hingegen, dass durchschnittlich 88 Prozent der Mitglieder regelmäßig im Gottesdienst sitzen. …


Sowohl Evangelikale als auch die Landeskirchen sind sich einig, dass die Kirchenaustreter nicht zwangsläufig zu den neuen Gemeinden überlaufen. Dennoch: Die einen wachsen, während die anderen weniger werden. …

Modern, hilfsbereit, alltagsnah muten die Evangelikalen an, man vergisst fast, was sie alle zusammenhält: der christliche Glaube. Und der gerät, ebenso wie die Instanzen, die ihn vermitteln, immer wieder in die Kritik.

Abtreibung: Sünde. Homosexualität: Sünde. Sex vor der Ehe: Sünde. Scheidung: Sünde. Positionen, die weder in das 21. Jahrhundert passen, noch zu einer Stadt wie Berlin, die davon lebt, dass jeder hier sein kann, wie er möchte. …
Trotzdem sei natürlich jeder willkommen: Come as you are. Wer Jesus in sein Leben lasse, der werde schon erkennen, was er ändern müsse. Sexualität scheint sich hier je nach Bibeltreue wandeln zu können."

Julia Kopatzki, Journalistin | Der Tagesspiegel.

(Kopatzki, J., 2018, August 22. Jesu junge Jünger: Wie die Evangelikalen Berlin erobern. Der Tagesspiegel. Abgerufen am 10.09.2024, von tagesspiegel.de/berlin/wie-die-evangelikalen-berlin-erobern-8427988.html)

"Evangelische Christen, denen die Bibel als getreues Wort Gottes gilt, leben nicht nur in den USA. Auch in Deutschland gibt es sie. … Niemand weiß genau, wie viele Evangelikale es in Deutschland gibt. Sie können lutherisch, reformiert oder baptistisch sein. Manche gehören zu den evangelischen Landeskirchen, andere zu Freikirchen. In der rund 160 Jahre alten „Deutschen Evangelischen Allianz“ sind angeblich 1,3 Millionen Menschen"

Mariam Lau, Journalistin | DIE WELT.

(Lau, M., 2009, August 11. Religion: Evangelikale als eine Macht in der deutschen Politik. DIE WELT. Abgerufen im Juli 2024, von welt.de/politik/deutschland/article4302613/Evangelikale-als-eine-Macht-in-der-deutschen-Politik.html)

"Wenn die Alternative der religiöse Fundamentalismus ist, wie wir ihn in Teilen der Vereinigten Staaten von Amerika sehen, kann auch die christliche Religion dazu tendieren, Vielfalt, alternative Meinungen und Freiheit zu unterdrücken.

Deshalb wäre es ungeheuer wichtig, dass ein europäisches Christentum hier die Vernunft wahrt, für die Freiheit eintritt und Atheismus wie andere Religionen nicht durch Unterdrückung bekämpft, sondern im Diskurs aufnimmt.​ Das ist umso wichtiger, als sich von den Europäern nicht beachtet in Afrika, Asien und Lateinamerika das Christentum rapide ausbreitet. Dabei werden allerdings oft gerade nicht die freiheitlichen Tendenzen gestärkt. …

Wenn das europäische Christentum nicht hellwach bleibt und für die eigenen Traditionen entschlossen und mit Profil eintritt, räumt es den Platz für Leere oder Fundamentalismus."

Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, 2009-2010 Ratsvorsitzende der EKD, 1999–2010 Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover.

(Käßmann, M., 2005. Impulspapier - Strategien für die Gesellschaft von morgen. Abgerufen 2005, von cap.lmu.de/download/foresight/foresight-kaessmann.pdf)

"Sexualethische Fragen ... Die Fülle dieser strittigen Fragen ist ein Indiz dafür, dass die Christenheit sich grundsätzlich in einer Zeitenwende befindet ...​ Gegenwärtig befinden wir uns irgendwo zwischen der Spätzeit einer solchen Übergangsepoche und zu Beginn von etwas Neuem, für das wir noch keine Begriffe haben."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

(Dietz, T., 2024. EINHEIT EMPFANGEN, GESTALTEN UND FEIERN. Aufatmen, 02/24. SCM Bundes-Verlag, 2024. Abgerufen am 10.09.2024, von aufatmen.de/wp-content/uploads/2024/05/UNUM24-Whitepaper.pdf)

"Gott ist queer." [2017]

Prof. Dr. Andreas Krebs, Professor für Alt-Katholische und Ökumenische Theologie am Alt-Katholischen Seminar der Universität Bonn.

(Krebs, A., 2017, Juni 30. Gott queer gedacht. Theologisches Feuilleton feinschwarz.net, Abgerufen am 10.09.2024, von feinschwarz.net/gott-queer-gedacht/) und (Krebs, A., 2023, März 13. Gott queer gedacht. Echter Verlag.)


 

"Jetzt ist die Zeit, zu sagen: Gott ist queer. …​ [2023]

Wir sind hier. Wir sind viele. Wir sind nie wieder leiser. …

Es ist auch die Zeit für das Ende der Geduld."

​[Schlussgottesdienst Deutscher Evangelischer Kirchentag 2023]​

Pfarrer Quinton Ceasar, Evangelischer Theologe.

(Ceasar, Q., 2023, Juni 11. Alles hat seine Zeit. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Nürnberg. Abgerufen am 20. Mai 2024, von kirchentag.de/redemanuskripte)

"Was soll „Gott ist queer“ bedeuten? Das Wort queer ist mehrdeutig. Einst war es im Englischen ein Schimpfwort, vergleichbar mit dem deutschen „pervers“. Seit vielen Jahren wird es von den so Beschimpften positiv als Selbstbezeichnung genutzt. Umgangssprachlich gilt queer heute oft als Sammelbegriff für alle, die lesbisch, schwul oder trans sind. …


Queer stellt die strikte Aufteilung aller Menschen in männlich oder weiblich ohne Sinn für Ausnahmen in Frage. Queer ist die Zurückweisung einer Vorstellung, für die Heterosexualität normal und alles andere pervers ist. 
Queer bedeutet dann: Anders ist normal. In der neueren Theologie wird auf das biblische Zeugnis von Gott verwiesen: „Gott bin ich, nicht ein Mann“, heißt es in Hosea 11,9. Gott stehe jenseits der Geschlechterdifferenz. Er ist weder männlich noch weiblich. Und zugleich sind Männer und Frauen zu seinem Bild geschaffen (Genesis 1,27), alle Menschen spiegeln etwas wider von Gottes Wesen.


Genau das meint der Satz „Gott ist queer“. Gott passt nicht hinein in unsere Schubladen. Gott steht jenseits der binären Geschlechterlogik und ist uns nahe zugleich. Darum war diese Aussage für viele queere Menschen so tröstlich. Wenn sie zum Bilde Gottes geschaffen sind und Gott queer ist, dann sind sie bei Gott zuhause, anders, als sie es oft in vielen Kirchen erfahren."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe und Autor, Privatdozent für Systematische Theologie an der Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005–2022 Lehrauftrag an der Evangelischen Hochschule Tabor.

(Dietz, T., 2023, Juni 16. Kommentar von Thorsten Dietz: Ist Gott queer? Abgerufen am 13. August 2024, von meine-kirchenzeitung.de/c-aktuell/ist-gott-queer_a41301)

​​

"„Ich habe G*tt getroffen. Sie ist schwarz.“

Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen: über Gottesbilder in unseren Köpfen, Gesellschaft und Kirche(n). Dazu werfen wir auch einen Blick in die Bibel: Welche Gottesvorstellungen finden sich dort bezogen auf Geschlecht? Ist das Bild von ‚Gott Vater‘ zeitgemäß bzw. angemessen?"

Evangelische Studierendengemeinde Hamburg ESG, Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland | Nordkirche, Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland.

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​(Evangelische Studierendengemeinde Hamburg., 2024, Juni 12. ESG-Gesprächsabend: Gott ist queer?! Diversity-Tage | Universität Hamburg. Abgerufen am 27.08.2024, von esg-hamburg.de/event/esg-gespraechsabend-gott-ist-queer/)

Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)

 

 

"Ist Gott queer? Manche sagen: Ja. Manche sagen: Auf gar keinen Fall. Doch das Wort "Gott" steht für das, was Menschen unbedingt wichtig ist. Das kann Liebe sein, die Suche nach Geborgenheit – oder auch sexuelle Vielfalt ... 

Ein Prediger hat ­keine Autorität über den Glauben der ­Zuhörenden. Jeder hat das Recht, es ­anders zu sehen. Aber Achtung: Auch noch so objektiv-richtig anmutende Aussagen wie "Gott der Vater im ­Himmel" sind vorläufige Aussagen der menschlichen religiösen Sprache. Ihnen kommt damit genauso viel oder wenig Wahrheit zu wie der Aussage "Gott ist queer". ...

Wenn jemand sagt: "Gott ist der Vater im Himmel", kann sich damit zum Beispiel die Sehnsucht nach Geborgenheit in dieser Welt ausdrücken. Nach einem Grundprinzip, das schützt, das anleitet und gleichzeitig Freiheit lässt – wie ein guter Vater. ...

Gott und was damit gemeint ist, ist nichts, was allgemein und für ­immer feststeht. ...

 

Das Wort "Gott" symbolisiert, was denen, die das Wort verwenden, sehr, sehr ­wichtig ist. Was genau das ist, ist mit dem Wort alleine noch nicht gesagt. "Gott ist die Liebe" – das ist ein Satz, auf den sich viele Menschen einigen können, weil die Liebe für viele Menschen so bedeutsam ist."

Dr. Konstantin Sacher, Ev. Theologe, Institut für Evangelische Theologie an der Universität Köln, Redakteur bei chrismon.

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(Sacher, K., 2023, Oktober 24. Gender und Christentum: Ist Gott queer? chrismon, Abgerufen am 10.09.2024, von chrismon.de/artikel/54307/gender-und-christentum-ist-gott-queer)

"Gott ... als »Sprachereignis«, als die in religiöser Rede geschehende Selbsttranszendenz des Menschen. ... Gott als offene Zukunft des Menschen, Gott als Sinn seines Daseins, das wird zur schönen, aber leeren Formel"

Prof. Dr. Robert Spaemann, Professor für Philosophie, 1972-1992: Ludwig-Maximilians-Universität München, 1968-1972: Technische Universität Hannover, 1962-1968: Universität Stuttgart.

 

(Spaemann, R., 1969. Was ist das eigentlich – Gott? Die Bücher der Neunzehn, Band 119)

​​​​

"Paul Tillich ... war einer der herausragenden neo-orthodoxen Theologen. Ein Student berichtete mir, dass Tillich, als er in Santa Barbara, Kalifornien, kurz vor seinem Tod gefragt wurde, ob er bete, geantwortet hat: »Nein, aber ich meditiere.«

Ihm blieb lediglich die Vokabel Gott, ohne die Gewissheit, ob es mehr gibt als nur diese Vokabel, oder ob dieses Wort mehr beinhaltet als nur den pantheistischen Pan-all-ismus. Die »Gott-ist-tot-Theologie«, die auf Tillich folgte, schloss folgerichtig, dass, wenn uns lediglich die Vokabel Gott bleibt, es keinen Grund gibt, weshalb wir nicht dieses Wort selbst durchstreichen sollten.

Für viele liberale Theologen (selbst wenn sie nicht behaupten, Gott sei tot) sind gewisse andere Dinge tot. Da sie die Tatsache ablehnen, dass Gott in der Bibel und durch die Offenbarung in Jesus Christus dem Menschen Wahrheiten mitgeteilt hat, die in klaren Sätzen ausgedrückt werden können, ist der Inhalt des Begriffes »Gott« tot und jegliches Wissen um die Existenz eines persönlichen Gottes ebenfalls.​

Man hat damit nur noch religiöse Begriffe ohne Inhalt und die Gefühle, die durch gewisse religiöse Wörter hervorgerufen werden. Das ist alles."

Dr. h.c. multi. Francis A. Schaeffer, US-amerikanischer presbyterianischer Theologe und Autor.

​ 

(Schaeffer, F. A., 1983. Wie können wir denn leben? 3. Aufl., S. 176, 178-179. Hänssler 1991)

 


"„Gott ist tot“, erklärte einst Nietzsche. In den Evangelischen Akademien, die überwiegend von den Landeskirchen finanziert werden, scheint man es differenzierter zu sehen und probiert es hier und da mit einer Auffrischung: „Gott ist queer.“

Wer das nicht glauben will, sehe sich das Novemberprogramm der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main an: Da wird der 11. Leonore-Siegele-Wenschkewitz-Preis [2021] an eine „streitlustige Theologin“ verliehen, die „feministisch oder queerperspektivisch von Gott“ redet. In ihrer Dankesrede ging es Kerstin Söderblom, die seit den 80er-Jahren in der kirchlichen Lesbenbewegung aktiv ist, um eine „lesbisch-schwul-bi-, inter- und trans“-inklusive Theologie, die freilich ihre „Allies“ (Verbündete) braucht – „Heteros“, die den „Safe Space“ respektieren, der sonst von Klassismus, Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit bedroht ist. …

Die ganze Zeremonie atmete einen identitätspolitischen „Jargon der Eigentlichkeit“ (Adorno), den heiligen Ernst einer geschlossenen Gesellschaft, in der weniger das kontroverse Gespräch in der Öffentlichkeit als die verschworene Glaubensgemeinschaft von Gender-Aktivist*innen gefragt ist. Auch im „Gendertalk“ der Akademie geht es um „Allies“ im Kampf gegen Diskriminierung …

Aber was heißt „multiperspektivisch“? ... Was bedeutet das „Aufbrechen der binären Geschlechteridentität“? Immerhin werden am Ende ein paar praktische Probleme angedeutet, die sich schon länger abzeichnen: das Schwinden einer „protestantischen Identität“ und der tendenzielle Verlust jener Allgemeinbildung, die ja erst einen multiperspektivischen Diskurs und ein zureichendes intellektuelles Niveau der Debatten ermöglicht."

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Reinhard Mohr, Journalist | DIE WELT.

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(Mohr, R., 2021, Dezember 7. In den Evangelischen Akademien heißt es nun „Gott ist queer“. DIE WELT. Abgerufen am 10.09.2024, von welt.de/politik/deutschland/plus235495824/Heiliger-Zeitgeist-In-den-Evangelischen-Akademien-heisst-es-nun-Gott-ist-queer.html)

 


"Bei der Debatte über die „Gott ist queer“-Predigt musste ich mehrfach an Ludwig Feuerbachs Kritik der christlichen Religion denken. Feuerbach war davon überzeugt, dass der Mensch ganz auf den Menschen geworfen ist und deshalb Gott nur eine Projektion sein kann. In seinen eigenen Worten heißt das (Vorlesungen über das Wesen der Religion, 3. Aufl., Bd. 6, Gesammelte Werke, Berlin: Akademie Verlag, 1984, S. 212):

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„Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf, wie ich im „Wesen des Christentums“ zeigte, Gott nach seinem Bilde. Und auch der Rationalist, der sogenannte Denk- oder Vernunftgläubige, schafft den Gott, den er verehrt, nach seinem Bilde; das lebendige Urbild, das Original des rationalistischen Gottes ist der rationalistische Mensch. Jeder Gott ist ein Wesen der Einbildung, ein Bild, und zwar ein Bild des Menschen, aber ein Bild, das der Mensch außer sich setzt und als ein selbständiges Wesen vorstellt.“

Wenn – im Gefolge der Schleichermachschen Theologie – das biblische Gottesbild nur Ausdruck dessen ist, was Menschen über Gott empfinden, hat Feuerbach recht und dann darf der Schriftbefund gern mit weiteren Projektionen bereichert werden. Dann darf man auch sagen: Gott ist queer. Das ist einfach ein weiteres Gefühl, das dem „Gefühlsspeicher“ der Bibel hinzugefügt wird. Der Mensch schafft sich eben einen Gott – so würde Feuerbach sagen – nach seinem eigenen Begehren.

Angesichts von 2.Mose 20,3–4 ist das ein gefährliches Manöver, denn dort lesen wir: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.“

Warum sind die Produkte unserer menschlichen Götzenfabriken so attraktiv? David Wells hat diese Frage so beantwortet (God in the Wasteland, 1994, S. 53–54):

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„Warum sind den Menschen die Ersatzgötter lieber als Gott? Der wohl wichtigste Grund ist, dass man sich so der Rechenschaftspflicht gegenüber Gott entzieht. Wir können den Götzen zu unseren eigenen Bedingungen begegnen, weil sie unsere eigenen Schöpfungen sind.

Sie sind sicher, vorhersehbar und kontrollierbar ... und vollständig unter der Kontrolle des Benutzers. ... Menschen ... bleiben, autonome Architekten ihrer eigenen Zukunft … vermeiden dadurch die Konfrontation mit Gott und seiner Wahrheit. Sie müssen nur sich selbst gegenübertreten.“

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Ron Kubsch, Autor und Blogger, Prodekan und Dozent für Apologetik und Neuere Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn. 

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(Kubsch, R., 2023, Juni 27. Vom Reiz des Götzendienstes. Abgerufen im Juli 2024, von theoblog.de/vom-reiz-des-goetzendienstes/39634/)

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"P. kommt aus einer konservativen Dorfgemeinde und hatte nach der Konfirmation in einer evangelikalen Jugendgruppe mitgemacht. Sein Gottesbild ist streng, konservativ und gnadenlos. Die Angst vor dem grausam strafenden G:tt beeinträchtigte ihn stark. ...

Ich konfrontierte ihn damit, dass er nach meiner Wahrnehmung ein Götzenbild hochhalte und alle seine Ängste auf einen strafenden Götzen projizierte, der von dem streng richtenden Pfarrer geschaffen worden war, um ihn abzuwerten und unmündig zu halten. ...

 

P. verstand, was ich sagte, aber es kam gefühlsmäßig nicht an. In der nächsten Sitzung malte er auf meine Anregungen hin eine rote Karte, ein Stopp-Symbol. Er wollte die Karte zücken, wenn er wieder vor dem strafenden und verdammenden Götzen Angst hatte. Er wollte damit die Macht des Götzen und seine eigene innere Verstrickungsdynamik mit ihm unterbrechen. Seitdem hatte er die rote Karte immer dabei.

Er malte auch noch eine grüne Karte dazu. Eine »Go for it!«-Karte, als Ermutigung und Stärkung. Darauf wolle er sich nun konzentrieren. Und ich ermutigte ihn, sein Leben zu leben und die Zeit mit seinem Freund bewusst zu genießen, ohne sich schuldig zu fühlen. ...

In den Sitzungen danach arbeiteten wir an seinem Gottesbild. Wir suchten und bearbeiteten gemeinsam verschiedene Bibelstellen, die ganz andere Gottesbilder vermittelten, als er kannte. Wir lasen Psalmworte, die Schöpfungsberichte und die Zwiesprache zwischen G:tt und Propheten. Wir sprachen über die Selbstvorstellung G:ttes vor Mose im Dornbusch: »Ich bin da und begleite dich aus Unterdrückung und Sklaverei!« (Exodus 3)."

Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.

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(Söderblom, K., 2023, März 6. Queersensible Seelsorge. Vandenhoeck & Ruprecht.)

"Drei Worte, sie fielen während der Abschlusspredigt des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Unter großem Jubel aus der Gottesdienstgemeinde vor Ort rief der Prediger Quinton Ceasar: «Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer.» …

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​Unter der Verwirrung um das Adjektiv ‹queer› lauert ein ... letztlich gravierenderes Missverständnis. Es betrifft das Verb ‹ist› in seiner Verbindung mit dem Subjekt Gott. «Gott ist queer» – das verstehen viele Kommentare offenbar buchstäblich, im Sinne einer ‹eigentlichen›, geradezu dinglichen Gottesrede.

 

Das lässt theologisch einigermaßen ratlos zurück. Liegt hier eine Projektion vor? Meinen die Empörten etwa, dass das, was sie über Gott denken, wie sie von Gott sprechen, Gott derart ‹objektiv› dingfest macht? …  Andererseits provoziert sie gerade so die Fragen, die anscheinend jede Zeit neu reflektieren muss: Was für ein Sprechakt ist Predigten überhaupt?

 

Was bedeutet es, dass wir nur metaphorisch von Gott reden können? … 

Wer sexuelle und geschlechtliche Vielfalt negativ sieht, wird den vorausgesetzten Sinn – Gott ist … (wie?) LGBTIQ+ – nicht nur als Festlegung und Einschränkung, sondern als Beleidigung Gottes empfinden müssen. Hier entsteht die Empörung vollends im Auge der Betrachtenden. …

Kurzum: Die Aufregung um die Kirchentagspredigt lebt in weiten Teilen von einem Zirkel: Man meint, genau Bescheid zu wissen, was Quinton Ceasar meinte. Tatsächlich setzt man aber eigene Lesarten voraus, überträgt sie auf seinen Satz und regt sich dann haltlos oder süffisant über das Ergebnis auf. Am Ende empören die Empörten sich womöglich mehr über ihre eigenen blinden Flecken als über «Gott ist queer». …

Dass das Wörtchen ‹queer› zugleich die Leidens- und die Befreiungsgeschichte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten aufbewahrt …, passt zu Gottes eigener Geschichte jedenfalls nicht schlecht. ...
Dass der Prediger und alle, für die er eintritt, mit Hass überschwemmt werden, ist durch nichts zu rechtfertigen, am wenigsten im Namen Gottes. Es ist ein Angriff auf Gottes Ebenbilder und auf den Leib Christi, der wir alle gemeinsam sind. Wer unbedingt von Blasphemie sprechen möchte, hätte hier allen Grund.

Dr. Ruth Heß, Evangelische Theologin, Theologische Studienleiterin am Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover.​

 

(Heß, R., 2023, Juni 26. GOTT: ‹queer›? zeitzeichen.net, Abgerufen am 10.09.2024, von zeitzeichen.net/node/10533)

"Helen Belcher – Mitglied des britischen Trans*-Netzwerkes »Sibyls« – lebte in ihrer Jugend als »Junge«. Während »seiner« Pubertät entdeckte »er«, dass »er« weiblich war. Hieß das nicht automatisch, dass »er« schwul war? »Er« fühlte sich aber von Jungen gar nicht angezogen. Wie sollte »er« sich und »seine« sexuelle Identität verstehen?

 

In der evangelikal-fundamentalistischen Kirche, der »er« angehörte, empfahl man »ihm« Gebet und ein heterosexuelles Eheleben. Also betete »er«, heiratete eine Frau und zeugte Kinder.

Aber das Gefühl, in Wahrheit eine Frau zu sein, das blieb – und wurde immer stärker. Schließlich blieb nur der Gedanke an den Suizid – oder die Entscheidung, sich als die zu akzeptieren, die sie war.

Zuerst offenbarte sie sich ihrer Ehefrau. Diese blieb bei ihr und stand zu ihr. Bewegend berichtet Helen Belcher davon, wie sie daraufhin begann, ihrem Geschlecht entsprechend aufzutreten: »Ich hatte nie geglaubt, dass ich auch nur im Entferntesten als Frau durchgehen könnte. Ich hatte mich geirrt. Der Besuch bei einer professionellen Visagistin zeigte mich plötzlich als mich – als weiblich.«

In ihrer Kirche jedoch stieß Helen Belcher auf Ablehnung – und wieder und wieder, auch in anderen Kirchen und Gemeinden, musste sie diese Erfahrung machen. Schließlich akzeptierte sie, dass in der Kirche für sie kein Platz war.

Helen Belcher war erleichtert – und das noch mehr, als sie zuletzt auch den Glauben hinter sich lassen konnte. Die Welt brach nicht zusammen; Helen Belchers moralische Werte änderten sich nicht. Aber ein langer innerer Kampf war nun vorüber.

 

»Mir wurde jahrelang beigebracht, dass die wahre Freiheit in Christus liegt. Meine Erfahrung sagt mir, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Als ich mich von Religion und Glaube abwandte und mich so akzeptierte, wie ich bin, mit all meinen Fehlern und Schwächen, fand ich mich von den Erwartungen der Gesellschaft befreit und befähigt, die Gesellschaft herauszufordern.

Meine Frau, meine Kinder und meine Kolleg*innen haben mir zur Seite gestanden, und das Leben ist jetzt reich, bunt, aufregend und wertvoll. Ich bin ich. Die Etiketten, die ihr mir anheftet, definieren mich nicht mehr.«"

Prof. Dr. Andreas Krebs, seit 2015 Professor für Alt-Katholische und Ökumenische Theologie.

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(Krebs, A., 2023. Gott queer gedacht. Echter Verlag. Zitate: Belcher, H., 2016. Labels are odd things. In C. Beardsley & M. O’Brien, Hrsg., This is my body: Hearing the theology of transgender Christians, S. 143–148. London: Darton, Longman & Todd.)

​"Unser Leben ist so sinnvoll, so ausgefüllt und großartig, wie wir selbst es gestalten. Und wir können es wirklich großartig gestalten."

Prof. Dr. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe und Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

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(Dawkins, R., 2007. Der Gotteswahn, 2. Aufl. Ullstein Verlag)

 

"Professor Dawkins, Sie hatten vor Wochen einen Schlaganfall. Wie hat der sich auf Ihr Leben ausgewirkt?
Ich weine häufiger als sonst. Musik von Schubert oder Lyrik haben mich schon immer zu Tränen gerührt. Aber seit dem Schlaganfall ist es schlimmer geworden. …

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Wie möchten Sie sterben?
Unter Narkose, als ob ich eine Blinddarm-OP hätte. Wenn mir irgendwas am Tod Angst macht, dann die Vorstellung von der Ewigkeit, deshalb stelle ich mir den Tod wie eine Vollnarkose vor, nach der man nichts mehr spürt. Und genau so wird es auch kommen."

​​

Prof. Dr. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe und Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

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(Dawkins, R., 2016, September 6. Dr. Malte Herwig Interview . Jede Nacht werde ich vorübergehend geisteskrank. Stern. Abgerufen am 05. Juni 2024, von stern.de/panorama/wissen/richard-dawkins--jede-nacht-werde-ich-voruebergehend-geisteskrank--7039676.html)

 

Eines Tages wirst Du mich fragen,
was mir wichtiger ist,
Du oder mein Leben.
Und ich werde Dir antworten - mein Leben
und Du wirst gehen.

Und es ist mein Leben - heute, 
mein Leben ohne Dich, Jesus.
Und ich habe mich verirrt
in meinem ungelebten Leben.

Pfarrer Quinton Ceasar | Schlussgottesdienst Deutscher Evangelischer Kirchentag (Juni 2023)

 

 

"Nur wenige Predigten erreichen popkulturellen Status. Die Predigt des 38-jährigen Quinton Ceasar, vor 16 Jahren aus Südafrika gekommen, Person of Colour und seit 2021 Pastor im ostfriesischen Wiesmoor, hat das Zeug dazu.

Jedenfalls geht die Erregung ob seiner Predigt im Abschlussgottesdienst des Kirchentags in Nürnberg durchs Land und erreicht wohl mehr als nur binnenkirchliche Kreise. Ich selbst sah und hörte sie im Zug auf meinem Notebook, schon auf der Rückfahrt, und war ebenso verdutzt wie vergnügt. ...

 

Gott ist immer der „Ganz Andere“, das Geheimnis der Welt. Gott ist weder Vater noch Mutter noch Adler noch Burg und auch nicht queer – bei allen Gottesprädikationen ist zu berücksichtigen, dass hinter der Ähnlichkeit zu dem, was wir unter diesen Begriffen kennen, eine immer noch größere Unähnlichkeit mitzudenken ist.

 

Gottesprädikationen sagen letztlich nichts über Gott, der der Verborgene bleibt. Sie beschreiben vielmehr die kollektiv-kulturelle oder auch die individuelle Aneignung des Glaubens. Das rhetorische Spiel mit der Suche nach neuen Gottesprädikationen muss deshalb niemand für Blasphemie halten. Es ist eine diskursive Auseinandersetzung über Zugehörigkeit und Aneignung. 

Dass unsere klassische Theologie und Frömmigkeit von kulturellen Mustern unterlegt ist, die mit „weiß“, „männlich“ und „stark“ zu tun haben, ist für die, die darin aufgewachsen sind und deren Leben in dieses Muster passt, meist nicht bewusst. Die, deren Leben jedoch nicht dahinein passt, spüren dieses Muster sehr deutlich, weil es sie ausgrenzt.

 

Dass dies eine Form von Rassismus ist, lernen wir gerade. ...

 

Alle, denen die Verbreitung des Glaubens am Herzen liegt, und vielleicht die konservativen Frommen, die sich zurzeit aufregen, zuallererst: Sie sollten sich freuen, dass Menschen, die von den klassischen kulturellen Mustern, mit denen der christliche Glaube bei uns imprägniert ist, ausgegrenzt werden, sich aufmachen, sich den Glauben anzueignen. „Gott ist queer“ ist ein diskursiver Aneignungssatz. Er heißt: Es ist auch mein Gott, unser Gott. ...

 

Bemerkenswert ist die Diskrepanz zwischen Rhetorik und Sachebene. Die Rhetorik schraubt sich zu einer Klimax hoch, die in einer fast schon rauschhaft anmutenden Metaphorik endet. Dem entspricht die enthusiastische Reaktion von zumindest dem größten Teil der Besucher. Die Sachebene dagegen ist ernst, anklagend, bitter. Ihr würde eine stillere Reaktion, auf jeden Fall Nachdenklichkeit entsprechen. ...

Es könnte sein, dass gerade diese zunächst widersprüchlich erscheinende Mischung den popkulturellen Faktor ausmacht. Die Predigt bleibt schillernd. Trotz klarer Sachaussagen bleibt Spielraum, in die Metaphorik hineinzuhören, was man selber hören möchte. Der Prediger wird in dieser schillernden Gemengelage zu einer „Marke“ – was notwendige Voraussetzung für einen popkulturellen Status ist."

Propst Dr. Horst Gorski, 2015–2023 EKD-Vizepräsident und VELKD-Amtsbereichsleiter, Propst im Kirchenkreis Altona - Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche.

(Gorski, H., 2023, Juni 16. Hoffnungsfroh gespannt: Quinton Ceasars popkulturelle Predigt als Phänomen. zeitzeichen.net, Abgerufen im Juli 2024, von zeitzeichen.net/node/10524)

 

"Ceasar vertritt einen hohen moralischen und theologischen Anspruch, wenn er – in Anspielung an eine Redewendung aus seiner Kindheit – leitmotivisch mehrfach versichert, er wolle seine Zuhörer und -hörerinnen nicht anlügen.

Der Prediger will Zeuge der Wahrheit sein. Das ist gut so, wird doch die Frage nach der Wahrheit heutzutage allzu gern relativiert, und zwar nicht nur im Zeichen von Fake News und „alternativen Fakten“, sondern auch in Theologie und Kirche.

Brennpunktartig spricht die Predigt Themen an, die den evangelischen Mainstream bewegen, der sich auf evangelisch.de oder im Magazin chrismon präsentiert ... Diese Ansprache wird vielleicht mehr Erinnerung bleiben als so manche vollbesetzte Podiumsveranstaltung, wenngleich zu befürchten steht, dass schlussendlich nur der provokante Satz: „Gott ist queer“ im öffentlichen Bewusstsein hängen bleibt. Dabei verdient es die Predigt, zur Gänze gelesen und diskutiert zu werden ...

Spricht Ceasar seine Hörerschaft eingangs als „liebe Gemeinde“ und als Geschwister an, so unterscheidet er im weiteren Verlauf der Predigt zwischen sich und denen, die er im engeren Sinne als seine Geschwister und anderen Anwesenden unterscheidet.

 

Die geschwisterliche Gemeinschaft im Glauben wird im Grunde in Frage gestellt, wenn Ceasar von sich und seinen Geschwistern spricht, die für sich in Anspruch nehmen, Kirche zu sein, in den Kirchen der anderen – „in euren Kirchen“ keinen sicheren Ort haben. „Meine Geschwister und ich […] vertrauen eurer Liebe nicht“,

kurz: Wir vertrauen euch nicht, weil Ihr „meine Geschwister und mich diskriminiert – wegen unseres Einkommen, unserer Hautfarbe, unserer Behinderung oder unserer queeren Identität“.

Das „Wir“, in dessen Namen zu sprechen sich Ceasar autorisiert fühlt, sind „Menschen, die Veränderungen anstreben, Aktivist*innen und marginalisierte Menschen“. Es sind Menschen, „die das Gute wollen“ und sich bereits auf dem richtigen Weg befinden, während an die übrigen Menschen – „Menschen, die keine Diskriminierungen erfahren und auch nicht sehen, dass andre sie erfahren“ – der Ruf zur Umkehr ergeht. ...

Ob Diversitäts- und Identitätspolitiken, Genderdiskurs, postkolonialistische Theologien und Netzwerklogiken, nach denen die Kirche neue Bündnisse mit zivilgesellschaftlichen Akteuren schmiedet, die Inkulturationsdynamik des Evangeliums nur erweitern oder vielleicht auch zu theologischen Auflösungserscheinungen führen, ist gegenwärtig eine Streitfrage, die den christlichen Glauben, das reformatorische Erbe und die Zukunft der evangelischen Kirche in ihrem Kern betrifft. ...

Notwendige Abschiede und Neuaufbrüche werden freilich von Anzeichen theologischer Auszehrung begleitet, die Anlass zu ernster Sorge geben. Es ist Zeit, sich diesen redlich zu stellen."

 

Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich H. J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

(Körtner, U. H. J., 2023, Juni 28. Sagen, was an der Zeit ist: Eine Nachlese zu Quinton Ceasars Abschlusspredigt beim Nürnberger Kirchentag. Abgerufen im Juli 2024, von zeitzeichen.net/node/10536)

"Ich würde diese Predigt genau so wieder halten, viele Menschen haben daran mitgeschrieben, sie erträumen sich eine Kirche und diese Menschen haben mir den Mut gegeben."

 

Pfarrer Quinton Ceasar, Evangelischer Theologe.

(Ceasar, Q., 2023, Juni 16. „Gott ist queer“. Deutschlandfunk. Abgerufen im Juli 2024, von deutschlandfunk.de/pastor-quinton-ceasar-ich-wuerde-diese-predigt-wieder-so-halten-100.html)

 

"Man mag diskutieren, ob der Satz ‚Gott ist queer‘ glücklich gewählt ist. Dafür bedarf es einer breiteren Auseinandersetzung. Keinesfalls allerdings handelt es sich um ‚Irrlehre‘, weist er doch darauf hin, dass Gott stets größer ist als die Vorstellungen, die wir uns von ihm machen."

Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart, Evangelische Landeskirche in Baden, Landesbischöfin.

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(Springhart, H., 2023, Juli 20. Landesbischöfin: Die Aussage „Gott ist queer“ ist keine Irrlehre. Idea.de. Abgerufen im Juli 2024, von idea.de/artikel/landesbischoefin-die-aussage-gott-ist-queer-ist-keine-irrlehre)

"„Gott ist…“ – Sätze, die so beginnen, haben schon viel Unheil angerichtet. … Wenn Gott „queer“ ist, entzieht er sich zwar der zweigeschlechtlichen Kategorie männlich - weiblich. Aber wird er nicht in eine neue Schublade eingesperrt?"

Andreas Duderstedt, epd-Korrespondent, 2004-2020 Pressesprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen EKvW.

(Duderstedt, A., 2023, November 16. Ist Gott queer? Ev. Rundfunkreferat NRW / Kirche im WDR, WDR 4 um 08:55 Uhr, Abgerufen am 10.09.2024, von kirche-im-wdr.de)


"Gott ist kein Mensch. Gott ist nicht Mann und nicht Frau. Gott ist nicht hetero- und nicht homo- und nicht sonstwie-sexuell. Gott ist Gott."

Pfarrer Johannes Frey, Vorsitzender der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“.

(Frey, J., 2023, Juli 22. Bekenntnisbewegung: Gott ist nicht „queer”. idea.de, Abgerufen im Juli 2024, von idea.de/artikel/bekenntnisbewegung-gott-ist-nicht-queer)

"Oh Yes! Oh Yes! The new gay Testament!"

Instagram Screenshot | DJ Barbara Butch (28. Juli 2024, instagram.com/barbarabutch)

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"Die französische DJ Barbara Butch hat nach Hass-Kommentaren im Internet Klage wegen „homofeindlicher und dickenfeindlicher Beleidigungen“ eingereicht. Sie war in einer Szene der Pariser Olympia-Eröffnungsfeier aufgetreten, die an das Gemälde „Das Letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci erinnerte. Sie stand mittig hinter einer langen Tafel und trug ein blaues Kleid – dieselbe Farbe wie Jesus auf dem berühmten Gemälde. Auf dem Kopf trug sie eine Art Diadem, das an einen Heiligenschein erinnerte.

Die Szene war in Frankreich, aber auch international von konservativen Politikern und Persönlichkeiten sowie der katholischen Kirche kritisiert worden. Der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, hatte bereits erklärt, dass es sich um eine Darstellung eines Gelages mit Gestalten der griechischen Mythologie gehandelt habe. Die Szene habe eine Feier auf dem Götterberg Olymp dargestellt, der den Olympischen Spielen ihren Namen gab."

 

(Deutschlandfunk Kultur, 2024, Juli 30. Französische DJ klagt wegen Beleidigung nach der Olympia-Eröffnung. Deutschlandfunk Kultur, Abgerufen am 30. Juli 2024, von deutschlandfunkkultur.de/franzoesische-dj-klagt-wegen-beleidigung-nach-der-olympia-eroeffnung-102.html)

[Le Parisien | Artikel 1] Wir machen uns über nichts lustig, verteidigt sich Piche [Mike Pierre Gautier], eine Drag-Queen, die durch die Show Drag Race bekannt wurde und an der Sequenz teilgenommen hat. Niemand war als Jesus verkleidet, niemand parodierte ihn, weder in den Kostümen noch im Verhalten.

Die Idee ist, einen neuen Blickwinkel zu bringen. In der Vergangenheit gab es unzählige Darstellungen des Tisches der Apostel und das hat niemanden schockiert. Zufälligerweise, wenn es die LGBT und die Drags sind, stört es. Aber wir sind daran gewöhnt. Die Leute sind besessen von Geschlechterfragen, die die Konservativen stören.


​Es gilt der französische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (ChatGPT-4).

 

«On ne tourne rien en ridicule, se défend Piche, drag-queen révélée par l’émission Drag Race qui a participé à la séquence. Personne n’était habillé en Jésus, personne ne le parodiait, ni dans les accoutrements ni dans les comportements.

 

L’idée est d’apporter un regard nouveau. Dans le passé, il y a eu énormément de représentations de la table des apôtres et cela n’a jamais choqué personne. Comme par hasard, quand ce sont les LGBT et les drags, cela dérange. Mais on est habitué. Les gens sont obsédés par les questions de genre qui dérangent les conservateurs.»
 

Mike Pierre Gautier, Künstlernamen Piche, französischer Drag-Queen, Tänzer und Rapper.

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(Gautier, M. P., 2024, Juli 27. Polémique sur la Cène lors de la cérémonie: «Personne n’était habillé en Jésus», se défend la drag-queen Piche. Le Parisien. Abgerufen am 31. Juli 2024, von leparisien.fr)

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[Le Parisien | Artikel 2] Ihr langes, durchnässtes blondes Haar wird in alle Richtungen geschüttelt. Trotz des strömenden Regens verankert Piche [Mike Pierre Gautier] ihren Blick in der Kamera und schwingt die Hüften wie bei einer Prüfung in der zweiten Staffel von "Drag Race France", an der sie teilgenommen hat.
Weniger als zwei Jahre nach der Sendung, die sie bekannt gemacht hat, wurde die Künstlerin zusammen mit ihren Kolleginnen Nicky Doll und Paloma ausgewählt, um an der großen Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris teilzunehmen. ...

 

Das Bild, auf dem sie zu sehen ist, wurde gestern Abend enthüllt und zeigt "Das letzte Abendmahl", das legendäre Gemälde von Leonardo da Vinci. Ich wusste von Anfang an, dass es das ist, erklärt sie. Als man mir die Reproduktion anbot, war ich ein bisschen eifersüchtig, weil ich die Idee hatte, sie in einem Drag-Clip zu machen... Nun gut, jetzt ist es passiert, lacht sie. Für mich muss Kunst die Linien verschieben, die Mentalität der Menschen verändern, und hier ist es mit Respekt gemacht.

Eine Meinung, die von der katholischen Kirche nicht wirklich geteilt wird. Es sind nur die Leute, die uns kritisieren, die in dem, was getan wurde, Böswilligkeit sehen. Wir ziehen nichts ins Lächerliche. Niemand ist als Jesus verkleidet, niemand parodiert ihn, weder in der Kleidung noch im Verhalten, betonte sie. Alles geschieht mit Respekt und in dem Bestreben, die Geschichte durch die Kunst zu erzählen. Die Idee ist, einen neuen Blickwinkel zu eröffnen. ...

Die Inklusivität in der Zeremonie bedeutet mir sehr viel. Es sendet eine sehr schöne Botschaft. Auch wenn unser Auftritt in einigen Ländern zensiert wurde, ist das schade. Es wird ein verrückter Tag bleiben!


​Es gilt der französische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (DeepL).

"Sa longue chevelure blonde trempée est secouée dans tous les sens. Malgré la pluie battante, Piche ancre son regard dans la caméra et se déhanche comme lors d’une épreuve de la saison 2 de « Drag Race France » auquel elle a participé.
Moins de deux ans après l’émission qui l’a fait connaître, l’artiste a été choisie avec ses collègues Nicky Doll et Paloma pour participer à la grande cérémonie d’ouverture des JO de Paris. ...

 

Une fois révélé hier soir, le tableau dans lequel elle apparaît reprend « La Cène », le tableau mythique de Leonard de Vinci. « Dès le début, j’ai su que c’était ça, nous explique-t-elle. Quand on m’a proposé la reproduction, j’étais un peu jalouse car j’avais eu l’idée de la faire dans un clip en drag… Bon, maintenant, c’est fait, s’amuse-t-elle. Pour moi, l’art doit faire bouger les lignes, faire évoluer les mentalités des gens et là c’est fait avec respect. »

Un avis pas vraiment partagé par l’Église catholique. « Il n’y a que les gens qui nous critiquent qui voient de la malveillance dans ce qui a été fait. On ne tourne rien en ridicule. Personne n’est habillé en Jésus, personne ne le parodie, ni dans les accoutrements, ni dans les comportements, martèle-t-elle. Tout est fait dans le respect et dans un souci de raconter l’Histoire à travers l’art. L’idée est d’apporter un regard nouveau. » ...


« L’inclusivité dans la cérémonie représente énormément pour moi. Ça envoie un très beau message. Même si notre passage a été censuré dans certains pays, c’est dommage. Ça restera une journée folle ! »."

Mike Pierre Gautier, Künstlernamen Piche, französischer Drag-Queen, Tänzer und Rapper.

(Gautier, M. P., 2024, Juli 27. Piche, drag-queen à la cérémonie d’ouverture des JO : «Avec la pluie, je n’avais plus de maquillage». Le Parisien. Abgerufen am 5. August 2024, von leparisien.fr)

 


Der Heilige Stuhl war betrübt über einige Szenen während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris und kann sich nur den Stimmen anschließen, die in den letzten Tagen erhoben wurden, um die Beleidigung vieler Christen und Gläubiger anderer Religionen zu bedauern.
Bei einer prestigeträchtigen Veranstaltung, bei der die ganze Welt zusammenkommt, um gemeinsame Werte zu teilen, sollte es keine Anspielungen geben, die die religiösen Überzeugungen vieler Menschen lächerlich machen.
Die Freiheit der Meinungsäußerung, die hier eindeutig nicht in Frage gestellt wird, wird durch den Respekt vor anderen begrenzt.

Kommuniqué des Heiligen Stuhls, 03.08.2024


Es gilt der englische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (DeepL).

"The Holy See was saddened by certain scenes during the opening ceremony of the Paris Olympic Games and can only join the voices that have been raised in recent days to deplore the offence caused to many Christians and believers of other religions.
At a prestigious event where the whole world comes together to share common values, there should be no allusions ridiculing the religious convictions of many people.
The freedom of expression, which is clearly not called into question here, is limited by respect for others."

"Holy See Communiqué, 03.08.2024"


(Holy See Communiqué, 2024, August 3. Heiliger Stuhl | Vatikan. Abgerufen: 04. August 2024, von press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2024/08/03/240803d.html)

​Instagram Screenshot | kinopfarrer | Gereon Terhorst (29. Juli 2024, instagram.com/kinopfarrer)

 

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"Der erste Wettkampftag bei Olympia war noch nicht vorbei, da gab es bereits großes Geschrei im Internet. Anlass war eine Szene während der Eröffnungsfeier, bei der queere Künstler:innen einen Auftritt hatten. Vor allem konservative Theolog:innen, aber auch Politiker:innen wie Donald Trump übten harsche Kritik.
Sie sahen in der Szene eine ungebührliche Anspielung auf das Gemälde "Das letzte Abendmahl" von Leonardo Da Vinci und eine damit verbundene Verhöhnung der christlichen Religion. …
Betrachtet man die Szene genauer, so lässt sich feststellen, dass es in der Szene selbst so gut wie keine Anspielungen auf das Gemälde "Das letzte Abendmahl" gibt. Der "Tisch" ist leer und nicht wie im Gemälde mit Essen versehen. Überhaupt wäre zu fragen, ob die Personen hinter einem Tisch stehen oder ob man nicht viel eher von einem Laufsteg ausgehen müsste, der in das modebewusste Paris ("Emily in Paris" lässt grüßen) auch sehr gut passen würde.


Die von Butch eingenommene Körperhaltung stimmt nicht mit der Haltung Jesu im Gemälde überein. Auch Farbgebung und die Körperhaltungen der anderen Personen sind unterschiedlich. Außerdem sind es mehr als zwölf Personen, die Butch umringen.
Mit Blick auf die gesamte Gestaltung der Szene muss man aus meiner Sicht eine Nähe zu dem Gemälde Da Vincis eher in Frage stellen. Der einzige Bezug zum Gemälde sind Personen, die hinter einem Tisch stehen. Das ist, bei allem Respekt, ein sehr dürftiger Beleg. Ist dann die Darstellung des Lehrertischs bei "Harry Potter" auch eine Anspielung auf Da Vinci?

Auch die Szene am Ende steht wohl nicht im Kontext des Abendmahls. Häufig verwiesen wird auf das Gemälde "Fest der Götter" von Jan van Bijlert, unter anderem von dem niederländischen Kunsthistoriker Walther Schoonberg auf "X". Zwar könnte der Maler selbst von Da Vinci inspiriert worden sein, aber die Darstellung des Götterfests bei Bijlert wird damit nicht zum Abendmahl. Zudem passt ein griechisches Götterfest in den Kontext von Olympia viel besser hinein als ein Abendmahl. Denn die olympische Idee ist älter als das Christentum und Da Vincis Gemälde.
Und auch Thomas Jolly, der Regisseur der Eröffnungsfeier, betonte in der anschließenden Pressekonferenz, dass das Abendmahlgemälde von Da Vinci in keiner Weise hier als Vorlage gedient habe.

Die Deutung als Abendmahl und die damit verbundene Verurteilung hat aus meiner Sicht zwei Gründe. Der erste – und das ist ziemlich traurig zu sagen – ist, dass es gar nicht um das Abendmahl geht, sondern eigentlich um die dargestellte Queerness. Das eigene Unbehagen (oder gar Queerfeindlichkeit) kann so unter dem Deckmantel der Kritik an der Darstellung des Abendmahls (beziehungsweise der Eucharistie) weiter geäußert werden. Es spielt dabei keine Rolle, was wirklich dargestellt wurde, sondern nur darum, wer zu sehen war. Das ist in der Tat respektlos, aber nicht gegenüber dem Abendmahl, sondern gegenüber queeren Personen.

Der zweite Grund ist eine, aus meiner Sicht, unreflektierte Rezeption des medialen Geschehens, das die eigentliche Darstellung gar nicht richtig ernst nimmt. Es mag sein, dass ein erster Impuls ist, die Inszenierung als eine Anspielung auf das Gemälde zu verstehen. Das ist auch in den Medien zum Teil geschehen. Aber gerade bei einer Irritation würde sich doch ein genauer Blick lohnen, der nicht nur auf den eigenen Gefühlen beruht …

Für mich offenbart der Umgang mit der Eröffnungsfeier einmal mehr, dass es gerade im Bereich von Kirche und Theologie einen besseren Umgang mit Film und TV geben muss. Die Kritik erscheint aus einer wenig fundierten Betrachtung zu kommen, die das eigene Weltbild viel zu wichtig nimmt und sich nicht mit der eigentlichen Darstellung und ihren Eigenheiten auseinandersetzt. Dabei wäre genau dies nötig, um nicht ein Bild einer Kirche zu zeichnen, die Spaßbefreit und unfair gegen alles wettert, was ihr nicht passt und der es nicht inhaltlich um die Sache geht.

Bei einem biblischen Text erwarten wir doch auch eine ordentliche Exegese. Warum nicht bei Filmen oder TV-Sendungen? Es gäbe dort einige spannende Entdeckungen für Thelog:innen zu machen, die man gar nicht auf den ersten Blick erkennt. Genau hingucken lohnt sich also."

 

Mag. theol. Gereon Terhorst, Promovend über die Darstellung des Abendmahls in aktuellen Kinofilmen aus liturgischer Perspektive, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.

(Terhorst, G., 2024, Juli 31. Eröffnungsfeier in Paris: Queeres Abendmahl bei den Olympischen Spielen? Evangelisch.de. Abgerufen am 31. Juli 2024, von evangelisch.de/inhalte/232351/31-07-2024/eroeffnungsfeier-paris-queeres-abendmahl-bei-den-olympischen-spielen)

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"Es dürfte ein bisschen her sein, dass in Deutschland der Begriff "Abendmahl" auf Platz eins der X-Trends stand; wenn es nicht sogar eine Premiere ist. …


Verschiedene Beobachter waren sich sicher, bei einer Voguing-Performance mit Drag-Queens an einem langen Laufsteg eine Referenz an "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci erkannt zu haben. In der Szene tanzen verschiedene queere Performer um einen Catwalk herum, den man auch als eine sehr lange Tafel interpretieren kann. Eine DJ trägt zu ihrem weit ausgeschnittenen Kleid eine Sternenkrone, später tritt der französische Künstler Philippe Katerine als blauhäutiger Weingott Bacchus mit Fruchtdekor unter einer riesigen Servierglocke auf. …


Formal hält der Vergleich mit da Vincis letztem Abendmahl nicht stand - oder ist zumindest eine extrem verengte Lesart der Szenen. Wie schon Florian Eichel in der "Zeit" festgestellt hat, war der vermeintliche "Tisch" vielmehr ein Laufsteg, der sogar mit einem roten Teppich bedeckt war und auf dem mehrere "Voguing"-Performerinnen defilierten und tanzten. Außerdem passt die Anzahl der gezeigten Personen zu keinem Zeitpunkt zu Jesus und den zwölf Jüngern - auch auf den geteilten Screenshots nicht. …

Auch die Interpretation der Sternenkronen-Trägerin als Jesus ist zumindest gewagt. Auf Leonardo da Vincis Version des Abendmahls hat Christus gar keinen Nimbus, außerdem ist dieser in der Kunstgeschichte meist als goldene Scheibe dargestellt. Die Sternenkrone, die auch als Vorbild der EU-Flagge gilt, ist vielmehr ein Attribut Marias, was die Sache schon erheblich verkompliziert. Die war nämlich zum letzten Essen unter Jüngern gar nicht eingeladen.

Viel näher liegt die Interpretation, die Anspielungen auf das Heilige aus dem Context des Voguings zu verstehen. Diese Tanz-Praxis, die in der queeren Subkultur New Yorks entstand und von Künstlerinnen wie Madonna für den Mainstream appropriiert wurde, leiht sich seit Jahrzehnten Elemente des Religiösen, spielt mit der Ikonografie von Ekstase und Erlösung und inszeniert Ball-Events wie Gottesdienste. Insofern sind die Anleihen aus der christlichen Bildkultur bei Olympia sicher kein Zufall, sie beziehen sich aber nicht auf die Religion an sich, sondern auf eine Weiterentwicklung der Symbolik, die längst passiert ist und Einzug in die Popkultur gehalten hat. …

Vielleicht war die Inszenierung auch eine Melange aus verschiedenen Einflüssen, wie es bei der Referenz-Verwertungsmaschine Kunst so oft der Fall ist. Die ideologisch motivierte Verengung auf eine einzige Lesart zeigt aber einmal mehr, wie wenig das tatsächliche Geschehen noch eine Rolle spielt, wenn das Urteil ins eigene Weltbild passt. Wer überall eine queere Indoktrinierung gegen die Werte des christlichen Abendlandes wittert, wird auch die Olympiaschau nutzen, um sie politisch auszuschlachten. Dabei wurden aber die Werke, um die es gehen soll, offenbar gar nicht richtig angeschaut.

Die Olympia-Eröffnung, die man aus sehr vielen guten Gründen kritisieren könnte (Größenwahn, Nationalismus, zweifelhafte Sponsoren), war jedoch sehr viel facettenreicher als die plumpe Kritik an ihr. Oder will man eine Édith Piaf singende Celine Dion auf dem Eiffelturm oder eine Jeanne-d'Arc-artige Reiterinnenfigur wirklich als Kniefall vor dem "woken Zeitgeist" interpretieren? Die Präsenz unterschiedlicher Akteurinnen und Strömungen machte die Feier zu dem erinnerungswürdigen Spektakel, das sie war. Das zumindest anzuerkennen, wäre kunsthistorisches Fair Play."

 

Saskia Trebing, Kunsthistorikerin und Journalistin, Redakteurin beim Kunstmagazin Monopol.

(Trebing, S., 2024, Juli 29. Protest gegen Olympia-Eröffnung. Das war niemals ein letztes Abendmahl. monopol-magazin.de, Abgerufen am 05.08.2024, von monopol-magazin.de/paris-olympia-eroeffnung-kontroverse-blasphemie-christentum-das-war-niemals-ein-letztes-abendmahl)

 

"Es ist schwer, für etwas zu kämpfen, das kaum mehr ist als ein vages Bauchgefühl. Zum Beispiel das christliche Abendland. Das zeigt die Aufregung um eine Szene bei der Olympia-Feier in Paris. Ein nackter Traubengott sang da in einem Meer aus Früchten und Blumen, hinter ihm rankten sich Dragköniginnen und Halbweltgötter um eine Heilige mit tiefem Dekolleté.

Als die ersten Kulturkämpfer darin Leonardos Abendmahl zu erkennen glaubten, brach der Sturm auf den Smartphones los. Ein Jesus mit Brüsten inmitten seiner queeren Apostel? …

Wieso nur kennen die Verteidiger der europäischen Zivilisation sich so schlecht mit dem Sujet ihrer Obsession aus? Wieso etwa wurden sie nicht stutzig angesichts des nackten Weingottes? Weshalb dachten sie bei den Olympischen Spielen an Jerusalem und nicht an den Peloponnes? Und warum haben sie die Jüngerinnen und Jünger nicht einfach mal gezählt?

Der Urheber der griechisch-römisch-christlichen Verwirrung, der französische Regisseur Thomas Jolly, begegnete dem Shitstorm mit einem Lächeln: Inspiriert habe ihn nicht etwa Jesus, sondern Dionysos, nicht das Abendmahl, sondern ein Fest der Götter des Olymps. „Wir wollten nicht schockieren“, so der Franzose, sondern „eine Zeremonie, die versöhnt“. ...

 

Frankreich ... Die Künstler wie die Liebenden sind dort frei. Und so atmete die spektakulär schrille, immer wieder ins Geschmacklose kippende Olympia-Fete von Paris ganz selbstverständlich den Geist des Abendlandes – anders als die kenntnislose Kritik ihrer Gegner."
 

Livia Gerster, seit 2016 Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Studium der Arabistik und Geschichte

(Gerster, L., 2024, August 8. „Queeres Abendmahl“: Jesus oder Bacchus, Hauptsache Kulturkampf. F.A.Z., Abgerufen am 5. August 2024, von faz.net/aktuell/politik/ausland/queeres-abendmahl-bei-olympia-feier-hauptsache-kulturkampf-19895517.html)

​"War die etwas skurril wirkende Szene während der Olympia-Eröffnung nun da Vincis „Das Letzte Abendmahl“ oder van Bijlerts „Festmahl der Götter“? Darüber stritt sich diese Woche gefühlt die halbe Welt. …
Wie erbittert die jeweilige Seite für ihre exklusive Deutung („es kann nur das Abendmahl sein“ – „es kann nur das Festmahl der Götter sein“) gestritten hat, hat mich dann doch gewundert. Seit wann versteht denn ein Künstler seine Arbeit darin, die Werke großer Meister möglichst detailgetreu zu kopieren?

Kunst lebt auch davon, verschiedene Einflüsse zu verarbeiten. Und die lagen bei der Darstellung, die Künstler Thomas Jolly gewählt hat, auf der Hand: Neben dem „Festmahl der Götter“ (passend zu „Olympia“) war es natürlich auch das „Letzte Abendmahl“ sowie queere Popkultur. …
Allerdings hat Jolly betont, das „Letzte Abendmahl“ sei nicht „die Inspiration“ für die Szene gewesen. Das darf man ihm glauben. Es war sicher nicht die Inspiration.

Aber dass doch einiges auffällig für einen Einfluss da Vincis spricht, das kann man kaum leugnen. Zumindest in der herumgereichten Aufnahme, nicht in der Gesamtperformance mit dem singenden Dionysos. Vermutlich hatten die Verantwortlichen ein Foto für Social Media gemacht, das deutlich an „Das Letzte Abendmahl“ erinnert, anders als in der Live-Performance.
Denn: Die Personenanzahl stimmt (13), „Jesus“ ist der eindeutige Mittelpunkt der Szene, alle anderen richten sich an ihm aus. …


Also bat ich jemanden um Hilfe, der mir seit einiger Zeit ein wichtiger Begleiter ist: ChatGPT. Da kann man mittlerweile auch Bilder hochladen und analysieren lassen. Ich fragte:


Ich lasse das mal so stehen."
 

Nicolai Franz, Theologe, Redaktionsleiter Digital beim Christlichen Medienmagazin pro.

(Franz, N., 2024, August 2. „Das Letzte Abendmahl“ bei Olympia? Die unbestechliche KI-Antwort. Christliches Medienmagazin pro. Abgerufen am 3. August 2024, von pro-medienmagazin.de/das-letzte-abendmahl-bei-olympia-die-unbestechliche-ki-antwort/)

​"Olympia woke ... Es ist nicht möglich, keine Story zu erzählen. Wenn die Inszenierung fast jeden an das „Letzte Abendmahl“ erinnert, dann liegt die Schuld nicht bei denen, die das so sehen, sondern denen, die missverständlich kommuniziert haben.

Vor allem hätte den Organisatoren klar sein sollen, dass spätestens nach Dan Browns „Da Vinci Code“ nun wirklich jeder und seine Oma schon einmal da Vincis Kunstwerk, wenn vielleicht auch nicht live, gesehen hat. Hier gilt wieder die alte Storytelling-Weisheit: Was missverstanden werden kann, wird missverstanden. …

Die Inszenierung war ein gefundenes Fressen für Populisten jeglicher Art, die ja „schon immer gewusst haben“, dass der Westen seine eigenen Werte mit Füßen tritt.

Italienische Politiker, darunter der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini, äußerten scharfe Kritik an der Inszenierung und bezeichneten sie als „beleidigend“ und „schmutzig“. US Präsident Donald Trump sprach von einer „satanischen Inszenierung“ und auch der Vatikan reagierte kritisch und veröffentlichte eine offizielle Stellungnahme, in der Papst Franziskus erklärte, er sei „traurig“ über die Darstellung."
 

Prof. Dr. Veit Etzold, Schriftsteller und Hochschullehrer für Marketing.

(Etzold, V., 2024, August 9. Olympia woke: Das „Letzte Abendmahl“ war ein Festmahl für Gegner des Westens. focus.de, Abgerufen am 10.09.2024, von focus.de/experts/letztes-abenmahl-zu-eroeffnung-olympia-woke-das-letzte-abendmahl-war-ein-festmahl-fuer-gegner-des-westens_id_260202203.html)


​"Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, riet zur Gelassenheit:

"Es war eine große, bildreiche und mit Klischees spielende Show. Zu viel sollte man nicht in sie hineinlesen. Die Zukunft des Christentums wird andernorts entschieden."

 

Dr. Johann Hinrich Claussen, Evangelischer Theologe, seit 2016 Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

(Claussen, J. H., 2024, Juli 28. Kritik aus katholischer Kirche an „queerem Abendmahl“ bei Olympia. epd, Evangelisch.de. Abgerufen am 02. August 2024, von evangelisch.de/inhalte/232259/28-07-2024/kritik-aus-katholischer-kirche-queerem-abendmahl-bei-olympia)

"Schaut man sich im Lande um, was viele Fromme gerade leidenschaftlich beschäftigt, so gewinnt man den Eindruck, es geht beim christlichen Glauben vor allem um Sexualität … Aber sind sexuelle Fragen wirklich unser Kerngeschäft, oder rückt hier ein Randthema in den Mittelpunkt? …
Aber was ist mit der Beurteilung von Homosexualität? Da gehen die Überzeugungen auseinander. Halten wir das aus?"

Pfarrer Alexander Garth, Autor, 1999 Gründer der Jungen Kirche Berlin - Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bereichsleiter der Berliner Stadtmission.

(Garth, A., 2016. Die Sexualität darf uns als Christen nicht trennen. ideaSpektrum, 1/2016, S. 18f.)

"Die Evangelikalen in Deutschland leiden daran, dass sie sexualethische Fragen immer weniger einhellig beantworten. ... ​Ja, es gibt erhebliche Unterschiede, wie wir die Bibel auslegen und verstehen ... ob und wie wir von Gottes Offenbarung reden"

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe und Autor, Privatdozent für Systematische Theologie an der Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005–2022 Lehrauftrag an der Evangelischen Hochschule Tabor.

(Dietz, T., 2024. EINHEIT EMPFANGEN, GESTALTEN UND FEIERN. Aufatmen, 02, 24. SCM Bundes-Verlag, 2024. Abgerufen im Juli 2024, von aufatmen.de/wp-content/uploads/2024/05/UNUM24-Whitepaper.pdf)

"Ausgangspunkt des derzeit akuten innerevangelikalen Richtungsstreits ist das Thema Homosexualität. Ein ethisches Randthema hatte sich zu einer Bekenntnisfrage aufgeladen. Die unterschiedlichen Bewertungen dieses intimen Sachverhalts wurden geradezu skandalisiert und zum Schibboleth der Kirche aufgerichtet: „Wie hältst du es mit den Homosexuellen?“ 

Ein intimes Thema, das in den vertrauten Rahmen seelsorgerlicher Praxis gehört, wurde innerhalb kürzester Zeit zu einer das evangelikale Lager spaltenden Grundsatzfrage des Bibelverständnisses."

Jürgen Mette, Theologe und Autor, seit 1993 Vorsitzender des Stiftungsrats der Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor, Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1998-2013 Leiter der Christlichen Stiftung Marburger Medien, 1990-1996 Lehrbeauftragter am Theologischen Seminar Tabor.

(Mette, J., 2019, Januar 17. Die Evangelikalen: Weder einzig noch artig. Eine biografisch-theologische Innenansicht, S. 86, Gerth Medien)

​​

"Die Debatte um Homosexualität ist auch deshalb so heftig und sie wird auch deshalb so kontrovers geführt, weil sie im Kern eine Stellvertreter-Debatte ist. In der Sache geht es gar nicht so sehr um die sehr kleine Gruppe von Menschen, die als homosexuelle Paare eine kirchliche Trauung wünschen.

Die Frage, wie man zur theologischen Legitimität von Homosexualität steht, gibt vielmehr Auskunft über die Frage, wes Geistes Kind man ist, welche Geltung die Bibel hat. Das gilt dann wieder wechselseitig, aber immer polemisch: Sind wir aus der Sicht der Modernen Fundamentalisten? Oder sind wir aus der Sicht der Prämodernen liberale Kritiker?"

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor und Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

(Hempelmann, H., 2021, März. „Homosexualität“ als Kommunikationsherausforderung. Abgerufen am 1. Juli 2024, von heinzpeter-hempelmann.de/wp-content/uploads/2021/03/herausforderung-homosexualitaet.pdf)

Joshua Harris & Shannon Harris (Shannon Bonne) 2019

Instagram Screenshot | instagram.com/p/B0CtVRingGj | harrisjosh (18. Juli 2019)

 

 

Hallo, ich bin Josh.
Früher hatte ich alle Antworten - Kapitel und Verse. Jetzt bin ich glücklich unsicher, entfalte mich immer noch und genieße das Wunder und das Geheimnis des Lebens. ...


Ich habe die ersten 40 Jahre meines Lebens damit verbracht, das zu fördern, was ich jetzt als engstirnige, kontrollierende, angstbasierte Religion sehe. Heute setze ich mich für die Freiheit ein, sich zu verändern, zu wachsen und sich von Systemen und Überzeugungen zu lösen, die nicht mehr passen. Ich möchte gesündere religiöse und nicht-religiöse Gemeinschaften sehen.
Indem ich aus der starren Religion heraustrete, habe ich festgestellt, dass es viel Raum für Entdeckungen gibt. Zum Hören und Erzählen neuer Geschichten. Zum Schaffen neuer Dinge. Und zum Hervorheben von Menschen, deren Ideen die Welt verändern können. ...


Und ich möchte, dass queere Menschen, denen von der Kirche gesagt wurde, dass ihre Sexualität für Gott anstößig ist, wissen, dass Gott sich ihrer Kinder nicht schämt. Nicht nur das, sondern deine Queerness ist ein Geschenk, das wir brauchen. Wie Philippus den äthiopischen Eunuchen brauchte - nur ein queerer Blick konnte etwas so Queeres wie Wasser in einer Wüste bemerken. Wir brauchen dich, um uns zu zeigen, was wir nicht sehen können, und du verdienst Liebe und sexuelles Aufblühen genauso wie jeder andere. Ich möchte, dass dieses Wissen dich segnet. ...
Denn du trägst in deinem queeren ... schönen Körper das Ebenbild deines Schöpfers ... Diese Stimme ist die Stimme der Liebe. Und sie ist ewig. Und keine andere Stimme - nicht die der Gesellschaft, nicht die der Kirche, nicht die deiner Familie - und sicherlich nicht die der Schlange - darf dir sagen, wer du bist.

 

Joshua Harris, US-amerikanischer Autor und ehemaliger Pastor.

(Harris, J., 2024. joshharris.com, joshharris.com/about/, joshharris.com/to-hell-with-shame-nadia-bolz-weber-interviews-josh-harris/. Abgerufen am 09.08.2024)

​​

Mein Herz ist voll von Dankbarkeit. Ich wünschte, Sie könnten all die Nachrichten sehen, die mir die Menschen nach der Bekanntgabe meiner Scheidung geschickt haben. Sie sind Ausdruck der Liebe, auch wenn sie traurig sind oder die Entscheidung sogar stark missbilligen. ...
In dieser Woche habe ich Gnade von Christen, Atheisten, Evangelikalen, Ex-Evangelikalen, Heterosexuellen, LGBTQ-Menschen und allen dazwischen erfahren. ...

 

Die Information, die in unserer Ankündigung [instagram.com/p/B0CtVRingGj | 18. Juli 2019] ausgelassen wurde, ist, dass ich eine massive Veränderung in Bezug auf meinen Glauben an Jesus durchgemacht habe. Der populäre Ausdruck dafür ist "Dekonstruktion", der biblische Ausdruck ist "Abfallen". Nach allen Maßstäben, die ich habe, um einen Christen zu definieren, bin ich kein Christ mehr. Viele Menschen sagen mir, dass es einen anderen Weg gibt, den Glauben zu praktizieren, und ich möchte dafür offen bleiben, aber ich bin noch nicht so weit. ...

Der LGBTQ+-Gemeinschaft möchte ich sagen, dass mir die Ansichten leid tun, die ich in meinen Büchern und als Pastor in Bezug auf Sexualität gelehrt habe. Ich bedaure, dass ich mich gegen die Gleichstellung der Ehe ausgesprochen habe, dass ich euch und euren Platz in der Kirche nicht bestätigt habe und dass ich mit meinem Schreiben und Reden zu einer Kultur der Ausgrenzung und Bigotterie beigetragen habe. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen. ...
Ich fühle mich sehr lebendig und wach und überraschend hoffnungsvoll. Ich glaube wie meine Schwester Julian ... Alles wird gut sein und jede Art des Seins wird gut sein.​

Joshua Harris, US-amerikanischer Autor und ehemaliger Pastor.

(Harris J,. 2019 Juli 26. My heart is full of gratitude. instagram, Abgerufen am 09.08.2024, von instagram.com/p/B0ZBrNLH2sl/)​​​​​

 

 

 

"Wappnet Euch, die ersten Minuten werden besonders hart und teils auch verletzend, denn ich zitiere meinen Präsesbericht, den ich 2011 bei der Gnadauer Mitgliederversammlung gehalten habe … 

> Gott liebt diese Welt und jeden einzelnen Menschen. Seine Liebe gilt auch uns. … Die Heilige Schrift ist die Urkunde der Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen. Wir lieben und achten sein lebendiges Wort als „norma normans“, als „Richter, Regel und Richtschnur“ aller Lehren. …

Wir bekennen uns unverändert dazu, dass nach Gottes Willen alleine die lebenslange Einehe zwischen Mann und Frau die menschlicher Sexualität entsprechende Gestaltung der Geschlechtsgemeinschaft ist. Menschen, die nicht in einer derartigen Gemeinschaft leben, sind unabhängig von Geschlecht und Alter zur Enthaltsamkeit aufgerufen, zu der Gott „Wollen und Vollbringen“ schenken kann.

Es wäre lieblos, wenn wir Menschen Gottes Wegweisung zu einem gelingenden Leben vorenthalten würden. Gott liebt uns, wie wir sind, aber er lässt uns nicht, wie wir sind. Glaube verändert - auch in ethischen Fragen und manchmal in einem langwierigen und schmerzhaften Prozess.

Wir sind dazu aufgerufen, in unseren Gemeinschaften und Gemeinden, Werken und Verbänden Orte und Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, wo Menschen mit unterschiedlichsten Anfechtungen und Gefährdungen ihrer Sexualität Annahme, Hilfe, Korrektur und liebevolle Begleitung finden.

Aufgrund unseres Verständnisses des Willens Gottes können wir zu praktizierter Homosexualität kein Ja finden. Sie ist Sünde und steht unter dem Gericht Gottes.

Wir halten es für einen verhängnisvollen Irrweg, dass die meisten kirchlichen Verlautbarungen, spätesten seit 1996 das eindeutige biblische Zeugnis zur Homosexualität dadurch zu entkräften suchen, dass sie es als zeitbedingt einschätzen und das Liebesgebot nicht mehr an die konkreten Weisungen der Heiligen Schrift zurück binden. Anstatt Orientierung zu bieten, wird Verwirrung noch vergrößert. …

 

Gleichzeitig kann ich nicht übersehen, dass Christinnen und Christen in dieser Frage zu einer anderen Wertung und Gewichtung gelangen. Es wäre lieblos und unangemessen, ihnen ihren Glauben oder die Ernsthaftigkeit ihres ethischen und geistlichen Forschens abzusprechen.

Wir müssen mit dieser Differenz in einer wichtigen und grundlegenden ethischen Frage leben und weiterhin miteinander um die Wahrheit ringen. Ich werde aus theologischen Gründen an der gemeinsamen Zugehörigkeit zum Leib Christi - trotz eines gravierenden ethischen Dissenses - festhalten. <

Zitat Ende. Das ist ein Teil meines Präsesberichtes von 2011 … Ich habe damals ... alles was ich sagte genauso gemeint. Heute schäme ich mich dafür. Und ich bin erschüttert über mich selbst. Vieles davon würde ich um Gottes Willen heute nicht mehr sagen. Manches würde ich immer noch sagen, aber es hätte eine völlig andere Bedeutung. …


Ich habe auch als Leiter dazu beigetragen, dass Vor-Urteile und Fehleinschätzungen gegenüber queeren Menschen autoritativ bestätigt, bestärkt, weitergegeben wurden. Das tut mir von Herzen leid und ich kann dafür die betroffenen Menschen wirklich nur um Vergebung bitten."
 

Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

(Diener, M., 2022, September 10. Vortrag: Verbunden oder Gebunden? „Coming-in“. Niederhöchstadt, Netzwerktreffen von christlichen LSBTQ-Menschen. Zwischenraum e.V., Abgerufen am 10.09.2024, von youtube.com/watch?v=tF2vGs7AStY)

Dr. Michael Diener, „Coming in“, Netzwerktreffen von christlichen LSBTQ-Menschen (2022)

 

 

 

"Am sechsten Tag schuf Gott den Sex" (Dr. Johannes Hartl, Juli 2012, Gesamtlaufzeit: ca. 4h 25m, Es gilt das gesprochene Wort.)

 

Wie können Christen sich anmaßen irgendwelchen Leuten zu sagen, was sie ihm Bett tun sollen oder nicht? … Das ist eine Frage, die total viele Leute damit beantworten würden, dass sie sagen würden, okay, die Christen sind völlig bescheuert, sind moralisch, wollen irgendwelche Leute fertig machen oder so was. 
Am schlimmsten sind die Katholiken, aber eigentlich die gleiche Bagage, die Evangelikalen. Das sind so die großen Feindbilder. …


Gefühle sind nie Sünde. Und der Satz ist tiefgründiger als wir auf dem ersten Blick meinen. Gefühle an sich zeigen mir nur, erst mal was da ist. … und ist deswegen nie was, wessen ich mich schämen muss, was ich verleugnen muss. Die Gefühle sind einfach da. Das ist erst mal eine unglaublich befreiende Wahrheit. Kein Mensch kann von dir verlangen, du musst dich jetzt so und so fühlen. …
Die spannende Frage ist jetzt aber, wie gehen wir mit den Gefühlen um? …


Ich will eine Sache völlig klar sagen, wenn irgendjemand sagt, hey, ich hab Gefühle, ich hab homoerotische Gefühle, ich verliebe mich und ich bin fasziniert von anderen Männern und ich will das ausleben und ich hab keinen Bock auf eure Bibel, auf eure Moral, ich will nichts davon wissen - dann sage ich, hey, wer bin ich, dir das vorzuschreiben, wie du das zu tun hast?

Okay, du bist frei, das so tun. Wenn du diesen Weg wählen willst, go for it. …


Der Punkt ist einfach nur der, wenn jemand sagt, hey, ich leide unter dem, was hier abläuft, ich habe nicht das Gefühl, dass es gut läuft … Ich will echt das tun, was Jesus sagt, an dem Punkt. Dann kann man sagen, alles klar, jetzt sind wir im Gespräch.

Dann lass uns nachschauen, was die Schrift sagt, lass uns gemeinsam in den Prozess gehen, wo du deine Sachen und ich meine Sachen aufarbeite. … nicht … homoerotische Gefühle, sie sind nicht der Punkt, sondern die ausgeübte homosexuelle Praxis … 

Die Schrift, ist an dem Punkt eindeutig. Aber sie ist auch eindeutig, dass Homosexualität nicht die einzige, nicht die schlimmste, nicht die größte Sünde ist, sondern eher in einem Katalog mit jeder Menge Sachen, wo wir uns auch wiederfinden können.

Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.

(Hartl, J., 2012, Juli. Am sechsten Tag schuf Gott den Sex. Gebetshaus Augsburg, Abgerufen am 23.06.2024, von shop.gebetshaus.org/products/am-sechsten-tag-schuf-gott-den-sex-lehrserie-download)

"Aus aktuellem Anlass:


Im Laufe der letzten 15 Jahre habe ich eine kaum mehr übersehbare Menge an Videos, Artikeln und Büchern veröffentlicht. Immer wieder finde ich gerade bei älteren Beiträgen Aussagen oder Formulierungen, die ich heute so nicht mehr machen würde.

 

Das betrifft ... „Die Kunst eine Frau/Mann“ zu lieben von 2013 ...  „Maleachi Ruf“ und „Am sechsten Tag schuf Gott den Sex“. [siehe oben]

 

Kritik an meinen Positionen ist immer erlaubt, oft sicher berechtigt; am zielführendsten ist sie, wenn sie sich an meinen Inhalten der letzten 5 Jahre orientiert, denn auch meine thematischen Aussagen entwickeln sich mit der Zeit."

Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.

​ 

(Hartl, J., 2024. Pressemitteilung. johanneshartl.org, Abgerufen am 23.06.2024, von johanneshartl.org/presse

und  web.archive.org/web/20230524151035/https://johanneshartl.org/presse/)

Richard-Dawkins

Prof. Dr. Richard Dawkins (QED conference 2013)

„Richard Dawkins 3“ v. TheTherapist ist lizenziert unter CC BY-NC 2.0.

 

 

 

​​​​[Dr. Richard Dawkins] "Ayaan, ich habe dich immer für einen der mutigsten Menschen gehalten, die ich kenne. Wie konntest du dich einer solchen Schwäche hingeben? …


Und nun gehst du in die Kirche. Und du hörst dem Pfarrer zu. Bemerkst du nicht, wieviel Unsinn er redet? Nimmst du das wirklich ernst, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Dass Jesus von den Toten auferstanden ist? Dass er von einer Jungfrau geboren wurde? …


Wir haben säkularen Humanismus, wir haben Rationalität, wir haben Moralphilosophie. Auf dieser Basis entscheiden wir, was moralisch ist und was nicht. Wir müssen auf unsere Moral nicht noch einen Haufen übernatürlichen Unsinn draufsatteln. …


Ich habe eine kürzlich aufgezeichnete Diskussion gesehen, in der du mich als einen der christlichsten Menschen bezeichnetest, die du kennst. Dies geschah, nachdem du Roger Scruton zitiert hast, der dir sagte, dass du, wenn du wie ein Christ agierst, dich wie ein Christ verhältst, ein Christ bist. 

Aber Ayaan, das ist so falsch. Wie du oder ich mich verhalten, ist völlig irrelevant. Was zählt, ist, was du glaubst. Was zählt, sind die Wahrheitsbehauptungen über die Welt, die du für wahr hältst.


Denn das ist der springende Punkt. Das Christentum stellt Tatsachenbehauptungen auf, Wahrheitsansprüche, die Christen glauben, Wahrheitsansprüche, die sie als Christen definieren. 

Christen sind Theisten. Sie glauben an eine göttliche Vaterfigur, die das Universum erschaffen hat, die unsere Gebete erhört und die in jeden unserer Gedanken eingeweiht ist. 


Du glaubst das sicher nicht? Glaubst du, dass Jesus drei Tage, nachdem er in das Grab gelegt wurde, wieder auferstanden ist? Nein, natürlich nicht. Glaubst du, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde? Sicherlich nicht. 

Jemand mit deiner Intelligenz glaubt nicht, dass du eine unsterbliche Seele hast, die den Zerfall deines Gehirns überleben wird. Christen glauben an einen schrecklichen Ort namens Hölle, wo die Seelen der Bösen nach ihrem Tod hinkommen. Glaubst du das auch? Auf keinen Fall!

Christen glauben, dass jedes Baby „in Sünde geboren“ wird und nur durch die uns erlösende Hinrichtung Jesu (präventiv im Falle aller nach Christus Geborenen) vor der Hölle bewahrt wird. Glaubst du auch nur annähernd an diese widerliche Sündenbocktheorie? Nein, natürlich nicht. …


Wenn du Christin bist, musst du das ganze Paket nehmen. Dann musst du auch daran glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. … Ayaan, du bist genauso wenig ein Christ wie ich es bin.


Ich für meinen Teil habe verschiedene Dinge gefunden, die meinem Leben Sinn und Zweck geben. Da ist die Wissenschaft, und in meinen Büchern habe ich mein lebenslanges Streben nach dem Sinn und Zweck allen Lebens dargelegt. Dann gibt es die menschliche Liebe, die Schönheit eines Kindes, ein tropisches Bad unter dem Sternenhimmel, ein hinreißender Sonnenuntergang, ein Schubert-Quartett. Es gibt die Kunst und die Literatur der ganzen Welt. Die Wärme einer innigen Umarmung. …


Aber, selbst wenn dich all diese Dinge kalt lassen - und das tun sie natürlich nicht -, selbst wenn du ein unstillbares Bedürfnis nach mehr verspürst, was in aller Welt hat das mit den Wahrheitsbehauptungen des Christentums oder einer anderen Religion zu tun? 


Selbst wenn das Leben unerträglich trostlos und leer wäre - das ist es nicht, aber selbst wenn es so wäre - wie könntest du, wie könnte irgendjemand ein Bedürfnis nach Trost in einen Glauben an biblische Wahrheitsbehauptungen über das Universum umwandeln, nur weil du dich dadurch gut fühlst? 

Intelligente Menschen glauben nicht an etwas, weil es sie tröstet. Sie glauben es, weil, und nur weil, sie Beweise gesehen haben, die es unterstützen. …


Nein, Ayaan, du bist kein Christ, du bist nur ein anständiger Mensch, der fälschlicherweise glaubt, er brauche eine Religion, um das zu bleiben."

Prof. Dr. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe und Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

(Dawkins, R., 2023, November 16. Open letter from Richard Dawkins to Ayaan Hirsi-Ali. Abgerufen am 23. Juni 2024, von richarddawkins.substack.com/p/open-letter-from-richard-dawkins)

 

[Ayaan Hirsi-Ali] „Der Atheismus hat es nicht geschafft, eine einfache Frage zu beantworten: Was ist der Sinn und Zweck des Lebens?“ …


Ich bin nicht zum Glauben gekommen durch irgendein spektakuläres Ereignis, auch wenn ich das besser gefunden hätte. Ich habe in einer persönlichen Krise gesteckt … in meiner Verzweiflung habe ich angefangen zu beten. Das war der Wendepunkt …


„Ich habe mich auch dem Christentum zugewandt, weil ich das Leben ohne spirituellen Trost letztlich unerträglich, ja fast selbstzerstörerisch fand.“ …

„Ich entscheide mich zu glauben“ ... „Wenn es etwas sehr viel Mächtigeres gibt als uns, das alles erschaffen hat, dann sind Auferstehung und andere Wunder doch keine große Sache.“ ...


Weil das Christentum aus den Schulen und Universitäten verbannt worden ist, gibt es ein Gottesvakuum. Und dieses Vakuum wird von anderen gefüllt. „Es gibt heute sehr böse Kräfte, die die Herzen, Köpfe und Seelen der jungen Menschen besetzen.“


Für mich ist das Christentum "besessen von der Liebe". Das zeigten auch meine Erfahrungen aus meiner Zeit als Atheistin. Vor Muslimen habe ich durch Leibwächter geschützt werden müssen, Christen hingegen haben mir Briefe geschrieben: … man bete für mich.

 

Ayaan Hirsi-Ali, niederländisch-amerikanische Politikwissenschaftlerin.

(Hirsi-Ali, A., 2023, November 14. Why I Am Now a Christian. Abgerufen am 23. Juni 2024, von thefp.com/p/ayaan-hirsi-ali-why-i-am-now-christian-atheism)

Triggerwarnung | Tages-Anzeiger Zürich | Der Landbote Winterthur | Rico Bandle | Screenshot: Facebook

Debatte zu genderinklusiver Sprache (11.06.2022)
(tagesanzeiger.ch/srf-sagt-wie-man-politisch-korrekt-sprechen-soll, abgerufen: 23. Juli 2023)

 

 

 

"Sie ist klug, schwarz und feministisch. Trotzdem ist die gebürtige Somalierin Ayaan Hirsi Ali für weiße linke Frauen und Männer eine Provokation. Das zeigt sich auch in den Medien. …


Wenn es brutal wird, erscheint im Schweizer Radio und Fernsehen eine Warnung an die Zuschauer. «Achtung, Video enthält Bilder von Toten», hieß es etwa, als SRF Filmaufnahmen des Massakers von Butscha zeigte, wo die Leichen ermordeter Ukrainer auf der Straße lagen. Auch Beiträge über Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt werden von SRF mit sogenannten Triggerwarnungen gekennzeichnet. Dies insbesondere, um Kinder und Jugendliche zu schützen.


Eine dieser Triggerwarnungen hat kürzlich aber für Irritationen gesorgt. Denn sie bezieht sich nicht auf eine Gewaltdarstellung, sondern auf eine Meinung. Geäußert hat sie die amerikanisch-niederländische Politologin und Feministin Ayaan Hirsi Ali, die kürzlich am World Economic Forum in Davos aufgetreten und von SRF porträtiert worden ist. …


Wer sich den Beitrag ansehe, werde mit «Diskriminierung gegenüber Transgender- und nichtbinärer Geschlechtsidentität» konfrontiert. …


Dass damit ausgerechnet eine Feministin, die sich gegen frauenfeindliche Gewalt einsetzt, in eine Reihe mit Gewalttätern gestellt wird, sorgte im SRF-Publikum für Unverständnis. Denn Triggerwarnungen sind laut den publizistischen Leitlinien von SRF dazu da, um «verstörende Bilder», Tondokumente und «schockierende Aufnahmen» anzukündigen – im Zusammenhang mit Krieg, Terror, Gewalt, Unterdrückung, Unfällen und Naturkatastrophen. Das Kapitel der Leitlinien, das die Verwendung von Triggerwarnungen regelt, ist mit dem Titel «Gewaltdarstellungen allgemein» überschrieben. …


Verantwortlich für diese Diskriminierung soll Hirsi Ali selbst sein. Frauen, das erklärte die Politologin am World Economic Forum nämlich, seien im Westen … bedroht, … auch von vermeintlich progressiven Aktivisten, die das biologische Konzept «Frau» infrage stellten. Konkret sagte sie: «Schauen Sie sich die idiotischste Ideologie von allen an, in der man bestimmte Pronomen verwenden muss und absurde Dinge sagen soll wie: ‹Menschen, die menstruieren›». …


Um die Frage, ob das gefühlte Geschlecht einer Person auch rechtlich anerkannt werden soll – und ob man nicht-binäre Menschen mit speziellen Pronomen wie «dey/deren» ansprechen soll –, tobt derzeit ein Kulturkampf. Feministinnen alter Schule wie Alice Schwarzer und Ayaan Hirsi Ali halten diese Entwicklung für gefährlich: Sie fürchten unter anderem, dass biologische Männer aufgrund gefühlter Geschlechtsidentitäten in weibliche Schutzräume eindringen könnten. …

Die feministische Zeitschrift «Emma» wurde wegen Transfeindlichkeit vor den Presserat zitiert, weil sie die weibliche Identität der grünen Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer hinterfragt hatte – eines biologischen Mannes, der sich als Frau fühlt, dank der grünen Frauenquote gewählt wurde und sich kürzlich in der Frauensauna ablichten ließ."

Lucien Scherrer, Journalist | Neue Zürcher Zeitung.

(Scherrer, L., 2022, Juni 15. Triggerwarnungen und Verleumdungen – wie Medien die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali dämonisieren, Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 23. Juni 2024, von nzz.ch/feuilleton/vor-dieser-frau-wird-gewarnt-ayaan-hirsi-ali-ist-fuer-weisse-linke-maenner-eine-reizfigur-das-zeigt-sich-auch-in-den-medien-ld.1687627)

"Wir Linken kämpften einst für gemeinsame, universale Werte. … Es gab eine Zeit, in der wir mehrere Werte gleichzeitig zu vertreten in der Lage waren: Gleichheit und Freiheit, Antirassismus und Meinungsfreiheit, Vielfalt und Toleranz. Das momentane politische Klima - insbesondere im linken Spektrum - hat sich drastisch verändert. Wir sind jetzt dazu angehalten, uns für ein Lager zu entscheiden … Zwischen tugendhafter Zensur und freier Meinungsäußerung. … Es ist, als ob wir alle kollektiv an eine ideologische Wand gedrückt werden ...

Im Jahre 2014 beschloss die Brandeis University in Massachusetts, der somalischen feministischen Aktivistin Ayaan Hirsi Ali die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Ayaan Hirsi Ali hatte sich für die Rechte von Frauen und Mädchen in muslimischen Ländern eingesetzt und war selbst vor Zwangsheirat, Schlägen und Genitalverstümmelung geflohen. Ihre Erfahrungen hatten sie zu einer freimütigen Kritikerin des Islam gemacht. …


Als die Nachricht von dieser Verleihung des Doktortitels honoris causa bekannt wurde, unterzeichneten Dozenten und Studenten eine Petition und übten Druck auf die Universität aus, die Ehrung abzusagen, da sich muslimische Studenten angesichts einer solchen Verleihung unwillkommen fühlen würden. Die Universität zog den Doktortitel zurück."

Prof. Dr. Eva Illouz, französisch-israelische Soziologin.

(Illouz, E., 2024, Januar 18. Unter Opfern: Soziologin Eva Illouz über die Linke und Identitätspolitik. Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 26. Juni 2024, von sueddeutsche.de/kultur/eva-illouz-linke-identitaetspolitik-selbstkritik-folgen)

Dr. Thies Gundlach (2009)

Nordelbische Synode 18.9. 2009“ von Presse.Nordelbien ist lizenziert unter CC BY 2.0.

"Ich habe eine Art Déjà-vu-Erlebnis; in den 80er Jahren gab es schwere Auseinandersetzungen zwischen den Evangelikalen und vielen anderen Christen um die Fragen zur theologischen Bedeutung und Bewertung von Homosexualität. 30 Jahre später steigen die gleichen Akteure mit den gleichen Argumenten noch einmal in den Ring und sehen wieder den Glauben in Gefahr.
Die Schärfe dieser Intervention heute lässt mich vermuten, dass sich darin auch viel Enttäuschung ausdrückt, weil der damalige Kampf doch letztlich vergeblich war.“

Dr. Thies Gundlach,  Ev. Theologe, 2010-2021 Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD.

(Gundlach, T., 2016, Januar 8. Die Wahrheit gehört Gott: EKD-Vizepräsident Gundlach über den Bibelstreit mit Evangelikalen. epd, evangelisch.de, Abgerufen am 10.09.2024, von taufbegleiter.evangelisch.de/inhalte/129985/08-01-2016/thies-gundlach-ekd-ueber-evangelikale-froemmigkeit-der-ekd)


"Die Universität Tübingen ist als Hochburg der christlichen Theologie bekannt. Und wo viele Theologen sind, wird viel gestritten. Die jüngste Debatte dreht sich um die „Christlichen Hochschultage“, die am Donnerstag zuende gegangen sind: eine Reihe theologischer und gesellschaftlicher Vorträge mit kostenlosen Mahlzeiten.

Veranstaltet wurden sie von 120 Studierenden, die auch bei der „Studentenmission Deutschland“, „Campus Connect“ oder dem „Albrecht-Bengel-Haus Tübingen“ aktiv sind.

Eine zweite Gruppe – das Tübinger „Schwäbische Tagblatt“ zählt etwa 70 Studierende – hat sich vor der Stiftskirche um einen großen Lautsprecher versammelt. Als Erster greift Raphael Kupczik zum Mikrofon, selbst Theologiestudent. Er will „vulnerable Menschen schützen vor einfachen Maschen von Missionierenden.“ Schließlich zielten die Hochschultage vor allem auf Studierende ab, die mit Leistungsdruck oder Sinnkrisen kämpfen.

 

Der Name der Kundgebung: „Bildung statt Bekehrung“.

Die Debatte ist alles andere als neu. Bereits 1952 gab es in der Evangelischen Studentengemeinde Tübingen einen Aufruhr gegen die Hochschultage. Der Historiker Jonathan Schilling hat das Phänomen untersucht. Er spricht von „Mission als Grenzscheide“ christlicher Hochschulgruppen.

Neu dürften manche der Vorwürfe sein. Sie treffen vor allem eine Rednerin der Hochschultage: Jana Highholder, eine junge Ärztin aus Koblenz, von 2018 bis 2020 YouTube-Botschafterin für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). ...

Raphael Kupczik wird persönlich. Er zeigt auf einen Studenten mit Sonnenbrille, der neben der Stiftskirche ein weißes Plakat in die Luft reckt. „Bildung und Bekehrung“ steht darauf. In ihm sieht Kupczik „das perfekte Beispiel von politischem Rechtssein und auch religiöser Rechten, ein Mitglied der Studentenverbindung Germania.“ Man würde ja gerne über solche Probleme ins Gespräch kommen, ergänzt die Folgerednerin. Doch „diesen Dialog auf Augenhöhe sehe ich in der gesamten Veranstaltung der Hochschultage nicht.“

Ein Tag später im Clubhaus der Uni Tübingen, einem von zwei parallelen Treffpunkten der Hochschultage. Die Schlange vor der Essensausgabe reicht durch das ganze Treppenhaus bis zur Eingangstür. Auch der Student mit Sonnenbrille wartet hier – und stellt sich als Caden vor.

„Mir ist bewusst, dass das Wort ‚Bekehrung‘ manchmal mit Zwang verbunden wird“, sagt er über sein Plakat. „So sollte das nicht sein. Ich liebe Jesus und ich möchte ohne Zwang allen Menschen über ihn erzählen.“

Wegen seines Weltbildes gehöre er schon seit zwei Jahren nicht mehr zur Germania-Verbindung, betont Caden. Der Redner auf der Kundgebung habe das auch gewusst, aber bewusst falsch gesagt. ...

Am Abend erscheint die nächste Stellungnahme zum Thema, diesmal von der Leitung der Hochschultage: „Wie wir mit unseren Aktionen niemandem religiöse Ansichten aufzwingen, erbitten wir im Gegenzug dieselbe Toleranz für uns."

Valentin Schmid, freier Journalist.

(Schmid, V., 2024, Juni 13. Streit um Bildung und Bekehrung. Evangelische Zeitung. Abgerufen am 18. Juni 2024, von evangelische-zeitung.de/streit-um-bildung-und-bekehrung)

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"Kundgebung gegen die Tübinger Hochschultage" | „Bildung statt Bekehrung! Keine Missionierung auf unserem Campus!“ | 11. Juni 2024, 18:15 Uhr | Vorplatz des Kupferbaus Tübingen.

Bündnis „Keine Missionierung auf unserem Campus“: Grüne Hochschulgruppe Tübingen, Linksjugend ['solid] Tübingen, Queeres Zentrum, Arbeitskreis kritischer Jurist*innen Tübingen, Münze 13 e.V., Befreiungstheologisches Netzwerk Tübingen, Katholische Hochschulgemeinde Tübingen KHG u. Evangelische Studierendengemeinde Tübingen ESG [Evangelische Landeskirche in Württemberg].

Grüne Hochschulgruppe Tübingen.

(Grüne Hochschulgruppe Tübingen., 2024, Juni 10. Abgerufen am 19. Juni 2024, von ghg-tuebingen.de/2024/06/10/bildung-statt-bekehrung)

Evangelische Landeskirche in Württemberg | elk-wue.de

 

 

"Die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) [Evangelische Landeskirche in Württemberg] und Katholische Hochschulgemeinde (KHG) beobachten mit Sorge, wie bei den sogenannten Hochschultagen unter dem Banner von Christ:innentum und Glaube Referent:innen eine Bühne geboten wird, die wiederholt antipluralistische, fundamentalistische, queerfeindliche und antifeministische Botschaften verbreiten.

Die Veranstalter:innen der sog. Hochschultage bezeichnen sich selbst als „Vereinigung christlicher Hochschulgruppen“ [Hochschul-SMD, Campus Connect u. Albrecht-Bengel-Haus].

 

Es ist uns als Hochschulgemeinden der evangelischen Landeskirche Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart wichtig, uns von den Veranstalter:innen und deren Verständnis von Glaube und Christ:innentum klar zu distanzieren. ...

Jana Hochhalter, eine der prominentesten Redner:innen der sog. Hochschultage, hetzt in ihrem Podcast „In Zeiten wie diesen“ und auf ihrem Instagram-Account gegen Queere Christ:innen, Abtreibung und die Gleichberechtigung von Mann und Frau. ...

Als ESG und KHG verstehen wir christlichen Glauben als stetiges Hinterfragen, eine Pluralität von Haltungen und Meinungen und sind der festen Überzeugung, dass Diskriminierung jeglicher Art keinen Platz in unseren Gemeinden haben darf. ...

Wir rufen zur Teilnahme an der Gegenkundgebung am Dienstag, 11.6. um 18:15 Uhr vor dem Kupferbau auf."

Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Tübingen und Katholische Hochschulgemeinde (KHG) Tübingen, Hochschulgemeinde der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und Hochschulgemeinde der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

(ESG Tübingen u. KHG Tübingen., 2024, Juli 10. Abgerufen am 18. Juni 2024, von esg-tuebingen.de/nachrichten/statement-der-esg-und-khg-zu-den-hochschultagen-tuebingen-2024)

"Von 2018 bis 2020 war Highholder mit einem Youtube-Kanal namens „Jana glaubt“ auch offiziell für die evangelische Kirche im Einsatz. Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) verantworteten ihn gemeinsam. Er sollte junge Menschen mit einem auf sie zugeschnittenen Angebot für christliche Inhalte begeistern.

 

Allerdings wurden schon zu dieser Zeit in Christ & Welt Vorwürfe gegen die Influencerin laut: Highholder sei ein „trojanisches Pferd“, das „biblizistische und evangelikale Positionen“ propagiere, so die evangelische Pfarrerin Hanna Jacobs.

Inzwischen gehen die Verantwortlichen auf Distanz zu ihrem früheren Star. Das GEP unterstützt mit dem evangelischen Contentnetzwerk yeet lieber Influencer*innen, die ein vielfältiges Bild des Christentums vermitteln. Besonders eindrucksvoll zeigen zum Beispiel die queeren Pastorinnen Steffi und Ellen Radtke als „Anders Amen“ ihren Familienalltag in Osnabrück.

Aber während Highholder und Neubauer bei Instagram ohne institutionelle Unterstützung auf rund 60.000 und 70.000 Follows kommen, ist die Öffentlichkeit von Anders Amen mit 24.000 viel geringer. Und es warten neue Herausforderungen: Auf Tiktok hat der Wettbewerb der religiösen Influencer*innen gerade erst begonnen. Jasmin Neubauer ist schon dort und ihr erfolgreichstes Video wurde 185.000-mal angeschaut."

Louis Berger, Journalistisches Volontariat an der Katholischen Journalistenschule ifp München.

(Berger, L., 2024, April 19. Christliche Influencer*innen: Insta, Youtube, Gott. taz. Abgerufen am 26. Juni 2024, von taz.de/Christliche-Influencerinnen/!6002078)

JANA & JASMIN – In Zeiten wie diesen...  |  Tübinger Hochschultage, UNUM und Herzschmerz

jana-jasmin-in-zeiten-wie-diesen.simplecast.com/episodes/tubinger-hochschultage-unum-und-herzschmerz  (17. Juni 2024)

 

 


"Vom 10. bis 13. Juni fanden in einigen Uni-Städten Deutschlands und auch in Heidelberg zum wiederholten Mal die Hochschultage statt, zu denen die christlichen Hochschulgruppen Friedrich-Hauss-Studienzentrum, hochschul_smd heidelberg, Campus Connect, Entschieden für Christus Heidelberg und sfc mit üppiger Plakatierung, in Uni-Veranstaltungen über Professor*innen und mit Straßenmalkreide eingeladen haben.

Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe fanden an jedem der Tage öffentliche Vorträge zu christlichen und theologischen Themen statt. Als Referent für gleich drei der vier Vorträge wurde Gernot Zeilinger eingeladen. Das finden wir als ESG hochproblematisch.


Denn Herr Zeilinger ist in der Vergangenheit öffentlich (u.a. über YouTube) mit homo-, queer- und transphoben sowie antifeministischen, antipluralistischen und fundamentalistischen Positionen aufgetreten, die aus unserer Sicht dem christlichen Menschenbild zutiefst widersprechen. … Dabei beruft er sich auf seine Glaubensposition, die aus einem aus unserer Sicht nicht reflektierten und daher fundamentalistischen Bibelverständnis hervorgeht.

Als ESG [Studierendengemeinde d. Evangelischen Landeskirche in Baden] können wir solchen menschenverachtenden Haltungen, die sich angeblich auf die biblische Botschaft berufen, keinesfalls zustimmen! Wir distanzieren uns ausdrücklich von Argumentationen und Positionen, die die Würde eines jeden Menschen – welche nach Art. 1 GG an erster Stelle unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens zu stehen hat – auf solche Weise untergräbt. …

„Mission“ und „Bekehrung“ im von den christlichen Hochschulgruppen verstandenen, traditionellen Sinn, lehnen wir aus seelsorglichen und diversitätssensiblen Gründen ab, da diese Begriffe und die dahinterstehenden Konzepte aus unserer Sicht im Zusammenhang mit einem toxischen Religionsverständnis und unterdrückerischen und geistlich-missbräuchlichen Strukturen stehen.​

Wir sind enttäuscht, dass uns von Vertreter*innen der „Hochschultage“ im Zuge der Straßenmalkreide-Aktion mit den Worten „Gelangweilt von Kirche? Probier mal Jesus!“ vor der Peterskirche vorgeworfen wird, dass wir als Evangelische Studierendengemeinde einer Landeskirche nichts mit Jesus zu tun hätten. …

Es sei klargestellt, dass wir uns mit dieser Stellungnahme explizit nicht generell von den oben genannten christlichen Hochschulgruppen als solchen distanzieren, da wir durch persönliche Kontakte und Freund*innenschaften wissen, dass diese Gruppen – so wie wir auch – in sich nicht homogen sind und nicht alle Menschen aus den jeweiligen Gruppen dieselbe Haltung und Glaubensansicht vertreten.
Wir sind gern offen für Gespräche auf Augenhöhe, in denen wir uns über theologische Selbstverständnisse, die Rolle der Bibel und die jeweiligen Glaubensverständnisse austauschen können."
 

Gemeinderat der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Heidelberg, Hochschulgemeinde der Evangelischen Landeskirche in Baden.

(Gemeinderat ESG Heidelberg., 2024, Juni 13. Stellungnahme der Evangelischen Studierendengemeinde ESG Heidelberg zu den Heidelberger Hochschultagen christlicher Hochschulgruppen. Abgerufen am 18. Juni 2024, von esg-heidelberg.de/stellungnahme-zu-den-hochschultagen)

 

​Evangelische Landeskirche in Baden | ekiba.de​​

 


"Das Recht auf freie Ausübung der Religion ist im deutschen Grundgesetz Artikel 4 fest verankert. … Wie wir mit unseren Aktionen niemandem religiöse Ansichten aufzwingen, erbitten wir im Gegenzug dieselbe Toleranz für uns und die Hochschultage. … Wir laden jede und jeden ein, mit uns ins Gespräch zu treten. Genau dieser Dialog ist integraler Bestandteil der Hochschultage. ...

Uns ist wichtig, niemandem unsere Sichtweise aufzuzwingen und niemanden zu manipulieren. Wir freuen uns über jeden, der sich zu einem Leben als Christ entschließt; genauso achten wir aber auch Menschen mit anderen Überzeugungen. ...

Die in der Öffentlichkeit uns gegenüber erhobenen Vorwürfe sind haltlos, wir weisen sie hiermit zurück. Als Christinnen und Christen glauben wir, dass Gott sich in Liebe durch Jesus Christus jedem Menschen zuwendet. Als Geschöpf Gottes erfährt jeder Mensch Würde und Bestimmung. 
Diese Liebe und Würde gilt unabhängig von Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung, Abstammung, Sprache, Herkunft, Weltanschauung oder Glaube, religiöser oder politischer Anschauung und psychischen oder körperlichen Fähigkeiten. ...

​​

Es ist unser Ziel, dass Menschen bei den Hochschultagen eine Atmosphäre der Liebe und Annahme erfahren. Leitend dafür sind das Beispiel, das Jesus uns selbst vorgelebt hat, und die Orientierung an Gottes Wort, der Bibel."

Das Leitungsteam der Hochschultage Tübingen.

(Das Leitungsteam der Hochschultage Tübingen., 2024, 12. Juni. Pressemitteilung zu den Hochschultagen Tübingen. Abgerufen am 17. Juli 2024, von hst-tuebingen.de/aktuelles und campus-connect.de/wp-content/uploads/2024/06/Pressemitteilung.pdf)

"An den deutschen Universitäten bläst Christen seit Jahren ein rauer Wind ins Gesicht. … In Tübingen und Heidelberg … luden christliche Gruppen wie Campus Connect und Hochschul-SMD (früher Studentenmission in Deutschland) zu ihren Hochschultagen ein.

Wie seit Jahren machten linke Gruppen dagegen mobil und organisierten sogar eine Gegenkundgebung. Aber zum ersten Mal beteiligten sich in Tübingen auch die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) und die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) an der Kampagne."

Daniel Scholaster, Master of Arts in Vergleichende Geschichte der Neuzeit.

(Scholaster, D., 2024, Juli 17. IDEA Redaktion Süd. Abgerufen am 17. Juni 2024, von idea.de/artikel/universitaeten-bekenntnis-im-rauen-wind)

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"Die Regenbogenkirche bricht mit dem Bekenntnis. … Unter dem Druck der Kirchenleitungen geraten Pfarrer und Gemeinden, die sich am Wort Gottes orientieren und Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare ablehnen, in allen evangelischen Kirchen in Deutschland in Bedrängnis."

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband Deutschland.

(Parzany, U., 2024, Juli. Die Regenbogenkirche bricht mit dem Bekenntnis. Arbeitskreis Württemberg des Netzwerks Bibel und Bekenntnis, Abgerufen am 10.09.2024, von bibelundbekenntnis.de/ak-wuerttemberg/regenbogenkirche/)

 

"​Wir fordern eine Trauung für alle sowie die Abschaffung des Gewissensschutzes bei der Trauung von homosexuellen Paaren.

Wir fordern die Abschaffung des „Magnus Consensus“ bei Pfarrer*innen, was bedeutet, dass künftig auch homosexuelle Partner ohne Zustimmung des Kirchenvorstands zusammenleben dürfen. ... Wir fordern mehr Ressourcen für das Referat für Chancengleichheit – und ein Schuldbekenntnis."

 

[Beschluss der Landessynode der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern vom 25. April 2024: Der Magnus Consensus ist abgeschafft.]

Benedikt Kalenberg, Evangelische Jugend Bayern (ejb) | Amt für Jugendarbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.

(Kalenberg, B., 2023, November 30. Queere Menschen in der Kirche. Evangelische Jugend Bayern. zettMagazin. Abgerufen im Juli 2024, von zettmagazin.de/queere-menschen-in-der-kirche/)

"Der Druck auf junge Christen wird immer stärker. … Nach sieben Jahren Ausbildung – Einstellungsgespräch für den Pfarrdienst. Frage: „Wie halten Sie es mit der Trauung homosexueller Paare?“ Die Bewerber haben jetzt die Wahl: Wahrheit oder Pfarrstelle? …

Als Ausweg könnte erscheinen, politisch korrekt zu antworten und so unter dem „Radar“ durchzuschlüpfen. Aber das halte ich für riskant. Man muss die „korrekte“ Rolle ja durchhalten. … Darum ist mein Rat: Ehrlich bleiben! … Ich bin fest überzeugt: Wen Gott zur Verkündigung des Evangeliums beruft, dem gibt er auch den rechten Platz dafür. …

Die liberalen Kräfte wenden eine Salamitaktik an … Zuerst … die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare … mit Gewissensschutz für Geistliche, die das ablehnen. Inzwischen ist der Gewissensschutz an vielen Stellen aufgehoben worden. Oder er wird offen als vorläufig bezeichnet. Man drängt auf verpflichtende Einführung der „Ehe für alle“. Wer seinem Gewissen folgt, muss sich rechtfertigen – wie ein Straftäter vor Gericht. …

Daniel Scholaster: Raten Sie theologisch konservativen Christen zum Kirchenaustritt?

Nein. Die Kirche sind doch wir. Nicht die, die Bibel und Bekenntnis bestreiten und verdrehen. ... Dazu ist Kirche da: Dass jeder das Evangelium hört. Darum: Nicht austreten, sondern auftreten! … Bibeltreue Christen haben nur dann eine Chance, wenn sie fest zusammenstehen. Denn einen kann man feuern, aber nicht alle auf einmal."
 

Pfarrer Johannes Frey, Vorsitzender der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“.

(Frey, J., 2024, Juni 30. Wohin steuert die Bekenntnisbewegung? idea.de, Abgerufen am 1. Juli 2024, von idea.de/artikel/wohin-steuert-die-bekenntnisbewegung)

​"In ihrem Beitrag führt Claudia Baumann in die Entwicklung des Themas Gender Diversity in der Evangelischen Landeskirche in Baden ein – sowohl in Bezug auf hauptamtlich Tätige als auch auf das ekklesiologische Verständnis einer Kirche, die vielfältig Kirche ist. Zum Ende ihres Beitrags verweist sie auf die Rechtslage in der EKIBA zum Thema Gender Diversity." ...

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* "Ein diskriminierendes Verhalten stellt beispielsweise dar:

 

die Verweigerung von Kirche und Kanzel; eine Beschlussfassung des Ältestenkreises, die eine Trauung in der eigenen Gemeinde ablehnt;

eine Homepage-Gestaltung, die explizit oder implizit nicht-binäre Paare durch die alleinige Fokussierung auf „Mann und Frau“ von der Trauung ausschließt;

eine theologische Abwertung der Liebe des Paares"

Pfarrerin Claudia Baumann, Beauftragte für Gleichstellung und Diversity der badischen Landeskirche.

(Baumann, C., 2021, August. Vielfältig(es) Kirche-Sein. Pfarrvereinsblatt, 8-9/2021. Evangelischer Pfarrverein in Baden e.V., Abgerufen am 1. Juli 2024, von epv-baden.de/wordpress/?p=1014)

Religionsfreiheit-Artikel_4_Grundgesetz

Artikel 4 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, v. Klaaschwotzer | Lizenz CC0

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(1) "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich." 

(2) "Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet."

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 4, Bundesverfassung, Geltungsbereich: Bundesrepublik Deutschland.

(Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, 1949, Mai 23. Artikel 4. Abgerufen im Juli 2024, von gesetze-im-internet.de/gg/art_4.html)

​​

"Eine Verantwortung, die zu einem Handeln wider das Gewissen zwingt, würde sich selbst verurteilen … Die Missachtung des Gewissensrufes muss eine Zerstörung … des eigenen Seins, ein Zerfallen der menschlichen Existenz zur Folge haben."

Pfarrer Dr. Dietrich Bonhoeffer, evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligter am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

  

(Bonhoeffer, D., 1949. Ethik, 5. Aufl., S. 276f., Gütersloher Verlagshaus, 2006)
 

[DBK | EKD | Text 28] "Religion ist ein wesentlicher Teil des Menschseins. Sie bietet die Möglichkeit, sich sowohl in der Welt als auch über das Hier und Jetzt hinaus zu verorten. Der Glaube motiviert, Gesellschaft zu gestalten. Und im Glauben finden Menschen Kraft für Zeiten, in denen das Leben an sich in Frage gestellt ist. ...

Religion ist überall auf der Welt auf den Schutz vor Feindseligkeiten und Übergriffen angewiesen. Als Kirchen wertschätzen wir deshalb den hohen Standard, mit dem die Religionsfreiheit in Deutschland geschützt ist. ...

​Wenn wir als Kirchen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit besondere Aufmerksamkeit widmen, so geschieht dies nicht losgelöst vom größeren Kontext der allgemeinen Menschenrechte. Einschränkungen der Religionsfreiheit betreffen in der Regel so gut wie immer auch andere Grundrechte, z. B. die Meinungs- oder Versammlungsfreiheit."

Präses Dr. h.c. Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

(Kurschus, A., & Bätzing, G., 2023, Juli. in 3. Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2023. Eine christliche Perspektive auf ein universelles Menschenrecht. Gemeinsame Texte Nr. 28 der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland, Abgerufen am 10.09.2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/religionsfreiheit_ekd_dbk_2023.pdf)

[DBK | EKD | Text 28] "Nicht alle Anliegen, die im Namen der Religionsfreiheit vorgebracht werden, können sich mit gutem Grund auf dieses Menschenrecht berufen. … ​

Zwar haben Menschen das Recht, religiös oder anders motivierte persönliche Vorbehalte gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu artikulieren und auch öffentlich gewaltfrei für ihre Positionen zu werben. … 

Gleichzeitig wäre es verfehlt, die Religionsfreiheit zu einem „Supergrundrecht“ zu stilisieren, das von seinem Charakter und innerhalb der übergreifenden Grundrechtssystematik grundsätzlich von den anderen Grundrechten zu unterscheiden und über sie zu stellen wäre.

 

Die spezifische Bedeutung der Religionsfreiheit erschließt sich im Zusammenhang mit allen anderen Grundrechten und im Kontext einer freiheitlich-demokratischen, rechtsstaatlichen Verfassungsordnung."

Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

(Deutsche Bischofskonferenz & Evangelische Kirche in Deutschland, 2023, Juli. in 3. Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2023. Eine christliche Perspektive auf ein universelles Menschenrecht. Gemeinsame Texte Nr. 28 der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland, Abgerufen am 10.09.2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/religionsfreiheit_ekd_dbk_2023.pdf)

"Auch in der UN wird das Recht auf Religionsfreiheit instrumentalisiert und wie ein „Stoppschild“ (Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Menschrechtsexperte) gegen die Rechte von Frauen und LSBTIQ* eingesetzt. … ​

So werden die Menschenrechte von queeren Menschen, also Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTIQ*) im Namen von Religion negiert oder eingeschränkt, die Religion zu politischen Machtzwecken instrumentalisiert und LSBTIQ* systematisch an ihrem Recht auf Ausübung des Glaubens gehindert. … 

Bei echten religiösen Vorbehalten helfen nur religiöse Argumente, wie etwa vermittelt in einem Workshop „Mit der Bibel gegen Homophobie“. Solche Angebote gibt es in Deutschland … Alle arbeiten daran, diskriminierende Narrative auf der Grundlage religiöser Schriften zu widerlegen. … 

​Das Thema brennt überall und die Weltkirchen drohen zu zerbrechen. „Wenn wir als Christen beieinanderbleiben wollen, müssen wir im Dialog sein“, formulierte ein Theologe in einer unserer Veranstaltungen. … Die Köpfe und Herzen der Menschen sind nur im direkten Austausch zu gewinnen – gegen die Dämonisierung von LSBTIQ* helfen persönliche Begegnungen. ...

Erst wenn Kirchen, Gemeinden und die Institutionen des Glaubens sichere Orte für LSBTIQ* sind, ist das Recht auf Religionsfreiheit gewährleistet."

Hirschfeld-Eddy-Stiftung, Stiftung für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender, Lesben und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) e.V.

(Hirschfeld-Eddy-Stiftung, 2023, Dezember 26. Erst wenn Kirchen sichere Orte für LSBTIQ sind, ist das Recht auf Religionsfreiheit gewährleistet. lsvd.de, Abgerufen im Juli 2024, von blog.lsvd.de/erst-wenn-kirchen-sichere-orte-fuer-lsbtiq-sind-ist-das-recht-auf-religionsfreiheit-gewaehrleistet/)

​​

"Es ist an der Zeit, endlich auch christlichen Fundamentalismus und sein extremistisches Potenzial ernst zu nehmen – trotz und gerade auch wegen der verfassungsrechtlich geschützten Religions- und Weltanschauungsfreiheit! … 

Die zunehmenden Bedrohungen unserer offenen demokratischen Gesellschaft (auch) durch christlichen Fundamentalismus müssen frühzeitig ernst genommen werden! Wir fordern, sich nicht eins zu machen mit menschenfeindlichen Bewegungen sondern sich aktiv dagegen zu stellen! … 

Unsere Forderung richten wir daher auch direkt an christliche Menschen, Gruppen, Organisationen und Kirchen, aufmerksam zu sein, entsprechende Bestrebungen ihrem Umfeld und in ihren eigenen Reihen zu erkennen und ihnen aktiv entgegenzutreten. ... 

 

Lediglich ein anschauliches – aber äußerst beunruhigendes – Beispiel für diese Entwicklung ist die oberflächlich harmlos wirkende „UNUM24 – EINS SEIN Konferenz“ [Beiträge zur UNUM24].

Auf dieser wurden mehrere tausend Teilnehmende erwartet die sich aufmachen sollen, „Deutschland zu verändern“. Diese Konferenz, wird bundesweit von etwa 80 (!) verschiedenen und untereinander weitgehend gut vernetzten christlichen Gruppen und Organisationen unterstützt. Darunter auch Vertreter der großen Kirchen. die sich so eins machen mit menschenfeindlichen Fundamentalist*innen, statt sich abzugrenzen und klar Haltung dagegen zu zeigen.  

Einer der „Star-Sprecher“ der Konferenz ist der fundamentalistische rechte US-Pastor Bill Johnson. Seine Heimatkirche ist die Megakirche „Bethel-Church“ aus Redding (USA). … Er sei gegen … gleichgeschlechtliche Hochzeiten … weil dies alles Gottes Willen widerspreche."

 

Christian Lohwasser, Sozialpädagoge, VäterNetzwerk München e.V., Fördermitglied der Initiative „Regenbogenväter“.

(Lohwasser, C., 2024, Juni 24. Keine Chance für christlichen Fundamentalismus und Nationalismus! Abgerufen im Juli 2024, von weact.campact.de/petitions/keine-chance-fur-christlichen-fundamentalismus-und-nationalismus)

​​


"Religionsfreiheit ist ein elementares Grundrecht. ... Es ist nicht von der Religionsfreiheit gedeckt, LSBTI die Grundrechte abzusprechen.

Kein heiliger Text steht über den Rechten, die unser Grundgesetz garantiert. In allen Religionen gibt es liberale und orthodox-konservative Auslegungen. Die Religionsgemeinschaften sind aufgefordert, sich auf das Liebesgebot ihrer Religion zu besinnen und in diesem Licht ihre ablehnende Haltung gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe und der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten zu überdenken und weiterzuentwickeln. ...

Die Evangelische Kirche in Deutschland und viele ihre Landeskirchen haben sich in den letzten Jahren von früherer Ausgrenzung distanziert und sich nach oft heftigen inneren Debatten für LSBTI geöffnet – in der Gemeinde wie im Pfarrhaus. Die meisten evangelischen Landeskirchen [Stand Juli 2024: alle Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland | EKD] bieten gleichgeschlechtlichen Paaren heute kirchliche Trauungen oder zumindest Partnerschaftssegnungen an. ...

Insbesondere die Katholische Amtskirche und evangelikale Organisationen haben aber in Deutschland bisher jede rechtliche Verbesserung für LSBTI massiv politisch bekämpft und tun dies auch heute noch. Sie tragen schwere Schuld an vergangener wie fortdauernder Diskriminierung. ...

Wir fordern alle Religionsgemeinschaften auf, sich für LSBTI zu öffnen, zum Beispiel schwulen und lesbischen Paaren, die dies wünschen, eine religiöse Trauung anzubieten."

Lesben- und Schwulenverband e.V., Programm des LSVD.

(Lesben- und Schwulenverband, LSVD e.V., 2018, April 22. Verantwortung der Religionsgemeinschaften einfordern. lsvd.de, Abgerufen im Juli 2024, von lsvd.de/de/politik/miteinander/verantwortung-von-religionsgemeinschaften-einfordern)

 


"Am 7. Mai 2020 wurde im deutschen Bundestag ein Gesetz beschlossen, das Konversionsbehandlungen verbietet, wenn die betroffene Person minderjährig ist, oder bei Volljährigen, wenn ihre Einwilligung auf einem "Willensmangel" beruht.

Allerdings wird auch verboten, solche Maßnahmen anzubieten, für diese zu werben oder diese zu vermitteln. Bei der Durchführung einer solchen Behandlung droht eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Wer für solch eine wirbt, muss mit einer Geldstrafe von bis 30.000 Euro rechnen.

Dieses Gesetz betrifft nicht nur Therapeuten, sondern ausdrücklich alle Personen. Ausdrücklich mit eingeschlossen sind auch Angebote von Gemeinden und Seelsorge."

Pastor Johannes Traichel, Ev. Theologe, FeG Donaueschingen.

(Traichel, J., 2022, Juli 11. Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform. jOTA Publikationen.)

"Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen | KonvBehSchG


§ 1 Anwendungsbereich des Gesetzes
(1) Dieses Gesetz gilt für alle am Menschen durchgeführten Behandlungen, die auf die Veränderung oder Unterdrückung der sexuellen Orientierung oder der selbstempfundenen geschlechtlichen Identität gerichtet sind (Konversionsbehandlung). …


§ 2 Verbot der Durchführung von Konversionsbehandlungen
(1) Es ist untersagt, eine Konversionsbehandlung an einer Person durchzuführen, die unter 18 Jahre alt ist. 
(2) Bei Personen, die zwar das 18. Lebensjahr vollendet haben, deren Einwilligung zur Durchführung der Konversionsbehandlung aber auf einem Willensmangel beruht, ist eine Konversionsbehandlung ebenfalls untersagt. …


§ 3 Verbot der Werbung, des Anbietens und des Vermittelns
Es ist untersagt, für eine Konversionsbehandlung zu werben oder diese anzubieten oder zu vermitteln.


§ 5 Strafvorschriften
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer entgegen § 2 eine Konversionsbehandlung durchführt. …


§ 6 Bußgeldvorschriften
(1) Ordnungswidrig handelt, wer entgegen § 3 für eine Konversionsbehandlung wirbt oder diese anbietet.
(2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu dreißigtausend Euro geahndet werden."

(Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen KonvBehSchG, 2020, Juni 12. Abgerufen im Juli 2024, von gesetze-im-internet.de/konvbehschg/BJNR128500020.html)

 


"Seit 2020 sind viele Konversionsbehandlungen verboten, doch nicht alle. Expert*innen fordern strengere Gesetze – und damit mehr Schutz für Betroffene. 

Expert*in­nen verschiedener queerpolitischer Verbände fordern einen besseren Schutz queerer Menschen vor Therapien zur „Behandlung“ von Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit. In einem Schreiben an die Bundesregierung, das der taz vorliegt, kritisiert die Expert*innengruppe, das geltende Gesetz zum Schutz von Konversionsbehandlungen habe Schwachstellen.

Konversionsversuche sind Praktiken, die queere Menschen „heilen“ sollen. Sie zielen darauf ab, die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität der Betroffenen zu ändern oder zu unterdrücken. In Deutschland gilt seit 2020 ein Gesetz, das solche Therapien für Minderjährige und Erwachsene mit Einschränkungen untersagt.

„Wir brauchen ein Vollverbot“, sagt Matti Seithe im Gespräch mit der taz. Seithe ist einer der unterzeichnenden Expert*innen, er arbeitet bei der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Bislang verbietet das Gesetz nur Konversionsversuche an unter 18-Jährigen und solche, bei denen die Durchführung „auf einem Willensmangel“ von Erwachsenen beruht. Die Expert*innen fordern deshalb: Diese „Interventionen sind grundsätzlich unethisch und menschenrechtswidrig.“ Sie müssten altersunabhängig verboten sein.
Die Expert*innen fordern außerdem, von „Maßnahmen“ statt von „Behandlungen“ zu sprechen."

Antonia Groß, freie Journalistin.

(Groß, A., 2024, März 25. Mehr Schutz für Queers: Gegen „Heilung“ und „Beratung“. taz. Abgerufen im Juli 2024, von taz.de/Mehr-Schutz-fuer-Queers/!5999797/)

 


"Ich persönlich halte es weder für ratsam, generell Veränderungen auszuschließen noch sie in jeder Situation für möglich zu halten. Ob die Veränderung der sexuellen Orientierung als ein weiterer Schritt anzustreben ist, das ist eine Frage, die nur von der betroffenen Person selbst zu beantworten ist.

Hier hat weder ein Seelsorger die Person zu drängen noch der Gesetzgeber die Person zu bevormunden, indem er diese an ihrer freien Entscheidung hindert. Beides wäre ein unethisches Verhalten und letzteres wäre einer freiheitlichen Demokratie unwürdig. Es betrifft die freie Entscheidung des Betroffenen. Er allein trägt am Ende die Entscheidung und Verantwortung, wie er mit einer konflikthaft erlebten sexuellen Anziehung umgehen wird. ... Wer dies den Menschen verbieten möchte, ... wenn sie selbst den Wunsch dazu haben ... überschreitet die Grenzen einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung."

​​

Pastor Johannes Traichel, Ev. Theologe, FeG Donaueschingen.

(Traichel, J., 2022, Juli 11. Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform. jOTA Publikationen.)

United Nations | OHCHR via Wikimedia Commons

 

 

Es gilt der englische Text. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (ChatGPT-4).

 

A/HRC/53/37 | 7 June 2023 | Original: English
Human Rights Council | Fifty-third session | 19 June–14 July 2023 | Agenda item 3


Report of the Independent Expert on protection against violence and discrimination based on sexual orientation and gender identity
 

A/HRC/53/37 | 7. Juni 2023 | Original: Englisch

Menschenrechtsrat | Dreiundfünfzigste Sitzung | 19. Juni-14. Juli 2023 | Tagesordnungspunkt 3

Bericht des unabhängigen Experten zum Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität

 

 

Summary

The present report is submitted to the Human Rights Council pursuant to Council resolutions 32/2, 41/18 and 50/10. The Independent Expert on protection against violence and discrimination based on sexual orientation and gender identity, Victor Madrigal-Borloz, examines the intersection between freedom of thought, conscience and religion or belief and protection from violence and discrimination based on sexual orientation and gender identity. …

Zusammenfassung 

Der vorliegende Bericht wird dem Menschenrechtsrat gemäß den Resolutionen 32/2, 41/18 und 50/10 des Rates vorgelegt. Der unabhängige Experte für den Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, Victor Madrigal-Borloz, untersucht die Schnittstelle zwischen der Freiheit des Denkens, des Gewissens und der Religion oder Überzeugung und dem Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. …

 

12. Limitations on FoRB [Freedom of Religion and Belief] must be proportionate to a legitimate aim,  “strictly interpreted,”  and not imposed for discriminatory purposes or applied in a discriminatory manner;  and the Special Rapporteur on FoRB concluded that “religious beliefs” cannot be “invoked as a legitimate ‘justification’ for violence or discrimination on the basis of sexual orientation or gender identity.”  

The European Union guidelines on the promotion and protection of freedom of religion or belief similarly rejected all FoRB-based justifications of violence and discrimination, and further recognized that: “States have a duty to protect all persons within their jurisdiction from direct and indirect discrimination on grounds of religion or belief,” including “on the basis of their sexual orientation or gender identity”.  ...

 

12. Einschränkungen der FoRB [Freedom of Religion and Belief | Freiheit der Religion und des Glaubens] müssen einem legitimen Ziel angemessen sein, "streng ausgelegt" werden und dürfen nicht zu diskriminierenden Zwecken auferlegt oder auf diskriminierende Weise angewendet werden; und der Sonderberichterstatter für FoRB kam zu dem Schluss, dass "religiöse Überzeugungen" nicht als legitime "Rechtfertigung" für Gewalt oder Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität "herangezogen" werden können. 

Die Leitlinien der Europäischen Union zur Förderung und zum Schutz der Religions- oder Glaubensfreiheit lehnten ebenfalls alle auf FoRB basierenden Rechtfertigungen für Gewalt und Diskriminierung ab und erkannten weiterhin an, dass: "Die Staaten haben die Pflicht, alle Personen in ihrer Gerichtsbarkeit vor direkter und indirekter Diskriminierung aufgrund von Religion oder Glauben zu schützen", einschließlich "aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität". ...

 

27. Under certain circumstances, the State is obliged to prohibit the advocacy of hatred against LGBT people where it constitutes incitement to discrimination or violence. ...


27. Unter bestimmten Umständen ist der Staat verpflichtet, die Hetze gegen LGBT-Menschen zu verbieten, wenn sie eine Anstiftung zur Diskriminierung oder Gewalt darstellt. ...

 

42. Noting that opposition to same-sex marriage is at times based on religious convictions, the Inter-American Court of Human Rights has argued that such convictions cannot be used as an interpretative guide when determining the rights of human beings ...


42. Es wird darauf hingewiesen, dass die Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Ehe manchmal auf religiösen Überzeugungen beruht. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hat jedoch argumentiert, dass solche Überzeugungen nicht als interpretativer Leitfaden herangezogen werden können, wenn es um die Bestimmung der Rechte des Menschen geht ...

 

IV. Access to spirituality for LGBT persons
50. For the last six years the Independent Expert has received testimony from LGBT persons on an almost daily basis. Frequently, they have referred to the moment (or succession of moments) when they realized that, should they pursue happiness by embracing their sexual orientation or gender identity, the religion in which they were born would consider them as sinful, or evil; as inherently immoral, or not worthy of transcendence.

Often, another realization followed immediately: that they would be rejected by their family, their community, their region, or their country. These moments often led to a life-long struggle between various forms of identity (religious, sexual, and gender) that are equally important in a person’s life. ...

IV. Zugang zur Spiritualität für LGBT-Personen
50. In den letzten sechs Jahren hat der unabhängige Experte fast täglich Zeugenaussagen von LGBT-Personen erhalten. Häufig bezogen sie sich auf den Moment (oder eine Reihe von Momenten), in dem sie erkannten, dass sie, sollten sie ihr Glück verfolgen, indem sie ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität annehmen, von der Religion, in die sie hineingeboren wurden, als sündig oder böse angesehen würden; als von Natur aus unmoralisch oder nicht würdig der Transzendenz.

Oft folgte unmittelbar eine weitere Erkenntnis: dass sie von ihrer Familie, ihrer Gemeinschaft, ihrer Region oder ihrem Land abgelehnt würden. Diese Momente führten oft zu einem lebenslangen Kampf zwischen verschiedenen Formen der Identität (religiös, sexuell und geschlechtlich), die im Leben einer Person gleichermaßen wichtig sind. ...

 

52. The “option to leave” response to discrimination within religious institutions can also fail to appreciate that many individuals are born into a religion, and membership of their religious community can feel immutable. It is part of their familial and social upbringing before they have emotional and financial independence and remains so when others depend on them.

Leaving a faith community in many cases is impractical or impossible; and where a person has little or no social, economic, or personal independence from a religious group, or where they risk custody of their children, the right of exit is downright illusory. ...


52. Die "Option zu gehen" als Antwort auf Diskriminierung innerhalb religiöser Institutionen kann auch versäumen zu würdigen, dass viele Menschen in eine Religion hineingeboren werden und die Mitgliedschaft in ihrer religiösen Gemeinschaft unveränderlich erscheinen kann. Sie ist Teil ihrer familiären und sozialen Erziehung, bevor sie emotionale und finanzielle Unabhängigkeit haben und bleibt es, wenn andere von ihnen abhängig sind.

Das Verlassen einer Glaubensgemeinschaft ist in vielen Fällen unpraktisch oder unmöglich; und wo eine Person wenig oder keine soziale, wirtschaftliche oder persönliche Unabhängigkeit von einer religiösen Gruppe hat, oder wo sie das Sorgerecht für ihre Kinder riskiert, ist das Recht auf Austritt geradezu illusorisch. ...

 

A. Inclusive and/or supportive approaches 
55. The extent to which same-sex intimacy is condemned by different religious traditions is a matter for theological debate; for example, some scholars question the interpretation of passages in the Hebrew Bible and Quran used to condemn modern LGBT sexualities and identities ...

A. Inklusive und/oder unterstützende Ansätze
55. Inwieweit gleichgeschlechtliche Intimität von verschiedenen religiösen Traditionen verurteilt wird, ist eine Frage der theologischen Debatte; zum Beispiel stellen einige Gelehrte die Interpretation von Passagen in der Hebräischen Bibel und dem Koran in Frage, die dazu verwendet werden, moderne LGBT-Sexualitäten und -Identitäten zu verurteilen ...

 


70. The limits established in the very design of FoRB – including the fundamental rights and freedoms of LGBT persons – are the key to full compatibility of FoRB and all actions that are necessary to combat violence and discrimination against them, alongside the strong and clear framework for hate speech that has been crafted within the United Nations under the Rabat Plan of Action.

Respect for the right of all human persons to thought, conscience and religion or belief is a must; at the same time, all stakeholders have a responsibility to ascertain when these noble freedoms have historically been – and continue to be – instrumentalized to nurture, perpetuate or exacerbate violence and discrimination against lesbian, gay, bisexual, and trans and gender diverse persons. ...


70. Die in der Konzeption von FoRB festgelegten Grenzen - einschließlich der grundlegenden Rechte und Freiheiten von LGBT-Personen - sind der Schlüssel zur vollen Kompatibilität von FoRB und allen Maßnahmen, die notwendig sind, um Gewalt und Diskriminierung gegen sie zu bekämpfen, neben dem starken und klaren Rahmen für Hassreden, der im Rahmen des Aktionsplans von Rabat innerhalb der Vereinten Nationen entwickelt wurde.

Der Respekt für das Recht aller menschlichen Personen auf Gedanken, Gewissen und Religion oder Glauben ist ein Muss; gleichzeitig haben alle Beteiligten die Verantwortung zu ermitteln, wann diese edlen Freiheiten historisch gesehen - und weiterhin - instrumentalisiert wurden, um Gewalt und Diskriminierung gegen lesbische, schwule, bisexuelle und trans- und geschlechtsdiverse Personen zu nähren, zu perpetuieren oder zu verschärfen. ...

 

VI. Recommendations
71. The Independent Expert recommends that States: 


(a)    carry out necessary analysis and reform to ensure that legislation and public policy complies with human rights standards, including the principle of non-discrimination;


(b)    ensure that any law or public policy relating to the frameworks of religious exemptions or conscientious objection is compatible with international human rights standards and does not negate the access of LGBT and other gender diverse persons to fundamental rights, services and goods, including health, education, employment, housing and political participation; 


(c)    ensure the bodily autonomy and sexual and reproductive health and rights of LGBT and gender diverse persons, as well as comprehensive sexuality and gender education in line with international standards; 


(d)    working in collaboration with feminist and LGBT-led and LGBT-serving civil society, including religious groups who work on an inclusive basis, apply principles of inclusion and intersectionality, and challenge essentialist conceptions around sexual and gender identities under both the FoRB and SOGI frameworks; 


(e)    dismantle laws and policies that criminalize same-sex intimacy or gender identity and repeal laws criminalizing offenses such as blasphemy; 


(f)    create a safe environment in which all persons who manifest their religion or belief, including LGBT and other gender diverse persons, are free from fear of violence and discrimination and are aware of the distinction between protected speech and hate speech; 


(g)    refrain from justifying with religious narratives any act of violence and discrimination based on sexual orientation and gender identity; prevent and investigate such acts, and ensure the accountability of perpetrators and the provision of effective remedies for damages. In particular, do so by


(g I)    enacting preventive legislation and public policy, including educational programs that promote non-discrimination against LGBT and other gender diverse persons, and ensuring that these are developed with the participation of LGBT-led and LGBT-serving organizations, 


(g II)    supporting initiatives of dialogue between leaders and other persons of an ample spectrum of faith and opinion, including persons who are LGBT or otherwise gender diverse and persons who are not; 


(h)    encourage religious institutions to consider inclusive approaches that facilitate the participation and recognition of LGBT and other gender diverse persons; 


(i)    engage with faith-based leaders on avenues in which their religious institutions can use their moral standing to prevent and combat violence and discrimination against LGBT and other gender diverse persons; 


(j)    encourage religious institutions to consider the ways in which representatives will be held responsible in cases in which they promote discrimination against LGBT and other gender diverse persons; and 


(k)    condemn incitement to violence and discrimination against LGBT and other gender diverse persons, and those who defend their rights, by religious leaders and adherents.

 

VI. Empfehlungen
71. Der unabhängige Experte empfiehlt den Staaten: 


(a) Führen Sie die notwendigen Analysen und Reformen durch, um sicherzustellen, dass Gesetzgebung und öffentliche Politik den Menschenrechtsstandards entsprechen, einschließlich des Grundsatzes der Nichtdiskriminierung;


(b) Stellen Sie sicher, dass jedes Gesetz oder jede öffentliche Politik, die sich auf die Rahmenbedingungen für religiöse Ausnahmen oder Gewissenseinwände bezieht, mit internationalen Menschenrechtsstandards vereinbar ist und den Zugang von LGBT und anderen geschlechtlich vielfältigen Personen zu grundlegenden Rechten, Dienstleistungen und Gütern, einschließlich Gesundheit, Bildung, Beschäftigung, Wohnen und politischer Teilhabe, nicht negiert;


(c) Stellen Sie die körperliche Autonomie und die sexuellen und reproduktiven Gesundheits- und Rechte von LGBT und geschlechtlich vielfältigen Personen sicher, sowie eine umfassende Sexualitäts- und Geschlechterbildung im Einklang mit internationalen Standards;


(d) Arbeiten Sie in Zusammenarbeit mit feministischen und LGBT-geführten und LGBT-dienenden zivilgesellschaftlichen Organisationen, einschließlich religiöser Gruppen, die auf inklusiver Basis arbeiten, wenden Sie Prinzipien der Inklusion und Intersektionalität an und hinterfragen Sie essentialistische Vorstellungen über sexuelle und geschlechtliche Identitäten im Rahmen sowohl der FoRB- als auch der SOGI-Rahmen;


(e) Beseitigen Sie Gesetze und Politiken, die gleichgeschlechtliche Intimität oder Geschlechtsidentität kriminalisieren, und heben Sie Gesetze auf, die Straftaten wie Blasphemie kriminalisieren;


(f) Schaffen Sie eine sichere Umgebung, in der alle Personen, die ihre Religion oder Überzeugung manifestieren, einschließlich LGBT und anderen geschlechtlich vielfältigen Personen, frei von Angst vor Gewalt und Diskriminierung sind und den Unterschied zwischen geschützter Rede und Hassrede kennen;


(g) Verzichten Sie darauf, jede Form von Gewalt und Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität mit religiösen Erzählungen zu rechtfertigen; verhindern und untersuchen Sie solche Handlungen und stellen Sie die Verantwortlichkeit der Täter und die Bereitstellung wirksamer Abhilfemaßnahmen für Schäden sicher. Insbesondere tun Sie dies durch


(g I) Erlass von präventiver Gesetzgebung und öffentlicher Politik, einschließlich Bildungsprogrammen, die Nichtdiskriminierung gegenüber LGBT und anderen geschlechtlich vielfältigen Personen fördern, und stellen Sie sicher, dass diese mit der Beteiligung von LGBT-geführten und LGBT-dienenden Organisationen entwickelt werden,


(g II) Unterstützung von Initiativen zum Dialog zwischen Führungskräften und anderen Personen eines breiten Spektrums von Glauben und Meinung, einschließlich Personen, die LGBT oder anderweitig geschlechtlich vielfältig sind und Personen, die es nicht sind;


(h) Ermutigen Sie religiöse Institutionen, inklusive Ansätze in Betracht zu ziehen, die die Teilnahme und Anerkennung von LGBT und anderen geschlechtlich vielfältigen Personen erleichtern;


(i) Engagieren Sie sich mit religiösen Führungskräften über Wege, auf denen ihre religiösen Institutionen ihren moralischen Standpunkt nutzen können, um Gewalt und Diskriminierung gegen LGBT und andere geschlechtlich vielfältige Personen zu verhindern und zu bekämpfen;


(j) Ermutigen Sie religiöse Institutionen, die Wege in Betracht zu ziehen, auf denen Vertreter in Fällen, in denen sie Diskriminierung gegen LGBT und andere geschlechtlich vielfältige Personen fördern, zur Verantwortung gezogen werden; und


(k) Verurteilen Sie Anstiftung zu Gewalt und Diskriminierung gegen LGBT und andere geschlechtlich vielfältige Personen und diejenigen, die ihre Rechte verteidigen, durch religiöse Führer und Anhänger. ...

 

Annex | Activities 2022–2023
1. Violence and discrimination based on sexual orientation and gender identity are never justified and must be prevented, investigated, prosecuted and, if relevant, punished and be at the base of measures of reparation. ...

Anhang | Aktivitäten 2022–2023
1. Gewalt und Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität sind niemals gerechtfertigt und müssen verhindert, untersucht, strafrechtlich verfolgt und, falls relevant, bestraft werden und die Grundlage für Wiedergutmachungsmaßnahmen bilden. ...

Dr. Victor Madrigal-Borloz, Jurist und Unabhängiger Experte der Vereinten Nationen für sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität.

(Madrigal-Borloz, V., 2023, Juni 7. Report of the Independent Expert on protection against violence and discrimination based on sexual orientation and gender identity. Abgerufen am 03. Juli 2024, von ohchr.org/en/documents/thematic-reports/ahrc5337-report-independent-expert-protection-against-violence-and)

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"Nahezu jede Zeile des Berichts von Madrigal-Borloz ist beunruhigend. ... Wenn man nur die Freiheit hat, bestimmte, von LGBT anerkannte religiöse Überzeugungen und Praktiken zu vertreten und auszuleben, dann hat man überhaupt keine Religionsfreiheit."

 

Ron Kubsch, evangelischer Theologe, Studienleiter am Martin Bucer Seminar München, Generalsekretär von Evangelium21.

(Kubsch, R., 2023, Juli 29. Experte: Religionsfreiheit muss LGBTQ±Interessen untergeordnet werden. theoblog.de, Abgerufen im Juli 2024, von theoblog.de/un-experte-religionsfreiheit-muss-lgbtq-interessen-untergeordnet-werden/39748/)

​​

"Die Welt ist im Wandel. Ich spüre es im Wasser. Ich spüre es in der Erde. Ich rieche es in der Luft. [Fußnote: Aus dem Intro der Film-Trilogie »Herr der Ringe«]

Wir erleben Zeiten der Veränderung und Erschütterung. Zeiten von neuen Aufbrüchen, aber auch von Auflösungen. ...​

So sehr sich der Wunsch nach Einheit intensiviert, so häufig fallen immer wieder neue Hindernisse auf. Gräben, die früher (noch) nicht gesehen wurden, werden sichtbar. Während früher unterschiedliche Lehrfragen in der Dogmatik Gemeinden dazu brachten, verschiedene Wege zu gehen, ist heute die Ethik ein trennendes Element. ...


In den heutigen Debatten halte ich zwei Gefahren für bezeichnend, die zu umschiffen sind. Die eine Gefahr ist die Lieblosigkeit und Verachtung. Es ist eine Sünde von uns Evangelikalen, wie wir mit homosexuell Empfindenden umgegangen sind. Hier ist eine Umkehr notwendig. Wir dürfen nie vergessen, dass es hier um wunderbare Menschen geht, für die Jesus aus Liebe gestorben ist. ...

Gott liebt homosexuell empfindende Menschen unendlich. Die Aufgaben der Christen ist es, homosexuell empfindende Menschen zu lieben, wie sich selbst! Hier darf es keine Abstriche geben. ...

Die zweite Gefahr ist eine ethische Beliebigkeit, wenn die Liebe (oder was dafür ausgegeben wird) gegen die Wahrheit ausgespielt wird. ... 

Ich wünsche mir und bete für eine Rückbesinnung und neue Konzentration auf die Werte, die in der Kirchengeschichte die Erfolgsgeschichte der evangelikalen Bewegung begründet haben: Den persönlichen Glauben und die begeisterte Nachfolge von Christus, das Vertrauen, dass sein Wort, die Bibel, Wahrheit ist und unser Leben bestimmt und den Heißhunger nach diesem lebendigen Wort Gottes. Das Gebet um Erweckung und Erneuerung. Die brennende Liebe zur Welt ...

​Ich vertrete folgende These: Die Kirche der Zukunft wird theologisch konservativ und in ihren Formen vielfältig und kreativ sein, oder sie wird gar nicht sein.
Die Kirche der Zukunft wird eine ethische Kontrastgesellschaft sein, die sich aus dem Wort Gottes her definiert und sich auf Gottes Weisungen ausrichtet, auch wenn sie damit im Widerspruch zum Zeitgeist steht.

 

Die frühe Kirche ist diesen Weg gegangen. Die Geschichte der frühen Christen war auch deshalb eine Erfolgsgeschichte, weil sie die biblische Ethik im Kontrast zur Umwelt lebten. Die gläubigen Juden und Christen lebten gerade auch in der Sexualethik eine ethische Kontrastgesellschaft. Sie lehrten und lebten es aus, dass Sexualität ihren Platz in einer Ehe von Mann und Frau hatte. Daran hielten sie auch fest in einem heidnischen Umfeld ...​

Gooding und Lennox folgern zutreffend: „Im Hinblick auf die Sexualmoral ähnelte die griechisch-römische Welt, in die das Christentum hineingeboren wurde, stark unseren heutigen freizügigen Gesellschaften. ...

Stand heute ist es nicht abzusehen, wie die Entwicklung in der evangelikalen Welt verlaufen wird. Meine persönliche Prognose ist, dass es zu Brüchen kommen wird und dass die liberal/progressive Richtung sich mit der Zeit vom Hauptstrom der evangelikalen Christenheit abtrennt und neue Allianzen im liberalen protestantischen und liberalen katholischen (in Deutschland) Spektrum schmiedet. ...

Der Wunsch nach einer verbindenden geistlichen Einheit ist tief, aber er erscheint mir gleichzeitig wie eine verblassende Utopie. ... Die christlich evangelikale Welt steht in Deutschland am Vorabend einer großen Weichenstellung."

 

Pastor Johannes Traichel, Ev. Theologe, FeG Donaueschingen.

(Traichel, J., 2022, Juli 11. Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform. jOTA Publikationen.)

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"Gibt es nicht andere Themen, die uns dringender beschäftigen sollten als die Frage nach der Beurteilung homosexueller Beziehungen? Können wir es uns leisten, so viel Zeit und Kraft in die Auseinandersetzung um diese Frage zu investieren? Und verlieren wir dabei nicht das Zentrum unseres Glaubens, Jesus Christus, aus dem Blick? ...

 

Was tun wir hier gerade? Was treibt uns an, wo immer wir in dieser Diskussion auch stehen?"

Prof. Dr. Christoph Raedel, Systematische Theologie und Theologiegeschichte, Freie Theologische Hochschule Gießen FTH.

(Raedel, C., 2024, März 29. Bunt wie ein Regenbogen? Die christliche Ehe in theologisch-ethischer Perspektive. In A. Goddard & D. Horrocks, Hrsg., Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven, ergänzte Ed., S. 153. VGTG.)

Postevangelikale

Postevangelikale (von lateinisch post ‚hinter‘, ‚nach‘) 

"Die »Post-« ist da. Auch wenn die altehrwürdigen Filialen aus vielen Dörfern verschwunden sind, scheint die Post in aller Munde: »postmodern«, »postfaktisch«, »postkolonial«, postevangelikal« – die »post-« schwirrt herum in unseren Köpfen und füllt Zeitungsspalten und Buchseiten. Spaß beiseite: Das Wort ist ursprünglich lateinisch und bedeutet »nach-«. 


Es zeigt an, dass sich irgendetwas in unserer Gesellschaft, unseren Köpfen, unserer Welt verändert hat. Man kann die Zeit vor und nach dieser Veränderung unterscheiden.


In der Menschheitsgeschichte hat es schon mehrere kulturelle Umbrüche dieser Art gegeben – der Übergang von der Antike zum Mittelalter, vom Mittelalter zur Neuzeit oder »Moderne«. Und jetzt? Wir leben in irgendwas danach. Und in was wir leben, das kam über uns wie eine Welle mit Ansage. 
Friedrich Nietzsche (1844–1900), der oft der »Philosoph der Postmoderne« genannt wird, hat diese Welle schon vor fast 150 Jahren kommen sehen. … »Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wir haben den Horizont weggewischt!« …


Sie hatte sich angekündigt – ganz sachte zuerst, wie ein Spiel im seichten Wasser. Was war das noch nett, als wir so ungefähr vor dreißig Jahren aufhörten, uns zu streiten, was »Wahrheit« ist, und stattdessen akzeptierten, dass es »meine« und »deine« Wahrheit gibt. … Meine Wahrheit ist halt meine und nicht deine. Und wir hatten schließlich noch genug gemeinsame Wahrheiten, die uns einen sicheren Stand ermöglichten. 


Wir waren wie die Schwimmer in der beginnenden Ebbe, die noch sicheren Boden unter den Füßen wähnten und gar nicht merkten, wie sie sachte ins Meer hinausgezogen wurden, während sich die Welle aufbaute, in der die subjektiven Wahrheiten immer umfassender und bestimmender wurden und die noch vorhandenen gemeinsamen Wahrheiten Stück um Stück dekonstruierten. 

Die Welle, die sich in den Zirkeln der Philosophen und Soziologen, der Sprach- und Literaturwissenschaftler aufgebaut hatte, brach dann in voller Breite über die harmlos in »meiner« und »deiner« Wahrheit Planschenden herein.

Wenn ich mich umhöre, in welchem Themenzusammenhang die Menschen zuerst wahrgenommen haben, dass sich die Spielregeln des Debattierens gerade ändern, wird sehr oft der Bereich von Ehe, Familie und Sexualität genannt. …


»Wahr« ist nicht wahr, sondern nur ein verborgenes »Wir wollen«. Und nun wollen wir halt etwas anderes. ...
Der Horizont, an dem sich Himmel und Erde, Luft und Ozean unterscheiden, ist weggewischt. Wahrheitsansprüche sind nur noch Machtansprüche, nichts weiter. … Diskursive Macht (Empörung und Shitstorms) ersetzte die Debatte. Und ein neues Bonmot kam in die Welt, das das angeblich postmoderne Anything goes ersetzte:

 

»Das geht gar nicht!« …


Es gab Menschen, die meisterhaft auf dieser Welle zu reiten verstanden und sie vor allem über die Medien in die Öffentlichkeit brachten. 
Und es gab Menschen, die sich von dieser Welle überspült fühlten – das waren die, die sich selbst als »konservativ« verstanden. Sie fanden sich selbst plötzlich in der Rolle der Unmenschen und die Werte, die sie vertraten, als delegitimierte Unmöglichkeiten am Rande der Gesellschaft. 


Sie hatten die Welle nicht erwartet und sie waren nicht vorbereitet. Die Nichtkenntnis der neuen Regeln, die jetzt plötzlich galten, war der entscheidende Vorteil derer, die als Avantgarde gekonnt auf der Welle der Postmoderne surften – darunter auch viele Christinnen und Christen mit bibelkritisch-liberaler Einstellung. 
Für sie war die neue Philosophie ein Mittel, um Vorgegebenheiten der herkömmlichen Glaubenslehre als menschliche Machtwirkungen zu dekonstruieren und durch zeitgemäße Vorstellungen zu ersetzen.

Es war ein tolles Gefühl von Macht und Einfluss: Wir machen den neuen Horizont, an dem sich Glaube und Gesellschaft orientieren sollen."

Dr. theol. Gerrit Hohage, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gundelfingen.

(Hohage, G., 2024, März 22. Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann. SCM R. Brockhaus.)


"Postevangelikale distanzieren sich vom Fundamentalismus im Allgemeinen und vom fundamentalistischen Schriftverständnis im Besonderen. Sie legen großen Wert auf intellektuelle Redlichkeit."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

(Dietz, T., 2022. Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt. SCM R. Brockhaus.)

"Persönlich möchte ich hier von einem „offenen Pietismus“ sprechen, der bewusst zurückgreift auf Traditionen VOR dem Entstehen der evangelikalen Bewegung, die sich in den heutigen Herausforderungen als fruchtbar erweisen können.

In diesem, aber nur in diesem Sinne, ist es dann auch vertretbar, dass ich die Ehre hatte, im von Thorsten Dietz und Martin Hünerhoff verantworteten Podcast „Das Wort und das Fleisch“, als „Coverboy“ für die Folge „Der Postevangelikalismus“ ausgewählt zu werden."

Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

(Diener, M., 2021. Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt. adeo Verlag.)

​​​​​Dr. Oliver Dürr, Dr. Nicolas Matter und Prof. Dr. Thorsten Dietz im Gespräch über die evangelikale Bewegung, postevangelikale Gegenbewegungen und die Zukunft des christlichen Glaubens.

Verantwortlich Podcast Furcht & Zittern (5): Dr. Oliver Dürr u. Prof. Dr. Ralph Kunz, Universität Zürich.

 

"Post-Evangelikale lesen die Bibel differenziert, lieben Ganzheitlichkeit, sind weltoffen, setzen Beziehung vor Organisation, suchen ein glaubwürdiges Christsein und haben die Liebe Gottes als Hauptantrieb im Glauben. 


Evangelikale, von denen sich Post-Evangelikale abgrenzen, lesen demzufolge die Bibel vermutlich undifferenziert, sind einseitig geistlich und gegen soziales Engagement, sehen die Welt als böse, setzen Strukturen vor Menschen, leben ein unglaubwürdiges Christsein und kennen vor allem einen strafenden Gott. …


Ich glaube ..., dass es ein mitunter bewusst eingesetztes Narrativ gibt, das die evangelikale Bewegung diskreditieren möchte. … Also was ist hier los? … Was früher klar war, ist es jetzt nicht mehr. Das ‘Christliche’ ist nicht mehr plausibel, und zwar bis in die Fundamente hinein. ...


Natürlich gibt es in evangelikalen Gemeinschaften diese Gruppen und Personen, welche die Bibel undifferenziert lesen, gegen Ganzheitlichkeit sind, weltverschlossen bleiben usw. Vielleicht sind die Post-Evangelikalen solchen Leuten begegnet und reagieren gegen diese ungesunden Ausprägungen in der großen und vielfältigen evangelikalen Landschaft.

 

Umso wichtiger wäre es, die wirklichen evangelikalen Wurzeln wieder zu entdecken. ... Schaffen wir in allen evangelikalen Gemeinschaften Räume, in denen unsere Jugend, unsere Zweifler, Denker und Fragenden ihre Gedanken wirklich äussern können. Und erschlagen wir ihre Fragen nicht mit vorschnellen, platten Antworten, sondern treten wir in eine begleitende, liebevolle Beziehung mit ihnen ein.

In der Bibel sehen wir, dass Gott kein Problem mit ehrlich fragenden Gläubigen hat. Im Gegenteil kritisiert Gott unehrliche Religion.


In unserer Gemeinde machen wir Abende mit dem Titel ‘Keine Frage ist tabu’. Aber noch wichtiger als diese Abende sind die persönlichen Gespräche. In diesen erlebe ich, wie Christen und Nichtchristen sich trauen, ihre wirklichen Zweifel und Fragen zu formulieren. …


Wenn es abgesehen von ungesunden Auswüchsen NICHT stimmt, dass evangelikale Christen die Bibel undifferenziert lesen, eine einseitige Betonung der geistlichen Dimension leben, die Welt nur als böses Umfeld sehen, kirchliche Systeme vor Menschen stellen, unglaubwürdig glauben und nur den strafenden Gott kennen, dann sollte man das da und dort auch sagen. …

Was ich mir wünsche ist, dass leitende Personen in Kirchen und theologischen Ausbildungsstätten das Framing der Evangelikalen nicht nur kritiklos stehen lassen. Ich erlebe (abgesehen von Ausnahmen) viele evangelikalen Leiter, die in der ‘großen Mitte’ stehen, als nahezu mundtot. Wir dürfen auch mal entspannt äußern, dass ein sehr einseitiges Framing stattfindet. 

Wir dürfen und sollen das framende Narrativ auch kritisch hinterfragen, und zwar um jener Christen Willen, die tatsächlich Zweifel und Fragen haben. Wenn Leiter keine kritischen Fragen einfließen lassen und den Menschen nicht helfen, selbst kritisch zu denken, laufen sie mit dem irreführenden Narrativ.

Und dieses Narrativ lautet aktuell häufig, dass Evangelikale umfassend weltfremde, menschenfeindliche, apokalyptische Dualisten sind. Dieses Narrativ stimmt einfach nicht. …


Jesus sagt: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Joh 20:21)

Ich sehne mich danach, mit vielen Christen aller Couleur und Herkunft, diesen ganzheitlichen Auftrag auszuleben! Kirche zu leben, in der die Botschaft von Jesus so gepredigt wird, dass Menschen von einem Leben ohne oder sogar gegen Jesus umkehren, um mit ihnen zusammen Jesus Christus anzubeten! ...

Ich wünsche mir, dass Christen aller Schattierung und Herkunft, auch Post-Evangelikale Christen am Schein der Medien und irreführenden Narrative vorbei schauen und mit einsteigen in das Abenteuer der Christenheit, Jesu ganzheitliches Heil zu empfangen und weiterzugeben!"

Pastor Paul Bruderer, evangelischer Theologe, Dozent für Dogmatik am Theologischen Seminar St. Chrischona, Pastor der Chrischona Gemeinde Frauenfeld, Elektroingenieur.

(Bruderer, P., 2021, März 14. Die evangelikalen Post-Evangelikalen. Abgerufen am 07. Juni 2024, von danieloption.ch/featured/die-evangelikalen-post-evangelikalen/)

 

 

"Wir haben in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren mehr Veränderungen erlebt, als Menschen früherer Jahrhunderte in ihrem ganzen Leben.“

Prof. Dr. Carl R. Trueman, Grove City College, Pennsylvania, USA.

(Trueman, C. R., 2024, Juni 17. Hoffnungsvoll trotz gesellschaftlicher Veränderungen. Evangelium21-Konferenz Hamburg. Abgerufen am 17. Juni 2024, von idea.de/artikel/hoffnungsvoll-trotz-gesellschaftlicher-veraenderungen)

"Wir machen alles so wie alle anderen auch, nur 20 Jahre später."

Pfarrer Rudolf Westerheide, Bundespfarrer des Jugendverbands „Entschieden für Christus“ (EC).

(Westerheide, R., 2007, Mai. Hauptamtlichen-Kongress des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands, Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften.)

 


"Positionen der historisch-kritischen Bibelexegese sind nicht mehr des Teufels; auch unter den Evangelikalen wird über Widersprüche und Irrtümer in der Schrift debattiert. ...


Tendenziell wachse die Zahl der Progressiven seit etwa 20 Jahren kontinuierlich und die der Konservativen gehe langsam zurück … Flügelkämpfe sind programmiert."

Gernot Facius, Journalist.

(Facius, G., 2008. Die „Frommen“ sind auf dem Vormarsch. DIE WELT. Abgerufen im Juli 2024, von welt.de/welt_print/article1702892/Die-Frommen-sind-auf-dem-Vormarsch.html)

"Christen leben ihr Leben oft im Modus des Kampfes. Aber wenn der Glaube nur noch kämpft, dann wird er kraftlos und freudlos."

Pfarrer Dr. Friedemann Fritsch, Studienleiter für Praktische Theologie am Albrecht-Bengel-Haus.

(Fritsch, F., 2024, Juni 19. TurmTreff: Zweifel nicht zum Prinzip erheben. Theologisches Studienhaus ermutigte zu einem selbstbewussten Glauben. IDEA SPEKTRUM, 25.2024, S. 25.)

"Wir leben in einer Welt, in der unsere Seelen viel zu oft in Alarmbereitschaft sind. Das Leben ist komplex geworden ... Ständig wechseln wir die sozialen Settings, laufend wird ein anderes Verhalten von uns verlangt. … Wir sind … oft sehr unter Druck. Wir zeigen das nicht nach außen …
Unsere Welt wird immer verrückter und ich finde, wir sollten darüber reden. Schließlich haben wir nur dieses eine Leben und wir dürfen nicht zulassen, dass es dem Wahnsinn zum Opfer fällt. … Was ist los mit mir? Verwandle ich mich gerade in eine kalte, lieblose Person? … 


Unsere Welt ist außer Kontrolle, und wenn wir nicht achtsam sind, reißt sie unsere Seele mit sich in den Abgrund. Ob es einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt? Ich glaube, wir bräuchten mehr von Gott in unserem Leben, das würde helfen. … Immerhin ist er die Quelle des Lebens. 

„Menschen suchen Zuflucht im Schatten deiner Flügel. Sie dürfen den Reichtum deines Hauses genießen, und aus einem Strom der Freude gibst du ihnen zu trinken. Bei dir ist die Quelle allen Lebens, in deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,8-10). 

Wenn mehr von seinem übersprudelnden Leben durch uns strömen würde, wäre das eine Wohltat für unsere gequälten Seelen. … Das schnelle und von Informationen überflutete Leben setzt der Seele so zu, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich an der Quelle, beim Schöpfer, zu erfrischen und aufbauen zu lassen. 


So scheint die Lage in zweifacher Hinsicht aussichtslos. Nachdem ich festgestellt hatte, wie sehr meine Seele schon gelitten hatte, machte ich mich auf die Suche nach Abhilfe. Schnell erkannte ich: Gottes Nähe ist das Heilmittel. Wenn ich mehr von ihm erfüllt bin, kann ich dem Alltag besser standhalten. 
Also tat ich, was man als Christ so tut: beten, Bibel lesen, Gott anbeten, Abendmahl feiern. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass meine Beschäftigung mit Gott sich nur oberflächlich auswirkte. …


Glücklicherweise hörte Jesus auch meine oberflächlichen Gebete. Er kam mir zu Hilfe …


Langsam begann meine Seele, sich zu erholen … Mein Leben mit Gott begann, mir wieder Freude zu machen, und schließlich erlebte ich dieses Mehr von ihm, das ich mir so sehr gewünscht hatte. Leben kehrte in meine Seele zurück. …


„Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Vertraut euch meiner Leitung an und lernt von mir, denn ich gehe behutsam mit euch um und sehe auf niemanden herab. Wenn ihr das tut, dann findet ihr Ruhe für euer Leben. Das Joch, das ich euch auflege, ist leicht, und was ich von euch verlange, ist nicht schwer zu erfüllen“ (Matthäus 11,28-30 Hfa). ...

 

Unsere Seelen sind trüb geworden, verletzt, besudelt. Trotzdem können wir immer noch lieben, hoffen und träumen. …
Wir können uns das Leben zurückerobern und wieder frei und unbeschwert leben. Die Welt bleibt grausam, aber Gott ist sanft; er weiß, was es heißt, in dieser Welt zu leben. …

Es tut so gut, an den Gott erinnert zu werden, den wir lieben – sich wieder darauf zu besinnen, wie er wirklich ist, wie gütig und freundlich sein Herz ist."

John Eldredge, Autor.

(Eldredge, J., 2020. Wo die Seele atmen kann: Wege zur Entschleunigung. Brunnen Verlag Gießen.)

 

 

"Aufruhr unter evangelikalen Christen." (FAZ)

"Dem sogenannten Mainstream in Deutschland die Stirn zu bieten ist für die rund 600.000 evangelikalen oder pietistischen Christen in Deutschland nichts Ungewöhnliches. Dass sie dabei darüber streiten, wie strikt die Bibel auszulegen ist, ist ebenfalls nicht unüblich. Der Aufruhr, der allerdings derzeit in den evangelikalen Verbänden herrscht, geht über die üblichen Differenzen weit hinaus.

Im Zentrum der Debatte, die sich wieder einmal am Thema Homosexualität festmacht, steht Michael Diener. Der 53 Jahre alte Theologe aus der Pfalz steht nicht nur dem Gnadauer Gemeinschaftsverband vor, in dem etwa 300.000 innerhalb der evangelischen Landeskirchen organisierte Pietisten zusammengeschlossen sind. Diener ist seit einigen Jahren auch Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, des Dachverbands der evangelikal, pietistisch oder charismatisch orientierten Christen.

Innerhalb dieses weiten Spektrums vertritt Diener eher liberale Auffassungen. Seit Jahren kritisiert er die Fokussierung seiner Bewegung auf das Thema Homosexualität nicht nur als einseitig, sondern auch als wenig zuträglich für das Grundanliegen, Menschen für den Glauben zu gewinnen."

Reinhard Bingener, evangelischer Theologe und FAZ-Korrespondent.

(Bingener, R., 2016, Januar 20. Aufruhr unter evangelikalen Christen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 17, S. 8.)

 

"Die evangelikale Bewegung zerlegt sich: Die einen gehen auf Schmusekurs mit der Amtskirche, die anderen halten eine Annäherung schon für einen Sündenfall. Steht der Protestantismus vor einer neuen Spaltung? …

Gerade ist ihr Spitzenmann Michael Diener in die Führung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden. … Die Hälfte, so schätzen Kenner, liegt wahrscheinlich auf Dieners Reformkurs."

Hannes Leitlein und Wolfgang Thielmann, Redakteure bei Christ & Welt.

(Leitlein, H., & Thielmann, W., 2016, Januar 23. Wertestreit: Im Glauben zerrissen. Christ & Welt, Ausgabe 04/2016.)


"Einer der wesentlichen Punkte … ist die hermeneutische Frage. Wie verhält sich die ja auch kirchlicherseits immer wieder betonte umfassende Autorität der Heiligen Schrift zu ihrer gegenwartsbezogenen Auslegung?

Aus der Beantwortung dieser Frage ergeben sich fast alle Spannungsfelder. Aktuell könnte ich da die Diskussionen um das Verständnis des Sühnetodes Jesu nennen, aber natürlich auch die bleibenden ethischen Differenzen, etwa in der Bewertung der Homosexualität."

Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

(Diener, M., 2012, 19. Januar. Landeskirchen und Evangelikale kann man nicht trennen. Abgerufen 2012, von evangelisch.de)

"Inzwischen ist das Spektrum universitärer Theologie ebenso wie die Auslegungspraxis an freikirchlichen und missionarischen Werken sehr viel breiter geworden. Der Respekt vor dem kanonischen Endtext und die Anerkennung der Bibel als Wort Gottes ist auch im Bereich der EKD üblicher geworden, ebenso wie historische und wissenschaftliche Schriftauslegung in evangelikalen Kreisen."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

(Dietz, T., 2022. Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt. SCM R. Brockhaus, 1. Edition, S. 269.)

"Die evangelikale Welt wackelt" …


"Man kann durchaus über historisch-kritische Methoden diskutieren, aber … es reicht uns nicht aus, nur eine Kirche im Dialog zu sein, die die Einheit in Vielfalt beschwört. Eine Kirche, die alle theologischen Meinungen erlaubt, gibt keine Orientierung mehr. … 


Den Postevangelikalismus mit seiner Dekonstruktion des Evangeliums gibt es nicht nur im BEFG [Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland], sondern auch in anderen Bünden. Die evangelikale Welt wackelt und sortiert sich neu."

Pastor Alexander Rockstroh, evangelischer Theologe und Betriebswirt, Geschäftsführer des ChristusForums, Mitglied des Präsidiums des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland.

(Rockstroh, A., 2024, April 17. Die evangelikale Welt wackelt. Droht ein Scheidungskrieg zwischen Baptisten und ChristusForum? IDEA – Das christliche Spektrum, 16, S. 17f.)


"Ich glaube, dass ich sagen kann - für unsere Bewegung [Evangelische Allianz], dass die Zahl derjenigen, die die Bibel Wort für Wort wörtlich nehmen - die sagen jedes Wort, jeder Buchstabe ist verbal von Gott inspiriert – und die Bibel ist sozusagen vom Himmel gefallen, dass der Kreis derjenigen nicht allzu groß ist."

Ernst Geldbach, Diskussionsteilnehmer über christliche Fundamentalisten in Deutschland.

(Geldbach, E., 2007, Oktober 7. Hardliner Gottes - die Diskussion. Diskussion mit Meinhard Schmidt-Degenhard über christliche Fundamentalisten in Deutschland. Hessischer Rundfunk, HR Horizonte. Fernsehsendung.)

 


"Heutzutage gibt es nicht mehr allzu viele Fundamentalisten. Ich weiß nicht, ob Sie das wissen oder nicht, aber sie sind eine kleine Minderheit. ...
Nun, das Wort "Fundamentalist" kommt tatsächlich aus einem Dokument aus den 1920er Jahren mit dem Titel “Die 5 Fundamente des Glaubens”. [Irrtumslosigkeit der Bibel, Jungfrauengeburt, Sühneopfer, leibliche Auferstehung u. Wiederkunft Christi]

 

Und das ist eine sehr gesetzliche, enge Sicht des Christentums"

Dr. Rick Warren, evangelikaler Theologe.

(Warren, R., 2005, Mai 23. 40 Tage Leben mit Vision. Pew Forum on Religion.)

"Fundamentalismus ist eine Angstreaktion auf die Verunsicherung der Moderne. Für einen Fundamentalisten ist die Bibel das Fundament des Glaubens, in allen Aussagen völlig irrtumslos und unfehlbar. …
Der Pietist sagt: „Ich glaube an Jesus Christus, von dem in der Bibel Zeugnis abgelegt wird." Der Fundamentalist glaubt sowohl an Jesus Christus als auch an die Bibel."

Pfarrer Dr. Christoph Morgner, Theologe, 1989–2009 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands.

(Morgner, C., 2009, August 26. Pietisten sind keine Fundamentalisten. ideaSpektrum, 35, S. 15.)

 


Warren sagt voraus, dass der Fundamentalismus in allen Spielarten "einer der großen Feinde im 21. Jahrhundert sein wird."

"Muslimischer Fundamentalismus, christlicher Fundamentalismus, jüdischer Fundamentalismus, säkularer Fundamentalismus – sie werden alle von Furcht angetrieben."

Dr. Rick Warren, evangelikaler Theologe.

(Warren, R., 2006, Januar 8. The Purpose-Driven Pastor. The Philadelphia Inquirer.)

Rick-Warren

Dr. Rick Warren (23. Februar 2006)

"Rick Warren" by jurvetson is licensed under CC BY 2.0.

 

 

 

"Tatsächlich besteht eine der schlimmsten Sünden des Christentums darin, die Bibel zum Gegenstand des Glaubens gemacht zu haben. …
Dabei ist der Gegenstand des christlichen Glaubens doch gerade nicht die Schrift, sondern Jesus. Mit der Behauptung, dass die Bibel Wort für Wort von Gott inspiriert sei, hat man die historische Kritik an der Bibel erst heraufbeschworen und damit die Krise des traditionellen Christentums mit erzeugt."

Prof. Dr. Herbert Schnädelbach, Philosoph.

(Parzany, U., 2009. Das Streitgespräch. ideaSpektrum, 13/2009, S. 18.)

 


"Es muss unter uns dem Missverständnis gewehrt werden, als sei das Bibelbuch das Fundament unseres Glaubens.


Paulus sagt uns anderes: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus (1Kor 3,11). Damit wird die Basis unseres Glaubens markiert. ...
Unser Glaube ist Personglaube, der sich auf Jesus Christus richtet. Betrachten wir dagegen die Bibel als unser Glaubensfundament, kommen wir aus der ständigen Defensive nicht heraus.
Dann werden uns die Zeitgenossen genüsslich auf manche Stellen im Alten Testament hinweisen, in denen von göttlich legitimierter Gewalt die Rede ist. Dann haben wir mit Abwehr und Apologetik, z.B. in der Schöpfungsfrage, genug zu tun, ohne missionarisch auch nur einen Schritt voranzukommen." 

Dr. Christoph Morgner, Theologe, 1989–2009 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften).

(Morgner, C., 2007, Februar. Theologischer Bericht des Präses 2007.)

 


"Jesus Christus treu zu sein ist wichtiger, als der Bibel treu zu sein. Nur dort, wo wir Jesus Christus treu bleiben können, dürfen wir auch der Bibel treu bleiben. Im Konfliktfall argumentieren wir ohne jedes Zögern mit Jesus Christus gegen die Bibel! …

Hätte Jesus auch alle erstgeborenen Söhne der ägyptischen Bevölkerung im Schlaf erwürgt, weil der Pharao verstockt war (vgl. Ex 11)? Hätte Jesus auch sämtliche Baalspriester umbringen lassen, wie es von Elia berichtet wird (vgl. 1 Kg 18,40)? …

Der Ausdruck »bibeltreu« hat auf diejenigen, die mit ihm aufgewachsen sind, eine tiefe emotionale Wirkung. Das Gegenteil von »treu« ist »untreu« bzw. »treulos«. Diese Worte sprechen die tiefsten Schichten des Menschen an. Die indirekte und direkte Botschaft des Ausdrucks »bibeltreu« lautet: »Nur wenn du unser Bibelverständnis beibehältst, bist du der Bibel und damit auch Gott treu. Wenn du dieses Bibelverständnis aufgibst, wirst du der Bibel und Gott untreu. Und das kannst du doch nicht wollen.«

Im Blick auf eine Öffnung gegenüber der Bibelwissenschaft kann die tief sitzende Wirkung dieses Worts eine Blockade hervorrufen und Angst verursachen: »Werde ich jetzt der Bibel und Gott untreu? Das will ich auf keinen Fall.«

In dieser Situation ist es wichtig, sich über Folgendes klar zu werden: Wenn ich mich der Bibelwissenschaft öffne, werde ich keineswegs der Bibel oder sogar Gott untreu. Ich werde lediglich einer bestimmten Sicht der Bibel »untreu« und auch das nur, weil ich eine angemessenere Sicht der Bibel kennengelernt habe."

 

Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, 1993–2012 Professor für evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, 1986–1993 Dozent für Religionspädagogik an der Evangelische Hochschule Ludwigsburg. 2010 Mitgründer von Worthaus e.V. und Hauptreferent bei Worthaus.

(Zimmer, S., 2012. Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben? Klärung eines Konflikts. 4. überarb. Aufl. Vandenhoeck & Ruprecht.)

 


 

Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, Mitgründer von Worthaus e.V. und Hauptreferent (16.08.2014)

"Ich frage mich, ob es nicht oftmals so ist, dass gerade die wahrhaft Gläubigen, indem sie ihren Glauben überziehen, Unglauben auslösen, weil sie in ebendiesem Überziehen zur Unfreiheit neigen und dabei unglaubwürdig werden.

Hier stellt mich die Theologiegeschichte vor eine offene Frage: Wie können wir es besser machen, ohne an der Intensität und Entschiedenheit unseres Glaubens Abstriche machen zu müssen? ...

»Ein breites Spektrum von evangelischen, katholischen wie freikirchlichen Theologen bezeichnet … die Bibel heute als Gotteswort im Menschenwort« (T. Dietz: Weiterglauben, S. 81)
Wir erkennen nun umgehend das Problem dieser Formel. Sie klärt nämlich gar nichts, weil sie an der entscheidenden Stelle uneindeutig bleibt. Sie hält fest: Die Bibel ist nicht »nur Menschenwort« – darin würde ich allerdings die Trennlinie zwischen überhaupt christlicher und atheistischer Theologie erblicken wollen. 


Aber was bedeutet »im«? Der Kern in der Schale? Zwei Worte, die man voneinander trennen kann – hier Menschenwort, da Gotteswort? Nach welchen Kriterien? Oder bedeutet das »im« so viel wie »in, mit und unter«, als Ganzheit, unvermischt und ungetrennt? 


Hellmuth Frey konnte bei schwierigen Textstellen sagen: »Hast du hier nicht auch das Gefühl, als hätte Gott sein Wort verlassen?« (vgl. Mt 27,46). Und dennoch hatte er auch bei diesen so menschlich-zerschlagenen Textstellen immer die Achtung, Ehrfurcht und Behutsamkeit dem Wort Gottes gegenüber – aus Respekt vor Gottes Identität, zu der die Sendung seines Wortes untrennbar gehört. 

Nun gibt es bei der ganzen Sache ein Problem: Wir können m. E. nicht einfach wählen, an welchen Jesus wir glauben. …
Am Anfang steht meist der innere Konflikt zwischen dem persönlichen Glauben und dem neuzeitlichen wissenschaftlichen Bewusstsein mit seiner inhärenten Axiomatik. Durch ein Gemeinschaftsereignis greift die Anfechtung über auf die Willensebene und führt dann zu einer Distanzierung vom »geschichtlichen, biblischen Christus« und von denjenigen, die an ihn glauben. 


Die Vorstellung eines »historischen Jesus«, der in Wirklichkeit nur Mensch war (wenn auch ein besonderer), stellt also – m. E. kann man das theologiegeschichtlich tatsächlich so sagen – die Kompensation einer Anfechtung auf der Ebene des Wollens dar, vollzogen jedoch in der Sprachform der von Lehre und Theologie.


Sie vollzieht eine Distanzierung von Jesus durch die Subtraktion seiner göttlichen Identität und substituiert die Leerstelle, die dabei zurückbleibt, mit den spekulativen Elementen des »historischen Jesus«. …

Indem sie die Verbindung zum echten, lebendigen Jesus Christus und so zu Gottes Identität in verschiedenen Graden schwächt bis hin zu ihrer völligen Zerstörung (z. B. Entkehrungen im Zuge des Theologiestudiums). 


Und genau dies ist nach meiner Überzeugung ein wesentlicher Bestandteil der Ursachenkette für den Sterbeprozess, den wir als evangelische Kirche in Deutschland gerade durchlaufen … 

Bei alldem gilt: Jesus Christus baut seine Kirche; wir sind nur Mithelfer – so wie er es immer getan hat und tun wird, bis er wiederkommt und wir ihn schauen in Herrlichkeit."
 

Dr. theol. Gerrit Hohage (22. März 2024, Pfarrer Ev. Kirchengemeinde Gundelfingen, Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann. SCM R.Brockhaus)

"Manipulation ist die Kunst, jemand zu einem Zweck zu gebrauchen, den dieser nicht kennt.“ So definierte es der konservative Philosoph und Soziologe Arnold Gehlen. „Bei der Manipulation wird das Denken enteignet“, formulierte der deutsche Informationstheoretiker Karl Steinbuch. …

Bei manchen Theologen funktioniert das so, dass sie den Gegnern zunächst eine falsche Ansicht unterschieben, zum Beispiel, sie würden glauben, Gott habe die Bibel diktiert, um dann diese Sicht lächerlich zu machen. Als einzige Alternative bieten sie Bibelkritik.

Oder wie im Fall eines eben erschienenen Buches, das einen Konflikt zwischen der „Bibelwissenschaft“ und dem Glauben klären will. Hier behauptet der Verfasser zunächst, dass die Fundamentalisten an die Bibel glauben würden, statt allein an Jesus Christus. Anschließend erklärt er, wie „unbiblisch“ das sei, um dann „ohne jedes Zögern mit Jesus gegen die Bibel“ argumentieren zu können. …

Lassen wir uns das Denken nicht „enteignen“ und prüfen bei allem an der Heiligen Schrift, ob es sich wirklich so verhält!"

Karl-Heinz Vanheiden (Juli 2007, Physiker, Bibelübersetzer, Mitglied im Ständigen Ausschuss des Bibelbundes, seit 1994 Verlagsleiter des Bibelbund-Verlags, Bibel und Gemeinde 3/07 – 107. Jahrgang)

 

"Wer Jesus-treu sein will, muss absolut Bibel-treu sein, sonst macht er sich ein eigenes Bild von Gott."

Karl-Heinz Vanheiden (2006, Physiker, Bibelübersetzer, Bibel und Gemeinde 3/06 – 106. Jahrgang)

 


"Der moderne Klerus glaubt, den Menschen näher an Christus heranzuführen, wenn er dessen Menschtum betont. - Er vergisst, dass wir Christus nicht vertrauen, weil er Mensch ist, sondern weil er Gott ist."

Nicolás Gómez Dávila (1913 - 1994, kolumbianischer Philosoph, Aufzeichnungen des Besiegten. Fortgesetzte Scholien zu einem inbegriffenen Text. Wien: Karolinger, 1994, S.91)

 


"Als Gott in der Person Jesus Christus unter uns war, erklärte er das Alte Testament als in jeder Hinsicht zuverlässig (Matthäus 5,18; Johannes 10,35).


Wer sich zum Richter über Gottes Wort macht, hat Paulus (1. Timotheus 3,16), Petrus (2. Petrus 1,21) und die Reformatoren gegen sich, die die Schrift als Gottes Wort ansahen. Luther zum Beispiel sagt, dass „der Geist sich verbuchstabt" hat.

Der Begriff „bibeltreu" war als Synonym für „evangelikal" von jeher die Abgrenzung gegen historisch-kritischen Unglauben. So wie in keinem anderen als in Jesus das Heil ist, so gibt es neben der Bibel keine andere Offenbarungsquelle, um die von Gott für uns als sinnvoll befundenen Informationen zu erlangen.

Die Autoren der Bibel sind nach Epheser 2,20 das Fundament der Christen. Anstelle des lateinischen Kampfbegriffs „fundamentalistisch" hat man früher einfach „christlich" gesagt. Der Begriff „fundamentalistisch" ist der Versuch, Christen in Verruf zu bringen. Der Begriff ist eine unredliche Doppelsinnigkeit, durch die bibeltreue Christen mit islamitischen Selbstmordattentätern in einen Topf geworfen werden. …

Christen wissen: „Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist's nicht um tausend Welten aber um dein Wort zu tun" (Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine, 1700-1760)."

Christian Lepperhoff (17. Oktober 2007, Theologe, Pro & Kontra: Wer hat Angst vor christlichen Fundamentalisten? Zur Meldung „Alle einig gegen christliche ,Fundis'" ideaSpektrum Nr. 41, S. 30, ideaSpektrum 42/2007, Seite 4)

Es gibt "gewisse Charakteristika, die die unterschiedlichen Formen der historischen Kritik miteinander verbinden.

Ein solches Charakteristikum ist, dass die Bibel als das Wort des Menschen über Gott betrachtet wird statt als Gottes Wort über den Menschen und an den Menschen. ... 


Der wirkliche Inhalt der Theologie besteht nicht aus von Gott geoffenbarten Wahrheiten, sondern aus der menschlichen religiösen Erfahrung. ... Ist das der Fall? Die Antwort auf diese Frage wird bestimmen, wie und ob man das Wort Gottes überhaupt wirksam predigen kann.

Ein zweites Charakteristikum eines großen Teils der historischen Kritik ist ihr Glaube daran, dass die Bibel das Ergebnis eines evolutionären Prozesses sei. Dies ist bei der Entwicklung der Quellentheorie des Pentateuchs in der alttestamentlichen Wissenschaft am deutlichsten geworden. Aber es ist auch in der Formkritik Bultmanns offenkundig, die das Neue Testament als das Ergebnis des wachsenden religiösen Bewusstseins der frühen christlichen Gemeinden betrachtete. …

Rohe Auffassungen, wie etwa der Zorn Gottes, Opfer und eine sichtbare zweite Wiederkunft des Herrn Jesus Christus, müssen verworfen werden. Ebenso verhält es sich mit den verschiedenen Aspekten der Leitung einer Gemeinde und des biblischen Ethos.

Wenn wir beschließen, dass die Homosexualität heute keine Sünde mehr sein soll, dann ist es so. Wir können sogar auf die anhaltende Tätigkeit des Heiligen Geistes hinweisen, der uns neue Wahrheiten offenbart, um unsere Verwerfung solcher „aus der Mode gekommenen" ethischen Grundsätze zu unterstützen. …

Das dritte Charakteristikum eines großen Teils der historischen Kritik ist eine direkte Folge der ersten beiden: Es besteht darin, dass man über die Schrift hinausgehen muss, wenn man Gottes Willen für heute erfahren will."

Dr. theol. James Montgomery Boice (1979, US-amerikanischer Theologe, Der Prediger und das Wort Gottes, The Preacher and God’s Word. In J. M. Boice (Ed.), The Foundation of Biblical Authority. London & Glasgow: Pickering & Inglis, Seite 136-139)

Ulrich_Eggers

Ulrich Eggers (8 February 2018)

"File:Ulrich Eggers .jpg" by Flucco is licensed under CC BY-SA 4.0.

 

 

"Bibel-treu oder Jesus-treu? …


Die evangelikale Beziehungskrise zu Jesus. Sprich: Das Verherrlichen einer bibel-gebundenen Rechtgläubigkeit, die sich ans Wort hält und deswegen so gut auch ohne die mühsam-zeitfressende Rückkopplung mit dem lebendigen Jesus auskommen kann.

Bibel-treu statt Jesus-treu.. Bibeltreu ist einfach, klar, schwarz-weiß, lässt sich schriftlich fassen, klar abgrenzen, bis zum bitteren Ende auskämpfen, intellektuell abarbeiten.

Jesus-treu? Was ist denn das? Ist das nicht schwammig? Und mühsam? …

Bei einer Buch-Religion muss ich gar nicht mehr um Wunder beten, den Lebendigen suchen, auf das Flüstern des Heiligen Geistes setzen - ich habe ja das Buch. … Wir sind keine Buch-Religion wie der Islam, sondern leben einen Beziehungs-Glauben."

Ulrich Eggers (2006, Vorsitzender von Willow Creek Deutschland, Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden, Leiter des Bundes-Verlags Witten und "Aufatmen"-Chefredakteur, Aufatmen 02/06, SCM Bundes-Verlag, Seite 95-96)

 


"Ein in sich geschlossenes System, wie es der Fundamentalismus darstellt, nimmt gefangen – weil es darin zumindest scheinbar leichter ist, mit dem Leben zurechtzukommen, auf alle Fragen gibt es ja klare Antworten.

Zudem spielt im Fundamentalismus oft der Machtfaktor eine wichtige Rolle. Letztlich kommen Sie aus so einem geschlossenen System nur heraus, indem Sie ausbrechen. Und das geht womöglich nicht aus eigener Kraft. In den USA gibt es analog zu den Anonymen Alkoholikern die „Fundamentalists Anonymous“.


Insofern sehe ich den Fundamentalismus als das Gegenteil der Evangelischen Freiheit."

Prof. Dr. Erich Geldbach (September 2006, baptistischer Theologe, Zeitschrift: SMD transparent 03-06. Marburg, smd.org)

 

"Der Monatsspruch für den Juni [Galater 5,1] benennt eine Freiheit, die nicht nur Symbol, sondern erfahrbare Wirklichkeit des neuen Lebens mit Christus ist. Mit ihr öffnet sich im wahrsten Sinne des Wortes eine „Neue Welt", die ihre Vollendung in Gottes Neuer Welt findet."

"Doch diese Freiheit ist gefährdet durch einen gefährlichen Virus."

Gemeinschaftsinspektor Otto-Erich Juhler (Juni 2006, Geminschaft unterwegs – Nr. 6, Ausgabe Juni 2006, 86. Jahrgang, Seite 2 – Editorial und Impuls, Mitteilungsblatt Evangelischer Gemeinschaftsverband Pfalz e.V., Eisenberg)

 


"Europa scheint von dem "fundamentalistischen" Bazillus aufgrund des Zaubertranks "Säkularität" weitgehend frei zu sein."

Prof. Dr. Volkhard Krech  (1. Juli 2005, Ev. Theologe, Ruhr-Universität Bochum, Europa als Wertegemeinschaft? Integralistische Tendenzen im Diskurs über die europäische Identität. - Die europäische Situation. In: Stefan Alkier / Hermann Deuser / Gesche Linde (Hg.), Religiöser Fundamentalismus. Analysen und Kritiken, Tübingen: Francke, 2005, S. 48)

 


"Fundamentalisten sind auch Menschen."

Prof. Dr. Dr. Heinrich Schäfer (30. Mai 2006, Ev. Theologe u. Soziologe, Universität Bielefeld, Fundamentalismen und Modernen, Evangelischer Pressedienst epd, epd-Dokumentation 22/2006, S. 11, Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik GEP)

Warnzeichen vor Biogefährdung (stock.adobe.com)

 

 

 

"Ich bin froh und dankbar, dass … ich nicht mehr mit biblizistischen Handschellen, geknebelt und eingeengt, herumlaufen muss. Ich lerne aus der weiten Welt der Theologie, sehe auch die Irrwege, aber bin so dankbar für vieles, was betend gedacht und denkend gebetet wurde – durch Generationen hindurch. ... (S.72)

Was damals als konservativer Aufbruch gegen die Theologie Rudolf Bultmanns, die historisch-kritische Bibelauslegung oder die Politisierung der Kirchen auf den Kirchentagen begann, ist im Laufe der Jahrzehnte vielerorts zu einem überalterten, völlig unevangelischen Verständnis eines Wächteramtes über den Glauben Dritter verkommen. 

Die Kombination aus konservativen Überzeugungen und dem Errichten einer „Bekenntnisfront“ gegenüber aktuellen Entwicklungen birgt in sich die immer neue Gefahr der Gesetzlichkeit. Und wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass „neben und hinter“ den bisher genannten Vertreter*innen eines derartigen Glaubensprofils sich vieles bis ins Extrem radikalisiert hat. 


Exklusive intolerante Bibelauslegung trägt die Gefahr der Sektiererei in sich – und zwar in einem hohen Maß. Und ich bin inzwischen nicht mehr der Meinung, dass an dieser Stelle eine substanzielle Verständigung möglich ist." (S.60)

Dr. Michael Diener (3. September 2021, Ev. Theologe, Mitglied im Rat der EKD, Dekan protestantischer Kirchenbezirk Germersheim, 2009-2020 Präses Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband, 2012-2016 Vorsitzender Deutsche Evangelischen Allianz, Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt, adeo Verlag 2021, S. 60 u. S. 72)​

"Ich habe lange Zeit mit dem Eindruck gelebt: Die großen Kirchen haben auf dem Weg in die Moderne manches an Substanz eingebüßt. Sie brauchen die Evangelikalen als Korrektiv, als Ruf zur Bibel. Mit der pauschalen Ablehnung von allem, was evangelikal heißt, schaden sich Kirche und Theologie selbst.

Inzwischen überzeugt es mich nicht mehr, Kritik an den Evangelikalen abzutun mit der Bemerkung, man dürfe negative Randphänomene nicht so hochspielen. Es ist zu einfach, bei allen problematischen Erscheinungen zu sagen: „Das ist nicht wirklich evangelikal, die Extremisten (Trumpianer, Wohlstandsevangelisten, Fundamentalisten etc.) gehören gar nicht richtig zu uns." Viel zu oft wurde das probiert."

Prof. Dr. Thorsten Dietz (7. April 2022, Ev. Theologe, bis 2022 Professor für Systematische Theologie an der Ev. Hochschule Tabor, Privatdozent Universität Marburg, Fokus Theologie Reformierten Kirche Kanton Zürich/Schweiz, Worthaus Referent, Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt,  SCM R.Brockhaus; 1. Edition 2022)

 


"Nichts macht den Menschen so radikal blind, taub und ungehorsam, als der sichere Besitz einer unfehlbaren Lehre. (Wilhelm Stählin)
Genau da komme ich her. Mein stolzes Herz und Wesen musste erst geschüttelt und gerührt werden, bis mir dieses Wunder bewusst geworden ist. … Gott hat über seinem Wort gewacht und es in jeder Kulturepoche neu dynamisiert. …

Wie lächerlich sind angesichts dieses Wunders unsere geharnischten Versuche, uns für die reine Lehre zu verkämpfen, die Schrift dem Zugriff der Wissenschaft zu entziehen und vor dem Geist der Aufklärung und der Kontextualisierung zu warnen.

Wer das verstanden hat, lässt sich abrüsten von der Defensive reflexartiger Buchstabenverteidigung und gerät in die unbeschwerte freie Offensive eines vollmächtigen Zeugnisses vom gekreuzigten und auferstandenen und wiederkommenden HERRN."

Jürgen Mette, Theologe und Autor, seit 1993 Vorsitzender des Stiftungsrats der Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor, Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1998-2013 Leiter der Christlichen Stiftung Marburger Medien, 1990-1996 Lehrbeauftragter am Theologischen Seminar Tabor.

 

​Mette, J. (2024). Zum Nachdenken. In Siegfried Zimmer: Texte anderer Autoren, Abgerufen am 11.09.2024, von siegfriedzimmer.de/texte-anderer-autoren

Jürgen-Mette

Jürgen Mette, Marburger Medienhaus (15. Januar 2013)

"Jürgen Mette" by Medienmagazin pro is licensed under CC BY-SA 2.0.

 

 

"Bislang ging ich davon aus, dass zum Beispiel das Apostolische Glaubensbekenntnis … in den Freikirchen gesetzt ist, und dass deshalb von der Historizität der Jungfrauengeburt oder der Himmelfahrt ganz selbstverständlich ausgegangen wird. Ist dem jetzt nicht mehr so? 


Und stimmt es wirklich, dass jetzt auch im FeG-Verbund jede Gemeinde selbst entscheiden darf, ob sie gleichgeschlechtliche Paare traut oder nicht?

Mehr noch treibt mich die Frage um: Was wird eigentlich aus der Glaubensbasis der Deutschen Evangelischen Allianz? Dort wird zum Beispiel bekannt: 
„Die Bibel, bestehend aus den Schriften des Alten und Neuen Testaments, ist Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung.“

Das passt natürlich in keiner Weise zu einer Bibel, die veraltete Vorstellungen und Gottesbilder enthält, die in wichtigen historischen Angaben nicht ernst zu nehmen ist, die entgegen ihren eigenen Bekundungen nichts vorhersagen kann und in ethischen Fragen auch dann nicht ernst genommen werden muss, wenn ihre Aussagen eindeutig sind und alle durchgängig in die gleiche Richtung zielen.

Weiter frage ich mich: Wie soll Einheit noch gelingen, wenn zum Beispiel die neutestamentliche Selbstverständlichkeit, dass Jesus im AT vorhergesagt wird [Lukas 24, 25-27], nicht nur abgelehnt, sondern auch noch mit Arroganz und Antisemitismus in Verbindung gebracht wird?

 

Und wie soll Einheit noch gelingen, wenn sich bei der Kreuzestheologie solche Gegensätze auftun … Wir sind hier wohlgemerkt beim innersten und für mich persönlich unaufgebbaren Kern des christlichen Glaubens angelangt. Es ist der stellvertretende Opfertod Jesu, der mich bei jedem Abendmahl bewegt und mich mit meinen Mitchristen verbindet.

Welche Konsequenz wird es für die evangelische Allianz und ihre Einheit haben, wenn nun auch Vertreter des BEFG und des FeG-Verbunds diese allerwichtigste verbindende Glaubenswahrheit öffentlich verwerfen?

Was wird aus der evangelikalen Bewegung, den evangelikalen Werken (wie zum Beispiel der AEM) und den evangelikalen Großveranstaltungen, wenn man sich nicht einmal mehr auf diesen innersten Kern des Evangeliums einigen kann? …

Ich kann im Moment jedenfalls nicht anders als zu schlussfolgern: Damit ist dann wohl die missionarische Erfolgsgeschichte einer evangelikalen Bewegung, die Differenzen in den Randfragen aushalten konnte, weil sie in den wesentlichen Kernfragen übereingestimmt hat, Geschichte. Ich hoffe, ich täusche mich. Ich würde mich riesig freuen.

Ja, ich weiß: Jesus hat alles unter Kontrolle. ER wird seine Kirche trotz aller Rückschläge bauen. Ich weiß: Ich soll mir keine Sorgen machen, Hoffnung verbreiten und zuversichtlich in die Zukunft schauen, weil Jesus ganz sicher zu seinem Ziel kommen wird.

Morgen werde ich all das wieder tun. Aber heute trauere ich, dass ein weiteres Stück meiner evangelikalen Heimat verloren geht und damit auch eine Segensgeschichte abzubrechen droht, von der ich selbst so sehr profitiert habe."

Dr. Markus Till, Biologe am Universitätsklinikum Tübingen, Buchautor und Blogger, Stellv. Vorsitzender des Netzwerks Bibel und Bekenntnis.

​ 

​(Till, M., 2021, September 10. Glauben – lieben – hoffen. Aber was? Blog: Aufatmen in Gottes Gegenwart. Abgerufen am 08. August 2024, von blog.aigg.de/?p=5819)

Copyright Andrea Waghubinger 

"Meine Herren, es wackelt alles"

Prof. Dr. Ernst Troeltsch (5. Oktober 1896, Ev. Theologe, Eisenacher Tagung „Freunde der Christlichen Welt“, Walther Köhler: Ernst Troeltsch. Tübingen, J. C. B. Mohr 1941, S.1)

"Die Welt hat sich in den letzten 20 Jahren in einer dramatischen Weise verändert. Zukunftsforscher, Sozialwissenschaftler und Trendanalysten sprechen davon, dass wir in einer Zeitenwende leben. Ähnlich wie vor 500 Jahren, als Martin Luther in eine neue Welt aufbrach, ändert sich gerade unsere gesamte Lebenswirklichkeit."

Pfarrer Alexander Garth (9. September 2021, Berliner Stadtmission, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat. Evangelische Verlagsanstalt, S. 12)

"Dekonstruktion ist ein zentraler Ansatz unserer heutigen postmodernen Zeit. So ist es auch nicht mehr nur in Kreisen üblich, die man herkömmlicherweise als „theologisch liberal“ bezeichnet hat, zentrale theologische Wahrheiten zu „dekonstruieren“, also zu hinterfragen, umzudeuten und gegebenenfalls ganz aufzugeben. 

Auch unter Evangelikalen sind früher unantastbare Glaubensinhalte nicht mehr selbstverständlich. Theologisch steht vieles zur Disposition wie etwa die Inspiration, Wahrheit und Einheit der Heiligen Schrift, die vollkommene Sündhaftigkeit des Menschen, die Jungfrauengeburt, das stellvertretende Sühneopfer des Mensch gewordenen Gottessohnes, der doppelte Ausgang des Endgerichts zu ewigem Leben mit Gott oder ewiger Trennung von Gott. 
Auch im ethischen Bereich kommt es zu grundlegenden Neubewertungen, beispielsweise im Blick auf … Homosexualität. 


Man müsse, so häufig die Argumentation, traditionelle theologische Deutungen im Licht heutiger Erkenntnisse neu beurteilen. Durch einen solch „neuen Blick“ auf bisher missverstandene oder falsch angewendete biblische Texte könnte man dann auch angemessener auf die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen reagieren und somit die Relevanz des Glaubens wieder deutlicher machen. 
In dieser Hinsicht sei es vielfach notwendig, sperrige, unbequeme und mit vorherrschenden kulturellen Empfindungen in Konflikt stehende Aussagen der Heiligen Schrift auszublenden, umzudeuten oder der beschriebenen Neubewertung zu unterziehen. …


Die Emanzipation von klassischen theologischen Positionen wird häufig mit einem positiven Anliegen begründet: Man will Menschen den Zugang zum christlichen Glauben erleichtern und missionarische Hindernisse aus dem Weg räumen. …
Man denkt also, dass säkularisierte Zeitgenossen einen einfacheren Zugang zu christlichen Gemeinden finden, wenn man Lehren wie den Sühneopfertod Jesu, seine leibliche Auferstehung, seine Geburt von einer Jungfrau oder die völlige Sündhaftigkeit des Menschen nicht mehr im klassischen Sinn vertritt. 


Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Hoffnung, durch Anpassung der Botschaft mehr Kirchenferne für den christlichen Glauben zu gewinnen, erweist sich kontinuierlich als Illusion. Glaubensinhalte aufzugeben, die potenziell als rückständig oder abstoßend empfunden werden könnten, führt gerade nicht zu sichtbaren missionarischen Erfolgen. …


Allerdings wachsen Gemeinden nicht automatisch, nur weil sie theologisch konservativ sind. Manche Arten von Konservativismus sind ebenso wenig förderlich – beispielsweise dann, wenn sie sich zu sehr mit theologischen Nebensächlichkeiten, Strukturfragen, kulturellen Gestaltungsformen oder politischen Positionierungen verbinden. Davon zeugen die vielen (frei-) kirchlichen Gemeinschaften, die trotz konservativen Bekenntnissen stagnieren oder schrumpfen …


Wirksamer Gemeindeaufbau wurzelt in einer Haltung, die man im Umgang mit der Bibel als „konservativ“ bezeichnen kann, die jedoch jenseits von Konservativismus dem gegenwärtigen Kontext offen zugewandt ist und immer wieder neue Wege sucht, wie der für alle Zeiten gültige Inhalt des Evangeliums unter aktuellen Bedingungen so plausibel wie möglich geglaubt, gelebt und kommuniziert werden kann. …

Wachsende Gemeinden begegnen den missionarischen Herausforderungen, die sich in einem dem christlichen Glauben skeptisch bis ablehnend gegenüberstehenden Umfeld stellen, nicht mit inhaltlicher Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft, sondern mit einer leidenschaftlichen, durchdachten, kontextsensiblen und ausgewogenen Kommunikation des zu allen Zeiten gültigen Evangeliums. …


Daraus ergeben sich überragende Perspektiven: Wer Jesus vertraut, hat Anteil an seinem Tod und erhält so die Gerechtigkeit, mit der wir vor Gott bestehen können (2Kor 5,21). Wer sich im Glauben an Jesus bindet, hat Anteil an seiner Auferstehung und erhält so einen Platz in der himmlischen Welt (Eph 2,6) und eine sichere, lebendige Hoffnung (1Petr 1,3). 


Die Beziehung zu Gott, dem Schöpfer, wird wiederhergestellt aus Gnade durch den Glauben und völlig unabhängig von guten Werken und religiöser Leistung (Gal 2,16). Wir, die eigentlich Unannehmbaren, werden als geliebte Töchter und Söhne in Gottes Familie hinein adoptiert (Gal 4,5-7). Gottes „amazing grace“ gibt uns eine völlig neue Identität. …


Die von Jesus bewirkte Erlösung ist gewaltig. Und sie hat gewaltige Auswirkungen auf unser ganz persönliches Leben. Wenn wir das Evangelium angenommen haben und diese Gute Nachricht uns durchdringt, kann und wird das nicht ohne Folgen bleiben: Unser Leben ist „neu geworden“, deshalb können und sollen wir jetzt auch mit großer Hingabe „ein neues Leben führen“ (Röm 6,4; NGÜ).

Gott hat uns bedingungslos angenommen. Durch seinen Geist werden wir von innen her erneuert. Das verändert unsere Haltung und unsere Handlungen. …


Gott ist da und er liebt diese Welt mit großer Leidenschaft. Diese Liebe, mit der Gott uns geliebt hat, spiegelt sich in einem leidenschaftlichen Herzschlag für Gottes Mission. Das Evangelium der Liebe Gottes motiviert dazu, sich dem Bösen im Gebet entgegenzustellen, der Evangelisation hohe Priorität einzuräumen und konkrete Angebote einzurichten, die es leichter machen, Außenstehende mit dem Glauben in Berührung zu bringen."

 

Prof. Dr. Stefan Schweyer  [Staatsunabhängige Theologische Hochschule STH Basel] u. Prof. Dr. Philipp Bartholomä [Freie Theologische Hochschule Gießen] (3. März 2023, Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen, Brunnen Verlag Gießen)

"Wir kommen mit der bisherigen Form der Kirche ans Ende" ... Denn Kirche und das, für das sie steht, erscheint immer mehr Menschen für ihr Leben irrelevant und überflüssig.

 

Prof. Dr. Michael Herbst (04.10.2023, Ev. Theologe, Universität Greifswald, Michael Herbst sieht bisherige Form der Kirche am Ende, epd, evangelische-zeitung.de/michael-herbst-sieht-bisherige-form-der-kirche-am-ende, Abgerufen am 12.06.2024) 

"Bevor Richard Rorty vor 15 Jahren starb, galt er als der bedeutendste lebende Philosoph" (12. 2. 2023, taz.de/Posthumes-Buch-von-Richard-Rorty/!5912343)  

Bild:  overland.org.au/2017/07/language-and-terror-remembering-richard-rorty  (24 JULY 2017)

 

 

"Wäre ich ein fundamentalistischer Christ, wäre ich entsetzt von dieser wischi-waschi Version des christlichen Glaubens. Doch weil ich ein Ungläubiger bin, der sich vor der Barbarei vieler fundamentalistischer Christen fürchtet (z.B. vor ihrer Homophobie), heiße ich theologischen Liberalismus willkommen.

Vielleicht werden die liberalen Theologen einmal so eine wischi-waschi Version des Christentums entwickeln, dass niemand mehr Interesse daran hat, Christ zu sein. Wenn dem so wäre, dann wäre etwas verloren gegangen. Doch höchstwahrscheinlich hätten wir noch mehr gewonnen."

Prof. Dr. Richard Rorty (Juli 2003, Philosoph, Truth, Evil, and Redemption. Interview Magazin Modern Reformation Juli/August Vol. 12 No. 4, 2003)

"Es ist ein Fehler, der häufig von gebildeten Menschen ... gemacht wird, zu glauben, dass der Fundamentalismus eine neue und merkwürdige Form des Denkens ist. Das ist keineswegs der Fall. Vielmehr ist er das teilweise und wissenschaftlich nicht ausgeformte Überleben einer Theologie, die einmal weltweit von allen Christen vertreten wurde.

Wie viele gab es zum Beispiel in den christlichen Kirchen des achtzehnten Jahrhunderts, die die unfehlbare Inspiration der gesamten Schrift anzweifelten? Einige wenige vielleicht, aber nur sehr wenige.

Nein, der Fundamentalist mag sich irren, und ich glaube, dass er sich irrt, aber wir sind es, die von der Tradition abgewichen sind, nicht er. … Die Bibel und das corpus theologicum der Kirche sind auf der Seite der Fundamentalisten."

Prof. Dr. Kirsopp Lake (1926, anglikanischer Theologe und neutestamentlicher Textkritiker, Professor für neutestamentliche Exegese in Leiden (1904-1914), Professur für altchristliche Literatur und Kirchengeschichte an der Harvard University in Cambridge/USA (1914-1938), The Religion of Yesterday and Tomorrow, Boston: Houghton 1926, S. 61)


"Homophob, selbstgerecht, geistig arm: Die Evangelikalen sind die Buhmänner unter den Christen. Die Wirklichkeit ist ein bisschen komplizierter.

 

Die Evangelikalen sind aus unterschiedlichen Gründen in weiten Kreisen unpopulär, und natürlich sind sie selbst schuld daran. Schlecht zu ertragen ist aber die Arroganz, mit der man ihnen begegnet, sei es – diskret – in der Volkskirche, sei es weniger diskret im säkularen Rest.

 

Die Evangelikalen, das sind in den Augen der meinungsbildenden Akademiker und Halbbildungsbürger die Naiven unter den Religiösen, diejenigen, die noch nicht zu den Segnungen der Abstraktion gefunden haben, geistig Arme, die mehr Spektakel brauchen und buntere Bilder.

 

Soweit der einfache Teil. Der schwierigere: Der Begriff „evangelikal“ ist ungefähr so weit wie „gläubig“. … Die Evangelikalen sind der Stachel im Fleisch der Kirche, das macht sie nicht beliebt, notwendig sind sie trotzdem."


Friederike Gräff (14. Februar 2014, Redakteurin - taz Hamburg, freie Mitarbeiterin u.a. für ZEIT u. Süddeutsche, Christlicher Fundamentalismus, Stark im Glauben, taz.de, Abgerufen am 12.08.2024, von taz.de/Christlicher-Fundamentalismus/!5048455/

Glaubensbekenntnis

Copyright Thomas Plaßmann

"Bei den Berichten, die wir in den Evangelien lesen, ... sind wir ... besonders kritisch. Woher kommt das?

Hier spielen sicher zwei Gründe eine Rolle. Zum einen passt vieles, was in den Evangelien berichtet wird, nicht in unser gegenwärtiges westliches Weltbild. Alles sogenannte Übernatürliche, also Heilungen, Wunder, Prophetien und alles nicht sofort Erklärbare, wird von vielen unserer Zeitgenossen von vornherein abgelehnt.

Das ist eine typisch westliche Erscheinung aufgrund des sogenannten naturwissenschaftlichen Weltbilds. In vielen anderen Kulturen rechnet man ganz natürlich mit sogenannten übernatürlichen Dingen.

Und auch im Westen ist man unter dem Einfluss der modernen Physik und der Weiterentwicklung der Wissenschaft viel vorsichtiger geworden mit grundlegenden Urteilen über das, was möglich ist und was nicht. Diese Erkenntnis hat noch nicht alle Zeitgenossen erreicht, wird sich aber längerfristig sicher durchsetzen. ...

 

Die Kritik an den neutestamentlichen Texten hat jedoch neben dem Grund, dass vieles nicht in unser zeitbedingtes und einseitiges westliches Weltbild passt, noch eine weitere Ursache. Und die liegt in der Brisanz der ganzen Sache.

Denn wenn das stimmt, was von Jesus berichtet wird, dann hat das automatisch Konsequenzen für unser Leben. Und die sind nicht immer angenehm. Der Anspruch, den Jesus erhebt, ist unbequem.

Wenn das wahr ist, was er sagt, dann kann man sich nicht einfach an Jesus vorbeimogeln. Dann muss man sich seinem Anspruch stellen. Und das hat Auswirkungen in allen Bereichen der Lebensgestaltung. Das passt uns vielfach nicht. Das ist zu herausfordernd.

 

Ich glaube, dass hier der tiefste Grund für die innere Abwehrhaltung gegenüber der Bibel liegt. Ein bisschen Religion ist okay. Aber konsequente Nachfolge eines Jesus, der wirklich von Gott kommt und einen Anspruch auf unser Leben hat, so wie das Neue Testament es sagt, das ist eine ganz andere Sache. Das würde sehr viel kosten."

Prof. Dr. Dr. theol. Roland Werner und PD Dr. theol. Guido Baltes (1992, Faszination Jesus: Was wir wirklich von Jesus wissen können, Brunnen; 5. Edition 2019)


"Wenn wir mit den Worten der Bibel leben, dann wird sich Gott uns irgendwann unausweichlich von einer Seite zeigen, die so gar nicht licht- und liebevoll, sondern unbegreiflich dunkel zu sein scheint. Oft steht sie in Konflikt mit den Werten der uns umgebenden Gesellschaft. …
Manche Gebote im Alten Testament, aber auch manche Weisungen im Neuen Testament empfinden wir heute als hart, ja diskriminierend. Solche Fremdheitsmomente beschränken sich nämlich nicht auf das Alte Testament. …

Um sie zu kompensieren, hat sich in der Theologie eine einfache Lösung etabliert. Sie sagt: »Das waren Menschen, die das geschrieben haben; das sind nur menschliche Vorstellungen. Sie sind exakt die entbehrliche, zeitbedingte ›Schale‹, aus der der ›Kern‹ herauszuschälen ist. Denn in Wirklichkeit ist Gott ganz anders.« Das klingt supereinfach und einleuchtend – warum also nicht? …

Es ist willkürlich, zu sagen: Das eine ist von Menschen, denn es gefällt uns nicht; das andere ist Offenbarung, denn es gefällt uns. Wir nehmen die Schere und basteln uns ein Gottesbild, das in die Rolle passt, die ein anständiger Gott nach unserer Meinung in der Welt gefälligst zu spielen hat.

Das ist ein Übergriff in Gottes Identität, denn sein Zorn ist genauso Gegenstand von Offenbarung (vgl. Röm 1,18) wie seine Liebe und wie die anderen Eigenschaften Gottes. Das Gottesbild, das dabei herauskommt, ist das einer Liebe, die letztlich alles gelten lässt. …

In Zeiten des weggewischten Horizontes ist Gott aus der Gesellschaft exkulturiert. Sie gibt sich ihre Werte im Diskurs selbst. … In der säkularen Welt ohne Gott und ohne Horizont übernimmt die auf sich selbst geworfene Gesellschaft die Rolle der Kirche. Sie sakralisiert sich selbst als die eine heilige, allumfassende Gesellschaft, die das Gute definiert und vorgibt und die Ketzer bestraft. … Man kann beobachten, wie sie dabei bis zur Unerträglichkeit dogmatisch, päpstlich-unfehlbar und inquisitorisch wird. … 

Im Urteil dieser heiligen Gesellschaft ist der Gott der Bibel einfach nur unmoralisch. Ein Gott, der richtet? Wir sind die, die richten! Ein Gott, der Gebote gibt? Wir gebieten, welche Haltung opportun ist und welche nicht! Ein Gott, der Menschen in ihrem Handeln begrenzt? Wenn hier jemand etwas delegitimiert, dann wir! Allein die Rede von der Liebe ist noch passabel, vorausgesetzt, sie schließt das Sexuelle ein. …

All dies sind inzwischen auch Fragen der Gemeinde.

Und für die Gemeinde sind das Anfechtungen. Anfechtung, in der Entscheidung zu stehen zwischen der Abschottung von der Gesellschaft und der Treue zu Gott oder umgekehrt zwischen der Nähe zur Gesellschaft und einer damit unumgänglichen Distanzierung von Gott. Anfechtung, weil Gottes Offenbarung sich an diesen dunklen Stellen nicht besonders gut anfühlt – für geistliche Wellness völlig ungeeignet. …

Nichts liegt näher, als auszuweichen und zu sagen: Das waren Menschen, die das geschrieben haben. Oder mit Johann Salomo Semler: Hier hat Gott sich akkommodiert, d. h., er hat sich den Menschen mit ihren zeitbedingten Vorstellungen angepasst, was jetzt durch die Vernunft überholt ist. Eine solche Lösung bestätigt die Gesellschaft in ihrem Selbstbild. Sie erschafft einen Gott, der uns nicht gefährlich werden kann. …

Gott hält uns aus … Das alles hält er aus – und auch unseren empörten, wütenden, angstbesessenen »verborgenen Menschen«. Gott hätte sich abwenden können, aber stattdessen wendet er sich uns zu. Er hätte uns allein lassen und endgültige Distanz von der Menschheit nehmen können, aber er bleibt. … Er hält unseren homo absconditus aus – all die Wut und Angst …


Ort des Geschehens: der Hügel Golgatha, 33 n. Chr. … »Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt« (Jes 53,5b) … Der gerechte Gott – jetzt ist er unser Vater. Das war sein Ziel.

Er sieht uns jetzt an »in Christus«; er kleidet uns in ihn wie in ein kostbares Gewand: innen ich, außen Jesus. »Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen« (Gal 3,26-27). »Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden« (2Kor 5,17). 


Das ist Liebe, wahrhaftige Liebe und nicht nur Schönwetter-Liebe, die den anderen zum eigenen Genuss nur von seiner Sonnenseite sehen will. Sie drückt nicht beide Augen zu, sondern erweist sich in der mit sich selbst völlig konsequenten Selbsthingabe Gottes – und genau das macht sie glaub-würdig. Es ist kein Zufall, dass sich das Wort erst im Neuen Testament findet: »Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm« (1Joh 4,16). 
Was Gottes Liebe bedeutet, können wir nirgendwo besser als am Kreuz erkennen. Es ist im Neuen Testament die Grundlage unserer Rettung und Versöhnung, unserer Identität als Kinder Gottes. Und stets ist die Formel dabei: »Er – für uns«. …

Manches, das wir bauen, wird Ewigkeitswert haben. ... Was wir bauen, ist in den meisten Fällen nicht perfekt, und wir dürfen uns damit aussöhnen, nicht perfekt zu sein. Jesus weiß das sowieso, weil er uns kennt, wie wir wirklich sind. Dennoch liebt er uns! Und dies dürfen wir auch den anderen Geschwistern im Glauben erst einmal zugestehen, wenn wir auf Differenzen stoßen. …


Ein anderer als der echte Gott kann uns … nicht helfen." 

Dr. theol. Gerrit Hohage (22. März 2024, Pfarrer Ev. Kirchengemeinde Gundelfingen, Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann. SCM R.Brockhaus)

 

 

 

"Im heutigen Christentum gibt es zwei Lager, die ich als „Progressive“ und „Konservative" bezeichnen möchte. 
Im Bick auf dem gegenwärtigen Zustand der Kirche fragen die Progressiven: Wie können wir uns am besten an die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen, die wir derzeit erleben, anpassen. Welche Teile unseres christlichen Erbes können dabei als unnötiger Ballast betrachtet werden, der uns daran hindert, das Christentum in unserer Zeil relevanter werden zu lassen? 
Die Konservativen dagegen stellen Fragen wie diese; Was muss sich ändern, damit das Christentum zu seinen ursprünglichen Maßstäben zurückfindet? Wie können wir biblische Prinzipien in unserer Zeit umsetzen, statt sie aufzuweichen oder gar aufzugeben?

Während viele Vertreter dieser beiden Gruppen ihre besten Energien einsetzen, um die Position des „gegnerischen Lagers“ zu bekämpfen, fragen immer mehr Menschen: Schließen sich diese beiden Positionen wirklich gegenseitig aus? … 


Alle Entdeckungen weisen in die gleiche Richtung. Die Kirche benötigt weitaus mehr als ein Upgrade, das lediglich die äußere Form betrifft. Was wir brauchen, ist nicht weniger als eine Wiederentdeckung der christlichen DNA, wie sie in der Bibel zum Ausdruck gebracht wird. Und dies gilt ausdrücklich sowohl für konservative als auch progressive Gruppen."

Christian A. Schwarz (13. Januar 2020, Ev. Theologe, Gott ist unkaputtbar: 12 Antworten auf die Relevanzkrise des Christentums, Gerth Medien; 2. Edition 2020, S. 15 f.)

 


"I have a dream. Ich träume von einer Kirche, die christliche Einheit lebt und gleichzeitig Vielfalt auf allen Ebenen fördert. Ich träume von dieser Kirche, weil genau solch eine Einheit Menschen zu Jesus zieht (Joh 17,20-23). Eine Kirche, in der Einheit und Vielfalt Hand in Hand gehen, ist die beste Einladung für den christlichen Glauben.

Die Realität ist aber eine andere. Wir leben in einer Art Albtraum.

Einerseits driftet die Christenheit immer weiter auseinander. Es entstehen mehr und mehr christliche Splittergruppen, die verschiedenen Lager bekämpfen sich unentwegt und die Debatten um das „wahre Christsein“ werden immer verbitterter. Die Kirche Jesu ist nur noch selten als Einheit erkennbar.

Auf der anderen Seite verkommt die Botschaft der Kirche oft zu einer Plattitüde. Der Einsatz für Vielfalt geschieht oft auf Kosten der christlichen Botschaft. Die Stimme der Kirche ist dann kaum noch von anderen gesellschaftlichen Stimmen zu unterscheiden. Die Kirche Jesu hört auf, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Ist christliche Einheit also nur ein Wunschtraum? Nicht unbedingt. …

Im Kern geht es um Folgendes: Christliche Einheit wird überall dort möglich, wo an der Wahrheit der Bibel festgehalten und gleichzeitig die eigene begrenzte Perspektive auf diese Wahrheit anerkannt wird.
Christliche Einheit braucht einerseits das Festhalten an der biblischen Offenbarung als zuverlässige Richtlinie für Lehre und Leben. Wo die Bibel nicht mehr norma normans, also normierende Norm für Glauben, Theologie und Ethik ist, verkommt die Einheit zur Beliebigkeit. Genauso wichtig ist aber, dass die eigene begrenzte Perspektive auf diese Wahrheit anerkannt wird.

Gerade das Predigerbuch macht deutlich, dass wir Menschen „unter der Sonne“ leben und die Wirklichkeit immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel wahrnehmen. Wir sind in der Perspektivität gefangen, erkennen deshalb nur teilweise. Unsere Erkenntnis bleibt „Stückwerk“ (1Kor 13,9-10). Wird das übersehen, so verkommt die christliche Einheit zur gesetzlichen Einheitlichkeit.


Wir brauchen also beides: das Festhalten an der Wahrheit der Bibel und das ebenso betonte Eingestehen, dass unsere eigene Perspektive auf diese Wahrheit begrenzt, stückhaft und unvollständig ist. …

Bemerkenswerterweise ist die Bibel selbst ein Modell für diese Einheit. Sie besteht aus vielen verschiedenen Büchern mit unterschiedlichen Betonungen, Perspektiven und Aussagen. Und doch ist sie ein Buch mit einer zusammenhängenden Botschaft. Diese Einheit wird erreicht, indem die verschiedenen Stimmen miteinander im Dialog sind. Sie brauchen einander als eine Art kontrapunktisches Gegenüber. Jede einzelne ist für die Gesamtbotschaft notwendig.

Das Mandat des biblischen Kanons liegt damit auf der Hand: Einheit ist dort möglich, wo man sich auf die Vielfalt an Stimmen einlässt und diese Pluralität für die Gesamtbotschaft des christlichen Glaubens fruchtbar macht – ohne dadurch die zentralen Botschaften des christlichen Glaubens zu negieren.

Ich habe den Traum der christlichen Einheit noch nicht aufgegeben – allen momentanen Entwicklungen zum Trotz! Und ich habe zumindest für mich persönlich entschieden, dass ich zuallererst für diese Einheit und nicht gegen den anderen kämpfen will.
I (still) have a dream …"

Stephanus Schäl (Frühjahr 2023, Ev. Theologe, Dozent für Altes Testament an der Bibelschule Brake, „Zwischen Einheit, Einheitlichkeit und Beliebigkeit – Ein Plädoyer für echte Einheit in der Kirche Jesu“ in: Zeitschrift Aufatmen 2/23, 52-58 & Aufatmen 3/23, SCM Bundes-Verlag 2023)

Stephanus Schäl, Ev. Theologe (LinkedIn, Stand Mai 2024)


"Als im Mittelalter der große Glaubensstreit entbrannte, stand Luther eines Tages vor dem Reichstag zu Worms. Alle weltliche und geistliche Macht war da mit großer Pracht versammelt. Und dann wurde er aufgefordert, er sollte alles, was er je geschrieben hatte, zurücknehmen. Und was hat er geantwortet?

»Man soll mir aus der Bibel nachweisen, dass ich geirrt habe. Dann will ich widerrufen. Sonst nicht.«"

Pfarrer Wilhelm Busch (5. März 1944, protestantischer Jugendpfarrer - Essen, Predigt Sonntag Invokavit)

 


"Wenn die Öffentlichkeit ständig einseitig und gezielt verzerrt unterrichtet wird, dann spricht man von Kampagnen. Eine Kampagne ist also die vorsätzliche Weitergabe von manipulierten Informationen. Nicht weit davon entfernt ist das, was man Desinformation nennt. Desinformation ist die bewusste oder unbewusste Weitergabe oder Zurückhaltung von Informationen, die beim Empfänger eine falsche Meinungsbildung bewirken sollen.

Seit etwa einem Jahr hat man in Deutschland den Eindruck, dass gewisse Medien sich auf die Evangelikalen einschießen. Keine Frage, dass es auch bei diesen Christen Dinge gibt, die mit Recht zu kritisieren sind.
Aber darum geht es in diesem Fall nicht. Diese Christen werden hauptsächlich deswegen angegriffen, weil sie sich in ihrem Glauben, ihrem Denken und ihrem Leben an der Bibel als dem unfehlbaren Wort Gottes orientieren. Fast automatisch werden sie als Fundamentalisten abgestempelt …

Wie sollen die Gescholtenen nun darauf reagieren? Jedenfalls nicht, indem sie Gleiches mit Gleichem vergelten, oder Diffamierung mit Polemik und Oberflächlichkeit mit Pauschalurteilen beantworten. Nein, aber die Christen sollen sich auch nicht resigniert aus der Welt zurückziehen (was praktisch sowieso nicht möglich ist), sondern sie sollen ihren Herrn aktiv nachahmen.


„Er wurde beleidigt und schimpfte nicht zurück, er litt und drohte nicht mit Vergeltung, sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet“ (1Petr 2,23). Er selbst betete noch für seine Feinde, als sie ihn lebendig ans Kreuz genagelt hatten. Seinen Jüngern empfahl er generell: „Segnet die, die euch verfluchen! Betet für die, die euch beleidigen!“ (Lk6,28)

Darum dürfen unsere Äußerungen nicht von Ärger und Protest gekennzeichnet sein. Unser Herr verlangt allerdings auch nicht, dass wir Unrecht schweigend dulden. Er selbst sagte zu dem, der ihm beim Verhör ins Gesicht geschlagen hatte: „Wenn ich etwas Unrechtes gesagt habe, dann beweise es mir! Bin ich aber im Recht, warum schlägst du mich dann?“ (Joh 18,23)

Wir sollen schon Stellung nehmen, aber mit Liebe und Wahrheit, Konsequenz und Mut. Die folgenden Aufzählungen wollen darum keine Empörung hervorrufen, sondern Gebet und die Gesinnung, die der Herr seinen Jüngern gegenüber in seiner Endzeitrede so ausdrückte: „Wenn das alles anfängt, dann hebt den Kopf und richtet euch auf, denn dann ist eure Erlösung nicht mehr weit“ (Lk 21,28)."

Karl-Heinz Vanheiden (August 2007, Physiker, Bibelübersetzer, Mitglied im Ständigen Ausschuss des Bibelbundes, seit 1994 Verlagsleiter des Bibelbund-Verlags, Biblisch Glauben, Denken, Leben (BGDL) Nr. 76 S. 4)

 


 

Karl-Heinz_Vanheiden

Karl-Heinz Vanheiden, Physiker, Bibelübersetzer (2020)

Karl-Heinz Vanheiden 2020“ von H. Vanheiden-Böhm lizenziert CC BY-SA 4.0.

 

 


"Ich bin es satt, dass man Christen immer nur für Dinge kennt, gegen die sie sind."

Dr. Rick Warren (September 2006, SPIEGEL spezial „Weltmacht Religion“, Seite 33)

 

"Es ist, wie wenn sie auf der Titanic die Liegestühle ordentlich ausrichten, während das Schiff sinkt."

Dr. Rick Warren (10. November 2006, Willow-Creek-Leitungskongress in Bremen, www.baptisten.org)

 


"Es muss alles stimmen, bis aufs I-Tüpfelchen, und wenn nicht alles, auch das I-Tüpfelchen nicht stimmt, dann ist alles falsch. Das ist heidnische Philosophie, und das ist in der Vergangenheit ein Einfallstor des Teufels gewesen, mit dem er biblische Theologie buchstäblich madig gemacht hat."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann (2004, Prof. für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Evangelischen Hochschule Tabor, Marburg (EHT) u. Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL), Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr. 2., Aufl. Edition | 1. Juli 2004. S. 108)

 


"Es zeigt sich, wie verführerisch und gefährlich ein rationalistisches, philosophisch-heidnisches, der Domino-Theorie (auch der Chicago-Erklärung) zugrunde liegendes Wahrheitsdenken ist.
Wir dürften der Auferstehungsbotschaft und das heißt dem Evangelium (IKor 15,3) nicht mehr glauben, wenn wir annehmen müssten, dass ein einzelnes Wunder Jesu vielleicht eher nicht geschehen oder falsch berichtet ist.

Wir müssten am Evangelium vom auferstandenen und für mich gekreuzigten Gottessohn zweifeln, weil wir an einem Detail der Bibel, etwa der Hineinführung aller Stämme in das Gelobte Land, Zweifel haben?

Ich darf Jesu Anspruch, das Wort Gottes, der Messias, der Menschensohn zu sein, ich darf das Wort Gottes, das mich durch die Bibel hindurch erreicht, womöglich nicht als solches ernst nehmen und für mich wahrnehmen, weil ich ggf. in meinem intellektuellen Gewissen darin gebunden bin und es nicht anders denken und sehen kann, als dass ein bestimmtes Jesus-Wort nicht von ihm stammt, sondern auf einen Interpretationsakt der nachösterlichen Gemeinde zurückgeht?"

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann (Dezember 2001, Prof. für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Evangelischen Hochschule Tabor, Marburg (EHT) u. Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL), Gemeinsame Liebe. Wie Evangelikale die Autorität der Bibel bestimmen, Verlag der Liebenzeller Mission, Seite 53+54)

 


"So ist die Landnahme des verheißenen Landes eine grundlegende Heilstat Gottes. Es ist keine historische Darstellung, sondern eine Mut machende Darstellung des Glaubens der Israeliten."

KiMat | Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband e.V. (2006). Erklärungen zum Text. In: KiMat, Heft 3, Januar-März, herausgegeben vom Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e.V., S. 14.

 


"Mit dem neuen Wissen begann ich, die biblischen Berichte über Jesus mit anderen Augen zu lesen. Ich spürte mit einer Art sechstem Sinn, wo Erzählungen legendenhaft ausgeschmückt waren und wo der wahre, ganz lebendige Kern ist."

Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher (22. September 2008, JesusLuxus: Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens, S. 16)

Tiki-Küstenmacher

Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher (19 March 2012)

TikiZDF2012“ von Tikipedia ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

 


"Wenn die Bibel nicht das Wort Gottes ist, besitzt sie keine göttliche Autorität. … Sie sprechen zwar von den 'heilsnotwendigen Teilen', aber sie teilen uns nicht mit, wo sich diese Teile befinden und wie wir sie von den nicht inspirierten, mit Irrtum behafteten und nicht heilsnotwendigen Teilen unterscheiden können."

Dr. John H. Gerstner (1995, Theologe, Die Unfehlbarkeit der Bibel, Riehen: Immanuel, 1995 2. Auflage, S. 9)


"Es ist inkonsequent, prinzipielle Bedenken bei dem zu haben, was extreme Kritiker äußern, wenn man der Bibel selbst in bestimmten Punkten kritisch gegenübersteht. Entweder ist die Bibel Autorität, der ich mich vollständig unterwerfe, oder ich bin die Autorität, die bestimmen kann, was in ihr gilt oder nicht.

Wenn wir z.B. meinen, nur „religiöse" Aussagen der Bibel ernst nehmen zu müssen, die andern aber der menschlich-irrtümlichen Seite der Schrift zuschreiben zu dürfen, dann haben wir kein Recht, verhindern zu wollen, dass andere auch die „religiösen" Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen oder als menschliche, zeitbedingte Vorstellung ablehnen."

Prof. Dr. Samuel R. Külling (Ende der 1960er Jahre, Theologe, Gründer und erster Rektor der STH, Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel, in: 24. Bibel und Gemeinde 104, Band 2 (2004), S. 11 ff.)

"Jesus hat ohne jede Einschränkung die Inspiration und Autorität der Heiligen Schrift anerkannt. "Die Schrift sagt" war für ihn gleichbedeutend mit "Gott sagt".


Der Apostel Paulus bekennt vor dem Stadthalter Felix: "Ich bekenne dir aber dies, dass ich gemäß der Glaubensrichtung, die sie eine Sekte nennen, dem Gott der Väter diene, indem ich allem Glauben schenke, was dem Gesetz gemäß ist, und was in den Propheten geschrieben steht. (Apg. 24,14; damit ist der ganze Inhalt des Alten Testaments zusammengefasst.)"

Prof. Dr. Samuel R. Külling (2001, Theologe, Generalangriff gegen den biblischen Fundamentalismus, FUNDAMENTUM, 4/2001 | Zeitschrift der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel)

 


"Wir dürfen uns nicht auf Jesu Schriftgebrauch beschränken.

Wenn das ganze Neue Testament Wort Gottes ist, dann ist der Schriftgebrauch bei Paulus, im Hebräer- und im Judasbrief etc. ebenso normativ. … Das alles macht deutlich, dass der Rückgriff auf jesuanischen oder apostolischen Schriftumgang sich nicht einfach gestaltet und nicht ohne erheblichen Reflexionsaufwand möglich ist."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann (Dezember 2001, Prof. für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Evangelischen Hochschule Tabor, Marburg (EHT) u. Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL), Gemeinsame Liebe. Wie Evangelikale die Autorität der Bibel bestimmen, Verlag der Liebenzeller Mission, Seite 90)

"Es gibt Exegeten, die zur Beantwortung strittiger einleitungswissenschaftlicher Fragen auf Jesu Umgang mit dem Alten Testament rekurriert haben.

Es ist sicherlich von Bedeutung, welche Schriften Jesus als autoritativ für sich und seine Botschaft und sein Wirken angesehen hat. Es besteht hier aber die Gefahr, dass wir moderne Fragestellungen, die die Texte so gar nicht hatten, an diese heran- oder gar in diese hineintragen und von ihnen Antworten erwarten oder pressen, die sie nicht geben wollen und auch gar nicht können.

Ich behaupte einfach einmal, dass Jesus an der Frage der Ein- oder Mehrverfasserschaft des Jesaja-Buches nicht interessiert war - so wenig wie die Zuhörer, an die er sich wandte."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann (Dezember 2001, Prof. für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Evangelischen Hochschule Tabor, Marburg (EHT) u. Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL), Gemeinsame Liebe. Wie Evangelikale die Autorität der Bibel bestimmen, Verlag der Liebenzeller Mission, Seite 90)

Andreas-Malessa

Pastor Andreas Malessa (23. Juni 2016)

"Andreas Malessa" by Medienmagazin pro is licensed under CC BY 2.0.

"Wo kommen wir denn da hin? Dann denken sie an Lothar Zenetti, der gesagt hat: „Wenn allzu viele Leute sagen wo kommen wir dahin, wird es Zeit, dass mal einer aufsteht und nachschaut wo wir dahin kämen. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm wo wir dahin kämen. Es ist nur ungewohnt und nicht mehr heimatlich, nicht mehr vertraut. …

Übergänge und Schwellen machen jeden hindurchgehenden unsicher, denn der neue Rahmen hinter dem Türrahmen, der neue Raum hinter dem Türrahmen, das fremde Terrain hinter dem Torbogen sind ja unbekannt und noch unbetreten und immer wenn Vertrautes wegbricht, und wenn eine geölte Routine stoppt, dann suchen wir nach Halt, und dann suchen wir nach Sicherheiten, nach Fixpunkten - und finden sie am ehesten natürlich im Rückgriff  auf Erinnerung und Erfahrung.

Deswegen ist ein Ruck zum Konservativen, zum Gesetzlichen, Biblizistischen, eine Zunahme fundamentalistischer Gruppen, oder eine Zunahme fundamentalistischer Positionen, moralisch rigider Positionen, überhaupt nicht verwunderlich – es ist überhaupt nicht verwunderlich – es ist nur nicht zukunftsweisend."

Andreas Malessa  (26. August 2007, Pastor im Bund der Baptisten, Worthaus Referent, Journalist, Westfälisches Gemeindefestival "Maximale", Evangelische Kirche von Westfalen, Forum: Aufbruch im Abbruch der Kirche)

 

"Je fundamentalistischer, je radikaler, je simpler eine Bewegung, eine Bibelschule, eine Gemeinde argumentiert, umso attraktiver ist sie zunächst für den postmodernen Sinn- und Heimatsuchenden."

Andreas Malessa (10.06.2008, Pastor im Bund der Baptisten, Journalist, Worthaus Referent, Journalist kritisiert "Christival"-Berichterstattung, www.pro-medienmagazin.de)

 

"Aus Sicht von Experten ist freilich völlig unstrittig, dass es innerhalb der evangelikalen Bewegung auch in Deutschland einen fundamentalistischen Kern gibt. Annette Kick, Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche in Württemberg, würde rund 300.000 Evangelikale in Deutschland als Fundamentalisten bezeichnen"

Wolfgang Schmidt | taz (19.12.2008, Journalist u. Buchautor, Wolf Wiedmann-Schmidt, geborener Wolfgang Schmidt, Christliche Rechte obsiegt: Bundeszentrale knickt ein, in taz.de/Christliche-Rechte-obsiegt/!5170824/, Abgerufen am 08.08.2024)

"Wer sind wohl die »schwarzen Schafe«? ... Die, die noch nicht auf Linie sind?"

Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ (Dezember 2007, Informationsbrief Nr. 245, Seite 28 f., https://de.wikipedia.org/wiki/Kein_anderes_Evangelium)

"Prämissen der evangelikalen (Sammel-) Bewegung können in vier Hauptpunkte gefasst werden: 

a) individual-persönlicher Bekehrungsglaube, 
b) biblizistischer Bibelglaube, 
c) moral-ethischer Bekennerglaube und 
d) quantitativ-globaler Evangelisierungsglaube. ...

In der Verschärfung der evangelikalen Sprache würde die Antwort auf die Frage, ob die Evangelikalen noch zu retten sind,  ›vielleicht‹  lauten.  

– Vielleicht, wenn die Evangelikalen abschwören
   der Instrumentalisierung Gottes als dualistischem Schöpfergott.

– Vielleicht, wenn sie abschwören 
   der Begrenzung des befreienden Evangeliums auf Evangelisation.

– Vielleicht, wenn sie abschwören
   der Simplifizierung der biblischen Vielfalt durch »buchstabierten Glauben«.

– Vielleicht, wenn sie abschwören
   dem Missbrauch der Kirchen und ihrer Strukturen für die evangelikale Sache. ...
 
Es gilt in die kommunikative Offensive umzusteigen, indem die Re-Missionierung der Evangelikalen durch Nutzung des evangelikalen Sprachmusters zu einer kirchlichen Aufgabe wird."

Pfarrer Dr. Dieter Becker (2003, Theologe, 1998–2000 Pfarrdienste für die Ev. Akademie Arnoldshain, Deutsches Pfarrerblatt - Heft: 9/2003)


"Je mehr die Strömung der Bibelkritik auch in gemäßigter Form sich vergrößert, umso mehr werden die Bibeltreuen zu unmöglichen Außenseitern gestempelt werden."

Prof. Dr. Samuel R. Külling (Ende der 1960er Jahre, Theologe, Gründer und erster Rektor der STH,  Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel. In Bibel und Gemeinde, 104(2), S. 11 f.)


"Viele erklären heute das, was unaufgebbare Grundlage des Christenglaubens ist und bleiben muss, zur fundamentalistischen Sonderansicht. …

Lange haben viele Menschen, und zwar mehr als die Verantwortlichen in den obersten Etagen der Kirchen ahnten, gehofft: »Die Bischöfe und Synoden müssen diesem Treiben doch endlich Einhalt gebieten!

Es muss doch endlich mal gesagt werden: „Schluss mit dem Ausverkauf des Glaubens!“ Doch darauf hat man vergeblich gewartet. Muss man sich also damit abfinden, dass die Konturen des Christenglaubens immer weiter abgehobelt werden? …

»Lasst euch doch nicht vom Wind des Zeitgeistes bewegen und umtreiben!« "Diesen Impuls möchte ich auch heute weitergeben. Christen sollen die Überzeugung gewinnen: »Ich will keine Wetterfahne sein!«" …

Von einzelnen Bekennern kann neues Leben ausgehen. Von einzelnen Christen, die nicht wie Blätter im Wind sind. Von einzelnen Menschen, die das wiedergewinnen wollen, was doch eigentlich für alle Christen und für die ganze Christenheit unaufgebbar ist."

Pfarrer Rolf Scheffbuch (Juni 2006, "Ich will keine Wetterfahne sein!" Seite 5+6, Hänssler)


"Diffamierungskampagnen werden sich kaum gegen alle bibeltreuen Christen und Gemeinschaften gleichzeitig richten; vielmehr werden sie sich (zunächst) nur gegen solche richten, die die gegenwärtige geistliche und politische Situation am Klarsten erkennen und am deutlichsten nach außen artikulieren.

Der Sinn dieser Vorgehensweise liegt zum Einen darin, in der Öffentlichkeit nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, es finde so etwas wie eine Christenverfolgung statt. Zum Anderen sollen auf diese Weise die Gemäßigten unter den Bibeltreuen veranlasst werden, sich von den Radikaleren zu distanzieren.

Auf diese Weise soll eine Spaltung des bibeltreuen Lagers und eine Isolierung der engagiertesten Bekenner herbeigeführt werden. Schon jetzt gibt es deutliche Anhaltspunkte, dass diese Rechnung zumindest vorläufig aufgehen wird."

Thomas Zimmermanns (17. Februar 2005, Jurist, Christen unter Druck, Lichtzeichen Verlag)

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht - von bequemer Freiheit verwöhnt - selbst die Schere im Kopf betätigen und uns aus Feigheit den Mund verbieten. ... Steht auf, wenn ihr Christen seid!"

Pfarrer Ulrich Parzany (13.02.2008, Theologe, Leiter und Redner von ProChrist e.V., 1984 - 2005 Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland, 1987 - 2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 2002 - 2005 Leiter Lausanner Bewegung Deutschland, Steht auf, wenn ihr Christen seid. ideaSpektrum 7/2008, Seite 17)

tumblr.com/godsgreeneyedgirl/32888142526/we-are-all-daughters-of-the-king

"Die neuzeitliche Exegese wird bis in die Gegenwart hinein durch die historisch-kritische Methode bestimmt. Gegenüber dieser Methode erschien die Schriftauslegung der Väter als minderwertig, ja als nicht eigentlich »wissenschaftlich«."

Prof. Dr. Andreas Merkt. Kath. Theologe, seit 2001 Professor für Historische Theologie, Alte Kirchengeschichte und Patrologie an der Universität Regensburg.

Merkt, A. (2005). Novum Testamentum Patristicum. Ein patristischer Kommentar zum Neuen Testament. Abgerufen 2005, von uni-regensburg.de/Fakultaeten/Theologie/alte-kg/ntp/ | Archiviert am 29. Oktober 2005: web.archive.org/web/20051029081522/https://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/Theologie/alte-kg/ntp/

 


"Die historisch-kritische Methode, die so gerne als Barriere gegen Willkür und Schwärmerei ins Feld geführt wird, hat uns wiederum zu einer noch nie da gewesenen Fülle von exegetischen „Ergebnissen“ geführt, die sich in ihrer Gegensätzlichkeit zum Teil selbst aufheben. … Es ist schlechthin unerfindlich, wie dieser Wirrwarr von Ergebnissen für den christlichen Glauben noch eine Bedeutung haben könnte."

Prof. Dr. theol. Armin Sierszyn (1978, Schweizer Theologe, Die Bibel im Griff? − Historisch-kritische Denkweise und biblische Theologie, Hänssler; Auflage: 2001)

Sierszyn, A. (1978). Die Bibel im Griff? − Historisch-kritische Denkweise und biblische Theologie. Hänssler; Auflage: 2001.

 

"Abgesehen von einigen Grundannahmen und der Übereinstimmung in den Methoden kann man sicher sein, dass da, wo sich zwei Theologen über Ergebnisse ihrer Arbeit austauschen, in der Regel zwei verschiedene Meinungen zutage treten."

Prof. Dr. Eta Linnemann (1994, Theologin, Original oder Fälschung. Historisch-kritische Theologie im Licht der Bibel. Christliche Literaturverbreitung; 6. Auflage 2022 | CLV | 1. September 2022)

 

"Immer findet sich bei Theologen, auch bei den bekanntesten, eine Gegenmeinung."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1884-1976, Theologe, Die Geschichte der synoptische Tradition, 10. Aufl. Göttingen 1995, Seite 97)

 

"Wer sich ein Bild vom historischen Jesus machen will, findet alles, und auch das Gegenteil, und alles ist angeblich irgendwie wissenschaftlich abgesichert."

Christian Nürnberger (November 2007, Journalist - "Atheistisch an Gott glauben", Jesus für Zweifler, Gütersloher Verlagshaus)

 

"Dabei kommen die Exegeten zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Was die einen für ein echtes Jesuswort halten, wird von den anderen als »unecht« entsorgt – je nachdem, ob es in das persönliche theologische Raster passt.

Vom Jesus der Bibel bleibt nicht viel übrig als ein unübersichtliches Konglomerat von «das kann Jesus nicht gesagt und das kann er nicht getan haben, das geht nicht, weil es gegen unsere Weltsicht verstößt.« "

Pfarrer Alexander Garth (9. September 2021, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig)

"Von wem wird dieser Autor beeinflusst; zu welcher Schule gehört er? ...

Ist es progressiv?, Ist es konservativ?,
Ist es wissenschaftlich?,
Ist es veraltet?", Ist es zeitgemäß?,
Ist es nützlich?, Ist es unbarmherzig?

- aber nicht:  Ist es wahr? ...

..die Frage nach der Wahrheit ... unbequem und ...unzeitgemäß"

Prof. Dr. h.c. Clive Staples Lewis (1898-1963, britischer Schriftsteller und Literatur-wissenschaftler, Nach der Wahrheit fragen, Dr.phil. Jürgen Spieß, Brunnen-Verlag, Gießen; Aufl. 2007)

 

"Lass das Wort da stehen!" [Das Wort sie sollen lassen stahn, Martin Luther 1528]

"Ich habe ihnen gegeben Dein Wort." [Johannes 17, 14] „Einst das Volk der Reformation, einst das Volk des Pietismus, jetzt ein Volk des Unglaubens, der Kritik, der Negation. Diese Tatsache, die sich unsern Augen enthüllt hat, sollte alle Kinder Gottes mehr wie bisher ins Gebet treiben, zu beten und zu flehen um eine Erweckung."

"Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig. Und so tat Josua.“ [Josua 5, 15]
„Da rief ihn Gott und er trat vor den HERRN. Das musst du auch, in allen Lagen: vor den HERRN! Was ist es, was dich hindert, in die Nähe Gottes zu treten? Zieh deine Schuhe aus! Von Josua lesen wir: Und Josua tat also. O tu du es auch, dass du auf den heiligen Boden der Gegenwart Gottes treten und gesegnet werden kannst!"

Pfarrer Ernst Modersohn (1905, Vorstandsmitglied des Gnadauer Verbandes)

"Ihr aber, lasst ihr euch nicht Rabbi nennen! Denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel. Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus." 

Jesus Christus (Matthäus 23,8-10)

 


"Eine bibeltreue Theologie darf dagegen nie vergessen, dass alle, die an Jesus Christus, unseren Herrn glauben, von Gott gelehrt sind. Der Heilige Geist ist ausgegossen in unsere Herzen und wird uns in alle Wahrheit führen.

Ja, unser Herr Jesus dankt seinem Vater im Himmel dafür, dass er dieses vor den Weisen und Verständigen verborgen hat, den Unmündigen aber offenbart [Matthäus 11, 25].

 

Wehe uns, wenn wir uns zu einem Expertentum aufschwingen, das dem so genannten Laien Vorschriften darüber macht, was er aus Gottes Wort herauslesen darf und was nicht."

Prof. Dr. Eta Linnemann (1998, Ev. Theologin, Bibelkritik auf dem Prüfstand: wie wissenschaftlich ist die wissenschaftliche Theologie? VTR; 3., korr. Edition | 1. Oktober 2012)


 

"Von Anfang an war die Verkündigung der Kirche verknüpft mit der Erfahrung, dass der Heilige Geist wirkt, wenn Jesus verkündigt wird.

Als Petrus auf göttliche Intervention hin etwas damals Unerhörtes tat, nämlich als Jude im Hause eines römischen Besatzungsoffiziers zu predigen, geschah folgendes: »Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die ihm zuhörten. Die jüdischen Christen, die Petrus begleiteten, waren entsetzt darüber, dass die Gabe des Heiligen Geistes auch über Nichtjuden ausgegossen wurde, denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen« (Apostelgeschichte 10).

Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, hat – sicher nach gründlicher Recherche – den Inhalt der Petruspredigt zusammengefasst: eine, wie ich das nennen würde, steile christologische Ansage: 
Jesus, erfüllt mit der Kraft Gottes, heilte, wurde gekreuzigt, von Gott auferweckt, Richter der Lebenden und Toten, lange vorher von den Propheten angekündigt; alle, die an ihn glauben, empfangen Vergebung der Sünden. 

Petrus hat noch nicht zu Ende gesprochen, da kommt der Heilige Geist über die Zuhörer. Gott bestätigt die Verkündigung dieses Christus. 
Und das ist die Erfahrung der Menschen bis heute. Wo Jesus verkündigt wird als Sohn Gottes, als Gekreuzigter und Auferstandener, bei dem Vergebung der Sünden und ewiges Leben ist, da tritt der Heilige Geist hinzu und bekräftigt die Predigt der Kirche. Die Auswirkungen dieser Geistesgegenwart können sich sogar bis in das Leibliche hinein manifestieren, so dass die Menschen in ihrem Körper eine Besserung verspüren, wie Unzählige immer wieder bezeugen. …

»Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen« (Markus 16). Was aber ist, wenn das Wort nicht das Wort von Christus ist, sondern ein von philosophischen Moden, postmodernen Ideologien oder reduktiven erkenntnistheoretischen Voreinstellungen verfälschter Jesus, der mit dem Zeugnis der Bibel und der kirchlichen Tradition nicht mehr viel zu tun hat? 

Ganz einfach! Der Heilige Geist sagt: »Nicht mein Jesus! Da bleib ich zu Hause.« Es ist die Aufgabe des Heiligen Geistes, Jesus groß raus zu bringen. …
Der Heilige Geist ehrt den Glauben von Menschen. Umgekehrt verhindert der fehlende Glaube, dass Jesus wirken kann. In seiner Heimatstadt konnte er fast kein einziges Wunder tun »wegen ihres Unglaubens« (Matthäus 13). Was bedeutet es für die Gemeinschaft der Kirche, wenn der Unglaube das Wirken des Geistes blockiert? Und welche Konsequenz hat es, wenn ein Minimalglaube zum Normalglauben geworden ist?"

Pfarrer Alexander Garth (9. September 2021, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig)

"Mit der Bibelkritik hat man die Kirchen leergepredigt, weil nur wenige einen Grund finden, zum Gottesdienst zu gehen, wenn ihnen anstelle des Brotes des Wortes Gottes nur die Steine unmaßgeblicher persönlicher Meinung dargeboten werden. …

Aber wir sind nicht verpflichtet, "ausgeklügelten Fabeln" (2. Petr. 1,16) zu folgen. Es besteht kein Grund, die Evangelien als die originale und göttlich inspirierte Grundlage unseres christlichen Glaubens aufzugeben. …

In der historisch-kritischen Theologie wird als "wissenschaftliches Arbeiten" deklariert, wenn man eine Hypothese aufstellt, sie durch eigene Argumente stützt und durch weitere Hypothesen stabilisiert. … Als wissenschaftliche Erkenntnis wird gewertet, was sich im Spiel der Meinungen durchgesetzt hat."

"Die Faszination, die von der historisch-kritischen Theologie ausgeht, und der leider auch viele Evangelikale mehr oder weniger erlegen sind, beruht auf ihrem Anspruch der Wissenschaftlichkeit.

Man hält es für nötig, die wissenschaftlichen Ergebnisse zu respektieren und durchschaut nicht, dass diese »Ergebnisse« häufig nichts Anderes sind als unbewiesene Hypothesen, die vollmundig als Fakten ausgegeben werden, sobald sie eine breitere Zustimmung gefunden haben."

Prof. Dr. Eta Linnemann (1998, Theologin, "Bibelkritik auf dem Prüfstand: wie wissenschaftlich ist die wissenschaftliche Theologie?")


"Es sind aber gerade die Frommen unter den Bibelkritikern, die am Ende selbst jene für die Bibelkritik einnehmen, die ihr zunächst - aus gutem biblischem Grund - widerstehen."

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann (1998, Ev. Theologin, Bibelkritik auf dem Prüfstand: wie wissenschaftlich ist die wissenschaftliche Theologie? VTR; 3., korr. Edition | 1. Oktober 2012)

 


"Oft sind es die Freunde der Fundamentalisten, die am ehesten Einfluss auf sie haben." 

Prof. Dr. Thomas Schirrmacher (15. Januar 2010, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Fundamentalismus: Wenn Religion zur Gefahr wird, Scm Hänssler, ISBN 9783775152037, S.71)

 

"Die historische Methode ... ist ein Sauerteig, der alles verwandelt und der schließlich die ganze bisherige Form theologischer Methoden zersprengt."

 

Prof. Dr. Ernst Troeltsch (1898, Theologe, Über historische und dogmatische Methode in der Theologie, Gesammelte Schriften Bd. 2: Zur religiösen Lage, Religionsphilosophie und Ethik, Bonn 21922)

 

"Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon."

 

MATTHÄUS / 13. Kapitel, 24 - 25

 

 

"Rings um uns her wächst immer mehr das ... Unkraut der modernen Theologie auf, das nichts anderes ist als Unglaube, der zu feige ist, seinen eigenen Namen zu tragen. …

Ich sehe diesen Sauerteig des Unglaubens nach allen Richtungen hin wirken, und viele sind in dem einen oder anderen Punkt angesteckt. Er frisst sich wie ein Krebs in die Seelen der Gemeinden hinein."

 

Charles Haddon Spurgeon, englischer Baptistenpastor.

Spurgeon, C. H. (1977) Auf dein Wort. Andachten für jeden Tag. Christliche Literaturverbreitung, Bielefeld. 11. Auflage 2022.

 

Elke-Naters-Sven-Lager

Elke Naters u. Sven Lager (10. September 2016)

Sven Lager and Elke Naters at HelferInnenkonferenz“ von Ars Electronica ist lizenziert unter CC BY-NC-ND 2.0.

 

 


"Zwei Berliner Schriftsteller gehen nach Südafrika. Sie wissen nicht genau, wonach sie suchen. Und dann finden sie Gott. Elke Naters und Sven Lager erzählen, wie sie zu Christen wurden. Eine moderne Erweckungsgeschichte. [DIE ZEIT] …

In unserem deutschen Freundeskreis wären wir auf mehr Verständnis gestoßen, wenn wir Buddhisten, Veganer oder alkoholabhängig geworden wären.

»Ihr glaubt echt an die Bibel?« – »Ja, wir leben danach.« – »Also seid ihr Fundamentalisten? Wie Bush und die Leute, die vor Abtreibungskliniken stehen?« – »Nein, aber wir glauben, dass Jesus wiederauferstanden ist und in uns lebt.«
»Ewiges Leben, Himmel und Hölle?« – »Genau. Und wir glauben an ein Leben vor dem Tod.« –»Oh...« Spätestens jetzt wird die zweite Flasche Pinotage entkorkt. …

Die Jesusgeschichte, dass Gott am Kreuz für unsere Sünden gestorben und seine Wiederauferstehung Triumph über den Tod ist, das leuchtet jedem Afrikaner ein – während die Westeuropäer das Übernatürliche nur noch symbolisch verstehen. Also gar nicht." 

Elke Naters u. Sven Lager (12. August 2012, "Ihr glaubt echt an die Bibel?", DIE ZEIT. Abgerufen 2012, von zeit.de/2012/32/Glaube-Suedafrika-Religion)

 


"In Freiburg ist der Evangelist Ralf Steinhart vom Missionswerk Janz Team als Redner der Jugendevangelisation „JesusHouse“ wieder ausgeladen worden.

Der Grund: Nach Ansicht der örtlichen Evangelischen Allianz habe er in seinen ersten Ansprachen „unangemessen“ mit Gottes Zorn gedroht. Auch Mitarbeiter hätten die Verquickung von der Einladung zum Glauben mit der Androhung von Gottes Gericht als unpassend empfunden." 

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

Parzany, U. (2010, Dezember 15). Christen, verschweigt nicht das Weltgericht. IdeaSpektrum, 50/2010, S. 16.

 

"Musik, Nebelschwaden, alles ist wie bei einem Popkonzert. … Das "Jesushouse"-Festival [Freiburg] bietet bis Samstag Partystimmung und einen emotionalen Prediger [Ralf Steinhart]. … „Ich mache Werbung für Gott." Er arbeitet für das christliche Missionsunternehmen "Janzteam" in Kandern ...

Es werde ein Gericht geben. "Und dann gnade dir Gott, wenn du kein Freund Gottes bist, dann hast du nämlich keine Chance!" Nur Jesus könne retten vor dem Zorn Gottes, ohne ihn könne kein Mensch bestehen. … Die Bibel, das sei "die Wahrheit"."

Anja Bochtler | Badische Zeitung (25. November 2010, Journalistin, Viel Musik und viel Mission, badische-zeitung.de, Abgerufen am 08.08.2024)

 

"Nach einem Bericht in der Badischen Zeitung haben die Verantwortlichen den Prediger [Ralf Steinhart, Janz Team] der Jesus House-Veranstaltung, die zur Zeit im Paulussaal stattfindet entlassen.

Die Evangelische Allianz und der Veranstaltungsleiter teilen jetzt in einer Presseerklärung mit: "Bezugnehmend auf den am 25. November in der Badischen Zeitung (Stadtausgabe) erschienenen Artikel über die Jugendveranstaltung "JesusHouse" möchten wir als Gemeinden, die für diese Veranstaltung verantwortlich sind, mitteilen:

Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von der im Artikel beschriebenen Form von Verkündigung.

Wir sehen unseren Auftrag darin, Jesus Christus als den Gottessohn, der in seiner Person die Menschenliebe und Vergebung Gottes verkörpert, bekannt zu machen. Im Mittelpunkt unserer Evangeliums-Verkündigung steht die Einladung zu einem Leben aus Glauben. Jedem Hörer steht frei, dieser Einladung zu folgen oder nicht.

Von "Gehirnwäsche", Drohungen und Druck distanzieren wir uns genauso, wie von den totalitär abgeschiedenen Absolutheitsansprüchen einer Sekte. Wir stehen für Meinungs- und Religionsfreiheit ein und achten Menschen, die zu anderen Überzeugungen kommen als wir selbst.

Die Verkündigung von Prediger Ralf Steinhart hat uns überrascht und enttäuscht. Wir entschuldigen uns bei allen Jugendlichen und ihren Eltern dafür und haben in der Konsequenz Herrn Steinhart aus der Veranstaltung ausgeladen. Sie wird in den kommenden Tagen in Eigenregie durchgeführt."

Kirchenbezirk Freiburg, Pressemeldung (26. November 2010, Distanzierung von Prediger: Kirchen entschuldigen sich für "Druck und Drohung". Evangelische Allianz "überrascht und enttäuscht", Abgerufen 2010, von evangelisch-in-freiburg.de)

 

"Dass die aktuelle Aufregung um das Gericht Gottes gerade von JesusHouse angestoßen wird, überrascht. Dass eine örtliche Evangelische Allianz sich dagegenstellt, ist leider nicht mehr überraschend."

Lutz Scheufler (15. Dezember 2010, Jugendevangelist beim Landesjugendpfarramt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen, PRO & KONTRA: Darf man mit dem Gericht Gottes drohen?, ideaSpektrum 50/2010, S. 15)

 


"Gegenüber idea berichtete der Vorsitzende der Freiburger Evangelischen Allianz, Norbert Aufrecht, von mehreren negativen Rückmeldungen auf den Eröffnungsabend. Auch Mitarbeiter hätten die Verquickung von der Einladung zum christlichen Glauben mit einer Androhung von Gottes Gericht für unpassend empfunden. Steinhart habe damit „einem vorherrschenden Negativklischee von Evangelikalen entsprochen“. …

Laut Steinhart [Prediger, Janz Team] wussten die Verantwortlichen, dass sie einen Prediger eingeladen hatten, „der kein Blatt vor den Mund nimmt“. Warnungen vor dem Gericht Gottes gehörten zur Kernbotschaft Jesu Christi, sagte der Evangelist gegenüber idea. Wer sie verschweigen wolle, gebe dem Druck einer kirchenkritischen Öffentlichkeit nach. „Dann kann man gleich auf Evangelisationen verzichten“, so Steinhart."

ideaSpektrum (8. Dezember 2010, Einmaliger Fall: Evangelische Allianz lädt einen Evangelisten aus, Seite 8, idea.de)

 

"JesusHouse entlässt Evangelisten – zu biblisch! …
Christentum in unverdünnter Dosis ist ungenießbar und sogar toxisch. In unserer aufgeklärten Gesellschaft kann man Religion nur in homöopathischen Dosen konsumieren."

(7. Dezember 2010, htblasphemieblog2.wordpress.com)

evallianz.wordpress.com/2011/04/02/jesushouse-2011-in-wuppertal (2011)

 


"Welterfahrung und Weltbemächtigung sind in Wissenschaft und Technik so weit entwickelt, dass kein Mensch im Ernst am neutestamentlichen Weltbild festhalten kann und festhält.

Welchen Sinn hat es, heute zu bekennen: "niedergefahren zur Hölle" oder" aufgefahren gen Himmel" ... den "Himmel" im alten Sinne gibt es für uns gar nicht mehr. Und ebenso wenig gibt es die Hölle, die mythische Unterwelt ...

Erledigt sind damit die Geschichten von der Himmel- und Höllenfahrt Christi; erledigt ist die Erwartung des mit den Wolken des Himmels kommenden "Menschensohnes" und des Entrafftwerdens der Gläubigen in die Luft, ihm entgegen."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1941, Ev. Theologe, Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung (1941). in: H.-W. Bartsch (Hg.): Kerygma und Mythos, Band 1. 1948. 4. Aufl. Reich, Hamburg, 1960, 15-48)

 

"Die Evangelikalen, die religiösen Rechten Amerikas und die derzeit weltweit wachsenden fundamentalchristlichen Pfingstgemeinden versuchen derzeit mit Macht, wieder weit hinter Bultmann und die Aufklärung zurückzugehen. …

Diesen muss man entgegentreten, nicht der wissenschaftlichen Theologie. Sie wäre genau das Mittel, das es heute bräuchte, um die Gespenster der Vergangenheit in ihre Grüfte zurückzutreiben."

Christian Nürnberger (November 2007, Journalist - "Atheistisch an Gott glauben", Jesus für Zweifler, Gütersloher Verlagshaus)

 

"No heaven, no hell, just science."

"Es gibt nur die anfangslose Materie und die ewigen Naturgesetze. Der Mensch ist eine hochevolutionierte Bio-Maschine. Bewusstsein ist lediglich Materie, die sich ihrer selbst bewusst geworden ist.

Es gibt keinen Himmel, keine Hölle, kein Jenseits, keine jenseitigen Kräfte. Das Sein wird auf einen Level reduziert: die materielle Welt. Jede geistig-spirituelle Wirklichkeit wird verneint. Die Vertreter dieses Weltbildes halten selbiges für wissenschaftlich. … 

Gleichzeitig begegnete mir dieses Weltbild an ganz anderer Stelle wieder: in einem exegetischen Seminar zum Neuen Testament. Wir lasen den Aufsatz »Neues Testament und Mythologie« von 1941, der so etwas wie eine neue Epoche in der evangelischen Theologie einleitete. Rudolf Bultmann, der Autor, forderte darin, dass man um der Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft willen die Verkündigung reinigen muss von allen mythologischen Vorstellungen: 


Himmel, Gottheit Jesu, jenseitige Mächte, Sühnetod Jesu, Auferstehung, Heiliger Geist … Für den modernen Menschen sei das unzumutbar und daher als Thema »erledigt«. Aber nichts davon ist erledigt. Im Gegenteil. Spiritualität boomt. …


Bultmann behauptet, »Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.«
Klar kann man! Milliarden Menschen tun das. Sie glauben an jenseitige Mächte und benutzen fröhlich modernste High-Tech-Geräte, die Bultmann in seinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte. 


Die Naivität und Provinzialität dieses klugen Mannes ist nicht nachvollziehbar. Noch weniger nachvollziehbar ist, dass er eine ganze Theologengeneration prägte, die dann mit ihrer zur Banalität heruntertransformierten Theologie die Kirchen leer predigten."

Pfarrer Alexander Garth (9. September 2021, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig)


"Ich freue mich sehr darüber, dass Kirchen in Deutschland nicht mehr an die Hölle glauben und diese nicht mehr lehren. Doch in Südamerika oder den USA wird das immer noch gelehrt."

Prof. Dr. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe und Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

Dawkins, R. (2007, November 15). Eine Frage des Glaubens. In J. B. Kerner (Moderator), Johannes B. Kerner [Talkshow]. ZDF.

"Herr Dawkins … für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass nach ihrem Tod doch … Gott vor ihnen steht ... haben Sie einen Notfallplan?"

Johannes B. Kerner, Fernsehmoderator u. Journalist.

Kerner, J. B. (2007, November 15). Eine Frage des Glaubens. In J. B. Kerner (Moderator), Johannes B. Kerner [Talkshow]. ZDF.

Himmel & Hölle

Johannes B. Kerner (2011)

Johannes B. Kerner bei TRIBUTE TO BAMBI 2011“ von Hubert Burda Media 

lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

"In der Tat ist die Kritik der Höllenforschung einer der stärkeren Züge in der christlichen Theologie, und die Wiederholung einer im Übrigen heidnischen Vorstellung von der Hölle ist eine der schwächeren Züge der christlichen Theologie."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, evangelischer Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2007, November 15). Eine Frage des Glaubens. In J. B. Kerner (Moderator), Johannes B. Kerner [Talkshow]. ZDF.

 


"Es scheint so zu sein, dass das Judentum erst in den Jahren nach dem babylonischen Exil (6.–4. Jh.v.Chr.) die Vorstellung vom Teufel als Gegenspieler Gottes und personifiziertem Bösen aufgenommen hat. 

Auch Himmel und Hölle als jenseitige Aufenthaltsorte für gute und böse Menschen spielten im älteren Judentum noch keine Rolle und gewannen erst in dieser Zeit an Bedeutung. Die Begegnung mit dem Zoroastrismus, der dualistisch geprägten Religion Persiens (Dualismus), mag dabei ebenso eine Rolle gespielt haben wie die mit dem griechischen Denken. 

Über die jüdische Tradition sind diese Vorstellungen dann auch in die christliche und die islamische Religion eingegangen und dort zu zentralen Elementen geworden."

Volkmar Hamp, Studium: Evangelische Theologie in Bochum und Heidelberg, seit 2014 Referent für Redaktionelles: GJW Bundesgeschäftsstelle - Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, Gemeindeleiter der Baptistenkirche Wedding (Willkommensgemeinde von Zwischenraum e.V.).

 

(Hamp, V., 2021, Juli 13. In Hamp, Krupinski, Schlüter, & Werner, Hrsg., glauben | lieben | hoffen: Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich erklärt, S. 46. Witten: SCM Brockhaus)

 

"Wo immer es um die „Hölle“ geht, was vor allem in den drei synoptischen Evangelien und in der Offenbarung der Fall ist, gebraucht die Bibel eine Bildersprache, die nicht einfach in lineare Sätze übertragen werden kann."

Dr. Michael Diener (3. September 2021, Ev. Theologe, Mitglied im Rat der EKD, Dekan protestantischer Kirchenbezirk Germersheim, 2009-2020 Präses Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband, 2012-2016 Vorsitzender Deutsche Evangelischen Allianz, Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt, adeo Verlag 2021, S.141)​

C. S. Lewis, britischer Schriftsteller u. Literaturwissenschaftler

 

 


"Die Hölle … Es gibt keine Lehre, die ich lieber aus dem Christentum tilgen möchte als diese - wenn es nur in meiner Macht läge. Aber sie wird sehr eindeutig durch die Heilige Schrift gestützt und vor allem durch die Worte unseres Herrn Jesus Christus selbst. [S. 119] …

Bei allen Erörterungen über die Hölle müssen wir uns ständig vor Augen halten, dass sie wahrhaft möglich ist – nicht für unsere Feinde, nicht für unsere Freunde (beide trüben den klaren Blick der Vernunft), nein: für uns selbst." [S. 129]

Prof. Dr. theol. h.c., Dr. h.c. Clive Staples Lewis (1940, britischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, The Problem of Pain, 1940; Über den Schmerz, Köln/Olten: Hegner 1954; Gießen: Brunnen, 7. Aufl. 2009, S. 119 u. 129)

 


"Natürlich ist das Evangelium eine frohe Botschaft, aber diese Botschaft wird von Warnungen vor dem ewigen Verlorengehen begleitet. … Dieser Gedanke ist in der gesamten neutestamentlichen Botschaft so tief verankert, dass wir ihn nicht einfach ignorieren können.

Es wäre eine Anmaßung, diese Teile aus der Bibel herauszupräparieren. Christen können sich nicht eine nette Religion erfinden. Die christliche Botschaft ist die, die Jesus gebracht hat und nicht die, von der wir denken, Jesus hätte sie bringen sollen. Und Jesus redet nun mal von der Gefahr, endgültig verloren zu gehen."

Prof. Dr. Robert Spaemann (30. April 2010, Philosoph, Christen können nicht eine nette Religion erfinden, idea.de)


"Es ist wirklich ein schwieriges Thema, weil es überhaupt nicht in unsere Zeit passt … Aber deshalb dürfen wir nicht die Hölle wegdiskutieren oder verstecken.

Niemand hat jeden einzelnen von uns Menschen jemals so sehr geliebt wie Jesus Christus. Und doch stammen einige der deutlichsten Worte in der Bibel zum Thema Hölle von ihm."

(nikodemus.net/391, Stand 27. September 2006)

 

"Du hast Recht, dass Gott alle Menschen liebt, auch die, die nichts von ihm wissen wollen. Und gerade weil er sie liebt, wird er sie nicht zwingen, in Ewigkeit mit ihm leben zu müssen, obwohl sie das gar nicht wollen. Sie können sich selbst entscheiden.

Ein sündiger Mensch kann in der Gegenwart Gottes aber nur bestehen, wenn er durch Jesus Vergebung seiner Sünden erfahren hat. Manche kommen mit der Vorstellung, dass dies eine Tatsache und kein religiöses Märchen ist, überhaupt nicht zurecht und weisen sie ab. … Bleibt nur noch die Frage: Wo stehst du?"

(www.nikodemus.net/1086, Stand 27. September 2006)

 


"Nun ist es aber so, dass nicht ich mir ein Bild von Gott basteln will, das mir gut gefällt, sondern ich will mir mein Gottesbild von ihm selbst malen lassen. Das hat Gott in der Bibel getan, davon bin ich überzeugt.

Deshalb nehme ich auch die Dinge an, die mir nicht gefallen - in der Erkenntnis, dass ich nur sehr begrenzt die gerechten Wege Gottes verstehe. Aber von einem bin ich überzeugt: Gott ist gerecht, absolut gerecht, gerechter als jeder Mensch, der seine Gerechtigkeit in Frage stellt.

Wenn ich Gott und seinem Wort vertraue, lässt Gott aus dem anfänglichen Dorn in meinem Auge (der Tatsache des Gerichts) letztlich sogar etwas Gutes erwachsen. Dann nämlich, wenn ich das einzig Vernünftige tue und der gerechten Strafe entrinne, indem ich die Vergebung und das ewige Leben annehme, die mir im Glauben an Jesus Christus geschenkt wird.

Gott will nicht, dass Menschen den zweiten Tod erleiden - darum hat er seinen unschuldigen Sohn für ihre Schuld bezahlen lassen. Er will, dass alle umkehren und gerettet werden (2.Petrus 3,9). Doch dies kann nur geschehen, indem sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1.Timotheus 2,4) - der Wahrheit über ihre eigene Schuld und über Gottes Gerechtigkeit und Gnade in Jesus Christus."

(www.nikodemus.net/1003, Stand 27. September 2006)


 

"Retter – das ist ein starkes Wort. Von Rettung reden wir, wenn es um Tod und Leben geht. Nicht jede Lebenshilfe in Schwierigkeiten verdient die Bezeichnung Rettung. … Die Lebensgefahr, aus der Jesus rettet, ist das Gericht Gottes.

Und Jesus selbst sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen“ (Johannes 5,24).

Wer das Evangelium von Jesus, dem Retter, verkündigt, muss also vom Gericht Gottes reden. Jesus redet klar vom Gericht Gottes … Widerspricht das der Tatsache, dass Jesus die Liebe Gottes in Person ist? Offensichtlich gehört zur Liebe Gottes, dass er den Menschen die volle Wahrheit sagt. ...

Wer das Gericht Gottes und die schreckliche Möglichkeit der ewigen Verdammnis verschweigt, belügt die Menschen und bietet Opium-Religion zur Betäubung der Gewissen an. … Wer Opium-Religion verkaufen will, predige Christentum ohne Gericht Gottes und ohne Kreuz und Auferstehung des Jesus Christus, Religion ohne Bekehrung.

Im spirituellen Supermarkt mag der Kunde König sein. Aber Gott und sein Evangelium sind keine Waren. Und seine Boten sind keine Verkäufer, sondern Zeugen und Botschafter des Christus."

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

Parzany, U. (2010, Dezember 15). Christen, verschweigt nicht das Weltgericht. IdeaSpektrum, 50/2010, S. 16.

 


 

Lady-Gaga

Stefani Joanne Angelina Germanotta - Lady Gaga (19. Juni 2011)

Lady gaga in stefanie germanotta“ von chicknglam ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

 

"Es macht mich krank, mit Kerlen zusammen zu sein, die mir erzählen, was ich hören will. Hör doch auf, mir diesen Scheiß zu erzählen. Sag mir die Wahrheit." [2009]

"Ich hasse die Wahrheit. Ich hasse sie so sehr, dass mir ein Haufen Mist lieber wäre als die Wahrheit." [2010]

Stefani Germanotta, Künstlername: Lady Gaga, US-amerikanische Sängerin, Songwriterin u. Schauspielerin.

Germanotta, S. (2009/2010). In Callahan, M. (2010). Lady Gaga: Die Biografie (S. 12-13). Heyne Verlag, 2010.

 

"Vor vielen Jahren fragte Gerhard Maier, damals Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses in Tübingen, seine Studenten, worauf es beim missionarischen Zeugnis ankomme. Die klassischen Antworten kennen wir:

«Das Christentum muss attraktiv sein. Wir müssen das Evangelium verständlich kommunizieren. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen, nicht Bibelstellen um die Ohren zu schmeißen.»

Gerhard Maier sagte damals lapidar: «Sagen Sie die Wahrheit.»" 

Ron Kubsch (Februar 2008, Dozent für Seelsorge und Neuere Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn, Abgerufen 2008, von factum-magazin.ch und theoblog.de)

 

"Wer in den Himmel möchte, kommt an Jesus Christus nicht vorbei“, so Lehmann. ... „Unsere Aufgabe ist es, die christliche Botschaft weiterzusagen und nicht nur, vorbildlich zu leben“, so der Theologe."

Pfarrer Theo Lehmann (16.03.08, Wer in den Himmel möchte, kommt an Jesus nicht vorbei. Abgerufen 2008, von idea.de)

 

"17 Prozent der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern der EKiBB [Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz] glauben an die Tatsache: "Himmel nach dem Tod. ...

Die klassische Eschatologie [griech., ta és-chata, die letzten Dinge] ... ist offenbar kurz vor dem Verschwinden - auch bei den Theologengruppen. Klar aber ist, dass zwischen denen, die diese Vorstellungen noch teilen, und der großen Mehrheit, die das nicht tut, Welten klaffen."

Prof. Dr. Klaus-Peter Jörns (1999, "Die neuen Gesichter Gottes. Was die Menschen heute wirklich glauben", C.H.Beck; 2. Edition | 30. März 1999. Seite 208)

[In einer Befragung aus 1997 antworteten evangelische Pfarrer (in %) auf folgende Fragen mit „ja“: Kann man nach dem Tod in den „Himmel“ kommen - Ja: 17%. Religions- und kirchen-soziologische Untersuchung  des Instituts für Religionssoziologie HUBerlin 1999 durch Jörns]

Himmel-Hölle

Copyright Thomas Plaßmann

"Ich predige als ein sterbender Mann zu sterbenden Männern und Frauen und Jugendlichen. Und ich werde predigen, als ob ich nie wieder predigen würde und ich werde euch Dinge sagen, die ihr missverstehen werdet und ich werde euch Dinge sagen, die euch so wütend auf mich machen werden. Und ich werde euch Dinge sagen, die ihr leugnen werdet. Und ich werde euch Dinge sagen, von denen ihr sagen werdet, ich habe kein Recht, euch das zu erzählen. …

Ich stehe hier heute und ich habe keine Sorgen um deinen Selbstwert, mein Herz wird nicht geplagt davon, ob du dich gut fühlst mit dir selbst, ob das Leben sich so entwickelt, wie du es dir gewünscht hast oder ob du gerade schwarze Zahlen schreibst.

Es gibt nur eine einzige Sache, die mir eine schlaflose Nacht gab. Es gibt nur eine einzige Sache, die mich den ganzen Morgen geplagt hat. Und zwar dies: In hundert Jahren wird eine große Anzahl der Menschen in diesem Gebäude möglicherweise in der Hölle sein. …

Die Person, die dich am meisten liebt, wird dir am meisten die Wahrheit sagen. Was eines der offensichtlichsten Zeichen eines falschen Propheten ist, dass er dir immer das erzählen wird, was du hören willst. Er wird dir niemals in die Parade fahren.
Er wird dich zum klatschen und hüpfen bringen, er wird dich schwindlig machen und dich bei Laune halten und er wird dir ein Christsein präsentieren, welches deine Kirche so aussehen lässt wie ein Jesus-Fun-Event, eine Unterhaltungsshow. Und unterhält dich so sehr, dass du niemals an solch wichtige Punkte kommst wie an diese: Wirkt Gott in meinem Leben? ….

Wir … predigen, dass du durch die einzig richtige Pforte gehen solltest, die Jesus Christus ist. Aber wir haben etwas vergessen. Und ich will, dass Pastoren, Jugendpastoren, Eltern, wer auch immer wissen: Wir haben eine sehr wichtige Lehre des Evangeliums vergessen…. Diese Lehre sagt nicht nur, dass die Pforte schmal ist, sondern sagt, dass der Pfad schmal ist.

Was wir im Grunde tun ist jemand zu Christus zu führen, jemand in ein Gebet zu führen und dann verbringen sie ihr ganzes Leben damit, geradewegs wie die Welt zu leben. … Das meiste unserer Christenheit kommt von Songschreibern und nicht von der Bibel. Das meiste, was wir für Wahrheit halten, ist uns von unserer Kultur diktiert worden und kommt nicht aus der Bibel. …

Schau dir dein Leben an, schau, wie lebst, wie du redest, wofür brennt dein Herz? Ist Jesus dort drin? Oder ist er einfach so ein Anhängsel, das du noch an dein Leben anheftest? Ist er einfach etwas, was du tust am Mittwoch oder Sonntag? Ist er etwas, dem du gedanklich zustimmst? Ist er ein Zusatz oder ist er das einzige Zentrum deines Lebens?


Welche Frucht trägst du? Siehst du aus wie die Welt, benimmst dich wie die Welt? Hast du am gleichen Spaß wie die Welt? Kannst du Sünde lieben und sie genießen? Kannst du Rebellion lieben und sie genießen? Dann kennst du Gott nicht. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Gott hat die Kraft zu verändern. …

Wenn irgendjemand anfängt, von Gesetz, von biblischen Grundsätzen zu reden, was wir tun sollen und nicht tun sollen, wie wir leben sollten und nicht leben sollten, fangen alle an zu schreien: Gesetzlichkeit. Gesetzlichkeit. … Gott ist ein heiliger Gott. Das ist etwas, was die Amerikaner vergessen haben. Viele der Dinge, die ihr liebt zu tun, die hasst Gott. Habt ihr das gewusst?

Betet für Erweckung, ihr wollt eine Jugendversammlung haben, ihr wollt, dass Gott wirkt, aber bevor ihr das tut, schaut ihr Videos, die Gott absolut verachtet. Und dann wundert ihr euch, warum der Heilige Geist nicht wirkt an diesem Ort und ihr falsches Feuer und falsche Spannung erzeugen müsst.

Denn Gott hat damit nichts zu tun, denn Gott ist ein heiliger Gott und der einzige Weg, auf dem wir jemals mit Gott versöhnt werden können ist durch den Tod von Gottes einzigem Sohn als er an diesem Holz hing. … Dann steht er von den Toten auf, mächtig zu retten. Das ist das Evangelium Jesu."

Paul David Washer (2002, Prediger, Südliche Baptisten USA, Shocking Message, Jugendkongress: Youth Evangelism Conference 2002 mit 5000 Jugendlichen in Montgomery, US-Bundesstaates Alabama, USA)

 


"Als ein junger Missionar lebte ich viele Jahre in einem Land, das von Krieg zerrissen wurde. … Die Schönheit des Menschen wird durch den Tod zerstört. Die Hoffnung aller Menschen wird durch den Tod zerstört. Meine Familie wurde durch den Tod zerrissen. Mein Bruder wurde getötet, als er sechs Jahre alt war. Mein Vater starb in meinen Armen inmitten eines Feldes. Und vor wenigen Jahren predigte ich zum Begräbnis meiner Schwester.


Ich weiß viel über den Tod. Aber der Tod ist ein zu starker Gegner um ihn zu bezwingen. Egal wie sehr du mit ihm ringst, egal wie sehr du gegen ihn kämpfst, egal wie sehr du das Wissen unterdrücken magst, dass er an deiner Tür klopfen wird, wisse dies: Er wird dich einholen! Und es gibt nichts, was du dagegen tun könntest.

Wie David sagte: „Es sind nur noch wenige Schritte zwischen mir und dem Tod. Innerhalb nur wenigen Jahren werden einige von euch tot sein. In 25 Jahren werden noch mehr Menschen von euch tot sein. Und in 100 Jahren werden wir nicht nur alle tot sein, sondern wir werden vergessen sein. All unsere Hoffnungen werden zerstört sein. Jede Erinnerung an alles, was wir je getan haben, wird verschwunden sein.

Von allen Geschöpfen sind wir die bemitleidenswertesten. Denn der Tod kommt nicht nur zu uns, wir wissen es. Du weißt es und Du weißt es. Du tust alles, was in deiner Macht steht, um diesen Gedanken zu verdrängen. Aber er wird dich einholen, vielleicht sogar heute Abend. Er kommt zu euren Kindern und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen kannst.

Aber es gibt Einen, der dem Tod entgegentrat. Es gibt Einen, einen mächtigen Kriegshelden, der in die Festung des Todes stieg und ihn an seiner stärksten Stelle bezwang. Da ist Einer, der des Menschen größten Feind bezwungen hat.


Sein Name ist Jesus Christus. Und er trug die Sünden der Welt. Und er starb an jenem Holz. Und er bezahlte für genau das, was die Ursache für unseren Tod ist. Und am dritten Tag erweckte ihn der Vater aus den Toten. Und am dritten Tag erweckte der Heilige Geist aus den Toten. Und am dritten Tag erweckte er sich selbst aus den Toten. …

Versteht ihr, das Evangelium ist eine gute Nachricht, es ist eine großartige Botschaft und Gott schreit es dir zu. Sagte nicht der Apostel Paulus selbst: „Ich flehe euch an, aber es ist so, dass Gott euch durch mit anfleht. Warum willst du ein Leben fristen, das keinen Sinn hat? Warum willst du ein Leben fristen, das wörtlich auseinander fallen wird? Warum willst du dir selbst erlauben, vom Tod verschlungen zu werden? Warum kommst du nicht zu Christus? Was hält dich ab? Was ist das für ein Ding, das die Kontrolle über deinen Verstand hat? Komm zu Christus!"

Paul David Washer (Juni 2009, Prediger, Südliche Baptisten USA, youtube.com)

 


"Diese traumatische Vergangenheit erklärt, warum Washer so ein fanatischer Fundamentalist geworden ist. Er klammert sich verzweifelt an Mythen aus der Antike, die Menschen die Illusion geben, sie könnten den Tod bezwingen. Man muss sich nicht schämen, so schwach zu sein, aber ich finde es traurig, dass nicht mehr Menschen die Stärke aufbringen, den Tod als das zu sehen was er ist: endgültig."

(youtube.com, April 2010)

"Der schottische Philosoph und Historiker David Hume (1711-1776) ging trotz seiner skeptischen Ansichten ab und zu in den Gottesdienst zu einem rechtgläubigen Geistlichen namens John Braun.

Auf die Frage, wie er das mit seinen Anschauungen vereinbaren könne, antwortete Hume: "Ich glaube nicht alles, was er sagt, aber er glaubt es. Und dann und wann höre ich gern einem Mann zu, der glaubt, was er sagt."

Annegret Kokschal (Mai 2006, Das große Buch des christlichen Humors, St. Benno)

"Mein Vater würde gerne gehen, kann aber nicht. Er liegt nun seit zwei Jahren gelähmt und stumm  im Bett und wartet darauf, dass er gehen kann. Ihn so zu sehen, schmerzt ungemein. Ich habe ihm ein Lied auf dem Album gewidmet [Der alte Mann und das Meer, Album 360°], das allegorisch seine Situation beschreibt. Das ist wohl der persönlichste Song, den ich je geschrieben habe."

Johannes Falk, Singer-Songwriter.

Falk, J. (2013). Die Tiefe des Lebens ausloten. Abgerufen 2013, von gerth.de

Der alte Mann und das Meer, Johannes Falk, Album 360° (Gerth Medien 2013)

 

"Kann sein, dass nach dem Tod für immer alles vorbei ist, kann sein, dass Gott überhaupt nicht existiert. Kann aber auch sein, dass er existiert und am Ende unseres Lebens eine Überraschung für uns parat hat. Ich halte diese Frage in der Schwebe."

Christian Nürnberger (3. November 2003, Journalist, Autor, 34. Rhein. Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Bonn)


"Weder seine Existenz noch seine Nichtexistenz lassen sich beweisen. Gelassen bleiben und abwarten. Es wird sich herausstellen. Leider nach dem Ende. So oder so."

​Dr. Roland Brandel (04.06.2007, DER SPIEGEL, Nr.23/4.6.07, Seite 10)

 


Man kann nicht auf Probe leben, man kann nicht auf Probe sterben.

(Papst Johannes Pauls II.)

Dr. Manfred Lütz (21. September 2007, Psychiater u. kath. Theologe, Gott. Eine kleine Geschichte des Größten. Pattloch; 6. Edition, S. 233)

 


"Ich finde, der Tod ist eine unerfreuliche Einmischung in mein Privatleben."

Axel Milberg, deutscher Schauspieler u. Autor.

Milberg, A. (2007, Juli 22). Axel Milberg - Ich glaube, dass ich unsterblich bin. Bild am Sonntag.


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Axel Milberg (2017)

Axel Milberg - Lesung 'Golden House' von Salman Rushdie“ von Amrei-Marie ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0.

 

 

 

"Unvergessen etwa der Moment, in dem der EKD-Vorsitzende Wolfgang Huber bei „Kerner" [15.11.2007, Eine Frage des Glaubens JBK - ZDF] Richard Dawkins darüber aufklärte, dass die Hölle, wenn sie denn existiere, „leer" sei.

Ich für meinen Teil habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass „Pseudo-Religiotisch" eine Art „Dialekt" ist, den ich als Rationalist ebenso wenig verstehen kann wie ein Oberbayer das Ostfriesische. Kapiert habe ich aber zumindest, dass für Pseudo-Religioten Wörter wie „Auferstehung", „Schöpfung", „Hölle", „Himmel", „Gott", „Teufel", „Wunder" oder „Dämonen" gänzlich andere Bedeutungen zu haben scheinen als für jeden anderen, der diese Worte gebraucht.

Welche Bedeutungen dies genau sind, vermochte ich bislang trotz aller Anstrengungen zwar nicht zu eruieren, doch es sollte klar sein, dass wir uns wegen der Pseudo-Religioten eigentlich keine größeren Sorgen machen müssen. Sie sprechen zwar zugegebenermaßen mit einem höchst seltsamen, religiotischen Akzent, sind aber im Grunde harmlos. …

So habe ich mich in den letzten Jahren regelmäßig auf öffentlichen Podiumsdiskussionen mit Theologen gestritten, die, wie ich beim abschließenden Biere feststellen konnte, in Wirklichkeit keine Spur gläubiger waren als ich."

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Philosoph, Autor, Mitbegründer u. Vorstandssprecher Giordano-Bruno-Stiftung.

Schmidt-Salomon, M. (2009, März 18). Die wundersame Welt der Religioten. Humanistischer Pressedienst hpd. Abgerufen am 08. August 2024, von hpd.de/node/6606

 

"Ich nenne diese Anschauung «Christentumschorle». Sie besagt schlicht und einfach, es gebe einen guten Gott im Himmel und damit sei alles in bester Ordnung. All die schwierigen und erschreckenden Lehren von der Sünde und der Hölle und vom Teufel und das Erlösungswerk lässt sie aus."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 

Lewis, C. S. (1952). Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben (24. Aufl.). Brunnen, Basel, 2018.

 


"Light-Christen "


"Die akademische Theologie hat ihre Pointen verloren. Die Erlösungstat Jesu ist ohne Voraussetzung von Hölle und Teufel so packend wie ein Elfmeterschießen ohne gegnerische Mannschaft. Wenn der Teufel zum Spiel gar nicht mehr antritt, wird die biblische Erzählung belanglos. 

Übrig bleibt ein ‚religiöser Dialekt‘, der fromm klingt, es aber nicht mehr so meint."

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Philosoph, Autor, Mitbegründer u. Vorstandssprecher Giordano-Bruno-Stiftung.

Schmidt-Salomon, M. (2010, Dezember 28). Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht. Tages-Anzeiger Zürich. Abgerufen am 13.08.2025, von tagesanzeiger.ch/wer-fuer-alles-offen-ist-ist-nicht-ganz-dicht-827844163989

Michael-Schmidt-Salomon

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Philosoph (2009)

File:Portrait Schmidt-Salomon Aug2009 2.jpgUngaroo CC BY-SA 4.0.




"Jesus spricht eindeutig davon, dass das Jenseits kein Märchen ist, sondern ein sehr realer Ort: dass es Himmel und Hölle als echte, wirkliche Orte gibt und dass sich Menschen in der Hölle befinden und nicht alle im Himmel sein werden.  Das sollte uns sehr zu denken geben! …

Die Hölle – echt jetzt? Ja, echt jetzt.
Hier sind ein paar Punkte, die unsere westliche Leistungskultur darunter falsch versteht: Viele glauben, dass die Hölle eine Art unterirdische Lavahöhle wäre, wo man von einem gehörnten Ziegenbockteufel und seinen dämonischen Anhängern mit glühenden Mistgabeln gefoltert würde. – Was für ein unbiblischer Quatsch. 

Jesus spricht davon, dass die Hölle ein realer Ort ist (Mt 5,22) … Und die Vorstellung, dass Gott irgendwie den Teufel und die Dämonen eingesetzt hätte, um Menschen zu foltern, ist vollkommen unbiblisch. Im Gegenteil spricht Jesus davon, dass eines Tages auch der Satan und seine Dämonen dort sein werden (Mt 25,41)"

Markus Voss (20. Januar 2021, Ev. Theologe, Lehrbeauftragter Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kein Gott ist auch keine Lösung,  Independently published, S. 54f)


"Jesus hat so viel von der Hölle geredet wie sonst niemand in der Bibel. (Vgl. Mt 5,22.29; Mt 13,49–50; Mt 18,9par; Mt 10,28par; Mt 23,15.33; Mt 25,30–46 u.a.)

Er sagte, dass es ein Gericht Gottes geben würde, das mit einer ewigen Verdammnis enden könnte. Das ist für unser heutiges Selbstverständnis unerträglich.

Keinem Geringeren als dem Menschensohn (also Jesus selbst) ist das Gericht übergeben (vgl. Mt 25,31-46; Offb 20,11-15). … beim Weltgericht am Ende der Zeiten, wo es um das ewige Leben geht, steht jeder Einzelne für sich vor Gott. ...

Luther ... hatte Jesus in seiner Jugend als Weltenrichter kennengelernt, aber Jesus als Erlöser war ihm nicht gepredigt worden. ... 

»Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt« (2Kor 5,19.21; LUT 1984).

 

So verkündigt Paulus die Geschichte des Kreuzes: Der gerechte, heilige Gott versöhnt uns mit sich (so herum, nicht »sich mit uns«), indem er etwas übernimmt, was eigentlich unser Part wäre. ... Anstatt dass er uns meidet oder uns eine Strafpredigt hält (wie Johannes der Täufer) oder uns zu frommer Leistung anstachelt (wie die Pharisäer), tauscht er mit uns.

 

Das ist unendlich liebevoll ... leitet uns immer wieder hin zum Kreuz, zu Jesus, der uns in unerschütterlicher Treue liebt, uns rettet und vergibt und erneuert, weil wir es brauchen."

Dr. theol. Gerrit Hohage (22. März 2024, Pfarrer Ev. Kirchengemeinde Gundelfingen, Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann. SCM R.Brockhaus)

Himmel-Hölle

Copyright Thomas Plaßmann

 

 

Jesus Christus: "Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle." ...

"Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater."

 

MATTHÄUS / 10. Kapitel, 28 + 32 - 33

 

 

"Wer Gott fürchtet, muss sich vor nichts mehr fürchten, ist stärker als alle Armeen dieser Welt zusammen und wird Tod und Teufel trotzen. Wer sich allein unter Gottes Willen stellt, dem hat kein irdischer Wille mehr irgendetwas zu befehlen, und mag sich dieser Wille noch so mächtig und toll gebärden. Er zerschellt am Glaubenden. …

 

Und dort, wo sich ein Gottesfürchtiger mit anderen Gottesfürchtigen zusammentut … wird die Welt auf den Kopf gestellt, werden die Kranken gesund, die Blinden sehend, die Hungrigen satt, die Traurigen fröhlich, die Schwachen stark."

 

Christian Nürnberger (2007, Das Christentum, Was man wirklich wissen muss, Rowohlt-Berlin Verlag)

 

"Es kommt der Augenblick, da Menschen, die in der Religion herumgeplätschert haben („Des Menschen Suche nach Gott!"), sich plötzlich zurückziehen.

 

Angenommen, wir haben ihn wirklich gefunden! Dazu wollten wir es doch gar nicht kommen lassen! Schlimmer noch: Angenommen, er hat uns gefunden? So stehen wir vor einer Art Rubikon.

Man überschreitet ihn oder man überschreitet ihn nicht. Tut man es aber, so gibt es keine - wie auch immer geartete - Absicherung gegen Wunder. Man muss sich auf alles gefasst machen."

 

Prof. Dr. theol. h.c., Dr. h.c. Clive Staples Lewis (1898-1963, britischer Schriftsteller und Literatur-wissenschaftler, Nach der Wahrheit fragen, Dr.phil. Jürgen Spieß, Brunnen-Verlag, Gießen; Aufl. 2007)

 

 

"Siehe, ich, der HERR, bin der Gott allen Fleisches, sollte mir etwas unmöglich sein?"

Jeremia 32, 27

 

"Über die menschlichen Dinge kann man auf zweifache Weise sprechen, aus der Innen- und aus der Außenperspektive. ….

Die christliche Religion ist nämlich in der gleichen Lage wie alle menschlichen Dinge, eine Innenseite und eine Außenseite zu haben. Ihre Innenseite ist der Glaube an die Wirklichkeit Gottes und die Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott. …

 

Die Welt ist pluralistisch und war es immer. In einer pluralistischen Welt aber konkurrieren unvermeidlich Innen- und Außenperspektive miteinander.

Wer Leute tanzen sieht, aber die Musik nicht hört, der versteht die Bewegungen nicht, die da vollführt werden. Und wer den christlichen Glauben nicht teilt, wird geneigt sein, ihn durch etwas anderes als durch die Wahrheit seines Gegenstandes zu erklären.

 

Verstehen wird er den Gläubigen letzten Endes nicht."

 

Prof. Dr. Robert Spaemann (September 2007, Philosoph, Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und die Täuschungen der Moderne, Klett-Cotta; 8. Druckaufl. 2019 Edition)

 

"Es sind die Machtstrukturen der Diskurse, die das lenken, was wir als »wahr« bezeichnen, so die postmoderne Philosophie. Sie schlussfolgert: Die Rede von einer objektiven Vernunft, die alles erklären könne, sei ein gefährlicher Mythos. Doch was tritt an die Stelle der alten Gewissheiten? Macht ab sofort jeder seine Wahrheit selbst?  


Es ist als würde der Mensch, der ausgezogen war, sich die Welt zu erklären und verfügbar zu machen, auf einmal eingeholt von einer grauenvollen Wahrheit. Es scheint, als trete nur gähnende Leere an die Stelle der alten Mythen.

Aus all der modernen Wissenschaft: so viel Erklärung, doch kein Sinn. So viele Sätze, doch keine Antworten auf die tiefsten Fragen. Das Nichts betritt die Bühne. Der Nihilismus, nach Nietzsche der »unheimlichste aller Gäste«, setzt sich an den Tisch. »Je begreiflicher uns das Universum wird, um so sinnloser erscheint es auch«, schreibt der amerikanische Physiker Steven Weinberg. 


»Geworfensein« nennt der Philosoph Martin Heidegger diesen Zustand des Menschen. In ein Leben geworfen, das ihm rätselhaft ist. Auf einen Tod zugehend, der unausweichlich ist. Mit der Angst konfrontiert, die unbesiegbar ist. …


So sicher, das Leben. So frei. So entzaubert. Doch ist das nicht eine Ahnung? Eine Ahnung davon, dass das Rationale, das Gesicherte und das Logische eben nicht alles ist? Dass es das Unsagbare, das Erschütternde, das völlig Unkontrollierbare gibt? 
Dass die Tiefen der Welt eben nicht durch die wissenschaftliche Beschreibung erschöpft sind? Oder eine Sehnsucht danach zumindest? Inmitten von Entzauberung: eine Sehnsucht nach dem verlorenen Zauber? Ein Sehnen und Suchen, nach dem … Geheimnis. …


Wenn Anaximander recht hat, dann steht der Mensch an dieser Stelle vor der wichtigsten Frage seines Lebens. Die Beantwortung dieser Frage wird alles andere beeinflussen. Es ist die Frage, ob es dieses Höchste und Letzte gibt und wie es ist. Es ist die Frage nach Gott. 


Die Frage nach Gott ist die wichtigste Frage des menschlichen Lebens, die wichtigste Frage der Geistesgeschichte und die entscheidende Frage über den Menschen. Wenn wir die Wichtigkeit dieser Frage völlig erkennen würden, würden alle anderen Fragen in ihrem Licht verblassen. 
Es ist eine Frage, die einen Großteil unserer alltäglichen Fragen so lächerlich erscheinen lassen würde wie die Frage nach der Speisenfolge des Abendessens, wenn man sich auf der Titanic befindet. Eine Frage, die wichtiger ist als die Frage nach Herkunft, Aussehen, Erfolg und Geld, ja selbst nach Gesundheit und persönlichem Wohlergehen. 


Es ist die ultimative Frage. Die unausweichliche Frage. Die Frage nach dem Meer rings um unsere Insel. Die drohende, lockende, erschreckende und faszinierende Frage nach Gott. Tausend Phantomschmerzen erinnern den, der sie vergessen hat. Und unsere Welt ist voll davon. Es ist Zeit, sich dem Meer zu stellen."


Dr. Johannes Hartl (14. September 2021, kath. Theologe, Gründer Gebetshaus Augsburg, Gott ungezähmt: Raus aus der spirituellen Komfortzone, Verlag Herder; 1. Edition)

 

 

 

"Während der gutmütige Pfarrer über den Regenbogen als Hoffnungszeichen für die Menschen predigt, zu mehr Mitmenschlichkeit aufruft und den Gläubigen versichert, die drastischen Worte Jesu im Evangelium über Hölle und Gericht seien nur Bilder und seine Wunder keineswegs historische Fakten, surft ein junger Mann in der näheren Umgebung, um sich über Voodoo zu informieren. …


Wir haben Spiritualität billig gemacht, weil wir Gott billig gemacht haben. Wir verkaufen einen Gott ohne Gesetze, ohne Anforderungen, ohne Gericht, ohne Hölle. Ein Gott, dem man ein X für ein U verkaufen kann. Der einstimmt und fröhlich mitsingt, wenn es heißt: »Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind«, ein Gott, bei dem alle Religionen Wege der Wahrheit sind, der menschenfreundlich ist. Und damit meinen wir: der uns nicht gefährlich werden kann, weil er sowieso keine andere Absicht verfolgt als unser Ego zu unterstützen. 


Der eine eigene Meinung höchstens zu Fragen des Umweltschutzes und zur Globalisierung hat, doch ansonsten nur dann in unserem Leben auftaucht, wenn es darum geht, zu segnen und Halt zu geben. Ein Gott, der keine Forderungen stellt. Frohbotschaft statt Drohbotschaft! Keine Angst mehr vor dem lieben Gott, dem harmlosen repräsentativen Monarchen, der in die Gesetzgebung seines Landes ohnehin nicht eingreift. 


Doch was man nicht fürchten kann, das kann man auch nicht anbeten. Was ohnehin schon klar ist, erstaunt niemanden. Und über einen zahnlosen Gott, der keiner Fliege was zuleide tut, kann man vielleicht gerührt lächeln. Doch er wird niemanden zutiefst packen. Ein gütiger Greis, irgendwo im Himmel, oder vielleicht auch nur eine halbastrale Existenz der metaphysischen Güte in der Ideenwelt, wird niemanden zu höchsten Opfern inspirieren. 


»Groß ist der Herr und hoch zu loben, seine Größe ist unerforschlich«, lesen wir in den Psalmen. (Ps 145,3) Und glauben wir der Bibel, so ist Gott der ganz und gar Faszinierende. Der ganz und gar Erhabene. Der würdigste Gegenstand des Erschreckens, des Staunens und des Genusses. Doch all das geht verloren, wenn wir Gott verharmlosen. Wenn wir uns selbst in die Mitte stellen. 


Wenn es in der Kirche, im Evangelium und im Glauben immer und immer nur um den Menschen geht. Wenn wir ein Gottesbild weitertragen, das diesem Selbst nicht in die Quere kommt. Ihn an das anpassen, was uns passt. Ihn unserem Ego kompatibel machen. Ihn kleinreden. Oder über alles andere reden. 


Ja, es war nötig, dem angstbesetzten Gottesbild die Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit als Korrektiv entgegenzusetzen. Doch wie oft viel mehr als Korrektur! Wie oft völlig überzogener Pendelausschlag ins andere Extrem! Wie oft völlige Verharmlosung Gottes! Doch ein Gott, vor dem man nicht mehr erschrecken kann, ist schrecklich langweilig. Er weckt weder Erstaunen noch Bewunderung noch Entzücken. Was man nicht fürchten kann, vor dem kniet man auch nicht nieder. Und so weicht mit der Gottesfurcht auch die Anbetung. 


Wir haben uns das Bild eines gezähmten Gottes gemalt. Doch der gezähmte Gott ist überhaupt kein Gott. Er ist eine Illusion, das Machwerk von Menschen, ein Götze. Und aus jedem seiner Bilder blickt uns nichts weiter an als die idealisierte Version unseres selbst. Kein Wunder, dass ein solcher Gott niemanden fasziniert. Kein Wunder, dass auf solchem Boden nichts wächst. Was nichts kostet, ist nichts wert. Und aus Kompromiss und Bequemlichkeit ist noch niemals etwas erwachsen, wofür es sich zu leben und zu kämpfen lohnt. Es ist Zeit, auszubrechen aus der religiösen Komfortzone. …


Alle Fragen der Welt sind belanglos im Vergleich zu der Frage, ob es Gott gibt und wie er ist. Wenn es ihn gibt, gewinnen alle anderen Fragen ihre Wertigkeit erst durch sie. Für den, der in einen Zug eingestiegen ist, ist die Frage, wohin er eigentlich fährt, keine Nebensächlichkeit. Ein Idiot würde der genannt, der auf diese Frage antworten würde, er halte nichts von solch spitzfindigen Überlegungen. Oder er sei so damit beschäftigt, die Fahrt zu genießen, dass es ihm noch gar nicht in den Sinn gekommen sei, über eine angebliche »Endstation« nachzudenken, zu der der Zug unterwegs sei. Falls es sie überhaupt gebe."


Dr. Johannes Hartl (14. September 2021, kath. Theologe, Gründer Gebetshaus Augsburg, Gott ungezähmt: Raus aus der spirituellen Komfortzone, Verlag Herder; 1. Edition)

Blaise Pascal, Mathematiker, Physiker und Philosoph

Blaise Pascal Tour St Jacques“ von LPLT ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

 

 

"Angenommen es sei sicher, dass es Gott gibt oder ihn nicht gibt, und dass es keinen Mittelweg gibt. Für welche Seite werden wir uns entscheiden?

 

Lassen Sie uns ein Spiel spielen, bei dem es zu einer Entscheidung für "Kopf oder Zahl" kommt. Mit Vernunft können wir weder das eine noch das andere versichern; mit Vernunft können wir weder das eine noch das andere ausschließen.

 

Verfallen Sie also nicht dem Irrtum, dass hierbei eine richtige Wahl getroffen werden könnte, denn Sie wissen nicht, ob Sie falsch liegen oder schlecht gewählt haben ... Sowohl wer sich für "Kopf" entscheidet, als auch wer sich für "Zahl" entscheidet, beide liegen falsch:

 

Die Wahrheit kann nicht durch eine Wette entschieden werden, aber es muss gewettet werden.

Es gibt keine Freiwilligkeit, Sie müssen sich darauf einlassen.

 

Wenn Sie nicht wetten, dass es Gott gibt, müssen Sie wetten, dass es ihn nicht gibt. Wofür entscheiden Sie sich?

Wägen wir den Verlust dafür ab, dass Sie sich dafür entschieden haben, dass es Gott gibt:

Wenn Sie gewinnen, gewinnen Sie alles, wenn Sie verlieren, verlieren Sie nichts."

Blaise Pascal (1623-1662, französischer Mathematiker, Physiker, Literat und Philosoph, Zitat aus den Penseés Nr. 233, Abgerufen am 08. August 2024, von gutenberg.org/files/18269/18269-h/18269-h.htm#p_233)

"Pascalsche Wette"

"Das Argument besagt, dass eine sorgfältige Analyse der Optionen hinsichtlich des Glaubens an Gott zu folgenden Möglichkeiten führt:

 

Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall kommt man in den Himmel.

Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts.

 

Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts.

Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft.

 

Aus dieser Analyse der Möglichkeiten folgerte Pascal mit Hilfe der Prinzipien der Statistik, dass es besser sei, bedingungslos an Gott zu glauben. Es ist ein klassisches Verfahren der Spieltheorie, die Optionen und die jeweiligen Gewinne zu spezifizieren, und die Qualität dieser Annahmen bestimmt die Qualität der Ergebnisse.

 

Geht man von den Werten aus, die Pascal vorgeschlagen hat, dann ist der Gewinn, den man im Falle des Glaubens an Gott zu erwarten hat, stets mindestens so groß wie im Falle des Unglaubens – oder größer.

Pascal ordnete den beiden Möglichkeiten – Existenz oder Nichtexistenz Gottes – gleiche Wahrscheinlichkeiten zu."

 

(de.wikipedia.org/wiki/Pascalsche_Wette, Stand 18.04.2024)

 

"Es ist das Herz, das Gott fühlt, nicht der Verstand."

Blaise Pascal (1623-1662, französischer Mathematiker, Physiker, Literat und Philosoph, Gedanken, S.48, Nr.90, Dazu: Ewald Wasmuth, Der unbekannte Pascal, S.245 f.)

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"Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist"?
1.Korinther 6,19

 

"Zunächst einmal wollen wir die verschiedenen „Ebenen“ unseres Wesens benennen:


• "Den ganzen Tag über bewegen uns flüchtige Gedanken, von denen die meisten unbedeutend sind. 
• Außerdem haben wir Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume, die weitaus wichtiger sind. 
• Tief in uns erleben wir den Schrei nach Liebe, Hoffnung und Freude, der uns beinahe wie ein Urbedürfnis unseres Wesens vorkommt. 

Ich nenne diese verschiedenen Schichten unseres Wesens die seichten Gewässer, die mitteltiefen Gewässer und die Tiefsee.

Die seichten Gewässer unseres Wesens sind durch die Ablenkungen des Lebens gekennzeichnet und werden von ihnen bestimmt. Wir springen auf eine beinahe unvorhersagbare Weise von Gedanke zu Gedanke, von Ablenkung zu Ablenkung. Sie wissen wahrscheinlich, wie das abläuft. ….

Die mitteltiefen Gewässer sind durch das gekennzeichnet und bestimmt, was ich in Anlehnung an die Worte Jesu „die Sorgen des Lebens“ nennen würde, den tieferen Kummer, die Schmerzen, Sehnsüchte und Bestrebungen, die das menschliche Herz beschäftigen (siehe Lukas 21,34 und Matthäus 4,19).

Dazu gehören Dinge wie die Gesundheit unserer älter werdenden Eltern, die Lernschwierigkeiten unserer Kinder, eine schwierige Beziehung, der Fortschritt unserer beruflichen Karriere oder deren Stillstand. Unsere Finanzen, die eigene Gesundheit, die Hoffnungen und Ängste im Blick auf die eigene Zukunft oder die unserer Angehörigen. …


Die mitteltiefen Gewässer liegen tiefer in unserem Inneren, weil dies das Gebiet der ernsteren Themen ist. Wenn Jesus sagt: „Lasst euch nicht von den Sorgen des täglichen Lebens gefangen nehmen“ (Lukas 21,34), dann sind das die Orte des Kummers und der Furcht, auf die er sich bezieht. 

Ablenkungen halten uns die meiste Zeit des Tages in den seichten Gewässern. Sie verbrennen unsere geistige Energie, richten unseren Fokus mal auf dies, mal auf jenes und schicken uns so auf eine Achterbahnfahrt. 


Doch es ist der Druck der mitteltiefen Gewässer, der uns nachts wach hält – es sind die Dinge, die uns ins Gebet führen, die uns Magengeschwüre verursachen. Die mitteltiefen Gewässer und nicht die seichten sind der Ort unserer Tränen. 

Noch tiefer, in den „Tiefen unseres Seins“, liegt das Wesentliche unserer Existenz und das ist auch der Ort, wo Gott wohnt (da Sie ihn in Ihr Leben eingeladen haben!). Die Tiefsee ist durch das gekennzeichnet und bestimmt, was ewig ist, wie Glaube, Hoffnung, Liebe und Freude, um nur ein paar Dinge zu nennen. 
Der Gefangene, der zur Einzelhaft verurteilt wurde, der Patient, der die letzten Tage seines Lebens in einem einsamen Krankenhauszimmer verbringt, und der Schiffbrüchige, der auf einer fernen Insel gestrandet ist – sie alle entdecken, dass das, was ihnen einst so wichtig erschien, verblasst gegenüber der Sehnsucht, ihre geliebten Menschen noch einmal zu sehen. 


Wir alle haben ein tiefes inneres Leben, egal ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. … Der Psalmbeter ruft zu Gott aus seinem tiefsten Inneren heraus; dann richtet er seine Aufmerksamkeit ganz auf Gott:
„Aus der Tiefe schreie ich zu dir, Herr! Herr, höre meine Stimme, schenk meinem lauten Flehen ein offenes Ohr! Ich hoffe auf den Herrn, ja, aus tiefster Seele hoffe ich auf ihn. Ich warte auf sein rettendes Wort. Von ganzem Herzen sehne ich mich nach dem Herrn – mehr als die Wächter sich nach dem Morgen sehnen, ja, mehr als die Wächter nach dem Morgen!“ Psalm 130,1-2.5-6“

John Eldredge (1. März 2023, Du machst meine Seele stark: Resilienz - Wege zu neuer Widerstandskraft, Brunnen Verlag GmbH; 1. Edition)

 

 

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"So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit die, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.

Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

Jesus Christus (Johannes 3, 16-18)

"Die Menschen können sich zwar einen Gott zurechtmachen, den »lieben Herrgott« zum Beispiel, der einen ehrlichen Deutschen nicht im Stiche lässt, wenn er jeden Tag nur fünf Glas Bier trinkt. Aber das ist doch nicht Gott! ...

Gott ist ein verborgener Gott. Das hat ein Mann, Jesaja hieß er, verstanden und aus Herzensgrund geschrieen: »Herr, wir können nicht zu dir kommen. Ach, dass du die Nebelwand zerrissest und kämest zu uns!«
Und denken Sie: Gott hat diesen Schrei gehört! Er hat die Nebelwand zerrissen und ist zu uns gekommen - in Jesus.“ „Ohne Jesus wüsste ich nichts von Gott. Er ist die einzige Stelle, wo ich Gewissheit über Gott bekommen kann! Wie kann man nur sagen: »Ich kann ohne Jesus auskommen«!“

„Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem Journalisten, der mich interviewte und fragte: »Warum halten Sie eigentlich solche Vorträge?« Darauf habe ich ihm geantwortet: »Die halte ich, weil ich Angst habe, dass die Leute in die Hölle kommen.« Da lächelte er und erwiderte: »Gibt's doch gar nicht!« Und da habe ich gesagt: »Warten Sie's doch ab! In hundert Jahren wissen Sie es, ob Sie recht haben oder Gottes Wort.

Gott will, dass allen Menschen geholfen werde. Und darum hat er seinen Sohn gegeben - zur Rettung, zur Versöhnung.
Gehen Sie mit mir nach Jerusalem. Da ist ein Hügel vor der Stadt.“ „Sehen Sie ihn an, den Mann mit der Dornenkrone, den Sohn des lebendigen Gottes!" «Warum hängt er da? Dieses Kreuz ist der Altar Gottes. Und Jesus ist das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt, das versöhnt mit Gott. Sehen Sie: Solange Sie Jesus nicht gefunden haben, stehen Sie unter Gottes Zorn, auch wenn Sie's nicht merken, auch wenn Sie's leugnen. Und nur wer zu Jesus gekommen ist, steht unter dem Frieden Gottes: »Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.«
Ohne Jesus habe ich keinen Frieden im Herzen, da kann ich tun, was ich will. Ohne Jesus kann ich nicht sterben ohne tödliche Angst. Und nun ruhen Sie nicht, bis Sie diesen Frieden Gottes haben, bis Sie gerettet sind!

Seit die Menschen sich planmäßig von Gott abgesetzt haben, können sie auch ganz gemütlich und harmlos von Ihm reden. Erst wenn ein moderner Mensch in die Nähe Gottes kommt, dann merkt er: «Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.»
Kein Mensch hält es ungeschützt aus bei dem lebendigen Gott, dem verzehrenden Feuer. Darum kann man schon verstehen, dass die Menschen sich von Ihm absetzen. Aber das ist Wahnsinn. Gott trifft uns ja doch eines Tages. Die Bibel zeigt den besseren Weg: Versöhnung mit Gott. Also: Wer Gott wirklich will, der braucht Versöhnung!

Das hebräische Wort, das in unserem Text steht, heißt «kafar». Das bedeutet zunächst «bedecken», dann «vergeben», und schließlich hat es die Bedeutung «versöhnen». Daraus wird uns klar, warum eine Versöhnung nötig ist: um unserer Schuld vor Gott willen. Betrügt doch eure Seelen nicht, dass ihr euch einredet, ihr hättet vor Gott keine Schuld. Diese Schuld muss «bedeckt» werden, wir müssen «Vergebung» der Sünden haben. Und so geschieht die «Versöhnung» mit Gott. «Jesus ist unser großer Hohepriester, der uns durch Sein Blut mit Gott versöhnt. Darum wollen wir zu Ihm gehen und Frieden mit Gott finden.»

Es gibt keinen anderen, keinen schwierigeren und keinen bequemeren Weg, als dass man wirklich ernst macht mit Jesus und sich Ihm ausliefert."

Pfarrer Wilhelm Busch (1966, protestantischer Jugendpfarrer - Essen, Jesus unser Schicksal, Aussaat: Aufl. 2005)

 

"Der Historiker Thomas Großbölting drückt es so aus: Der Himmel ist immer mehr Menschen und immer größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen verloren gegangen. Wir sitzen quasi in einem modernen Fußballstadion mit schließbarem Dach, das sich für viele Zeitgenossen nun tatsächlich geschlossen hat. Der Himmel ist nicht mehr zu sehen, der Blick „nach oben“ zu Dingen außerhalb des Irdisch-Materiellen bleibt ihnen versperrt."


Prof. Dr. Stefan Schweyer  [Staatsunabhängige Theologische Hochschule STH Basel] u. Prof. Dr. Philipp Bartholomä [Freie Theologische Hochschule Gießen] (3. März 2023, Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen, Brunnen Verlag Gießen)

 

"Wir sind heutigentags sehr schüchtern, den Himmel auch nur zu erwähnen. Wir fürchten uns vor dem Spott über »das bessere Jenseits«. Der Vorwurf ist uns unangenehm, wir suchten uns vor der Pflicht zu drücken, hier und jetzt eine bessere Welt zu schaffen, und träumten stattdessen von einer glücklichen Welt anderswo.

Aber entweder gibt es das bessere Jenseits oder nicht. Wenn nicht, dann ist der christliche Glaube falsch; denn sein ganzes Gefüge ist von dieser Lehre durchwirkt. Wenn aber doch, dann muss ich mich dieser Wahrheit wie jeder anderen Wahrheit stellen - mag das nun in politischen Versammlungen zweckmäßig sein oder nicht. …

Vielleicht bist du der Meinung, es gebe noch einen anderen Grund für unser Schweigen über den Himmel, dass wir nämlich gar nicht wirklich danach verlangen. Das kann aber eine bloße Täuschung sein. Was ich nun sagen werde, ist nichts als meine privateste Meinung ohne den geringsten Autoritätsanspruch; und ich unterwerfe sie dem Urteil besserer Christen und gelehrterer Männer, als ich es bin.

Es gibt Zeiten, da auch ich glaube, dass wir gar nicht nach dem Himmel verlangen. Noch häufiger aber frage ich mich, ob wir - im Innersten unseres Herzens - jemals nach etwas anderem verlangt haben."

Prof. Dr. theol. h.c., Dr. h.c. Clive Staples Lewis (1940, britischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, The Problem of Pain, 1940; Über den Schmerz, Köln/Olten: Hegner 1954; Gießen: Brunnen, 7. Aufl. 2009, S. 147 f.)

 

"Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind."

 

Prof. Dr. theol. h.c., Dr. h.c. Clive Staples Lewis (1952, Mere Christianity, S. 106, in: Mahnaz Nolte: Deine Liebe lässt mich staunen. R. Brockhaus, Wuppertal 2006; S. 88)

"Gott hat allem auf dieser Welt schon im Voraus seine Zeit bestimmt, er hat sogar die Ewigkeit in die Herzen der Menschen gelegt. Aber sie sind nicht in der Lage, das Ausmaß des Wirkens Gottes zu erkennen; sie durchschauen weder, wo es beginnt, noch, wo es endet."

Prediger 3,11 (NLB)

"Der Wunsch, dass alles wieder gut wird, gehört zu den tiefsten Sehnsüchten des menschlichen Herzens. Er schlummert in den Tiefen unserer Seele, seit wir unsere wahre Heimat verloren haben. Denn unser Herz erinnert sich an den Garten Eden.

 

Die meiste Zeit über fließt dieses schöne, mächtige Verlangen wie ein unterirdischer Strom unter der Oberfläche unseres Bewusstseins – so lange, wie wir durch ein bestimmtes Maß an Gutem in unserem Leben getröstet werden. Wenn wir unsere Arbeit, die Familie, unsere Freizeit und all die kleinen Annehmlichkeiten unseres Lebens genießen können, scheint der Wunsch, dass alles wieder gut wird, weit entfernt zu sein.

Doch sobald Prüfungen und Leid über uns hereinbrechen, kommt diese Sehnsucht wieder an die Oberfläche wie ein Wal, der nach Luft schnappt, und sie gewinnt an Schwung und Kraft. Das gilt besonders nach Zeiten, die uns massiv herausfordern.

Während wir uns in einer solchen Phase befinden, versuchen wir tapfer durchzuhalten. Wenn der Sturm sich aber gelegt hat, taucht der Wunsch, dass alles wieder gut wird, auf und fordert seine Erfüllung."

John Eldredge (1. März 2023, Du machst meine Seele stark: Resilienz - Wege zu neuer Widerstandskraft, Brunnen Verlag GmbH; 1. Edition)

Jürgen Klopp über seinen Vater: "Er war ein unglaublicher Fußballer. Als er 18 Jahre alt war, bot ihm Kaiserslautern - damals noch ein großer Klub - einen Vertrag an. Aber mein Großvater sagte: 'Du wirst kein Fußballer, du lernst etwas Gescheites', deshalb hat mein Vater gewollt, dass ich seine Träume erfülle. …
Alle Dinge, die ich machte, weil mein Vater es wollte, habe ich geliebt. Aber es ist die eine Sache, die Dinge zu lieben, die man tut - und die andere, wenn dein Vater nicht zufrieden mit deinen Fortschritten ist. ...

Als ich meinem Vater sagte, dass ich Sportwissenschaften studieren will, war er Feuer und Flamme. Er sagte: 'Ja, tu das.' Er hatte keine Ahnung, was man damit anfangen kann, aber ich war das erste Kind der Familie, das studierte. Ich weiß genau, was er wollte: Dass ich im Sport extrem erfolgreich werde. 


Aber er hatte einen durchschnittlichen Fußballer vor sich. … Es ging immer mehr um Kritik als um Lob …

Wenn ich in den Spiegel schaue, bin ich geschockt, weil ich exakt wie mein Vater aussehe. Heute hätten wir eine herausragende Beziehung, weil ich mittlerweile alt und stark genug bin, um im richtigen Ton zu sagen, was ich sagen will. Wir könnten gute Gespräche führen. 


Aber ich bin Christ, ich glaube an Gott, den Himmel und daran, dass er dort ist"

Klopps Vater Norbert starb im Jahr 2000, kurz bevor Jürgen Klopp seinen ersten Trainerjob beim FSV Mainz 05 übernahm.

Jürgen Klopp (03. Feb. 2021, Fußballtrainer und ehemaliger -spieler, Liverpool-Trainer Jürgen Klopp erzählt bewegende Geschichte über seinen verstorbenen Vater: "Er wollte, dass ich seine Träume erfülle", GOAL, Abgerufen am 22. Mai 2024, von goal.com/de/meldungen/liverpool-juergen-klopp-vater-england-premier-league/2llgehlgym3c1r3pq9ovg29uj)

 


"Ich bin Christ. Wir sehen uns." 
Jürgen Klopps Nachricht an den todkranken Liverpool-Fan Dave Evans.

Jürgen Klopp (01.06.2019, Fußballtrainer und ehemaliger -spieler, Klopp-Botschaft an todkranken Fan: "Ich bin Christ. Wir sehen uns", DER SPIEGEL, Abgerufen am 22. Mai 2024, von spiegel.de/sport/fussball/juergen-klopp-schickt-videobotschaft-an-todkranken-fan-a-1270379.html)

Jürgen_Klopp

Jürgen Klopp (2017)

Jürgen Klopp“ von Дмитрий Голубович ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

idea-Interview: „Ich werde meine Tochter in der Ewigkeit wiedersehen“

"Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), über das Sterben seiner jüngsten Tochter, den Tod und die Ewigkeit.

Mit dem Ewigkeitssonntag am 20. November geht das Kirchenjahr zu Ende (am 1. Advent beginnt ein neues). Im Volksmund heißt dieser Sonntag „Totensonntag“. Viele Menschen denken an die, die in ihrem Umfeld gestorben sind. Aber nur 45 Prozent der Mitteleuropäer glauben laut Umfragen an ein Leben nach dem Tode.

 

Zu Sterben, Tod und Ewigkeit ein Interview mit dem Präses der zweitgrößten deutschen Landeskirche, der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider (58, Düsseldorf). Er gehört auch der Leitung der EKD, dem Rat, an. Am 3. Februar dieses Jahres starb die jüngste seiner drei Töchter, Meike, im Alter von 22 Jahren. Am Ende ihres ersten Semesters Theologie erfuhr sie, dass sie an Leukämie erkrankt sei. Zwei Jahre lang kämpfte sie gegen diesen Blutkrebs. Am 20. November wird im Ersten Fernsehprogramm um 17.30 Uhr in einer Sendung der Reihe „Gott und die Welt“ über sie berichtet. Mit Präses Schneider sprach Helmut Matthies.

idea: Herr Präses, Ihre Tochter musste lange leiden, bevor sie starb. Hatten Sie vorher anders über das Sterben gedacht?

Schneider: Ich habe meinen Vater beim Sterben begleitet und als Gemeindepfarrer an vielen Sterbebetten gesessen. Aber wenn das eigene Kind stirbt, ist es ein Stück weit, als wenn man selbst stirbt. Wir hatten viele Male um Heilung gebetet und auch immer wieder den Eindruck, dass dieses Gebet erhört worden war. Sowohl nach der Chemotherapie als dann auch nach der Rückenmarkstransplantation hieß es, sie sei geheilt. Nach nur fünf Wochen aber war der Krebs wieder da.

idea: Nimmt da das Bild von Gott Schaden?

Schneider: Natürlich ist dieses Bild angekratzt. Ich habe jetzt einige Fragen an Gott: Warum hat er unsere Tochter mit nur 22 Jahren sterben lassen? Er hätte doch die Macht gehabt, sie zu heilen! Warum ließ er dieses Auf und Ab zu? Andererseits wird die grundsätzliche Beziehung zu Gott nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil: Wir sind dankbar auch für die schlimme Zeit, denn wir haben eine Tiefe in der Beziehung zu unserer Tochter, innerhalb unserer Familie und auch zu Gott erlebt, wie sie sonst nicht vorstellbar gewesen wäre. Wir bekamen ungeahnte Kräfte, aber auch genau die richtigen Worte in unserem Innern, die uns halfen zurechtzukommen. 

idea: Wusste Ihre Tochter, dass sie sterben muss?

Schneider: In ihrem Innern, denke ich, ja, obwohl sie bis zu ihrem letzten bewussten Augenblick um ihr Leben gekämpft hat. Es war ja wie eine Achterbahnfahrt: geheilt – Rückfall – geheilt – Rückfall. Natürlich wurde auch ihr Verhältnis zu Gott dadurch mit Fragen versehen. Die Zeit bis zu ihrem Tod war dann ein Ringen um die Erfahrung von Gottes Nähe. Besonders die im Neuen Testament beschriebene Erfahrung Jesu am Kreuz wurde ihr zum Trost: dass Gott nämlich nicht ein ferner Gott ist, sondern in Jesus Christus unsere Tiefen, unsere Verzweiflung, unsere Hilflosigkeit und unsere Schmerzen – sie hatte ja auch erhebliche Schmerzen bei der Therapie – kennt. Auch Jesus hatte ja in seinem Leben Momente der Gottesferne erfahren. Sie durfte erfahren, dass Gott für sie in ihrem Leid da ist. Sie war aber gewiss, dass sie nach dem Tod in Gottes Armen geborgen ist.

idea: Sie war also bewusst Christin?

Schneider: Es ist für uns ein großes Geschenk, dass unsere drei Töchter sich durch die Erfahrung des Pfarrhauses nicht vom Glauben an Christus entfernt haben. Im Gegenteil: Alle setzen sich mit dem Glauben auseinander und sind der Kirche verbunden. 

idea: Es gibt ja gegenwärtig eine breite Debatte über die Sterbehilfe. Hat Ihre Tochter je den Wunsch geäußert, dass man ihr hilft, schneller zu sterben?

Schneider: Auf den Gedanken ist sie überhaupt nicht gekommen. Sie genoss aber auch eine hervorragende Schmerztherapie. Das war eine gute Hilfe.

idea: Haben Sie das als Seelsorger je erlebt, dass Kranke den Wunsch geäußert haben, wegen ihres Leidens schneller sterben zu können?

Schneider: Nein. Letztlich war es stets ein Ja zum Unabänderlichen und dann
auch ein getrösteter Übergang.

idea: Nachdem Sie den Tod Ihrer Tochter so intensiv erlebt haben: Können Sie selbst jetzt auch leichter sterben?

Schneider: Bereits seitdem ich als Gemeindepfarrer Menschen beim Sterben begleitet habe, habe ich keine Angst mehr.

idea: Warum nicht?

Schneider: Weil ich gesehen habe, dass es geht. Es ist ein großes Privileg von Pfarrerinnen und Pfarrern, dass sie Menschen beim Sterben begleiten können. Denn dann können sie die Erfahrung machen, wie man stirbt. Dass man nämlich Bilanz ziehen, sich von anderen verabschieden kann und dass die Heilige Schrift dafür wundervolle Texte und Bilder bereithält, die Hoffnung machen auf das Leben nach dem Tod in der Gegenwart Gottes.

idea: Was ist da für Sie das eindrucksvollste biblische Bild?

Schneider: Ich denke besonders an das Wort Jesu: „Ich gehe voraus, euch in meines Vaters Haus eine Wohnung zu bereiten ... Ihr sollt sein, wo ich bin “ (Johannes 14,1 ff) oder an das, was in der Offenbarung des Johannes steht: „Und Gott wird (in der Ewigkeit) abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“ (21,4). 

idea: Wie ist Ihre Tochter heimgegangen?

Schneider: Als uns der Arzt sagte, dass es soweit sei, lag sie auf einer Intensivstation in Essen. Unsere ganze Familie und ihre Tante waren die letzten fünf Stunden bei ihr. Wir haben gebetet und miteinander gesungen. Und sie ist dann in meinen und in den Armen meiner Frau heimgegangen.

idea: Hat Ihre Tochter für Ihre Beerdigung etwas festgelegt?

Schneider: Sie hat gesagt, welchen Pfarrer sie sich wünscht und dass die Bibeltexte von Hoffnung bestimmt sein sollten.

idea: Seit langem gibt es den Trend, dass Beerdigungen „in aller Stille“ – also im kleinstmöglichen Rahmen – stattfinden. Was wünschte sich Ihre Tochter?

Schneider: Eine ganz große Beerdigung! Sie wollte, dass alle, die zu uns gehören und Anteil an ihrem Leid genommen haben, dabei sind. Wer sagt, man solle das im kleinsten Kreise machen, weiß nicht, was er sich selbst damit antut. Denn Sterben ist ein so mächtiger Prozess, dass man ganz viele Freunde und Freundinnen und Geschwister im christlichen Glauben braucht, die einen dabei begleiten und trösten. Sterben und Tod sind immer Sache der gesamten Gemeinde.

idea: Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht, die für andere hilfreich sein könnten?

Schneider: Das erste ist, dass man nicht vor dem eigenen Sterben und dem anderer „weglaufen“ sollte. Wir haben hier oft eine völlig falsche Vorstellung, nämlich die, dass das alles nur schrecklich sei. Doch wer andere beim Sterben begleitet, wird dadurch auch innerlich reicher. Tränen und Trauer können guttun. Vor allem aber dürfen wir nicht vergessen, dass wir als Christinnen und Christen eine gemeinsame Hoffnung haben, nämlich dass wir im Reich Gottes wieder zusammenkommen werden. Und das, was im Neuen Testament darüber gesagt ist, sollte man sich selbst und dem Sterbenden vergegenwärtigen. Dann können wir diese Situation bestehen.

idea: Was heißt das konkret?

Schneider: Man sollte sich erkundigen, welche Lieblingslieder im Gesangbuch der Sterbende hatte, und sie dann mit ihm zusammen singen. Man kann den wunderschönen Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte) vorlesen oder auch Psalm 139, wo es heißt, dass Gott uns von allen Seiten umgibt. Man sollte auf jeden Fall das Vaterunser beten, dem Sterbenden die Hand auflegen und ihn segnen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich dann selbst in den allerletzten Minuten noch die Lippen mit bewegten. Die Sterbenden nehmen also diese Tröstung bewusst wahr. Für Gemeinden sollte es zur Regel werden, dass ihre Geistlichen einmal das Angebot für einen Abend zum Thema „Die Begleitung Sterbender“ machen, wo man Fragen behandelt, wie man sich verhalten, welche Lieder und Texte man berücksichtigen sollte und welche Möglichkeiten es gibt, mit einem Sterbenden noch zu kommunizieren.

idea: Wie ist das, wenn man nicht weiß, ob der Sterbende an Gott glaubt: Soll man ihn trotzdem offensiv darauf ansprechen?

Schneider: Ich möchte dazu ermutigen, stets die Frage nach Gott zu stellen. Freilich sollte man das so tun, dass der andere auch die Freiheit hat, nein zu sagen. Oft ist es aber gerade so, dass Sterbende geradezu darauf warten, dass man sie fragt nach Gott oder, ob man mit ihnen beten darf. Das gilt auch für Atheisten. Denn auch sie kommen bei Sterben und Tod ins Fragen. Und da haben wir die große Chance, ihnen zu helfen.

idea: Viele Menschen wünschen sich, plötzlich und schnell zu sterben. Wie möchten Sie sterben?

Schneider: Langsam. Der schnelle Tod ist ein böser Tod, weil man sich nicht verabschieden kann. Das Sterben ist doch eine ganz wichtige Phase unseres Lebens, und wenn wir sie nicht selbst mitgestalten können, dann fehlt uns und unseren Angehörigen etwas Entscheidendes.

idea: Haben Sie die Hoffnung, Ihre Tochter in der Ewigkeit wiederzusehen?

Schneider: Selbstverständlich, denn das steht ja auch klar im Neuen Testament, beispielsweise im 1. Korintherbrief im 15. Kapitel. Dann haben wir im Johannesevangelium (Kapitel 14) die Abschiedsreden Jesu, in denen er uns ganz klar sagt, dass wir mit ihm einst in der Ewigkeit zusammen sein werden.

idea: Haben Sie da auch mit Ihrer Tochter darüber gesprochen?

Schneider: Das war auch immer Thema. Im Übrigen spreche ich darüber bei allen Beerdigungen.

idea: Im Neuen Testament gibt es ja zwei Aussagestränge im Blick auf die Ewigkeit. Nach dem einen ist es so, dass wir nach dem Tod so lange „schlafen“, bis wir wieder auferweckt werden zum Jüngsten Gericht (Joh. 11,11; 1. Thess. 4,15 ff, 1. Joh. 3,2). Nach anderen Stellen kann man davon ausgehen, dass wir gleich nach dem Tod in der Ewigkeit bei Christus sein werden, zum Beispiel wenn Jesus zum Schächer am Kreuz sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Lukas 23,4).

Schneider: Wir haben tatsächlich beides, wobei mich die Aussage Jesu, die er gegenüber dem Schächer am Kreuz macht, am meisten überzeugt. Aber letztlich kann ich hier nur sagen: Warten wir einmal ab, wie es wird. Entscheidend ist, dass wir als Christinnen und Christen wissen dürfen, dass wir einmal in der Ewigkeit bei Christus sein werden. Darauf freue ich mich. Und ich habe geradezu eine gewisse Sehnsucht in mir, meine jüngste Tochter dort einmal wiederzusehen.

idea: Rein statistisch ist im Neuen Testament mehr von der Hölle als vom Himmel die Rede. Was bedeutet Hölle für Sie?

Schneider: Dass unser Leben nicht belanglos ist, sondern Konsequenzen hat, dass Gott darüber beim Jüngsten Gericht ein Urteil fällen wird. Und dieses Urteil kann uns in Abgründe führen, also in die Hölle. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass Gottes Gnade größer sein wird als alles, was ich mir vorstellen kann. Aber das darf ich nicht voraussetzen.

idea: Nun heißt es in der Rede Jesu an seine Jünger, dass das Kriterium dafür, ob ich in den Himmel komme, ist, dass ich mich zu Jesus Christus vor anderen bekenne (Mt. 10,32) ...

Schneider: Wir können unser Leben nur auf Jesus Christus allein begründen. Das ist tatsächlich der Grund, auf dem wir stehen, und das muss auch klar verkündigt werden.

idea: Wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten: Was würden Sie tun?

Schneider: Ich würde mich bei allen entschuldigen, denen ich wehgetan, die ich ungerecht oder gedankenlos behandelt habe. Wenn möglich, würde ich dann versuchen, mich mit so vielen Menschen wie möglich noch einmal zusammenzusetzen. Von meinen Lieben und insbesondere von meiner Frau würde ich mich unter Tränen und Trauer verabschieden. Gleichzeitig würde ich Gott für mein Leben danken. Ich möchte aber auch die Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass ich jetzt in das ewige Reich Gottes gehe, und hoffe, viele von denen, mit denen ich hier gelebt habe, einmal wiederzusehen.

idea: Wir danken für das Gespräch."

Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider (10. November 2005, 2010 - 2014 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland - EKD, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) , idea-Interview: „Ich werde meine Tochter in der Ewigkeit wiedersehen“, Abgerufen am 14.08.2024, von idea.de/Interview/detail/ich-werde-meine-tochter-in-der-ewigkeit-wiedersehen-60783)


 

Nikolaus-Schneider

Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider (2010)

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"Seltsam, wie still nachts um 2 Uhr die Grosstadtstraßen sein können, die am Tage mit Lärm erfüllt sind! Schwarz und schweigend stehen die Häuser. Trübe scheinen die Lampen durch den dunklen Nebel.
Fröstelnd biege ich ein in die Strasse, die zu dem Krankenhaus führt. Mitten in der Nacht hat mich das Telefon geweckt: Ein Sterbender verlangt nach dem Pfarrer.


Aus einem Hause fällt Licht. Zankende Stimmen stören die Ruhe der Nacht. Um welche Kleinigkeit man sich dort wohl streitet? Und in dem Krankenhaus schickt sich eine Seele an, in die Ewigkeit zu gehen.

Es ist so wunderlich: Ich sollte das Sterben doch gewohnt sein! Wie viele habe ich dahingehen sehen – auf Schlachtfeldern und auf Krankenbetten! Aber – es ist und bleibt eine erschütternde Sache, wenn der lebendige Gott ruft: „Kommt wieder, Menschenkinder!“
Ich muss mich beeilen! Bald stehe ich vor dem großen Gebäude. Der Pförtner weiß schon Bescheid und weist mich auf die richtige Station.


Und nun betrete ich das Krankenzimmer. Im Bett ein noch junger Mann. Seine Frau sitzt erregt bei ihm. Als sie mich sieht, springt sie auf: „Herr Pfarrer, geben Sie meinem Mann schnell das Abendmahl!“
Ich schaue auf den Patienten. Der Tod hat das Gesicht schon gezeichnet. Der Kranke nimmt keine Notiz mehr von meinem Kommen.

Nein! Ich werde den Mann nicht mehr mit einer Abendmahlsfeier quälen. Aber es ist meine Überzeugung, dass die Sterbenden unser Wort noch hören, auch wenn der Leib keine Zeichen des Verständnisses mehr gibt. Und darum will ich den Mann in die Ewigkeit begleiten mit meinem Gebet und mit den Worten der Gnade.


Die Frau hält meine Hand fest: „Herr Pfarrer, schnell! Geben Sie meinem Manne das Abendmahl!“
Ich schiebe sie beiseite. Ihre Unruhe ist bedrückend. Dann beuge ich mich zu dem Kranken und sage ihm ganz langsam das Bibelwort: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde …“
Langsam schlägt er die Augen auf und sieht mich an. Die Frau packt meinen Arm: „Schnell! Das Abendmahl!“


Wenn ich doch die Frau zur Ruhe bringen könnte! Ich führe sie auf den Korridor hinaus und versuche ihr klar zu machen, dass ihr Verlangen sinnlos sei. „Sehen Sie, Ihr Mann ist schon viel zu elend. Das Abendmahl quält ihn jetzt nur.“
Sie schluchzt auf: „Aber er soll doch selig werden!“


Was soll man da sagen? „Frau!“ erkläre ich ihr erregt, „meinen Sie denn, eine äußerliche Zeremonie könne vom Gericht Gottes erretten? Wenn Ihr Mann den Herrn Jesus Christus kennt als seinen Heiland und an Ihn glaubt, dann ist er errettet – auch wenn er jetzt nicht das Abendmahl nimmt. Und ohne Jesus – ja, da hilft auch kein Abendmahl!“
Aber sie lässt nicht nach! Sie erzählt, wie sehr ihr Mann nach dieser Feier begehre. Sie drängt …
Ach, ich war damals ein junger Anfänger im Amt. Auf der Universität hatte mich kein Mensch auf solche Fälle vorbereitet. Hilflos stand ich im Zweifel, was zu tun sei. Dann gab ich nach.
Wir gingen in das Zimmer. Schnell richtete ich die Geräte. Der Mann war durch die leise Unruhe aufgewacht. Still und – wie mir schien – gesammelt, war er jetzt ganz bei der Sache.
„Dies ist der Kelch des neuen Testaments in meinem Blute, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden …“ In der unendlich stillen Nachtstunde standen diese gewaltigen Worte wie Felsen der ewigen Errettung …


Betend wartet der Krankenwärter im Hintergrund. Ich kannte ihn als einen von Herzen gläubigen Christen.
Als die Feier zu Ende war, sank der Mann befriedigt zurück in die Kissen. Ich verließ mit dem Wärter das Zimmer. Nun sollten die beiden Eheleute allein sein, um Abschied zu nehmen.

Aber – ich kam noch nicht fort. Der Wärter verwickelte mich in ein Gespräch. Und ich ließ es gern geschehen. Mir war, als sei diese Sache noch nicht zu Ende.
Es verging eine halbe Stunde. Alles war still.
„Wir wollen nach dem Kranken sehen“, sagte ich und öffnete die Tür.


Da bot sich mir ein verblüffendes Bild: aufrecht saß der Mann im Bette. Lachend rief er uns zu: „Ich bin über den Berg. Es geht besser!“ Und lachend und weinend warf sich die Frau an seinen Hals.
Es war erstaunlich. Aber warum sollte das nicht stimmen? Es läuft mancher durch die Strassen, den die Ärzte einmal aufgegeben hatten. Und die Freude der beiden steckte einfach an. Da musste man sich mitfreuen.
Ich nahm die Hand des Kranken: „Wie glücklich bin ich, dass ich das miterleben darf.“ Und nun ergriff mich dieser Wechsel der Situation mächtig. Ich musste noch ein Wort sagen: „Lieber Mann, als Sie an den Pforten der Ewigkeit standen, ist der Herr Jesus zu Ihnen gekommen mit Seiner Gnade. Lassen Sie nun nicht mehr von diesem Heiland!“


Da ging auf einmal ein abscheuliches Grinsen über das Gesicht des Mannes – es war wie ein Flammenschein der Hölle. Spöttisch lächelnd sagte er: „Ach, das alles brauche ich doch nicht mehr. Ich lebe ja wieder!“
Erschüttert stand ich. Jedes Wort blieb mir in der Kehle stecken. Und während ich noch so stand, griff der Patient plötzlich nach seinem Herzen und – sank langsam zurück. Er war tot!
Da bin ich in die Nacht geflohen …

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1950). Christus lebt! Erlebnisse und Kurzgeschichten. Christliches Verlagshaus. Brunnen Verlag, 2005.

"Und in seinem Blick war die Hölle, und darin lag: “Es gibt keinen Gott. Es ist alles verloren.” Es war das Schrecklichste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Ich griff nach seinem Arm und sagte: “Johannes, du musst jetzt beten”"
 

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Edition: 24. Oktober 2014). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

"Ich bin der Überzeugung, dass die größten Gefahren, die dem kommenden Jahrhundert bevorstehen, folgende sind: eine Religion ohne den Heiligen Geist, eine Christenheit ohne Christus, eine Vergebung ohne Buße, eine Erlösung ohne Wiedergeburt, eine Politik ohne Gott und ein Himmel ohne Hölle."

Pfarrer Dr. h.c. William Booth (1829 -1912, Gründer der Heilsarmee, Ehrendoktor der Universität Oxford, London)

Ein 90-jähriges Leben in Wochen (DIN A4 Blatt)

(Your Life in Weeks huffpost.com Jul 28, 2014)

 

"Die Christen müssten mir erlöster aussehen, bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte."

Prof. Dr. Friedrich Nietzsche (1883, Deutscher Philosoph, Also sprach Zarathustra . Werke in drei Bänden . München 1954 , Band 2 , S. 350)


"Warum sehen die Christen nicht erlöster aus?" ...

"Vielleicht haben wir uns schon zu lange bei dieser Frage aufgehalten. Wenn wir nämlich nur ein Argument gegen das Christentum suchen - und ich weiß noch genau, wie eifrig ich nach solchen Argumenten suchte, als ich zu fürchten begann, es könnte wahr sein -, dann werden wir leicht irgendeinen bornierten und wenig überzeugenden Christen finden, um sagen zu können: „Hier habt ihr euern vielgepriesenen neuen Menschen! Mir ist der alte lieber."

Sind wir aber einmal zu der Einsicht gelangt, dass vieles für das Christentum spricht, dann wissen wir genau, dass solch ein Satz den Kern verfehlt. Was können wir schon in Wirklichkeit von Seelen anderer Leute wissen, ihren Versuchungen, ihren Möglichkeiten, ihren Kämpfen?

Es gibt eine einzige Seele in der ganzen Schöpfung, die wir kennen, und es ist die einzige, deren Schicksal in unsere Hände gegeben ist. Wenn es einen Gott gibt, sind wir mit ihm allein.

Wir können ihn nicht abweisen mit Vermutungen über unsere Nachbarn oder Erinnerungen an Dinge, die wir irgendwo gelesen haben. Wie wenig wird all dieser Tratsch und dieses Gerede zählen (werden wir überhaupt noch daran denken?), wenn der betäubende Nebel zerreißt, den wir „Natur" oder „die wirkliche Welt" nennen, und die Gegenwart Gottes offenbar, unmittelbar und unausweichlich wird!"

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 

Lewis, C. S. (1952). Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben (24. Aufl.). Brunnen, Basel, 2018.

 

"Wenn ein Mensch Gott begegnet, so wird er erleben, ob er es will oder nicht, dass all die Dinge von ihm abfallen, die ihn von Menschen anderer Epochen (oder sogar von seinem früheren Selbst) so verschieden zu machen schienen. Er ist dahin zurückgekehrt, wo er schon immer war, wo jeder Mensch immer ist. «Eadem sunt omnia semper» - alles ist immer dasselbe. Betrügen wir uns doch nicht selbst!

Wir können mit unserem Forschen bis zu den Grenzen des Möglichen vordringen und uns ein noch so komplexes Weltbild schaffen - es kann uns nicht vor Gott verbergen. Kein Gestrüpp, kein Wald, kein Dschungel ist dicht genug, um uns Unterschlupf zu gewähren. In der Offenbarung heißt es von ihm, «der auf dem Throne saß»: «Vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel.» [Offenbarung 20, 11]

Das kann jeder von uns schon im nächsten Augenblick erleben. Wirklich: In einem Augenblick, in einer unmessbar kurzen Zeit und an jedem beliebigen Ort kann alles, was scheinbar zwischen uns und Gott stand, fliehen, sich in nichts auflösen, und wir finden uns nackt und bloß vor ihm wie der erste Mensch, wie der einzige Mensch, als gäbe es sonst nichts mehr - nur ihn und mich.

Und weil wir dieser Begegnung auf lange Sicht nicht ausweichen können, und weil sie Freude oder grauenvollen Schrecken über uns bringen wird, gibt es im Leben nichts Wichtigeres, als dass wir lernen, uns darauf zu freuen. Das ist unsere erste und größte Lebensaufgabe."

Prof. Dr. theol. h.c., Dr. h.c. Clive Staples Lewis (1898-1963, britischer Schriftsteller und Literatur-wissenschaftler, Nach der Wahrheit fragen, Dr.phil. Jürgen Spieß, Brunnen-Verlag, Gießen; Aufl. 2007)

 

"Gibt es Gott oder gibt es ihn nicht? Entweder Gott ist oder er ist nicht. Wenn er ist, dann muss ich mich dazu verhalten, dann muss ich beginnen, ihn zu suchen. Dann ist diese Frage das Wichtigste im Leben. …

Als ich mit Gott gebrochen habe, wusste ich nicht, dass ich dadurch auch mit der ganzen unsichtbaren Welt breche. … Ich hielt mich und jeden Menschen nur noch für einen zufällig programmierten Zufall. Alles wurde leer und alles egal. 
Trotzdem habe ich gelitten. Warum? Wenn alles egal ist? Wahrscheinlich, weil ein Teil der Seele sich nicht so leicht ins Nichts reißen lassen will. Diesen Teil habe ich irgendwann begonnen, ernst zu nehmen. 

 

Ich habe mich entschieden zu glauben."

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin und Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2013, November 24). Ich habe mich entschieden zu glauben. Interview geführt von Sabine Kuschel. Evangelische Wochenzeitung "Glaube + Heimat"/"Der Sonntag", Nr. 47, S. 4. Aktualisiert am 26. Januar 2018. In: Pfarrbriefservice.de. Abgerufen am 13. September 2024, von pfarrbriefservice.de/file/ich-habe-mich-entschieden-zu-glauben
 


"Jeder hat seine Gründe für seinen Unglauben. Der eine kann nicht glauben, weil die Christen ihn enttäuscht haben. Der andere, weil er „zuviel erlebt hat, was er mit Gottes Liebe nicht vereinbaren kann". Der dritte kann nicht glauben, weil ihm seine ungeheure naturwissenschaftliche Bildung im Wege steht. Und die meisten können nicht glauben, weil sie es gar nicht wollen. ...

Es sagte mir einst ein Mann: „ich glaube an ein höheres Wesen. Ob ich das nun Allah, Gott, Vorsehung oder Schicksal nenne, ist doch wohl gleichgültig." Ich erwiderte: „Vielleicht kommen Sie bald in eine Krise oder große Not. Flüchten Sie dann zur Vorsehung! Rufen Sie das Schicksal an! Ergreifen Sie die Hand des höheren Wesens!
Dann stellt es sich heraus: Sie kennen Gott nicht einmal dem Namen nach. Sie sind ihm fremd und er ist Ihnen fern."

"Aber Jesus! Der geoffenbarte Gott und Heiland! Der ist ein festes Schloss. Wer ihn anruft, kennt Gott mit Namen. Wer Jesus anrufen kann, wohnt in dem festen Schloss. Vor dem Namen Jesus flieht die Hölle. Beim Namen Jesus schweigt sogar Gottes Gericht, weil Jesus für uns Sünder am Kreuz gebüßt hat."

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1966). 365 x ER. Tägliche Andachten. Brunnen Verlag, 2011.

 

 

 

"Da kommen Leute zu mir und erklären mir, dass man auch auf andere Art und Weise selig werden kann. Versuchen Sie es! Ich sage Ihnen: Es gibt nur eine Tür ins Reich Gottes! Und diese Tür heißt Jesus!"

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.​

Busch, W. (1966). Jesus unser Schicksal. Brunnen Verlag, 2017.

"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."

Jesus Christus (Johannes 14, 6)

 


"Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."
"Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen."

Johannes 14, 5-6 + 23

 


"Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich's auferwecke am Jüngsten Tage.

Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage."

Jesus Christus  (JOHANNES / 6. Kapitel, 37-40)

 

"Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein."

Offenbarung 21, 6-7



"Wenn Jesus Christus, so wie die Bibel es berichtet, tatsächlich der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, dann ist alles, was er gesagt und getan hat, wahr. Wenn Jesus Christus nicht die Wahrheit ist, dann ist er ein Lügner.

Jeder Mensch, der mit dem Evangelium konfrontiert wird, muss sich für die eine oder andere Möglichkeit entscheiden.


Niemand geht den »goldenen Mittelweg«, auf dem er sich beide Möglichkeiten offen halten kann, denn in der Mitte steht ein Zaun. Und wir befinden uns immer entweder auf der linken oder auf der rechten Seite des Zauns.

Die beiden Seiten des Zaunes benennt die Bibel mit »in Christus sein« oder »außerhalb Christus sein«. Wenn ein Mensch in Christus ist, dann ist er »im Leben«, denn Christus ist das Leben. Und wenn ein Mensch nicht in Christus ist, dann ist er »nicht im Leben«, weder hier noch in der Ewigkeit. …

Es geht "nicht um Religion, Kirche, Rechtgläubigkeit, Konfession oder ein Bekehrungserlebnis. Denn es kann sein, dass ein Mensch religiös, kirchlich, getauft, rechtgläubig und bekehrt ist, aber dennoch nicht »in Christus« lebt. Wir mögen die Bibel lesen und auswendig lernen, großes Interesse an theologischen Büchern und Kirchengeschichte haben, und dennoch kann es sein, dass wir Gott nicht oder kaum kennen. Wir mögen über Christus Bescheid wissen, aber wir kennen ihn nicht, weil wir nicht »in ihm« sind und leben.

Der Ausdruck »in Christus« begegnet uns etwa 170-mal in verschiedenen Formulierungen im Neuen Testament. Wir können Gott nicht näher sein, als wenn wir »in ihm« sind. Aber um in Christus zu sein, müssen wir ihm unser ganzes Leben hingeben. Nicht nur unsere sündhaften Gewohnheiten, unser  falsches  Denken  und unsere bösen Motive, sondern unser ganzes Leben. Das Einzige, was wir wirklich besitzen, ist unser Leben und darum ist es auch das Einzige, was wir Gott tat­sächlich geben können. …

Da, wo ein Mensch sein Leben an Jesus verliert, stellt er mit Erstaunen fest, dass er es gewinnt. Denn wir müssen sterben, bevor wir leben, damit wir leben, bevor wir sterben."

Hans Peter Royer, † 17. August 2013 im Dachsteingebirge, Leiter einer Bergsteigerschule und Direktor des Christlichen Schulungszentrums "Tauernhof" Österreich, stellvertretender Leiter der internationalen Fackelträger-Bewegung.

Royer, H. P. (2006, Juni). Du musst sterben, bevor Du lebst, damit du lebst, bevor Du stirbst! Hänssler.

"Wo immer Jesus erwähnt wird, scheiden sich die Geister. Er sorgt für Unruhe. Jesus gegenüber kann man kaum neutral bleiben. Seine Worte, seine Person fordern unmittelbar zu einer Stellungnahme heraus. Das war schon damals so. …

Jesus ... war radikaler, als wir oft meinen. Er war nicht bereit, um des lieben Friedens willen faule Kompromisse zu schließen. Er war keinen Parteien und keinen menschlichen Traditionen verpflichtet, sondern nur dem Willen seines Vaters im Himmel. …

Jesus war radikal in seinen Aussagen. .... Es gibt zwei Wege, auf denen ein Mensch gehen kann, sagte Jesus. Der eine ist ein breiter Weg, auf dem viele gehen. Der andere Weg ist schmal und nur wenige finden ihn. Wer zum wahren Leben gelangen will, muss durch die enge Tür gehen und den schmalen Weg beschreiten.

Sein ganzes Leben wird anders verlaufen. Auf dem Weg des Lebens gelten andere Gesetze als sonst in der Welt. Es sind die Gesetze des Himmelreichs. Die Gesetze, die dort Gültigkeit haben, wo Gott ganz der Herr sein kann.

 

Deshalb ist jeder Mensch ganz persönlich gefragt. Er steht vor einem grundlegenden Entweder-Oder. Die Entscheidung liegt beim Einzelnen, welchen der beiden Wege er wählt. ... Auf dem schmalen Weg zu gehen, bedeutete nichts anderes, als Jesus nachzufolgen. Jesus rief seine Jünger nicht zu einer neuen Lehrmeinung oder religiösen Tradition, sondern zu sich selbst. „Folge mir nach!“ ...

Mach mit beim alternativen Leben! Ich lade dich ein, ein ganz anderes Leben zu führen als bisher. Ein radikales Leben. Ein Leben unter der Herrschaft Gottes. …

Das schafft natürlich sofort einen Konflikt. Gottes Herrschaft zu proklamieren, bedeutet Kampf. Denn die Botschaft von der Herrschaft Gottes ist eine Kampfansage an alle anderen Herrschaftsformen in der Welt. Jede Herrschaft von Menschen über Menschen hat keinen Platz mehr, wo nur Gott Herr ist. Auch die Mächte, die Menschen beherrschen – geistige, wirtschaftliche oder politische Mächte, Mächte der Tradition oder der Religion –, müssen aufhören, wo Gott allein Herr ist. …
Die Herrschaft Gottes ist nichts Negatives, nichts, was niederdrückt, sondern sie ermöglicht Leben. Wo Gott Herr ist, können Menschen aufatmen. …


Und das verkündigte Jesus. Mehr noch: Das lebte Jesus. Wo er auftauchte, da geschah genau das: Heilung, Befreiung, Versöhnung, Frieden. Gottes Herrschaft war nicht nur Zentrum der Verkündigung Jesu, sondern ereignete sich, wo Jesus war. …

Und dann sagt ihnen Jesus, für alle Zeiten verbindlich, was im Herrschaftsbereich Gottes gilt. Was dem Willen Gottes entspricht und was nicht. Jesus fängt an mit der radikalen Umwertung aller Lebenserfahrungen und Werte:

Glücklich zu preisen sind die geistlich Armen, die Leidenden, die Sanftmütigen, die sich nicht brutal durchsetzen. Sie sind die wahren Erben des Himmelreichs.

 

Glücklich sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, die Barmherzigen, die an keinem Leidenden teilnahmslos vorübergehen können.

 

Glücklich sind, die ein reines Herz haben, denn in ihnen kann sich Gottes Glanz unverfälscht widerspiegeln. Jesus preist die glücklich, die zwischen verfeindeten Parteien Frieden stiften, denn sie sind Gottes Kinder.

 

Glücklich sind auch die vielen, die verfolgt werden, weil sie Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit höher achten als ihren eigenen Vorteil. Und auch die, die aufgrund ihres Glaubens an Jesus verachtet und verfolgt werden, nennt er glücklich. Denn obwohl sie vielleicht wie Jesus selbst bis in den Tod gejagt werden, ist das dennoch nicht das Ende für sie. Gott wird sie belohnen, so wie die Propheten vor ihnen und wie Jesus selbst. …

Ein Jünger von Jesus muss eindeutig werden. Wie ein Licht weithin scheint, so soll durch ihn sichtbar werden, dass hier ein Mensch unter Gottes Herrschaft lebt. …

Ein Jünger von Jesus darf nicht Böses mit Bösem vergelten. Gewaltlos soll er ungerechter Gewalt entgegentreten, ja sogar noch durch Gutes-Tun das Unrecht eines anderen überwinden. ... Ein Jünger von Jesus muss lernen, auch seine Feinde zu lieben. Er soll für sie beten und sie segnen.

So spiegelt er das Wesen seines Vaters im Himmel wider, der unterschiedslos allen Menschen Gutes tut. Ein Jünger von Jesus darf aus seiner Frömmigkeit keine Schauveranstaltung machen. … Ein Jünger von Jesus richtet seinen Mitmenschen nicht. Denn er weiß, dass bei ihm selbst noch viel Unrechtes zu finden ist. Er soll sich vielmehr mit seinem Bruder auf eine Stufe stellen und ehrlich mit dem anderen umgehen. …


Die Worte Jesu wirken wie eine Bombe. Sie schlagen voll ein. Sie führen zum Zentrum der Dinge. Nicht die Äußerlichkeiten sind entscheidend, sondern das Herz. Das, was der Mensch wirklich ist und wirklich will. Vor Jesu Worten muss jede Hülle fallen. Da ist es nicht mehr möglich, eine fromme Maske aufzusetzen. …


Jesus stellte seine Jünger vor harte Alternativen. Und in gleicher Weise fragt er auch uns. Wie die ersten Jünger müssen wir Antworten auf diese Fragen finden. Welchen Weg wollen wir gehen: Gottes Weg oder unseren eigenen? …


So war es für Jesus auch selbstverständlich, dass er die Unberührbaren der Gesellschaft annahm und in seine Gemeinschaft aufnahm: die Aussätzigen, die Prostituierten, die ausgegrenzten Zollbeamten. ...

Er berührte die, die keiner berühren wollte. Nicht nur die körperlich Unreinen, die Aussätzigen, ließ er an sich heran. Nein, er ließ es auch zu, dass eine stadtbekannte Prostituierte in ein offizielles Gastmahl eindrang, zu dem ein vornehmer Pharisäer ihn eingeladen hatte, vor ihm niederfiel und hemmungslos weinte. Dann fing sie an, seine Füße, die von ihren Tränen nass geworden waren, mit ihren Haaren zu trocknen.

Er ging in das Haus des Ausbeuters Zachäus. Als Zolleintreiber aus der Chefetage war er auf Kosten der Armen reich geworfen. Das hatte ihm zwar viel Geld und Kontakte mit anderen Reichen eingebracht, aber auch den Hass und die Verachtung der meisten seiner Volksgenossen. Gerade in seinem Haus kehrte Jesus ein, als er nach Jericho kam. …


Jesus war auch radikal anders in seinem Umgang mit Sündern. Auf der einen Seite hat er Sünde nie einfach bagatellisiert oder für unbedeutend gehalten. Auf der anderen Seite aber hatte er ein unendliches Erbarmen mit jedem Menschen, auch mit denen, die offensichtlicher als andere in Sünde gefallen waren.

Besonders eindrücklich ist die bekannte Geschichte, wo Schriftgelehrte und Pharisäer eine Frau zu Jesus brachten, die gerade beim Ehebruch ertappt worden war. Weil Jesus gerade im Tempel vor einer großen Volksmenge lehrte, war die Frage, die sie ihm stellten, sehr brisant: „Nach dem Gesetz soll man Ehebrecher steinigen. Was sagst du, Jesus?“

Mit dieser Fangfrage wollten sie Jesus zwingen, entweder selbst den ersten Stein zu werfen oder sich durch die Weigerung, dies zu tun, selbst als Gesetzesbrecher zu entlarven. Doch Jesus tat keins von beiden. ...

Er richtet sich auf und sagt den Satz, der sofort die Heuchelei aller Ankläger offenbart: „Der von euch, der noch nie etwas Falsches getan hat, etwas, das gegen Gottes Gesetz ist, der soll als Erster einen Stein auf sie werfen!“

Und sein Wort hat eine solche Kraft, dass einer nach dem anderen wortlos fortgeht. Denn das war die radikale Wahrheit. Die Wahrheit, die an die Wurzel geht: Keiner ist ohne Sünde. Und deshalb steht es keinem Menschen zu, über andere zu richten. ... Keiner ist ohne Sünde. Keiner kann den Stab über einem anderen brechen.

Alle brauchen die Vergebung und Erneuerung ihres Lebens. Wie diese Frau, zu der Jesus sagt: „Hat keiner das Urteil an dir vollstreckt? … So verurteile ich dich auch nicht. Geh nach Hause und lebe von nun an nicht mehr gegen Gottes Willen!“

 

Jesus gibt die radikale Analyse der menschlichen Existenz. Und er gibt damit zugleich auch die Möglichkeit zu einer radikalen Veränderung. Nie geht es Jesus um moralischen Firnis oder um den Erhalt des religiösen Status quo. Sondern immer um die radikale Wahrheit.

Radikal werden wie Jesus. Das zeigt sich auf jeder Seite in den Evangelien, den Berichten über das Leben von Jesus. In jedem Gespräch, in jeder Begegnung geht es um diese grundlegende Frage: Was ist Wahrheit?

 

Jesus ist radikal in seinen Worten. In seinen Handlungen. In seiner Zuwendung zu Menschen. Das Feuer, das er angezündet hat, brennt heute noch. Es ist ein verzehrendes Feuer, das alles Unechte, Unehrliche, Halbherzige und Verlogene verbrennt. Und das dann Menschen in Brand setzt, sodass sie selbst radikal werden.

Radikal ehrlich und echt. Offen und entschieden für die Wahrheit. Wer den radikalen Jesus an sich heranlässt, wird selbst radikal. Das ist ein Prozess, der ein Leben lang weitergeht. In dieser Radikalität liegt die Chance zu echtem, unverfälschtem Leben."

Prof. Dr. Dr. theol. Roland Werner und PD Dr. theol. Guido Baltes (1992, Faszination Jesus: Was wir wirklich von Jesus wissen können, Brunnen; 5. Edition 2019)

 

 


"Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!

Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen."

Jesus Christus (Matthäus 7, 13-18)

"Weitgehend unbemerkt von der evangelikalen und kirchlichen Öffentlichkeit nimmt seit einigen Jahren eine Bewegung Konturen an, die reichlich Anlass zum Nachdenken gibt, weil sie ein bezeichnendes Licht auf die kirchliche Gesamtsituation in unsrem Lande wirft. Es ist die Bewegung des „Stillen Rückzugs“ aus Gemeinden und Gemeinschaften. …

Lange Zeit als bloßes Randphänomen unterschätzt, hat diese Bewegung mittlerweile eine Größe erreicht, die guten Gewissens nicht mehr ignoriert werden kann. Mehr und mehr ziehen sich Christen aus Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften und Verbänden zurück, denen sie lange treu angehört haben, aber nun nicht mehr angehören können oder wollen. Jenseits des kirchlich bzw. freikirchlich verfassten Christentums leben sie ihr Christsein in Hausgruppen, Hauskreisen und Hausgemeinschaften.

Was sind die Gründe dafür? Was sind die Hintergründe?


Faktisch ist es so, dass eine wachsende Anzahl von Christen unter grassierender geistlicher Heimatlosigkeit leiden. Sie finden in erreichbarer Nähe vor Ort keine Gemeinde oder Gemeinschaften mehr, der sie sich guten Gewissens zuordnen könnten:

In ihrer Landeskirchlichen Gemeinde werden sie nicht selten mit bibelkritischen, politisierenden bzw. psychologisierenden Predigten konfrontiert, die den Hunger nach klarer biblischer Verkündigung, nach geistlicher Gemeinschaft und biblischer Seelsorge ungestillt lassen. …

In den Gemeinschaften stoßen sie immer wieder auf eher kurzlebige neue Trends in Evangelisation und Gemeindeaufbau, die das Leben der Mitglieder unübersehbar (manchmal auch polarisierend) beherrschen.

Die Folge ist Heimatlosigkeit. Eine wachsende Zahl von Christen schafft es – trotz vorhandenen guten Willens – nicht mehr, in Gemeinden und Gemeinschaften vor Ort Fuß zu fassen."

Pfarrer Rudolf Möckel (2001, "Informationsbrief" Nr. 204/01 der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“)

 


"Die Musik wurde lauter. Die Predigt kürzer. Der Mensch eroberte den Mittelpunkt des Geschehens. Die Lehre wurde angepasst."

Wilfried Plock (März 2004, Gott ist nicht pragmatisch. Wie Zweckmäßigkeitsdenken die Gemeinde zerstört, Christlicher Mediendienst Hünfeld; 1. Edition | 20. Dezember 2011. S. 11)

 

"Wohlfühltempel mit Unterhaltungsprogramm ... benutzerfreundlich, praktisch, lebensnah, modern.

Der Christ ist Kunde hier, denn die Kirchen haben viel von Malls und anderen Errungenschaften des Kapitalismus gelernt. Sie umwerben ihre Besucher mit beträchtlichem Unterhaltungsaufwand,  ausgeklügelter technischer Ausstattung, Rundumangebot für Erfolg im Privatleben und Beruf und einer peppigen Alles-wird-gut-Botschaft."

SPIEGEL spezial (September 2006, „Weltmacht Religion“, Seite 30 f)

Oma

Copyright Thomas Plaßmann

 

 

"Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören; dass sie hin und her von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden."

Amos 8, 11-12

 

"Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und euch ausstoßen und schmähen und verwerfen euren Namen als böse um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tage und springt vor Freude; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn das gleiche haben ihre Väter den Propheten getan."

Jesus Christus (LUKAS / 6. Kapitel, 21-23)


 

"Ansatzweise zeigt sich auch in Europa, was in globaler Perspektive vielfach beobachtet werden kann: Christliches Leben scheint gegenwärtig am augenfälligsten in den von den historischen Kirchen und Denominationen mehr oder weniger unabhängigen Gemeinschaftsgruppen, Gemeinden und Kirchen zu pulsieren."

Dr. Reinhard Hempelmann, seit 2003 Lehrbeauftragter Theologische Fakultät d. Uni Leipzig, 1999-2019 Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW, Berlin).

Hempelmann, R. (2013). Stichwort: Neue freikirchliche Gemeinschaftsbildungen. EZW Materialdienst, Einzelheft 12/2013, S. 477.


"In christlichen Hauskreisen entsteht „eine Religion von unten, die kein kirchliches Angebot ist“. Manche Kreise entwickeln ein eigenes Tauf- oder Abendmahlsverständnis und feiern die Sakramente ohne Beteiligung eines Pfarrers. Das ist das Ergebnis einer Promotionsarbeit … „Die hausgemachte Religion“ … Dekan Richard Reininghaus …

Viele Pfarrer schätzten, dass Hauskreismitglieder oft gleichzeitig auch engagierte Gemeindemitarbeiter seien. Andere gingen auf Distanz, wenn sie merkten, dass ihr Einfluss auf die Hauskreise begrenzt sei. „Manche Pfarrer wollen ihre Macht behalten“, so Reininghaus."

ideaSektrum. (2009, Februar 25). Württemberg: Hauskreise fördern „Religion von unten“.

 


"In den letzten Jahren haben sich [in Deutschland] etwa 2.250 Gemeinden mit etwa 250.000 Mitgliedern gebildet, die sich als völlig unabhängig verstehen, also weder einer Landes- noch einer Freikirche angehören wollen."

ideaSektrum. (2008, Januar 21). Wenn wir doch ehrlicher wären.

"Manche dieser Gemeinden oder dieser Gruppen haben ihren Anfang in einer Kirchengemeinde, in einer evangelischen Kirchengemeinde. Ein Jugendkreis, der plötzlich eine Art Erweckung erlebt und auf einmal sagt, ja wir wollen jetzt aber Kirche so, wie sie im neuen Testament steht, ohne Wenn und Aber - diese Verlockung man könne ganz zurückgehen auf den Anfang.

Dieser Anfang ist sehr gut nachvollziehbar, aber sie kapseln sich dann ab innerhalb der Gemeinde und dann kommt irgendwann der Punkt, wie auch Herr Werth [Jürgen Werth] gesagt hat, dass sie die Vielfalt nicht mehr ertragen, dass sie alles, was die Bibel anders sieht, als falsch betrachten und sich dann abkapseln."

Pfarrerin Annette Kick, Ev. Theologin, 2001-2020 Weltanschauungsbeauftragte der Württembergischen Landeskirche.

Kick, A. (2007, Oktober 7). Hardliner Gottes - die Diskussion. Diskussion mit Meinhard Schmidt-Degenhard über christliche Fundamentalisten in Deutschland. Hessischer Rundfunk, HR Horizonte. [Fernsehsendung].

"Wenn ich … für missionarische Aktivitäten eintrete, dann erlebe ich ja manche, die mir deswegen sagen: Wolfgang Huber ist offenbar evangelikal geworden, weil er für Mission ist. Da haben wir eine ungeheure Verdrehung der Debatte. …

Also wenn da jemand sagt: ich mache mir Sorgen, dass junge Leute in eine andere Gemeinde gehen, weil sie eine andere, eine intensivere, eine fröhlichere Form von Frömmigkeit suchen, dann hat das zwei mögliche Antworten. 
Die eine heißt, ich versuche in meiner eigenen Gemeinde jugendgemäßer Gottesdienste zu feiern. Die andere heißt, es ist gut, wenn es ergänzende Profile in Kirchengemeinden in der Nachbarschaft gibt.

Das einzige was ich nicht für eine kluge Reaktion halte ist, davor Angst zu haben - und zu sagen, ich muss versuchen die jungen Leute bei mir zu halten, auch wenn ich ihnen nichts anzubieten habe. Das funktioniert einfach nicht."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, evangelischer Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2009, März 31). Eine ungeheure Verdrehung der Debatte. Deutschlandradio Kultur. Abgerufen am 13.08.2024, von deutschlandfunkkultur.de/eine-ungeheure-verdrehung-der-debatte-100.html

"Wir nötigen niemandem unseren Glauben auf, aber wir verschweigen ihn auch nicht."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber (05.02.2007, DER SPIEGEL, Nr.6/2007, Seite 17, Hamburg)

 

"Wir erleben derzeit, wie die stets unbequeme, überall aneckende, zu allen Zeiten provokante, unverkäufliche Botschaft Jesu von seinen Nachfolgern umfunktioniert wird zur gefälligen, stromlinienförmig an den Markt angepassten Wellness-Religion. ...

Die Bischöfe gleichen heute den Besitzern eines Dampfers, der im Hafen liegt, schon lange nicht mehr fährt und vermutlich nie wieder fahren wird, weil der Motor kaputt ist. Es gibt eine Crew, die jeden Tag mehr oder weniger eifrig das Schiff putzt, Lecks abdichtet, das Dach streicht und tausend andere Dinge tut, um den alten Kasten zu erhalten, aber niemand aus der Crew kümmert sich um den Motor. Der Versuch, ihn zu reparieren oder auszutauschen, unterbleibt.


Finanziert wird die Mannschaft aus Tradition von jenen vielen Menschen, die ganz woanders arbeiten. Die Mannschaft hofft, ihre Finanziers für ihre Arbeit zu interessieren und in das Schiff zu locken. Diese aber sehen nicht recht ein, warum sie ein Schiff besteigen sollen, das nicht einmal für eine Hafenrundfahrt taugt.

Noch zahlen sie für den alten Kasten, wenn auch mit sinkender Bereitschaft, sinkender Überzeugung und wohl eher aus Gründen der Nostalgie und Tradition, auch aus dem pragmatischen Grund, die besonderen Anlässe des eigenen Lebens -Taufe, Hochzeit, Begräbnis - in den repräsentativen Räumen dieses Museumsschiffs mit dem dort üblichen Zeremoniell feiern zu können, ein teurer Luxus, wenn man die Beiträge addiert, die im Lauf eines Kirchensteuerzahlerlebens zusammenkommen.

Weil die Zahl der Finanziers sinkt und zugleich deren Bereitschaft, diesen Museumsbetrieb weiter zu unterstützen, ist die Crew jetzt mit viel Eifer dabei, das stillgelegte Schiff neu aufzumöbeln, Versammlungsräume herzurichten, einen gastronomischen Service zu bieten, mit Promis, Konzerten, Partys und Events zu locken. Man entwirft auch dauernd neue, modern aussehende, auf unterschiedlichste Zielgruppen abgestimmte Kleinschiffe, Vergnügungsboote, Rettungsboote, baut zuweilen sogar den einen oder anderen Prototypen - fahren tun sie alle nicht.

Sonntags, wenn sich eigentlich alle versammeln sollten, aber die meisten daheim bleiben, erzählt der Pfarrer den Wenigen, die erscheinen, Geschichten aus den Zeiten, in denen das Schiff noch über alle Meere fuhr. Wer aber tatsächlich sein Fernweh stillen will, geht dann realistischerweise doch besser ins Reisebüro.

Einmal aber, in ferner Vergangenheit, muss das Schiff tatsächlich seetüchtig gewesen sein ... das Wissen wäre da. Es müsste nur ausgegraben werden. Und dann bedürfte es nur noch des Willens, das Wissen anzuwenden. Wenige würden genügen, um einen Anfang zu machen. Damals, als alles anfing, hatte einer genügt."

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

 

Nürnberger, C. (2007, September 21). Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (1. Ed.). Rowohlt Berlin.
 

Machen ist wie wollen, nur krasser! Tu's einfach! 

Warum gründest Du zusammen mit Jesus nicht einen Hauskreis? 

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"Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."

Jesus Christus (Matthäus 18,20)

"Ich habe herausgefunden, dass in jeder großen Arbeit Gottes drei verschiedene Stadien erkennbar sind: Erst ist es unmöglich, dann ist es schwierig, dann ist es passiert."

James Hudson Taylor (1832-1905, englischer China-Missionar und Begründer der China-Inland-Mission)

Neuanfang

 

 

 

"Die meisten Menschen spüren die Spannung, die in diesen Zeiten vorherrscht. Sie nehmen die Instabilität wahr – die sich verschiebenden Strömungen, die Polarisierung … aber sie beschäftigen sich nicht weiter damit, um Klarheit zu bekommen.

Etwas liegt in der Luft, etwas scheint bevorzustehen, aber die Welt bemüht sich mit aller Kraft, so zu tun, als sei alles in Ordnung, wie ein Krebspatient, der sich seiner Diagnose nicht stellen will. …


Leugnen bringt keine Heilung, weswegen ich mir mehr Sorgen über das mache, was noch kommt, als über das, was hinter uns liegt. In unserem angegriffenen Zustand stehen uns noch einige der schweren Prüfungen bevor, vor denen Jesus uns gewarnt hat. Denn wir nähern uns dem, was die Bibel als das „Ende der Welt“ bezeichnet (Matthäus 24,3). …


Sorgen Sie für Ihre Seele, indem Sie für diese Situation Worte finden. Tun Sie nicht so, als ob alles in Ordnung wäre. Übrigens finden wir hierfür in den Psalmen ein Vorbild: David und die anderen Verfasser rufen zu Gott und beschreiben ohne jede Beschönigung, was um sie herum oder in ihnen geschieht und wie sie sich dabei fühlen. …


Der Apostel Paulus war darüber tief beunruhigt, als er seinen in Thessalonich lebenden Freunden schrieb: „Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise irreführen! Denn vor dem Tag des Herrn muss es zuerst noch zur großen Auflehnung gegen Gott kommen“ (2. Thessalonicher 2,3).

Bevor die Geschichte ihren Höhepunkt erreicht und Jesus wiederkommt, um alles neu zu machen, wird es eine Art globale Abkehr der Menschen von Gott geben. … Was wir … zu sehen bekommen werden – und was bereits jetzt der Fall ist –, das sind ganz einfach Menschen, die sich in großer Zahl von Gott abwenden. …


Man könnte es auch die Große Geistliche Resignation nennen. Man sieht es daran, dass Christen, darunter auch viele junge Leute, in wachsender Zahl entweder Gott ganz den Rücken kehren oder ihr Christsein durch einen eher universalen Glauben ersetzen. Das Christentum wird mit so vielen intoleranten Bewegungen und einseitigen politischen Ansichten in Verbindung gebracht, dass viele Gläubige sich davon distanzieren wollen und sich eine breitere Auffassung zulegen. „Gott kann in jedem Glauben oder auch in gar keinem gefunden werden.“ Ich kann dieses Anliegen verstehen. Wirklich. …


Diese Entwicklung begann in unseren Gemeinden sehr vereinzelt. Man hörte hier und da von einem bekannten christlichen Leiter oder von einer Person aus unserem eigenen Umfeld, die ihren Glauben hinter sich ließen. In den letzten Jahren geschah dies in größerem Ausmaß. Reife Christen, die sich einst so leidenschaftlich für Christus engagiert hatten, fuhren entweder ihr Leben an die Wand oder sie blieben einfach weg und gaben ihren Glauben auf. …
Das Ganze gewinnt in unserer Gesellschaft immer mehr an Schwung und da wir soziale Wesen sind, können wir davon mitgerissen werden, ohne dass wir selbst eine bewusste Entscheidung getroffen haben. …


Radikal einseitige Meinungen, die im Namen Jesu vorgetragen wurden, brachten viele Menschen dazu, sich vom Glauben ihrer Jugend abzuwenden. Einige suchten sich eine kulturell gefälligere Religion und tauschten die schwierigen Wahrheiten des Christentums gegen etwas ein, mit dem sie sich leichter identifizieren konnten. 
Ich bin der Auffassung, dass wir gerade Zeugen dieser großen Abkehr von Gott werden. Ich möchte aber auch gleich hinzufügen, dass es hierfür keine einfache Erklärung und keine schnelle Lösung gibt. Manche Menschen haben einfach genug vom Glauben. Aber oft hat dies auch mit persönlichem Leid und Enttäuschungen zu tun – weil Gott anscheinend nicht geholfen hat. Er schien nicht zu hören. Das sind die tiefsten Verletzungen des menschlichen Herzens. …


Wir geben Gott auf, weil wir das Gefühl haben, dass er nicht zu uns durchdringt. … Dies wird als ennui bezeichnet, eine geistige Ermüdung, eine Art Melancholie, das Gefühl des "Ich will einfach nicht mehr kämpfen."

Es ist Kierkegaards „Krankheit zum Tode“, womit er meinte: „intensivierter Zweifel, Super-Zweifel, Mega-Zweifel“. … Diese Erschöpfung, die wir empfinden, dieses Nicht jetzt, vielleicht später, das Gefühl, überfordert zu sein, dieses Was soll’s? Wen interessiert das schon? … 


Wenn wir müde und niedergeschlagen sind, wünschen wir uns einfach nur etwas Erleichterung – eine Tüte Chips, eine Flasche Wein, auf der Couch liegen und endlos Serien auf Netflix anschauen. … Wir kommen abends nach Hause, sind total kaputt und ausgezehrt und wollen nur noch „ein Gläschen trinken und abhängen“. Das ist kein Freudentrunk, kein feierlicher Trinkspruch auf einer Hochzeit, kein schönes Abendessen mit Freunden. Es ist die kleine weiße Flagge der Kapitulation. …


Der Prophet Daniel schreibt: „Mir fehlt der Mut, und meine Kehle ist wie zugeschnürt.“ Der Engel, der wie ein Mensch aussah, berührte mich noch einmal und gab mir dadurch Kraft. „Hab keine Angst, denn Gott liebt dich!“, sagte er. „Friede sei mit dir! Sei jetzt stark und mutig!“ Während er mit mir sprach, kehrte meine Kraft zurück. Daniel 10,17-19 …


Gott kann mit unserem Zorn, unserer Enttäuschung und sogar mit unserer Verbitterung umgehen. … Jesus bietet uns seine Kraft an; also sollten wir sie mit beiden Händen ergreifen, solange wir es noch können. …
Es beginnt mit dem, was ich das „ungeteilte Herz“ nenne. … Die Bibel verspricht uns, dass Gott allen zu Hilfe kommt, die ein solches ungeteiltes Herz besitzen: „Unermüdlich behält der HERR die ganze Welt im Blick, um die Menschen zu stärken, die sich von ganzem Herzen auf ihn verlassen“ (2. Chronik 16,9). Gott schenkt die Kraft zum Überwinden all jenen, die ihm ihr Herz voll und ganz anvertraut haben. Darum ist ein ungeteiltes Herz so wichtig. …


Im Sommer 2021 durchlebte ich eine Reihe niederschmetternder Ereignisse. Ich hatte den Eindruck gehabt, dass Gott mir bestimmte Dinge zusagte, die sich dann doch nicht erfüllten, und zwar auf eine Weise, die mir regelrecht das Herz brach. Ich fühlte mich so verraten und verlassen.

In diesem verwundbaren Zustand kam etwas über mich, das wie eine dunkle Wolke war, eine Art erstickender Nebel, der mich dazu drängen wollte, mein Leben mit Gott aufzugeben … eine tiefe Verzweiflung, eine Art Verwüstung von Herz und Seele … eine Art Taubheit des Herzens, eine Armut des Geistes, eine Verödung der Seele. …


Das Schlimmste aber ist, dass sich eine Leere in unserem Leben mit Gott einstellt. Der Glaube fühlt sich flach und dumpf an oder er ist gleich ganz verschwunden. Wir sind enttäuscht von Gott und haben das Gefühl, dass wir gar nicht mehr an ihn glauben. Die Hoffnungslosigkeit infiziert unseren Glauben. … 


Darum müssen wir die übernatürlichen Ressourcen finden, mit denen wir unser Herz vor der Verwüstung schützen, was auch immer deren Ursache ist, und vor der reißenden Strömung, die uns von Gott wegzieht oder uns dazu bringt, unseren Glauben komplett aufzugeben. Denn der Kampf tobt um unser Herz. Immer geht es um unser Herz. …
Die Herrlichkeit Gottes soll unser Herz und unsere Seele erfüllen. Wir dürfen um dieses übernatürliche Geschenk bitten, also tun wir es doch! … Das will Gott für unser ganzes Wesen tun. Wir werden keine Geborgenheit verspüren, solange wir nicht ganz und gar ihm gehören. …
"Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen." Matthäus 11,28 …


Jesu Arme hätten nicht weiter ausgebreitet sein können als bei seinem Tod am Kreuz. Dennoch sollten wir uns von dieser erdrutschartigen Abkoppelungsbewegung nicht mitreißen lassen … Bevor sich noch mehr kostbare Herzen auf die Resignation einlassen, sollten wir klar sagen, dass der christliche Glaube, so wie er uns von Jesus gegeben wurde, kein universalistischer ist: 
„Ich bin der Weg“, antwortete Jesus, „ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.“ Johannes 14,6 Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können. Apostelgeschichte 4,12 … 


An diesem Punkt sollten wir einen Augenblick innehalten und uns klarmachen, worauf wir unsere Hoffnung gesetzt haben … Jesus Christus hat sein Leben eingesetzt, um jedem von uns eine Hoffnung zu geben, die alles übertrifft und in den Schatten stellt, was es je an Hoffnung gegeben hat. … 


Wer ums Überleben kämpft, weiß, dass seine gegenwärtige Situation nur ein Durchgangsstadium ist, das er durchlaufen muss. Er erträgt es mit Geduld und darum ermutigt Jesus uns zum Durchhalten. Das ist nicht meine dauerhafte Realität; es ist nur der gegenwärtige Zustand …

Wir gehen auf eine wundervolle, atemberaubende Wendung der Ereignisse zu! All dies, was wir jetzt erleiden müssen, wird vorübergehen. Bald schon werden wir lachen, feiern und einander unsere Erlebnisse erzählen. Wir werden all das Wunderbare genießen, was der Garten Eden zu bieten hat. Für immer. …

Die Große Rettung steht bevor. Die Welt kann nicht geheilt oder in Ordnung gebracht werden ohne die Rückkehr ihres Königs. Wir sehnen uns voller Schmerzen danach, dass der Garten Eden wiederhergestellt wird. Genau das bedeutet die Wiederkunft Christi. …


Wenn ich merke, dass die Verzweiflung in mir aufsteigt, wenn ich spüre, dass ich traurig oder wütend werde, weil meine Pläne, Eden zu erreichen, fehlschlagen, sollte ich innehalten und mein Herz wieder zu Jesus zurückführen. … Wir wenden uns an ihn und sagen: „Ich entscheide mich für dich. Ich wähle dich, Herr. Du bist mein Leben.“ …
Das ist wahrscheinlich das Schönste, was die menschliche Seele tun kann. Immer und immer wieder, in Tausenden kleiner Entscheidungen wenden wir unseren Blick zurück zu Gott. …

„Ich entscheide mich für dich. Ich liebe dich. Genau hier in meiner Sehnsucht, dass alles wieder gut wird, entscheide ich mich für dich. … Ich nehme all meine Sehnsucht und wähle dich, Gott.“ …


Wir stehen kurz vor der Ziellinie. … Für diejenigen, die Jesus nachfolgen, ist die Ziellinie entweder die Wiederkunft Jesu oder unsere Heimkehr zu ihm. … Es ist ein schmerzliches Sehnen, tief drinnen, das durch nichts anderes gestillt werden kann. … 
Jesus, ich komme zu dir zurück mit meiner Sehnsucht, dass alles wieder gut wird. Ich liebe dich genau hier, mitten im Verlangen meiner Seele, in meinen Wünschen und meinem Schmerz. … 
Ich brauche deine Kraft. … Ich möchte dir nicht den Rücken kehren; ich möchte nicht den Mut verlieren. Ich entscheide mich für dich vor allem anderen. Ich gebe dir meine Treue und meine ungeteilte Liebe. Ich entscheide mich für ein ungeteiltes Herz dir gegenüber, Herr Jesus. …


Ich empfange die Herrlichkeit, von der die Ozeane erfüllt sind … Ich empfange die Herrlichkeit, durch die Christus von den Toten auferweckt wurde! … Ich widerrufe alle Vereinbarungen, die ich mit der Verwüstung getroffen habe, seien sie groß oder klein. Ich wähle dich, Gott. Ich verzichte auf die Abkehr von dir und entscheide mich für dich. Ganz egal, wie ich mich fühle, entscheide ich mich für dich, Herr. Du bist mein Gott und mein Retter."


John Eldredge (1. März 2023, Du machst meine Seele stark: Resilienz - Wege zu neuer Widerstandskraft, Brunnen Verlag GmbH; 1. Edition)


"Es ist wundervoll, wenn ein Herz nach mancherlei Kämpfen zu dem Entschluss kommt:

„Dein sind wir, Dein in Ewigkeit!"

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1966). 365 x ER. Tägliche Andachten. Brunnen Verlag, 2011.

_ Können wir noch einmal neu beginnen?

"Jedes mal, wenn ich sage: "Jesus, das kann ich nicht", sagt er: "Ich weiß, aber ich kann". Jedes mal, wenn ich sage: "Jesus, ich bin nicht fähig", dann sagt er: "Na und? Ich bin fähig." Jedes mal, wenn du sagst: "Jesus, ich bin es nicht", dann sagt Jesus: "Macht gar nichts, ich bin". 

Es kommt ja nicht auf dich an, er kommt auf Jesus an. Und das nächste Mal, wenn du glaubst eine Entschuldigung zu haben, warum Gott dich nicht gebrauchen kann, dann denke an die folgenden Personen, die ich jetzt aufzähle. Ein lieber Freund von mir, Peter Reid - von dem hab ich eine Kopie genommen. 

"Noah hat sich betrunken. Abraham war zu alt. Isaak war ein Tagträumer. Jakob war ein Lügner. Lea war hässlich. Josef wurde misshandelt. Moses war ein Mörder - so wie David und Paulus. Deborah war ein weiblicher Richter. Gideon hatte Angst. Simson hatte sogar lange Haare. Rahab war eine Prostituierte. David war zu jung - übrigens so wie Jeremia und Timotheus. David gab vor geistesgestört zu sein - hatte eine Affäre und rannte weg von seinem Sohn. Elia war ein Selbstmordkandidat. Jeremia war depressiv. Jesaja predigte nackt. Jona rannte weg von Gott und Naomi war eine Witwe. Hiob hat alles verloren. 


Johannes der Täufer aß Heuschrecken. Petrus war jähzornig. Johannes war selbstgerecht. Die Jünger schliefen beim beten. Matthäus war ein Dieb. Simeon war fanatisch. Martha hat sich um alles zersorg. Maria war faul. Maria Magdalena war Dämonenbesessen. Der Junge mit dem Fischen und Brot war unbekannt - bis heute. Die Sameritanerin schlief mit mehreren Männern. Zachäus war zu klein. Paulus war allein stehend. Markus hat aufgegeben. Timotheus hatte ein Magengeschwür und Lazarus war tot.

Was ist deine Entschuldigung? 
Sag mir noch einen Grund, warum Gott dich nicht gebrauchen kann? Gott will und kann dich gebrauchen, nicht weil du so toll bist, sondern weil er dir ein zusätzliches Leben gegeben hat und das ist Christus in dir. Und aus seiner Kraft kannst du leben lernen." 

Hans Peter Royer (13.01.2003, Leiter einer Bergsteigerschule und Direktor des Christlichen Schulungszentrums "Tauernhof" Österreich, Leute, die Jesus brauchen kann, 10. Jugendkonferenz für Weltmission, Stuttgart/Killesberg)

_ "Sollte mir etwas unmöglich sein?"

 

(Jeremia 32,27)

_ "Ich habe dich schon immer geliebt." (Jeremia 31,3)


"Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet."

Jesus Christus (Offenbarung 3, 8)

"Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich" 

Jesus Christus (Lukas 10,16)

_ "Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort."

JESAJA 66, 2

 

_ "Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen."

2.Könige 20,5

_ "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott."

 

Jesaja 43,1-3

 

 

Dann war da noch..  Schlusslichter


"Früher war alles gut, heute ist alles besser.

Es wäre besser, wenn wieder alles gut wäre!"

Heinz Erhardt

"Hast Du was zu sagen Freund, oder hast Du PowerPoint?"

 

Andreas Malessa  (26. August 2007, Pastor, Journalist, Westfälisches Gemeinde-festival "Maximale", Evangelische Kirche von Westfalen, Forum: Aufbruch im Abbruch der Kirche)

"Halten Sie nicht auch manche Aussagen der Bibel für überholt? Und sind nicht viele Passagen für Ihre nichtchristlichen Freunde völlig ungeeignet?

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superzwei.de
 

Harald Schmidt über seine neue Rolle im Tatort (ab 2016 als Chef des neuen Ermittlerteams aus Freiburg):

"Ich glaube, dass die Figur die ich spiele, etwas radikal Neues ist - nämlich ein heterosexueller, katholischer Familienvater. Das gibt es meiner Meinung nach im Tatort derart nicht. Unsere Gesellschaft ist aber reif, sich ein derart radikales Lebenskonzept auch am Sonntagabend anzuschauen."

Harald Schmidt (8. Dezember 2015, ausgebildeter Kirchenmusiker, deutscher Schauspieler, Kabarettist und Schriftsteller, Harald Schmidt im neuen Tatort: Heterosexueller katholischer Familienvater, Das Erste - Nachtmagazin, www.tagesschau.de, Stand 9.12.2015)

Wie viele Christen braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?

Charismatiker: Nur einen. Die Hände hat er schon oben.

Historisch-kritische Fraktion: Unterschiedliche Expertenkommissionen versuchen das genaue Herstellungsdatum der Glühbirne zu datieren, sowie deren Vor- und Entstehungsgeschichte. Bei der Bestimmung des historischen Kontextes, sowie deren situative Einbindung, zeichnen sich erste Spannungen ab. Neuere Forschungsergebnisse müssen abgewartet werden. Bis dahin erklärt man Dunkelheit zum Standard.

Katholiken: Keinen - Kerzen genügen.

Evangelisch: Wir ziehen es vor, weder für noch gegen Glühbirnen Stellung zu nehmen. Wenn Sie aber auf Ihrem eigenen Weg zu einem gelingenden Leben erkannt haben, dass Glühbirnen für Sie hilfreich sind, ist das okay. Ob Ihr Licht hell, schummrig oder völlig ausgebrannt ist - Sie sind von Gott geliebt. Sie können ein helles Licht sein, oder ein anderes, oder keines. Sie sind eingeladen, für den nächsten Sonntagsgottesdienst ein Gedicht zu verfassen oder einen modernen Tanz über ihre Glühbirne zu gestalten. In diesem Gottesdienst werden wir verschiedene Glühbirnentraditionen betrachten.

Lutheraner: Sechs. Eine Frau ersetzt die Glühbirne, während fünf Männer die Beleuchtungsgrundsätze der Kirche erörtern und wie man die Glühbirne anders hätte wechseln können.

Pietisten: Zwei. Einer ruft den Elektriker und einer schildert die Vorzüge der alten Glühbirne.

Calvinisten: Keinen. Das Licht geht zu vorbestimmten Zeiten an und aus.

Baptisten: Mindestens 15. Eine Person, um die Birne auszuwechseln, und drei Komitees, die über den Wechsel befinden und entscheiden, wer den Kartoffelsalat bringt.

Brüdergemeinden: Wir verwenden keine Glühbirnen, weil diese im Neuen Testament offenbar nicht vorkommen.

Mennoniten: Was ist eine Glühbirne?

         

       

"Was macht ein Jude, der wie Robinson auf einer einsamen Insel strandet?  Er baut zwei Synagogen.

Und was sagt der einsame Jude, wenn man ihn nach Jahren endlich findet? Die erste Synagoge ist für mich. Die zweite ist die, in die ich niemals gehen würde."

(30. Mai 2005, Vom Kommen und vom Gehen, www.tagesspiegel.de)


Erzählt der Pastor der Baptistengemeinde in einem kleinen Dorf: "In unserem Dorf gab es zwei Gemeinden: Eine Baptistenkirche und eine Methodistenkirche. Aber dann hat der Wind der Einigkeit über uns geweht, und wir haben uns vereinigt."

"Also gibt es jetzt nur noch eine Kirche in deinem Dorf?" "Nein", sagt der Pastor. "Jetzt gibt es drei: Eine Baptistengemeinde, eine Methodistenkirche und eine Vereinigte."

Schlammismus gegen Anti-Schlammismus

Auf einer Konferenz für Urchristen begegnen sich zwei Männer. Wie sich in ihren Gesprächen herausstellt, waren sie beide blind gewesen und von Jesus sehend gemacht worden.

»Es ist doch großartig«, berichtet der eine: »Jesus nimmt Schlamm, legt ihn auf die blinden Augen, befiehlt sich zu waschen und dadurch verschwindet die Blindheit. Man kann nachher wirklich sehen.«

»Schlamm?« fragt der andere verwundert. »Jesus verwendet zur Heilung von Blindheit doch keinen Schlamm! Er spricht nur ein Wort - und dann kann man sehen.«
»Natürlich verwendet Jesus Schlamm.« »Nein, das ist ganz und gar unmöglich, er verwendet keinen Schlamm!« »Doch, das tut er!«
»Nein, das tut er nicht!« Die Diskussion erhitzt sich. »Ich weiß es doch ganz genau. Ich war blind. Jesus sprach: 'Sei sehend', und jetzt sehe ich.«

»Wenn Jesus bei deiner Heilung keinen Schlamm verwendet hat, dann kannst du gar nicht geheilt worden sein. Du bist immer noch blind. Du meinst nur, dass du sehen kannst. Weil du eine so grundlegende Glaubenslehre - den Schlammismus - verleugnest, will ich mit dir nichts mehr zu tun haben!«

Am Ende der Konferenz bilden sich jetzt zwei »Denominationen« - die Schlammisten und Anti-Schlammisten. Ihre ganze Energie ver(sch)wenden sie bei Versuchen, sich gegenseitig zu überzeugen. Dabei vergessen sie ganz, dass um sie herum viele »Blinde« auf Heilung warten.

Schlammismus kontra Anti-Schlammismus kann leicht zum Schlamassel werden!

Arno Backhaus (1997, Lache, und die Welt lacht mit dir! Schnarche, und du schläfst allein!, Seite 56+57)

 


Ein Mann geht über eine Brücke und sieht dort jemanden, der sich gerade herunterstürzen will.
"Halt!", ruft er, "warum wollen Sie das tun? Es gibt so viel, für das es sich zu leben lohnt!"

"Ach ja?", antwortet der Selbstmörder, "was denn zum Beispiel?"
"Nun ja - sind Sie religiös?"
"Ja"

"Sind Sie Christ?"
"Ja, bin ich."

"Wunderbar! Ich auch! Katholik oder Protestant?"
"Protestant."
"Denken Sie: Ich auch! Welche Kirche?"

"Baptist."
"Halleluja!! Ich bin auch Baptist! Reformierte Baptisten oder Liberale Baptisten?"

"Reformierte Baptisten."
"Ein Bruder! Reformierte Baptisten der alten oder neuen Provenienz?"

"Alte Provenienz"
"O, es ist nicht zu fassen. Was für ein Wunder! Alte Provenienz der Elberfelder oder der Barmender Reformation?"

"Reformierter Baptist Alter Provenienz der Elberfelder Reformation."
"Ich kann es nicht fassen. Ich auch! Gesangbuch von 1856 oder 1877?"

"1877."
Dann spring, Du Ungläubiger!

 

"Immer mehr Dillkreis-Bürger sind besorgt durch die anhaltenden Berichte über radikal fundamentalistische Gruppierungen aus dem kirchlichen und evangelikalen Lager. Gerüchte über waffenfähige Liederbücher lassen Angst und Misstrauen um sich greifen.

Die Behörden reagieren bereits: Einschlägig bekannte Organisationen, wie die Heilsarmee wurden aufgefordert, sich freiwillig zu entwaffnen und ihre paramilitärische Kleidung abzugeben. Es wurden Abgabeplätze für Gulaschkanonen eingerichtet, ausgelegte Gideon-Bibeln auf mögliche Gefahren hin untersucht und Gitarren- und Trompetenkoffer durchleuchtet.

Jungscharen und Kindergottesdienste, die schon lange als subversive Kaderschmieden dieser mutmaßlichen Terroristen bekannt sind, werden schon vom CIA und von ARTE unter die Lupe genommen. Besonders an Sonntagen soll jetzt schärfer kontrolliert werden, wenn Woche für Woche tausende Schläfer in den Gottesdiensten sitzen und auf Aufträge warten.

Die Pastoren wurden aufgefordert, nicht mehr im hiesigen Dialekt, sondern auf Hochdeutsch zu predigen. Die Gefahr, die von diesen Gruppen, die mit Slogans wie „Gott ist der Schöpfer“, „Jesus liebt dich“ und „Liebe deinen Nächsten“ die Weltherrschaft anstreben, ist nicht zu unterschätzen.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Gotteskrieger es nie schaffen werden, unser sinnentleertes Weltbild zu gefährden."

Derek Henrich (2007, gesehen bei Arno Backhaus, https://www.arno-backhaus.de, Leserbrief von Derek Henrich)

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